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CBDC: Warum es Zeit ist, zu handeln

Report
7 Min.

Zentralbanken stehen bei der Entwicklung von CBDCs an einem entscheidenden Punkt. Ein neuer Bericht des OMFIF Digital Monetary Institute und von G+D offenbart, dass technische Barrieren für CBDCs schwinden und die Implementierung in den Fokus rückt. Währungssouveränität und finanzielle Inklusion sind die zentralen Antriebskräfte für Zentralbanken.

Die digitale Zahlungslandschaft entwickelt sich – angetrieben von Innovationen des Privatsektors – immer rasanter. Folglich muss sich auch die öffentliche Währung weiterentwickeln, um ihre Relevanz in der digitalen Welt zu bewahren. CBDCs bieten Zentralbanken die Möglichkeit, die staatlich gestützte Währung zu stärken und dabei gleichzeitig Vertrauen, Stabilität und Zugänglichkeit der digitalen Wirtschaft zu fördern.

Der neue Bericht „CBDCs: It’s time for action“, herausgegeben vom OMFIF Digital Monetary Institute in Kooperation mit G+D, erläutert die Gründe, warum Zentralbanken die Einführung von CBDCs beschleunigen sollten.

Der Bericht stützt sich auf Erkenntnisse einer globalen Umfrage und detaillierte Interviews mit fünf führenden CBDC-Experten von Zentralbanken. Er zieht eine Bilanz des aktuellen Entwicklungsstands bei CBDCs, identifiziert bestehende Hindernisse für deren Implementierung und gibt Anlass zur Vermutung, dass die Einführung von CBDCs bald Wirklichkeit werden könnte. 

„Es ist an der Zeit, den entscheidenden Schritt zu machen und mit CBDCs ein öffentliches digitales Zahlungsökosystem zu etablieren“, erklärt Dr. Wolfram Seidemann, Geschäftsführer von G+D Currency Technology. „CBDCs bieten erhebliches Potenzial zur Förderung der digitalen Wirtschaft. Durch die Bereitstellung einer öffentlichen Infrastruktur können Zentralbanken den Weg für innovative Finanzprodukte und -dienstleistungen ebnen und gleichzeitig die Fragmentierung im Finanzsystem verringern.“

Spotlight wirft einen Blick auf einige der wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bericht:

Marktverkäuferin akzeptiert eine digitale Zahlung von einem Kunden beim Kauf von Früchten.

Steigendes Interesse an digitalen Zentralbankwährungen

Obwohl einige Zentralbanken weiterhin Zurückhaltung bei der Einführung von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) zeigen, geht der allgemeine Trend in Richtung Einführung. Dem Bericht zufolge gehen 34 % der Zentralbanken davon aus, dass sie innerhalb der nächsten drei bis fünf Jahre eine CBDC herausgeben werden – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 26 % im Vorjahr. Darüber hinaus hat sich der Anteil der Zentralbanken, die eine Einführung innerhalb von ein bis zwei Jahren planen, auf 12 % verdoppelt.

Für diejenigen Institutionen, die derzeit keine Pläne zur Einführung einer CBDC haben, bleibt die Situation weitgehend unverändert, doch einige geben an, dass sie die Entwicklungen sorgfältig beobachten, was auf eine mögliche Änderung ihrer Haltung in naher Zukunft hindeutet. Gleichzeitig hat ein Drittel der Zentralbanken die Ausgabe verzögert und dies unter anderem mit der Gesetzgebung und unvorhergesehenen wirtschaftlichen Herausforderungen begründet. Die politische Unterstützung spielt weiterhin eine entscheidende Rolle bei der Schaffung der nötigen regulatorischen Rahmenbedingungen.

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Es ist an der Zeit, den entscheidenden Schritt zu machen und mit CBDCs ein öffentliches digitales Zahlungsökosystem zu etablieren.

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Dr. Wolfram Seidemann
Geschäftsführer G+D Currency Technology

Die Beweggründe für die Einführung einer digitalen Zentralbankwährung sind je nach Region unterschiedlich. In den Industrieländern werden CBDCs in erster Linie als Möglichkeit zur Wahrung der Währungssouveränität angesehen, als Reaktion auf die zunehmende Dominanz kommerzieller digitaler Zahlungsmethoden. In Schwellenländern hingegen steht die finanzielle Inklusion im Vordergrund. CBDCs sollen Bevölkerungsgruppen, die bisher keinen Zugang zu Bankdienstleistungen haben, die Möglichkeit zur Nutzung eines sicheren digitalen Zahlungsmittels bieten.

