Digitales zusammengesetztes Bild einer Person, die ein Smartphone mit grünen Recycling-Symbolen benutzt
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Welche Variante ist nachhaltiger: die eSIM oder die klassische SIM-Karte?

Insights
4 Min.

Als Entwickler der ersten kommerziellen SIM-Karte im Jahr 1991 und als Vorreiter der Embedded-SIM-Technologie (eSIM) hat G+D schon lange vermutet, dass die digitale, programmierbare eSIM die Umwelt weniger belastet als die herkömmliche SIM-Karte aus Plastik. Eine genaue Untersuchung sollte diese Vermutung nun belegen.

G+D hat sich zum Ziel gesetzt, sein Produktportfolio noch nachhaltiger zu gestalten und bis zum Jahr 2040 einen Anteil von 75 % seines Umsatzes mit „grünen“ Produkten zu generieren.

Auch bei den vernetzten Geräten sollten Fortschritte in diese Richtung erzielt werden. Deshalb beauftragte das Unternehmen vor Kurzem das Fraunhofer IZM, ein renommiertes Institut für angewandte und industrielle Auftragsforschung, mit der Durchführung einer unabhängigen Lebenszyklusbewertung, welche die Umweltbelastung der einsetzbaren SIM-Karten mit der von digitalen eSIMs vergleicht, die mittlerweile in mehr als einer Milliarde vernetzten Geräten – vom Smartphone bis zum vernetzten Fahrzeug – integriert sind.1 Aus Gründen der Objektivität wurden die Forschungsergebnisse anschließend von einem externen Gremium geprüft.

Der Vergleich der Umweltauswirkungen dieser beiden Module ist keine einfache Aufgabe. Herstellung, Logistik, verbundene Dienstleistungen und Entsorgung sind je nach Unternehmen sehr unterschiedlich, sodass eine ganze Reihe von Unternehmen über ein breites Ökosystem befragt werden musste.

G+D stellt beispielsweise seine SIM-Karten (welche die eindeutigen Daten zur Identifizierung und Authentifizierung eines Mobilfunkteilnehmers oder einer Mobilfunkteilnehmerin speichern) in seinen modernen Produktionseinrichtungen aus ABS-Kunststoff oder recyceltem PVC her. Danach durchlaufen sie die komplexen Lieferketten der Mobilfunknetzbetreiber. Bei Verwendung der eSIM-Technologie ermöglichen Servicepartner wie G+D die Verwaltung virtueller Profile und ihre Bereitstellung in den Endgeräten.

Die Umweltauswirkungen im Vergleich

Für die Untersuchung der beiden Varianten über den gesamten Lebenszyklus hinweg wurden die Umweltauswirkungen für eine einzelne Nutzerin oder einen einzelnen Nutzer über einen Zeitraum von drei Jahren betrachtet, was der typischen Nutzung eines Smartphones entspricht.

Das Team des Fraunhofer IZM untersuchte die Rohmaterialien und Ressourcen, die bei der Produktion der SIMs verwendet werden, die Transportrouten und die Nutzungsphasen des Produkts von der Registrierung bis zur Entsorgung. Die nach ISO-Standards durchgeführte Lebenszyklusbewertung umfasste auch eine Untersuchung der für die SIM-Funktion notwendigen Komponenten im Endgerät, z. B. das Fach, in das die SIM-Karte eingesetzt wird, die Stromversorgung und die zugehörigen Leiterplattenoberflächen.

Das Ergebnis ist eindeutig: Der Studie zufolge entstehen bei Verwendung einer eSIM über den gesamten Produktlebenszyklus hinweg 46 % weniger CO2-Emissionen als bei der Verwendung einer SIM-Karte: 123 g CO2 eq. gegenüber 229 g CO2.

Vergleich CO2-Emissionen eSIM und SIM

Bei der SIM-Karte entfallen 59 % der Emissionen auf die Herstellung, die restlichen 41 % der Emissionen entstehen durch den Transport, die Nutzung, die Endgeräte-Hardware und die Entsorgung. eSIMs müssen nicht physisch hergestellt oder vertrieben werden, sodass die Materialanforderungen hier viel geringer sind. Aus diesem Grund entfallen nur 2 % der CO2-Emissionen auf die Produktion; die Emissionen für den Transport liegen bei 0 %. Die restlichen 98 % entstehen bei der Installation des eSIM-Chips in das Mobilgerät durch den Originalgerätehersteller (OEM).

