Eine Frau bezahlt ihren Einkauf digital mit ihrem Smartphone und demonstriert so mobiles Bezahlen
#Digital Currency Ecosystem

CBDCs im täglichen Zahlungsverkehr

Trends
8 Min.

CBDCs für die Allgemeinheit werden nur dann erfolgreich sein, wenn sie am Point of Sale funktionieren. Zum Glück ist ihre Einbindung einfacher, als viele erwarten: Sie bauen auf heutiger Infrastruktur auf und bringen sowohl für den Handel als auch für Verbraucherinnen und Verbraucher nur wenige Änderungen mit sich.

Jeden Tag durchlaufen Milliarden von Transaktionen weltweit die Point of Sale (POS)-Systeme. Im Jahr 20241 wurden laut Daten von Capital One Shopping schätzungsweise allein 2,17 Milliarden Kreditkartenzahlungen täglich abgewickelt. Addiert man Debitkarten-, Mobile-Wallet- und Bargeldtransaktionen hinzu, steigt die Zahl auf geschätzte drei bis vier Milliarden Zahlungen pro Tag weltweit.

Die Infrastruktur für POS-Zahlungen wächst dabei rasant. Im Euroraum stieg die Zahl der POS-Terminals 2023 um 13,3 % auf 19,9 Millionen Geräte, von denen 83 % kontaktloses Bezahlen akzeptierten2. Dieser Fakt spiegelt eine allgemeine Veränderung des Verbraucherverhaltens hin zu bequemeren Zahlungserlebnissen wider – immer mehr Kundinnen und Kunden nutzen mobile Wallets an der Kasse. Genau für dieses Umfeld sind Retail-CBDCs (digitale Zentralbankwährungen) konzipiert – und die damit verbundene Chance liegt auf der Hand: staatliches digitales Geld für den Alltag nutzbar zu machen.

„Zentralbanken haben bewiesen, dass CBDCs technisch funktionieren. Jetzt müssen sie das Problem der Nutzerakzeptanz lösen“, sagt Lars Hupel, Chief Evangelist CBDC bei G+D. „Wenn CBDC-Wallets zur bevorzugten Methode für Kundinnen und Kunden werden sollen, um zu bezahlen, und für den Handel, um Zahlungen zu akzeptieren, ist der Point of Sale der logische Ausgangspunkt. Wenn Menschen CBDCs dort, wo sie tatsächlich einkaufen und bezahlen, nicht nutzen können, werden sie sie überhaupt nicht verwenden.“

Die Geschichte zeigt, dass die Einführung neuer Zahlungsmethoden von kommerziellen Anreizen auf Händlerseite abhängt. Als zum Beispiel der chinesische Tourismus in Deutschland zunahm, führten Händlerinnen und Händler schnell das chinesische Kreditkartensystem UnionPay als Zahlungsoption ein – aus rein geschäftlichem Interesse: Wer UnionPay nicht akzeptiert, dem entgeht der Umsatz mit chinesischen Besucherinnen und Besuchern. Die Nachfrage der Verbraucherinnen und Verbraucher bestimmte hier die geschäftliche Notwendigkeit.

Im Fall von CBDC ist die Situation jedoch anders: Wie überzeugt man Kundinnen und Kunden, diese neue Zahlungsmethode anzunehmen? Die Antwort beginnt bei der Akzeptanz durch den Handel.

Wenn CBDC-Wallets zur bevorzugten Methode für Kundinnen und Kunden werden sollen, um zu bezahlen, und für den Handel, um Zahlungen zu akzeptieren, ist der Point of Sale der logische Ausgangspunkt.

Lars Hupel
Chief Evangelist CBDC bei G+D

Das Geschäftsmodell für Retail-CBDCs

Betrachten wir ein alltägliches Szenario: Eine Geschäftsreisende landet am Flughafen, nimmt ein Taxi zum Hotel und möchte bei dem Fahrer mit Karte bezahlen, da sie kein Bargeld dabeihat. Der Fahrer lächelt höflich und holt das Kartenlesegerät hervor. Zwar nimmt er die Zahlung gerne an, aber lieber wäre ihm Bargeld – nicht aus steuerlichen Gründen, sondern weil der Betrag (abzüglich der Kartengebühren) erst nach ein paar Tagen auf seinem Konto eingeht. Das bedeutet, dass er den Fahrpreis nicht sofort für den nächsten Tankstopp verwenden kann und eigenes Geld vorstrecken muss.