Trotz des allgemeinen Optimismus besteht insbesondere in Schwellenländern die Befürchtung einer geringen Akzeptanz von CBDCs in der Bevölkerung. 56 % der Zentralbanken in diesen Ländern betrachten dieses Thema als eine erhebliche Herausforderung. Es werden bereits gezielte Anstrengungen unternommen, um dieses Risiko zu minimieren. Fabio Araujo, leitender Berater bei der Banco Central do Brasil, erklärte, dass die brasilianische Zentralbank den Markt aktiv einbindet, um die Plattformreife zu unterstützen. Wijitleka Marome von der Bank of Thailand unterstrich die Notwendigkeit gründlicher Vorbereitungen und eines tiefgehenden Verständnisses der Risiken, die mit der Einführung verbunden sind.

Technologische Barrieren sind überwunden

In den vergangenen Jahren standen die zahlreichen technologischen Herausforderungen, die mit der Entwicklung und Implementierung von CBDCs einhergehen, im Mittelpunkt vieler Diskussionen. Die zentrale Frage dabei lautete oft: Ist das umsetzbar?

Der aktuelle Bericht signalisiert, dass die Frage nach der Umsetzbarkeit von CBDCs nun mit einem „Ja“ beantwortet werden kann. Die Zufriedenheit mit dem technologischen Fortschritt hat sich 2024 in drei entscheidenden Bereichen signifikant erhöht: bei der Interoperabilität sind es 38 % (gegenüber 12 % im Jahr 2023), bei der Cybersicherheit 35 % (gegenüber 12 % im Jahr 2023) und bei den Offline-Zahlungen 20 % (gegenüber 0 % im Jahr 2023).

Die Entwicklung von CBDCs hat bemerkenswerte Fortschritte in Bereichen erzielt, die früher als erhebliche Hindernisse galten. Das ermöglicht eine Neuausrichtung der Schwerpunkte. In dem Bewusstsein, eine sichere und stabile CBDC-Infrastruktur gewährleisten zu können, richtet sich die Aufmerksamkeit der Zentralbanken nun auf die Verbesserung der Benutzererfahrung und die Steigerung der Akzeptanz. 

Die Anzahl der Befragten, die die Benutzererfahrung als größte Herausforderung ansehen, hat sich mit 27 % mehr als verdoppelt. Dieser Anstieg bedeutet jedoch nicht, dass der Schwierigkeitsgrad gestiegen ist, sondern reflektiert die Verschiebung der Prioritäten, da die Zentralbanken sich der Implementierungsphase nähern. Natürlich streben Zentralbanken danach, mit CBDCs ein nahtloses Nutzererlebnis zu gewährleisten, um so deren Akzeptanz zu fördern.

Obwohl das Vertrauen in die Fähigkeit zur Gewährleistung von Cybersicherheit wächst, bleibt dieser Punkt ein Hauptanliegen in den entwickelten Märkten. Die Einführung von CBDCs als Bestandteil der digitalen Infrastruktur macht sie auch zu einem Ziel für Cyberangriffe. Sicherheitsbedrohungen entwickeln sich kontinuierlich weiter, was eine ständige Überwachung und Anpassung von Sicherheitsprotokollen erfordert. Darüber hinaus spielt auch eine klare und effektive Kommunikation eine entscheidende Rolle dabei, das Sicherheitsbewusstsein der Benutzerinnen und Benutzer zu stärken und somit einen zusätzlichen Schutzmechanismus zu schaffen.

Eine Herausforderung ist die potenzielle Bedrohung durch Quantencomputer und die damit verbundene Umstellung auf Post-Quanten-Kryptografie. Ein Problem, dem sich nicht nur Zentralbanken, sondern alle Betreiber digitaler Systeme stellen müssen.