Bei anderen Punkten schnitt die eSIM ebenfalls besser ab, beispielsweise bei der Entsorgung am Ende des Lebenszyklus: Eine klassische SIM-Karte produziert dabei 8 g CO2 eq., eine eSIM etwa 1 g CO2 eq.

Vergleich CO2-eSIM- und -SIM-Emissionen Lebenszyklus

„Die Ergebnisse der Studie zeigen das Nachhaltigkeitspotenzial der eSIM als Lösung für die Vernetzung von Geräten“, so David Sanchez, Forschungsmitarbeiter am Fraunhofer IZM. „Besonders durch den Wegfall der physischen Weitergabe und die Reduzierung der erforderlichen Hardware kann mit der eSIM-Lösung ein großer Teil der CO2-Emissionen eingespart werden.“

Anhand der Daten wird zudem deutlich, dass die eSIM eine bisher relativ ungenutzte Option zur Reduzierung der Emissionen ist. Jan Bock, Head of Operations in der G+D Sparte Connectivity und IoT, fasst zusammen: „Die Studie verdeutlicht, welche Bedeutung die eSIM für eine nachhaltige mobile Kommunikation hat. Mit dieser innovativen Technologie können sowohl Mobilfunknetzbetreiber als auch Nutzerinnen und Nutzer ihre CO2-Emissionen erheblich reduzieren.“

“Mit dieser innovativen eSIM-Technologie können sowohl Mobilfunknetzbetreiber als auch Nutzerinnen und Nutzer ihre CO2-Emissionen erheblich reduzieren.“
Jan Bock
Head of Operations in der G+D Sparte Connectivity und IoT

Das Wachstumspotenzial der eSIM

Nach Angaben der Global System for Mobile Communications Association (GSMA) verzeichnet der Markt für eSIM-Lösungen weiterhin ein schnelles Wachstum. Im Juni letzten Jahres boten mehr als 260 Mobilfunkanbieter in 88 Ländern die eSIM-Option für Smartphones an.2

Schätzungen der GSMA zufolge werden bis 2025 850 Millionen Smartphones über eSIM verbunden sein. Bis 2030 wird diese Zahl auf 6,7 Milliarden weltweit steigen. Das entspricht einem Anteil von 76 % aller Smartphone-Verbindungen.

Apple leistet einen entscheidenden Beitrag zu dieser Entwicklung. Mit dem iPhone XR, das 2018 auf den Markt kam, bot das Unternehmen zum ersten Mal die eSIM-Funktion an. Das neue iPhone 14 (das seit September 2022 erhältlich ist) kann jedoch als Wendepunkt betrachtet werden, da es in den USA nur noch eSIM unterstützt und keinen Steckplatz für klassische SIM-Karten mehr besitzt. Man kann davon ausgehen, dass andere Hersteller diesem Beispiel schnell folgen werden. Da eSIMs auch in anderen industriellen Umgebungen eine immer größere Rolle spielen – beispielsweise in vernetzten Fahrzeugen oder Smart Factories –, fällt das Umweltargument nur noch mehr ins Gewicht.

Für das Jahr 2021 wird der Gesamtmarkt für SIM-Karten auf 4,35 Milliarden Stück geschätzt3, eine Menge, die schätzungsweise mehr als 560.000 Tonnen CO2 erzeugt und mehr als 18.000 Tonnen Kunststoff verbraucht4. Wie die Studie von G+D und Fraunhofer IZM zeigt, kann mit der großflächigen Einführung von eSIMs ein bedeutender Teil dieser Umweltbelastung eliminiert werden.

  1. eSIM Market Forecasts, 2021–2025, Juniper Research, 2021

  2. eSIM: market progress, consumer behaviour and adoption to 2030, GSMA, 2022

  3. Global adoption of eSIM technology 2021, Trusted Connectivity Alliance

  4. The eco-friendly SIM card, G+D

Veröffentlicht: 17.02.2023

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