Louisenthal gilt als Innovationsstandort. Wie halten Sie das aufrecht?
Wir melden jedes Jahr 40 neue Patente pro 1.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an. Stand heute halten wir 1.878 Einzelpatente. Das erreichen wir, indem wir weltweit die besten Expertinnen und Experten zusammenbringen und sie einzigartige Produkte entwickeln lassen. Natürlich müssen wir unser Know-how auch schützen und dabei helfen uns die Patente. Wir haben einen patentrechtlichen Ausschuss, der sich regelmäßig auf höchster Führungsebene trifft. Im Vordergrund steht jedoch die Leidenschaft – nicht nur für Banknoten, die für Millionen Menschen weltweit relevant sind, sondern auch dafür, gemeinsam etwas Neues zu schaffen.
Wir sind sehr stark mit unserem Standort Louisenthal verwurzelt. Viele unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind bereits in der vierten Generation hier beschäftigt. Es herrscht eine familiäre Atmosphäre, was meiner Meinung nach sehr hilfreich ist.
Zahlen sich all diese Innovationen auch auf unverhoffte Weise aus?
Auf jeden Fall! Wir verfügen über einen Technologie-Stack, der darauf ausgerichtet ist, hochsicheres und hochmodernes Banknotenpapier herzustellen. Kleine Teile dieses Stacks – also spezifische Technologien, die wir für unsere Bedürfnisse optimiert haben – lassen sich herauslösen und bieten Lösungen für andere Branchen und Kontexte.
An dieser Stelle kommt unser zweiter Produktions- und Technologiestandort im sächsischen Königstein ins Spiel. Auch hier haben wir ein engagiertes Team von Chemikerinnen, Papieringenieuren sowie Produktionsexpertinnen und -experten, die spannende Ideen haben und Lösungen auf Weltklasseniveau liefern.
Ein Beispiel für eine solche Innovation ist ein Baumwollsubstrat, dem wir fluoreszierende Fasern beimischen. In dieses Substrat kann ein Faden eingebettet werden, ein metallisches Element, das in den Schichten des Baumwollsubstrats fixiert ist. Das wird für die Herstellung von Banknoten benötigt. Was aber, wenn man diese fluoreszierenden Fasern durch Kohlenstofffasern ersetzt? Und was passiert, wenn man den optischen Sicherheitsfaden durch einen Kupferfaden ersetzt? Das Ergebnis ist ein Element, das mit leitfähigen Fasern gefüllt ist. Unter Spannung erhitzt es sich. Einer unserer Geschäftspartner stellt Deckenverkleidungen her. Kombiniert man das beschriebene Material damit, lässt sich Raumwärme erzeugen.
Wir haben andere Beispiele, wo wir gedacht haben: Was gibt es noch für Probleme, für die wir hier eine Lösung haben? Wir bringen Menschen mit unterschiedlichen Hintergründen und Fähigkeiten zusammen und geben ihnen die Freiheit, über den Tellerrand zu schauen und kreativ zu sein. Und wir stellen ihnen dafür modernste Einrichtungen und Ressourcen zur Verfügung.
Ich sage immer zu meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in der Forschung und Entwicklung: „80 % deiner Arbeit sollten das sein, was man von dir erwartet. 15 % sollten Aufsehen erregen. Bei 5 % deiner Arbeit sollen die Leute fragen: ,Was zum Teufel machst du da? Was soll das?‘“
Denn das ist der Punkt, an dem es wirklich kreativ wird.