Die Gewährleistung der Interoperabilität stellt eine weitere Aufgabe dar, da CBDCs nahtlos mit bestehenden Zahlungssystemen funktionieren müssen. Bei grenzüberschreitenden Transaktionen betrachten derzeit 47 % der befragten Zentralbanken die Vernetzung von Instant-Payment-Systemen (IPS) als die vielversprechendste Option. Obwohl diese Systeme in Ländern wie Brasilien und Indien national erfolgreich sind, ist ihr Potenzial als effektive grenzüberschreitende Lösung begrenzt. IPS basieren häufig auf vorfinanzierten Konten, was die Liquidität einschränken und die Transaktionskosten erhöhen kann, besonders bei weniger liquiden Währungspaaren. Zudem erfordert die Teilnahme an IPS in der Regel eine vollständige Banklizenz.

CBDCs bieten eine vielversprechende Lösung: Sie ermöglichen eine breitere Teilnahme, verringern Liquiditätsengpässe und erlauben die Integration zusätzlicher Funktionen. Bei der Bewertung verschiedener Optionen zeichnet sich ab, dass CBDCs auf lange Sicht eindeutig die bessere Wahl sind.

Hand hält ein Smartphone mit „CBDC“-Anzeige vor einer beleuchteten Bankfassade bei Nacht.

Offline-Zahlungen als Motor für finanzielle Inklusion

Die Förderung finanzieller Inklusion ist der Hauptantrieb für die Einführung von CBDCs in Schwellenländern, wie 44 % der Befragten angeben (im Vergleich zu 0 % in Industrieländern). 

CBDCs bieten eine Möglichkeit, die digitale Kluft für Millionen von Menschen zu überbrücken, die entweder keinen oder nur eingeschränkten Zugang zu Bankdienstleistungen haben. Dies gilt auch für Regionen ohne verlässlichen Internetzugang dank innovativer technologischer Entwicklungen in der Offline-Zahlungsfunktionalität, die noch vor einem Jahr als große technische Hürde wahrgenommen wurde. Im Unterschied zu mobilen Geldbörsen oder herkömmlichen kartenbasierten Transaktionen, die eine ständige Internetverbindung voraussetzen, benötigen CBDCs dies nicht, sondern bieten ein bargeldähnliches digitales Zahlungserlebnis.

Die Bank of Ghana hat im Rahmen ihres eCedi-Pilotprojekts1 die Machbarkeit von Offline-Zahlungen getestet. Die Offline-Funktionalität stand im Vordergrund, um ländlichen und nicht ans Netz angeschlossenen Gemeinden, die traditionell von digitalen Zahlungssystemen ausgeschlossen waren, den Zugang zu Finanzdienstleistungen zu ermöglichen. 

Das Pilotprojekt hat eindrucksvoll den Nutzen einer Offline-CBDC unter Verwendung der G+D-CBDC-Lösung Filia® aufgezeigt. Dabei berichteten sowohl Endanwenderinnen und -anwender als auch Händlerinnen und Händler von durchweg positiven Erfahrungen.

Neben der Förderung finanzieller Inklusion können Offline-CBDCs auch die operative Resilienz stärken. Sie bieten Ausfallsicherheit bei IT-Ausfällen, Naturkatastrophen oder Cyberangriffen. Die Fähigkeit von CBDCs, unabhängig von Netzwerkverbindungen zu funktionieren, stellt einen deutlichen Vorteil gegenüber aktuellen privaten Zahlungsmethoden dar. Diese Widerstandsfähigkeit stärkt das Vertrauen in öffentliche Zahlungsmittel und unterstützt die Argumentation für die Einführung von CBDCs.

Facts & figures

0 %

der Zentralbanken erwarten, innerhalb von 3–5 Jahren eine CBDC einzuführen

0 %

der Schwellenländer priorisieren die finanzielle Inklusion

0 %

der Industrieländer priorisieren die geldpolitische Souveränität

0 %

der Zentralbanken betrachten Datenschutz als ein zentrales Thema bei der Gestaltung einer CBDC

Sicherung der geldpolitischen Souveränität

Trotz der Bedeutung von Zentralbankgeld im globalen Zahlungssystem könnte die rückläufige Verwendung von Bargeld zugunsten digitaler Zahlungsmethoden zu einer Fragmentierung des Währungssystems, einer geringeren Stabilität und Risiken für die Nutzerinnen und Nutzer führen. Daher setzen 50 % der Zentralbanken in entwickelten Märkten auf die Einführung von digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs). Sie sehen in ihnen ein Instrument, um die Integrität des Finanzsystems zu schützen und die Währungssouveränität zu sichern.