Dieses Problem kennen viele Kleinunternehmen, deren Existenz vom täglichen Cashflow abhängt. Hier könnte eine CBDC das Leben nicht nur von Taxifahrerinnen und -fahrern, sondern auch von anderen Dienstleistenden, Händlerinnen und Händlern deutlich erleichtern, etwa durch:

  • sofortige Abwicklung: Im Gegensatz zu herkömmlichen Kartenzahlungen werden CBDC-Transaktionen in Sekundenschnelle abgewickelt – das Geld landet sofort in der Wallet der Fahrerin bzw. des Fahrers und kann unmittelbar weiterverwendet werden.
  • geringere Gebühren: Durch die reduzierte Abhängigkeit von internationalen Zahlungsanbietern verliert die Fahrerin oder der Fahrer weniger Einnahmen durch Transaktionsgebühren, was über das Jahr zu erheblichen Einsparungen führt.
  • kein Kontrahentenrisiko: Eine CBDC ist eine direkte Forderung an die Zentralbank – Händlerinnen und Händler sind somit keinem Kreditrisiko eines privaten Zahlungsdienstleisters ausgesetzt. Das empfangene Geld ist also so sicher wie Bargeld.

Darin besteht einer der größten Vorzüge einer CBDC: Sie ist wie Bargeld – nur digital. Und wie Bargeld bietet sie noch einen weiteren Pluspunkt gegenüber bestehenden digitalen Zahlungsmethoden: Offline-Funktionalität. 

Eine Frau tätigt mit ihrem Smartphone eine Zahlung und steht an einem mobilen Kaffeestand

Digitales Bargeld, das überall und jederzeit funktioniert

Die Dual-Offline-Funktionalität ermöglicht es zwei Geräten (zum Beispiel des Kunden bzw. der Kundin und des Händlers oder der Händlerin), Geldbeträge direkt auszutauschen, auch ohne Internetverbindung – mit sofortiger, bargeldähnlicher Endgültigkeit. Anders als stufenweise Offline-Zahlungen, die jetzt genehmigt, aber später abgewickelt werden, wird eine CBDC sofort von Gerät zu Gerät am Point of Sale übertragen. Für den Taxifahrer aus unserem Beispiel bedeutet das: Er kann sofort mit diesem Geld nachtanken, selbst wenn er außerhalb des Netzabdeckungsgebiets unterwegs ist.

Für den Handel stärkt diese Funktion die Betriebssicherheit und sichert den Umsatz – insbesondere in Regionen, die häufig von Naturkatastrophen oder Netzproblemen betroffen sind. Verbraucherinnen und Verbraucher profitieren, da sie selbst während eines Blackouts oder in Notlagen erforderliche Einkäufe tätigen können.

Darüber hinaus fördert eine Offline-CBDC die finanzielle Inklusion, da sie Hürden beseitigt, die bislang Millionen Menschen vom digitalen Zahlungsverkehr ausgeschlossen haben. Weder ein Bankkonto noch eine stabile Verbindung sind erforderlich, um digitale Zahlungen zu tätigen.

Selbst in Märkten, in denen Verbraucherinnen und Verbraucher bereits viele Zahlungsoptionen haben, ist eine CBDC eine sinnvolle Ergänzung – als datenschutzfreundliche, bargeldähnliche Option innerhalb der gewohnten Tap- oder Scan-Erfahrung. 

Glücklicherweise ist die Implementierung einer CBDC am Point of Sale viel einfacher und kostengünstiger, als viele annehmen. Der Erfolg hängt letztlich von praktischen Faktoren ab.

CBDC an den Point of Sale bringen

Der wichtigste Erfolgsfaktor bei der Einführung ist, dass CBDC-Zahlungen so intuitiv wie jede andere Zahlungsmethode sein müssen – es darf keine Reibungsverluste für Endnutzerinnen und Endnutzer geben. Wie das konkret aussieht, variiert regional: In kartenorientierten Märkten wie Europa sollte eine CBDC über vertraute kontaktlose Schnittstellen (physische Karte oder digitale Wallet) funktionieren. In asiatischen Märkten, in denen QR-Codes dominieren, sollte eine CBDC in bestehende QR-Zahlungssysteme integriert werden.

