Drei Teiche, die als Pfeile angeordnet sind, inmitten grüner Bäume bilden das Recycling-Symbol
#Banknote Solutions

Ein nachhaltiger Lebenszyklus für Banknoten

Technische Innovation
7 Min.

Mit Projekten wie der „Green Banknote Initiative“ wird Bargeld nachhaltiger gestaltet und produziert. Echter Fortschritt erfordert jedoch mehr als nur umweltfreundlichere Materialien: Der gesamte Lebenszyklus von Bargeld muss neu betrachtet werden.

Über wie viele Jahre erstreckt sich der Lebenszyklus einer Banknote? Vom Anbau und der Ernte der Baumwolle, aus der die Rohstoffe gewonnen werden, bis zu dem Zeitpunkt, an dem sie aus dem Bargeldkreislauf genommen und vernichtet wird. Während dieser Zeit wandert sie durch unzählige Hände, Taschen, Geldbörsen, Kassen und Banken. Mitunter überquert sie sogar Landesgrenzen und ganze Kontinente. Jede Phase ihres Lebenszyklus – von der Beschaffung und Produktion über die Verteilung und Verwendung bis hin zur Entsorgung – trägt zu den weltweiten Emissionen bei. Da die globale Nachfrage nach Bargeld steigt, müssen die Akteure des Bargeldkreislaufs jeden Schritt des Lebenszyklus von Bargeld neu bewerten, um es so nachhaltig wie möglich zu gestalten.

G+D hat erkannt, welche Rolle es bei der Unterstützung von Nachhaltigkeitsbemühungen spielen kann, und sich verpflichtet, seine Nettoemissionen bis 2040 auf null zu reduzieren – sowohl bei seinen eigenen betrieblichen Abläufen als auch bei seinen Produkten. Ein Beispiel dafür ist die im Jahr 2022 von G+D und seiner Tochtergesellschaft, der Papierfabrik Louisenthal, ins Leben gerufene Green Banknote Initiative.

Mit der Initiative soll die Nachhaltigkeit von Banknoten über den gesamten Bargeldkreislauf hinweg neu gedacht werden. „Unser Ziel ist es, gemeinsam mit anderen nicht nur die Banknote selbst, sondern auch ihren gesamten Lebenszyklus nachhaltiger zu gestalten“, sagt Alexandra Peppmeier, Senior Sustainability Engineer bei G+D Currency Technology (Banknote Solutions). „Wenn wir die Zusammenarbeit zwischen Zentralbanken und dem Privatsektor fördern, können wir einen ganzheitlicheren und skalierbaren Ansatz zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks von Banknoten verfolgen.“

In den drei Jahren seit ihrem Start konnte die Initiative in Ländern wie Eswatini, Lesotho, Surinam und den Bahamas erfolgreich umgesetzt werden. Außerdem wurden zwei neue Banknotensubstrate auf den Markt gebracht: die Hybrid Green Banknote und die Green LongLife™ Banknote. Beide setzen neue Maßstäbe für die Nachhaltigkeit von Banknoten.

Stapel künstlerischer 50-Wert-Noten mit Blumenthemen

Für uns gibt es zwei zentrale Aspekte, wenn es um die Nachhaltigkeit von Banknoten geht. Das ist zum einen die CO2-Bilanz, die wir natürlich so gering wie möglich halten wollen. Der andere Aspekt ist ein hoher Anteil an biobasiertem Kohlenstoff. Das bedeutet, dass wir den Anteil erneuerbarer Materialien maximieren und den von Kunststoffen oder anderen fossilen Materialien reduzieren.

Alexandra Peppmeier
Senior Sustainability Engineer, G+D Currency Technology (Banknote Solutions)
Blau-grüne 100-Wert-Note mit Löwenzahn
Künstlerische 100-Währungsnote mit Blumenmuster

Seit ihrem Start hat die Green Banknote Initiative in der gesamten Bargeldbranche den Blick auf Nachhaltigkeit verändert. „Für uns gibt es zwei zentrale Aspekte, wenn es um die Nachhaltigkeit von Banknoten geht“, sagt Alexandra Peppmeier. „Das ist zum einen der Fußabdruck, den wir natürlich so gering wie möglich halten wollen. Der andere Aspekt ist ein möglichst hoher Anteil an biobasiertem Kohlenstoff. Das bedeutet, dass wir den Anteil erneuerbarer Materialien maximieren und den von Kunststoffen oder anderen fossilen Materialien reduzieren. Dieser Standard wird allmählich auch von unseren Kunden und Wettbewerbern übernommen.“