Ohne proaktives Handeln der Zentralbanken könnte der digitale Zahlungsverkehr vollständig unter die Kontrolle privater Unternehmen geraten, deren Hauptinteressen vorrangig kommerzieller statt öffentlicher Natur sind. Trotz bestehender regulatorischer Unsicherheiten und ihrer Volatilität finden private digitale Währungen, einschließlich Stablecoins und Krypto-Assets, allmählich ihren Weg in den Zahlungsverkehr.

Noch sind Stablecoins nicht weit verbreitet, gewinnen aber als Brücke zwischen Kryptowährungen und öffentlichem Geld zunehmend an Bedeutung. Ohne öffentliche Alternative könnte diese Verschiebung die Zahlungslandschaft grundlegend verändern und Risiken für die Währungsstabilität und für die gesamtwirtschaftliche Lage nach sich ziehen.

CBDCs stellen ein wertvolles Gegengewicht dar, indem sie eine sicherere, interoperable und inklusive digitale Zahlungsoption bieten. Statt Marktentwicklungen zu hemmen, würden CBDCs eine komplementäre Funktion einnehmen und als Katalysator für Innovationen im Privatsektor fungieren und den Wettbewerb fördern.

Auf diese Weise erfüllen Zentralbanken ihr Mandat, das Finanzsystem zu schützen, und gestalten gleichzeitig die Zukunft des digitalen Zahlungsverkehrs aktiv mit. Um diese Rolle effektiv ausfüllen zu können, muss jedoch auch eines der anspruchsvollsten Themen im Zusammenhang mit CBDCs gelöst werden – der Datenschutz.

Dem Bericht zufolge betrachten 82 % der Zentralbanken den Datenschutz als einen Schlüsselfaktor. Dr. Alexandra Hachmeister, Leiterin des Zentralbereichs Digitaler Euro bei der Deutschen Bundesbank, betont, dass die Branche vor einem „großen und anspruchsvollen Kommunikationsproblem“ steht, wenn es darum geht, die öffentlichen Bedenken zum Thema Datenschutz auszuräumen. Den Bürgerinnen und Bürgern muss klar und verständlich vermittelt werden, dass die Zentralbanken weder Zugriff auf Benutzerdaten erhalten noch diese Daten für kommerzielle Zwecke oder Überwachungsmaßnahmen nutzen werden.

Mit einer näherrückenden Implementierung steigt die Bedeutung einer engen Kooperation zwischen dem öffentlichen und dem privaten Sektor für eine erfolgreiche Einführung. CBDCs müssen sich nahtlos in die digitale Wirtschaft einfügen, um sowohl Stabilität als auch Innovation zu fördern. Ein Modell, bei dem Zentralbanken CBDCs als eine gemeinsame öffentliche Infrastruktur bereitstellen, während der Privatsektor, darauf aufbauend, innovative Finanzprodukte entwickelt, wird zur Schaffung eines interoperablen, inklusiven und effizienten digitalen Ökosystems beitragen.

Hier können Sie den vollständigen Report herunterladen.

Key Takeaways

  • CBDCs stellen eine treibende Kraft für die digitale Wirtschaft dar. Als öffentliche Infrastruktur fördern sie Innovationen und reduzieren gleichzeitig die Fragmentierung des Finanzsystems.
  • Mit wachsendem Vertrauen in die Realisierbarkeit von CBDCs richten Zentralbanken ihr Augenmerk verstärkt auf die Optimierung der Benutzererfahrung und die Förderung der Akzeptanz.
  • Die Gründe für eine Einführung von CBDCs variieren je nach Markt: In entwickelten Volkswirtschaften steht die geldpolitische Souveränität im Mittelpunkt, während in Schwellenländern die finanzielle Inklusion eine vorrangige Rolle spielt.
  1. The eCedi Report, Bank of Ghana, 2024

Veröffentlicht: 27.03.2025

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