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#Connectivity & IoT

Warum MVNOs an Bedeutung gewinnen werden

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6 Min.

Dank neuer Mobilfunktechnologien können virtuelle Mobilfunkanbieter, sogenannte MVNOs, eine Reihe innovativer neuer Dienste anbieten. Von denen profitieren sowohl Verbraucherinnen und Verbrauchern als auch die Mobilfunkanbieter selbst.

Der Mobilfunkmarkt wird von drei Arten von Akteuren bestimmt: Mobilfunknetzbetreibern (MNOs), virtuellen Mobilfunknetzbetreibern ohne eigene Infrastruktur (MVNOs) und Anbietern von Infrastruktur ohne eigenes Netz (MVNEs). Die Verbraucherinnen und Verbraucher wissen vielleicht, dass sie ein Konto bei Virgin Mobile oder Xfinity Mobile haben, aber kennen sie auch den Unterschied zwischen diesen Marken und Anbietern wie Orange oder Vodafone?

MVNOs – zu denen sowohl bekannte Marken wie Virgin, 1&1 oder ALDI Talk, aber auch weniger bekannte Namen wie ChampionsMobile gehören – werden auch als Mobilfunkdiscounter bezeichnet. Sie sind kleiner als MNOs, die über starke internationale Netzwerkpartnerschaften, sogenannte Roaming-Partner, verfügen, über die sie häufig sogar bessere Abdeckung anbieten können. Die größten MNOs haben dagegen in vielen Fällen eigene nationale oder internationale Netze.

Die geschäftliche Dynamik zwischen MNOs und MVNOs verändert sich auch mit dem Aufkommen neuer Technologien und Trends – wie 5G, IoT und eSIM – zunehmend. Diese Technologien und Trends bieten wiederum innovative Möglichkeiten, die auch von MVNOs sehr gern genutzt werden, um sich von MNOs zu abzuheben.

Wie MVNOs vom IoT profitieren können

MVNOs agieren in der Welt der Mobilfunknetze oft auch als Quelle der Innovation. Diese Mobilfunkanbieter besitzen keine eigene physische Netzinfrastruktur, sondern leasen deren Nutzung von den etablierten MNOs. Da somit der Druck, in Mobilfunkanlagen zu investieren, viel geringer ist, richten sie ihre Kernstrategie oft darauf aus, unterversorgte Marktnischen zu besetzen und neue Marktanforderungen zu bedienen.

Durch die aufkommenden MVNEs – Wiederverkäufer von Netzwerkinfrastruktur und Mobilfunk-IT-Diensten – kann fast jedes Unternehmen ein MVNO werden. Es gibt heute mehr als 1.400 MVNEs, die auf der ganzen Welt tätig sind. Häufig haben sie Konnektivitätsvereinbarungen mit vielen MNOs und können als neue Anbieter über diese Roaming-Agreements potenziell Kunden auch auf globaler Ebene bedienen.

“Durch die aufkommenden MVNEs kann fast jedes Unternehmen ein MVNO werden“

In der Vergangenheit sind MVNOs mit einer gezielten Strategie vorgegangen und haben beispielsweise spezialisierte Dienste für Migrantengruppen oder datenzentrierte Tarife für jüngere Bevölkerungsgruppen angeboten. Das hat sich nicht geändert, mittlerweile bietet sich aber mit IoT-Systemen und -Technologien eine zusätzliche große Chance. Laut dem Marktforschungsunternehmen Kaleido Intelligence betreuten sogenannte IoT-MVNOs Ende 2019 134 Millionen Anschlüsse, was einem Anstieg von 73 % seit 2017 entspricht.1 Dieses Wachstum liegt um ganze 25 Punkte über dem Wachstum der MNOs selbst, wenn man den chinesischen Markt ausschließt. Kaleido prognostiziert, dass IoT-MVNOs bis 2025 mehr als 650 Millionen Verbindungen unterstützen werden.