Die im Rahmen der Initiative eingeführten zwei neuen Substrate belegen die beiden Nachhaltigkeitsaspekte in der Praxis. So reduziert das Green Hybrid-Substrat für umweltfreundliche Banknoten den CO2-Fußabdruck um 29 % und die Verwendung von Kunststoff um 86 % gegenüber Polymer-Banknoten – bei gleichbleibender Lebensdauer. Die Langlebigkeit ist einer der Hauptgründe für die Annahme, dass Polymer-Banknoten die umweltfreundlichere Alternative sind. Das Hybrid-Substrat von Louisenthal ist jedoch genauso beständig und reduziert gleichzeitig den Anteil fossiler Rohstoffe. Darüber hinaus werden die meisten Polymer-Banknoten, entgegen anderer Behauptungen, am Ende ihrer Lebensdauer nicht recycelt. Sie haben einen höheren Kunststoffanteil als Banknoten auf Faserbasis, was die umweltgerechte Entsorgung zusätzlich erschwert.

Hand hält reife, weiße Baumwollkapsel auf einem Feld – natürliche Faserquelle für Banknoten

Nachhaltigkeit sicherstellen – über den gesamten Lebenszyklus von Banknoten

Der Wandel in der Branche ist zwar ein positives Signal, aber es besteht kein Grund, stehen zu bleiben. Umweltfreundlichere Substrate allein reichen nicht aus, um Bargeld wirklich nachhaltig zu machen. Eine dauerhafte Veränderung kann nur erreicht werden, wenn alle Phasen des Lebenszyklus von Bargeld betrachtet werden.

  1. Rohstoffbeschaffung

    Die Nachhaltigkeit von Banknoten beginnt bereits bei der Beschaffung eines ihrer Haupt-Rohstoffe, der Baumwolle. Beschichtete Hybrid-Banknoten auf Faserbasis haben den geringsten CO₂-Fußabdruck aller verfügbaren Banknoten. Während ihrer Lebensdauer erzeugen sie bis zu 13 % weniger CO₂ und während der Produktion bis zu 29 % weniger CO2 als Alternativen aus Polymer.

    Anders als bei Textilien, die aus reiner Baumwolle hergestellt werden, kommen bei der Herstellung von Banknoten jedoch Baumwollkämmlinge zum Einsatz – kurze Fasern, die beim Kämmen der Textilbaumwolle anfallen. Diese Fasern eignen sich besonders gut für Banknoten und stellen ein Nebenprodukt dar: Von den 24 Millionen Tonnen Baumwolle, die jedes Jahr weltweit geerntet werden, sind etwa 20 bis 30 % Kämmereiabfälle. Die Banknotenindustrie kann dieses Nebenprodukt nutzen, um den biobasierten Anteil der Banknoten zu erhöhen. Eine ebenso praktische wie umweltverträgliche Lösung.

    Doch Nachhaltigkeit bezieht sich nicht nur auf die physischen Eigenschaften des Produkts. Sie berücksichtigt auch die Sozial- und Umweltstandards bei der Rohstoffbeschaffung – insbesondere in einer Branche, in der immer noch ausbeuterische Arbeitspraktiken herrschen1. Die Unterstützung von Initiativen wie „Cotton made in Africa“ (CmiA) kann dazu beitragen, einen ethischen Anbau zu fördern und die Rückverfolgbarkeit in der gesamten Lieferkette zu verbessern2. Die Europäische Zentralbank erwägt beispielsweise, bereits bis zum Jahr 2027 alle Euro-Banknoten aus 100 % Bio-Baumwolle herzustellen3.

  2. Banknotenproduktion

    Nach der Rohstoffbeschaffung folgt die Produktion. Sie macht etwa 13 % der gesamten CO2-Bilanz einer Banknote aus. Verantwortlich dafür sind Produktionsprozesse wie der Energieverbrauch und die Verwendung von Materialien und Chemikalien, die für die Herstellung, den Druck, die Veredelung und die Sicherung der Substrate benötigt werden. Zwar geht es nicht ganz ohne Auswirkungen auf die Umwelt, aber es gibt einige Maßnahmen, diese zu minimieren. Dazu gehören die Umstellung auf umweltfreundliche Energiequellen, die Optimierung der Produktionsanlagen hinsichtlich ihrer Effizienz, der Einsatz neuer, umweltfreundlicher Materialien sowie der Verzicht auf fossile Bestandteile und giftige Chemikalien.

