2. Bargeld als öffentliches Gut
Um ein stabiles Bargeld-Ökosystem aufrechtzuerhalten, unterstützen Regierungen weltweit zunehmend das Recht auf Bargeldzahlung und verpflichten Unternehmen per Gesetz, Bargeld zu akzeptieren. Diese Entwicklung spiegelt die wachsenden Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher wider: Im Euroraum halten es 62 % von ihnen inzwischen für „wichtig“ oder „sehr wichtig“, Bargeld als Zahlungsoption zu haben – gegenüber 60 % im Jahr 2022.5
So erklärte etwa die schwedische Zentralbank kürzlich, „dass die Fähigkeit der Öffentlichkeit, in Krisenzeiten und bei erhöhter Alarmbereitschaft zahlen zu können, gestärkt werden muss“. In ihrem Payments Report 2025 heißt es, dass alle Bürgerinnen und Bürger in der Lage sein sollten, Waren – zumindest lebensnotwendige Güter – mit Bargeld oder, falls verfügbar, über andere Offline-Mechanismen zu bezahlen.6
Unsicherheit steigert zweifellos die Nachfrage nach Bargeld. Zahlreiche wissenschaftliche Untersuchungen über Jahrzehnte hinweg belegen, dass gesellschaftliche Instabilität einen regelrechten „Run auf Bargeld“ auslöst. Ob wirtschaftliche Krise, politische Unruhen oder die Bedrohung durch bewaffnete Konflikte – Menschen greifen instinktiv zu Bargeld, wenn die Zukunft unberechenbar erscheint. Die jüngste Vergangenheit mit aufeinanderfolgenden Schocks – von Covid-19 über Konflikte in Osteuropa und dem Nahen Osten bis hin zu internationalen Handelsstreitigkeiten – hat diesen Trend weiter verstärkt.
Als Reaktion auf solche Unsicherheiten raten Regierungen zunehmend dazu, Bargeldreserven zu Hause bereitzuhalten und Bargeld regelmäßig im Alltag zu nutzen, um dessen Verfügbarkeit zu sichern.
So empfahl etwa die Oesterreichische Nationalbank OeNB im Jahr 2023, Haushalte sollten einen Bargeldbetrag in kleinen Stückelungen zurücklegen, der dem Doppelten ihrer wöchentlichen Lebensmittelkosten entspricht.7 Ähnlich riet nach dem NATO-Beitritt Schwedens das Verteidigungsministerium, Bürgerinnen und Bürger sollten mindestens eine Woche Lebenshaltungskosten in bar bereithalten.8
Diese Entwicklungen bringen einen neuen Bildungsbedarf mit sich: Jüngere Generationen, die in einer überwiegend digitalen Welt aufgewachsen sind, müssen wieder an den praktischen Umgang mit Bargeld herangeführt werden – einschließlich des Erkennens echter Banknoten, des Verständnisses physischer Sicherheitsmerkmale und des Wissens über den Wert von Bargeld in Krisensituationen.