Infografik zu IoT-MVNO-Verbindungen

Beim IoT können die Bereitstellung einer sicheren, globalen Konnektivität und die Fähigkeit, die Komplexität für den Kunden zu reduzieren, gar nicht hoch genug eingeschätzt werden. Hier haben die IoT-MVNOs bereits große Fortschritte gemacht. Ihre Bereitschaft, Partnerschaften einzugehen und sich auf die Entwicklung von marktspezifischen Services und Intellectual Property (IP) zu konzentrieren, ist ein entscheidender Teil dieser Strategie. In der Praxis bedeutet dies, dass sie eine Konnektivität anbieten können, die der der meisten MNOs ebenbürtig oder sogar überlegen ist, und gleichzeitig flexible Lösungen liefern können, um spezifische, komplexe Anforderungen von IoT-Kunden, wie z.B. im Transport- und Logistikbereich, zu erfüllen. Zu neuesten Innovationen zählen beispielsweise weltweite Datenflatrates über sogenannte globale SIMs, virtualisierte API-gesteuerte Netzwerkinfrastrukturen sowie die vermehrte Nutzung von eSIM-Technologie.

Skalierbar und flexibel

eSIM und Netzwerkvirtualisierung sind sowohl für MNOs als auch für MVNOs ein wichtiger Bestandteil von IoT-Implementierungen, deren Relevanz in Zukunft noch deutlich zunehmen wird. Die Fähigkeit zu skalieren, ohne an Flexibilität zu verlieren, wird mit dem Aufkommen der 5G-Netze, die eine Million Geräte pro Quadratkilometer unterstützen, immer wichtiger werden: Unterschiedliche Anwendungen, Kostenstrukturen, Sicherheitsanforderungen und gesetzliche Vorschriften forcieren dieses Thema. Daher muss der Zugang zu einer virtualisierten Kerninfrastruktur neben mehreren Präsenzpunkten auf der ganzen Welt eine Schlüsselstrategie für die Zukunft sein – sei es durch Partnerschaften mit MVNEs oder durch die Entwicklung eigener MVNE-Technologie-Stacks. So kann dann auch die optimale Netzwerkperformance unter Berücksichtigung von Budgetbeschränkungen und ROI-Erwartungen bereitgestellt werden.

Infografik zu IoT-MVNO-eSIM-Verbindungen

Damit MVNOs eSIM-Lösungen anbieten können, ist die Zustimmung des Mobilfunknetzbetreibers (MNO) nach wie vor unerlässlich. Während sich die MNOs langsam mit der Idee der eSIM anfreunden, haben sie immer noch Bedenken bezüglich der Sicherheit und der kommerziellen Vereinbarungen. Bisher hat dies ihre Bereitschaft gedämpft, den MVNOs eSIM-Profile zur Verfügung zu stellen und ihnen somit die ideale Möglichkeit zur Unterstützung globaler Single-SIM-Konnektivität zu geben. Diese Herausforderung erfordert nicht nur die Unterstützung von Spezialisten für digitale Sicherheit zum Schutz der MNO-Netze, sondern auch Innovationen auf der kommerziellen Seite, um die Betreiber davon zu überzeugen, dass Partnerschaften für beide Seiten vorteilhaft sein können, selbst wenn ein Teil der Kundenkontrolle verloren geht.

Eine Einnahmemöglichkeit

Kaleido Intelligence geht davon aus, dass sich das Verständnis des enormen Geschäftspotenzials solcher Digitalisierungsstrategien in den nächsten 2 bis 3 Jahren immer mehr durchsetzen wird. Aufgrund der Corona-Pandemie beschleunigen viele Unternehmen ihre Digitalisierungsbestrebungen und ihre IoT-Strategien, um ihre Geschäftskontinuität sicherzustellen und zukünftige Risiken zu reduzieren. Bis 2024 prognostiziert Kaleido Intelligence rund 4,8 Milliarden über Mobilfunk vernetzte IoT-Geräte, wobei 800 Millionen dieser Verbindungen Roaming nutzen werden.2 Die Gesamt- und Roaming-Verbindungen sind ein deutlicher Anstieg der Ende 2019 gemeldeten Anzahl von Verbindungen. Dies wiederum führt zu einem erheblichen Wachstum des IoT-Datenverkehrs und zu erheblichen neuen Umsatzmöglichkeiten. Themen wie permanentes Roaming und vermehrte Netzwerkauslastung werden MNOs dazu veranlassen, sowohl die eSIM als auch die Konzepte der Ökosystempartner zu übernehmen.

  1. “Cellular IoT MVNOs to manage over 650 million connections by 2025,” Kaleido Intelligence, 2020

  2. “Global IoT roaming data traffic to increase by 300% to reach 500PB in 2025,” Kaleido Intelligence, 2020

Veröffentlicht: 04.12.2020

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