    Es gibt noch einen weiteren Vorteil, der zwar weniger offensichtlich, aber dennoch nicht zu unterschätzen ist: die längere Haltbarkeit der Banknoten. Durch die Umstellung auf Substrate, die zwei- bis dreimal so langlebig sind wie herkömmliche Banknoten auf Baumwollbasis, müssen weniger Ersatznoten gedruckt und verteilt werden. Dadurch sinken die Emissionen bei den Rohstoffen, bei der Herstellung und bei der nachgelagerten Vernichtung. Substrate wie Hybrid ADDvance® und LongLife™ wurden speziell im Hinblick auf diese längere Haltbarkeit entwickelt.

  3. Umlauf und Nutzung

    Je länger Banknoten im Umlauf bleiben, desto geringer fallen die verteilungsbedingten Kohlenstoffemissionen aus. Die Umlauf- und Bearbeitungsprozesse tragen bei Weitem am meisten zur CO2-Bilanz einer Banknote bei. Laut der EZB-Studie zum Produkt-Umwelt-Fußabdruck (Product Environmental Footprint, PEF) entfallen 72 % des ökologischen Fußabdrucks einer Banknote auf den Umlauf. Der Großteil davon ist auf den Transport (35 %) und den Energieverbrauch der Geldautomaten (37 %) zurückzuführen4.

    Der Wechsel zu umweltfreundlichen Energiequellen und die Einführung von E-Mobilität für den Bargeldtransport können zwar dazu beitragen, diese Emissionen zu verringern, doch die Zentralbanken können nur begrenzt auf diese Faktoren einwirken – ein weiterer Grund, auf langlebigere Banknoten zu setzen.

    Was die Nutzung von Bargeld betrifft, so sind dessen Gesamtauswirkungen auf die Umwelt nach wie vor relativ gering. Die CO2-Bilanz der jährlichen Bargeldzahlungen in der EU entspricht schätzungsweise der einer acht Kilometer langen Autofahrt. Trotzdem gibt es noch Luft nach oben. So sucht die EZB im Rahmen der Entwicklung der nächsten Euro-Banknotenserie aktiv nach Möglichkeiten, diese Auswirkungen weiter zu verringern.

  4. Ende der Lebensdauer

    In der letzten Phase ihres Lebenszyklus geht es darum, was mit einer Banknote geschieht, die nicht mehr verwendet werden kann. Die nicht mehr umlauffähigen Banknoten werden vernichtet und häufig auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen entsorgt. Dadurch erhöht sich die allgemeine Abfallmenge und es entstehen mehr Gesamtemissionen. Gleichzeitig ist die Wiederverwendung oder das Recycling dieser Materialien aufgrund ihrer hohen Nassfestigkeit sowie des Faserabbaus während der Vernichtung äußerst anspruchsvoll. Aus Sicherheitsgründen müssen Banknoten fein geschreddert werden, was die darunterliegenden Baumwollfasern verkürzt und eine problemlose und wirtschaftliche Wiederverwendung erschwert.

    Eine vielversprechende Lösung für dieses Problem ist die Banknote-Fiber-Extraction-Technologie. Dabei wird eine Hightech-Turbomühle eingesetzt, um Luftturbulenzen und Wirbel zu erzeugen, die die Banknoten in winzige Partikel zerreißen, während die darunterliegenden Baumwoll- und Zellulosefasern erhalten bleiben. Die so gewonnenen Materialien landen nicht auf der Mülldeponie, sondern können für recycelte Papierprodukte wie beispielsweise Verpackungen oder vorgeformte Produkte und viele andere Anwendungen wiederverwendet werden. So entsteht ein zirkulärer Lebenszyklus und die Abhängigkeit der Empfängerindustrien von neuen Rohstoffen wird verringert.

50-Wert-Note mit rosa Lotus und Hand
50-Wert-Note zeigt Personen in einem Boot zwischen Lotusblumen

Die Optimierung jeder Phase des Lebenszyklus von Banknoten kann die direkten und indirekten Emissionen im Verantwortungsbereich einer Organisation (Scope 1 und 2) erheblich reduzieren. Doch selbst mit den nachhaltigsten Rohmaterialien und Innovationen ist nur ein begrenzter Beitrag möglich. Um eine breitere Wirkung zu erzielen, müssen auch die indirekten Emissionen in der gesamten Lieferkette (Scope 3) berücksichtigt werden. Für diese Herausforderung gibt es jedoch keine Patentlösung.