Dasselbe Prinzip gilt für den Handel: Je geringer der Aufwand, desto höher die Akzeptanz. Eine Studie der Bank of England zeigte, dass CBDC-Zahlungen über bestehende POS-Terminals akzeptiert werden können3 – mit geringen Software-Anpassungen („Kernels“). Alternativ können auch Smartphones als Empfangsgeräte dienen, was insbesondere kleinen Unternehmen den Einstieg erleichtert.

Eine Frau kauft Obst und Gemüse an einem Marktstand im Freien und übergibt dem Verkäufer Bargeld

Standards: Aufbau auf bewährten Grundlagen

Natürlich muss jede CBDC mit Branchenstandards kompatibel sein, um die globale Interoperabilität zu erreichen, die Anbieter wie Visa oder Mastercard bieten. Laut der Bank-of-England-Studie können CBDCs in gewissem Maß auf bestehende EMV®-Standards (Europay, Mastercard, Visa) zurückgreifen und als zusätzliche Programmkennung neben bestehenden Zahlungswegen eingeführt werden – zumindest für Online-Transaktionen. Dadurch können Händlerinnen und Händler CBDC-Zahlungen annehmen, ohne eine völlig neue Infrastruktur aufbauen zu müssen.

Im Bereich der Offline-Zahlungen ist die Situation komplexer. Es gibt derzeit keine einheitlichen Standards für Peer-to-Peer-Transaktionen im Offline-Betrieb. Das liegt daran, dass Zentralbanken weltweit ihre CBDCs unabhängig entwickeln und die Offline-Funktionalität stark von den jeweiligen Systemdesigns abhängt.

„Offline-Funktionalität ist eines der überzeugendsten Unterscheidungsmerkmale von CBDCs, aber die derzeitige Fragmentierung bremst ihr Potenzial“, sagt Lars Hupel. „Wenn mehr Zentralbanken CBDCs einführen und reale Erfahrungen mit Offline-Technologie sammeln, haben wir die Chance, gemeinsame Standards zu entwickeln, die eine größere Interoperabilität ermöglichen, sobald das Ökosystem reift.“

Der Weg nach vorn

Nach Jahren der Entwicklung und Diskussion werden CBDCs Wirklichkeit. Die Infrastruktur steht, das Geschäftsmodell ist klar und der Wunsch nach nahtlosen Transaktionen ist stärker denn je. Der Point of Sale ist der natürliche Ort, um CBDC-Zahlungen einzubinden – und der Weg zur Integration ist weitaus einfacher, als viele denken.

Jetzt kommt es auf die Umsetzung an – darauf, die technische Machbarkeit in Händler- und Nutzerakzeptanz zu verwandeln, mit einem Zahlungserlebnis, das bargeldähnliche Zuverlässigkeit und digitale Bequemlichkeit vereint – genau das, was CBDCs so attraktiv macht.

Als globaler Experte für digitale Zahlungen unterstützt G+D Zentralbanken weltweit bei der Entwicklung von CBDCs mit echten Offline-Zahlungslösungen.

Jetzt lesen

Ein konzeptionelles Modell für Point-of-Sale-Zahlungen mit digitalen Zentralbankwährungen“ von Lars Hupel, Chief Evangelist CBDC, G+D

Key Takeaways

  • Der Point of Sale ist der Ort, an dem CBDC am wichtigsten ist. Er ist der natürliche Ausgangspunkt für die Einführung.
  • Die Akzeptanz durch den Handel wird der Katalysator für die Einführung sein und die Integration von CBDC am Point of Sale ist weitaus einfacher, als viele erwarten.
  • Smartphones und bestehende Terminals können mit geringfügigen Software-Updates für die Annahme von CBDC-Zahlungen genutzt werden, ohne Beeinträchtigung des Nutzererlebnisses.
  • Die Offline-Funktionalität ist ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal. Duale Offline-Zahlungen bringen bargeldähnliche Unmittelbarkeit, Privatsphäre und digitale Inklusion in die digitale Wirtschaft.
  1. The Average Number of Credit Card Transactions Per Day & Year, CardRates, 2025

  2. Payment statistics: first half of 2023, ECB, 2024

  3. Point of sale proof of concept – digital pound experiment, Bank of England, 2024

Veröffentlicht: 28.10.2025

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