Nachhaltigkeit von Banknoten als gemeinschaftlicher Ansatz

„Es reicht nicht aus, nur die eigenen Prozesse zu optimieren“, sagt Alexandra Peppmeier. „Um den Lebenszyklus von Banknoten wirklich nachhaltig zu gestalten, müssen alle Beteiligten – Zentralbanken, Lieferanten und Aufsichtsbehörden – die gleichen Nachhaltigkeitsziele verfolgen und gemeinsam den gesamten Lebenszyklus einer Banknote nachhaltiger gestalten.“

Die Diskussion über Nachhaltigkeit in der Branche sollte von den Notenbanken angeführt werden. Als Hüter des nationalen Währungssystems sind sie bestens positioniert, um Anforderungen zu stellen, Einfluss auf die Lieferanten zu nehmen und das erforderliche Maß an Zusammenarbeit einzufordern, um spürbare Veränderungen zu erzielen. Damit steigern die Zentralbanken ihr Ansehen als zukunftsorientierte Institutionen, die sich der Verantwortung für die Umwelt verschrieben haben. Zugleich gewinnen sie an internationaler Anerkennung und zeigen sich gegenüber den sich ändernden ESG-Erwartungen resilient. Nicht zuletzt stärken sie die Relevanz von Bargeld in einer zunehmend digitalen Zahlungslandschaft.

Die Forderungen müssen jedoch verhältnismäßig sein: Da Zentralbanken unter unterschiedlichen lokalen Bedingungen arbeiten, fällt die Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen je nach Region sehr unterschiedlich aus. Auch wenn ein zirkulärer Lebenszyklus von Banknoten angestrebt wird, können manche Aspekte kontraproduktiv sein. So könnte der Transport von Banknoten über Tausende Kilometer zur Wiederverwertung in Ländern mit schlechter Infrastruktur mehr Emissionen verursachen als die Entsorgung vor Ort. Für derartige Fälle ist eine individuelle Betrachtung erforderlich.

Technologiepartner wie G+D können dabei unterstützen. G+D stellt den Zentralbanken neue Substrate und Technologien zur Extraktion von Banknotenfasern zur Verfügung, um das Recycling zu fördern. Darüber hinaus arbeitet das Unternehmen mit Zulieferern zusammen, die gemeinschaftlich zur Reduzierung von Emissionen in der gesamten Wertschöpfungskette beitragen.

Solche gemeinsamen Anstrengungen werden in den kommenden Jahren immer wichtiger, denn das Thema Nachhaltigkeit wird immer dringlicher. Einen umweltfreundlichen Bargeldkreislauf zu erreichen, ist keine einmalige Angelegenheit, sondern eine kontinuierliche Verpflichtung. Projekte wie die „Green Banknote Initiative“ werden auch weiterhin Innovationen vorantreiben und nach langlebigeren und umweltfreundlicheren Substraten forschen. Das volle Potenzial lässt sich jedoch nur ausschöpfen, wenn die Zentralbanken und alle Akteure des Bargeldkreislaufs zusammenarbeiten. Nur so können eine wirksame Umsetzung und eine nachhaltige Wirkung gelingen.

Key Takeaways

  • Nachhaltige Substrate auf Baumwollbasis wie Hybrid Green Banknote und Green LongLife™ sind eine umweltfreundlichere Alternative zu Polymeren. Sie weisen eine geringere CO2-Bilanz, weniger Kunststoffanteile und ein größeres Potenzial zur Wiederverwendung auf.
  • Umweltfreundlichere Materialien allein reichen jedoch nicht aus. Um echte Nachhaltigkeit zu erreichen, muss der gesamte Lebenszyklus von Bargeld überdacht werden: von der Beschaffung über die Produktion bis hin zum Ende der Nutzungsdauer.
  • Zusammenarbeit ist hierfür unerlässlich. Die Zentralbanken befinden sich in einer idealen Position, um den branchenweiten Wandel voranzutreiben, indem sie entsprechende Anforderungen formulieren und deren Umsetzung vorantreiben.
  1. The Casualties of Cotton, Environmental Justice Foundation

  2. Cotton made in Africa

  3. Climate and nature plan: 2024–2025, ECB, 2024

  4. Product Environmental Footprint study of euro banknotes as a payment instrument, European Central Bank, 2023

Veröffentlicht: 03.07.2025

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