Optimierung des Bargeldkreislaufs durch standardisierte Banknotenboxen

Einheitliche Standards können ganze Branchen und damit viele Bereiche des täglichen Lebens verändern.

Nehmen wir als Beispiel den handelsüblichen Überseecontainer: Er wurde Mitte der 1950er-Jahre von einem visionären US-amerikanischen Speditionsunternehmer als standardisiertes, wiederverwendbares und sicheres Transportmittel für Güter aller Art konzipiert. Seitdem hat sich die Logistikbranche zu einem Musterbeispiel für Effizienz entwickelt. Von dieser Entwicklung haben wir alle profitiert: durch niedrigere Preise, schnellere Lieferungen und Zugang zu Märkten, die früher unerreichbar waren. Heute sind weltweit jährlich rund 250 Millionen dieser standardisierten Frachtstücke unterwegs.¹

Dieses Beispiel dient auch als Inspiration für viele andere Branchen – von SIM-Karten und Software-Containern im Technologiesektor bis zu vorgefertigten Modulen im Bauwesen.

Nun steht in der Bargeldbranche offenbar eine ähnliche Revolution bevor: Auch hier befindet sich eine standardisierte Box im Mittelpunkt, deren Vorteile sich im gesamten Bargeldkreislauf bemerkbar machen werden. Wie immer bei Industriestandards werden diese Vorzüge jedoch nur durch die richtige Mischung aus Innovation, Führung und branchenweiter Zusammenarbeit erreicht. Erfreulicherweise deutet die Marktdynamik in der Bargeldbranche darauf hin, dass dies gelingen kann.

Dynamik im modernen Bargeldkreislauf

In den letzten Jahren standen Zentralbanken, Geschäftsbanken und Geldtransportunternehmen bei der Bearbeitung von Bargeld vor einer Reihe von Herausforderungen: Dazu gehören etwa die sich schnell ändernde und unvorhersehbare Nachfrage nach Banknoten, die steigenden Kosten für die Bargeldbearbeitung und der Druck, den Bargeldkreislauf auf allen Ebenen nachhaltiger zu gestalten.

Auf diese Herausforderungen wird in vielerlei Hinsicht reagiert: 

• durch Investitionen in einen höheren Automatisierungsgrad
• durch die Schaffung einer deutlich verbesserten Transparenz im Bargeldkreislauf
• durch die Erhöhung der Belastbarkeit und die Verbesserung der Reaktionsfähigkeit der gesamten Lieferkette für Bargeld
• durch die Einführung umweltfreundlicherer Konzepte und Produktmaterialien

Diese umfassende Überprüfung des Bargeldkreislaufs hat bereits zahlreiche Innovationen nach sich gezogen – sei es die Green Banknote Inititiative oder die Entwicklung einer neuen Generation hoch optimierter Bargeldverarbeitungssysteme. Außerdem herrscht Einigkeit darüber, dass eine weitere Entwicklung für den künftigen Umgang mit Bargeld von großer Bedeutung ist: Der Umgang mit Bargeld muss standardisiert werden – von der Stapelung und Bündelung über die Lagerung bis zum Transport.

Derzeit werden an mehreren zentralen Stationen des Bargeldkreislaufs noch manuelle und unwirtschaftliche Arbeitsschritte ausgeführt – mit erheblichen negativen Auswirkungen. Das manuelle Einführen von Banknoten in Zählmaschinen oder das Verpacken von Banknoten für den Transport birgt Sicherheitsrisiken. Das Ein- und Umpacken von Banknoten in verschiedene Transportmittel wie Kisten, Tüten, Schachteln und andere Behälter führen zu Ineffizienz und mangelnder Transparenz während des gesamten Ablaufs. Das Verpacken von Banknotenbündeln in Einwegplastik ist zwar praktisch, aber alles andere als umweltfreundlich.

Standardisierung als Wendepunkt

Eine standardisierte Transportbox für Bargeld, in Kombination mit einem digitalisierten Ökosystem, wäre ein revolutionärer Schritt – so wie es der Container für die Logistikbranche gewesen ist.

Um die Vorteile der Standardisierung für den Bargeldkreislauf zu nutzen, arbeitet G+D als Branchenführer mit einer Reihe von Akteuren und Kunden in diesem Bereich zusammen. Das NotaTray^®-Ökosystem beruht auf einem ergonomischen Banknotenbehälter, der in Zukunft die gesamte Branche standardisieren soll. Ob Beladung, Befüllung oder Verpackung der Banknoten – NotaTrays können nahtlos in die Systeme und Prozesse des Bargeldkreislaufs integriert werden und ermöglichen damit eine hohe betriebliche Effizienz und Transparenz. Alles in allem ein Konzept zur Optimierung des professionellen Umgangs mit Bargeld.

Für die am Bargeldkreislauf Beteiligten bietet das NotaTray^®-Ökosystem eine Reihe weitreichender Vorteile:

• mehr Nachhaltigkeit im gesamten Bargeldkreislauf durch Umstellung von Banknotenverpackung auf Lagerung loser Banknoten in wiederverwendbaren, austauschbaren und robusten Behältern
• effizientere Bargeldverarbeitung durch die Automatisierung der Lade-, Füll- und Verpackungsvorgänge
• höhere Transparenz des gesamten Bargeldkreislaufs, da jeder Behälter über einen digitalen Zwilling verfügt. Dieser kann von einer zentralen Konsole aus verfolgt werden und zeigt die Position und den Inhalt jedes Behälters an.
• Reduzierung des Sicherheitsrisikos durch weniger manuelle Bargeldbearbeitung und verbesserte Rückverfolgbarkeit
• Entlastung knapper Personal- und Infrastrukturressourcen infolge der hohen Automatisierung, die das NotaTray^®-System ermöglicht

Davon profitieren sowohl Notenbanken und Geschäftsbanken als auch Werttransportunternehmen. Mit zunehmender Akzeptanz des NotaTray^®-Ökosystems dürfte jedoch ein Multiplikatoreffekt einsetzen: Je mehr Kooperationen im Bargeldkreislauf stattfinden, desto höher ist der Beitrag zu Effizienz und Nachhaltigkeit.

Nach Ansicht von Wolfgang Kneilmann, Leiter des Geschäftsbereichs Currency Management Solutions bei G+D, könnte das System die Branche grundlegend verändern: „In der Bargeldbranche sind ein ganzheitlicher Ansatz und eine integrierte Lösung gefragt, die die wichtigsten Kriterien für alle am Bargeldkreislauf Beteiligten berücksichtigen. Auf dem Weg zu einem intelligenteren Umgang mit unseren Ressourcen brauchen wir ein nahtloses Zusammenspiel aller Komponenten.“

Das NotaTray^®-Ökosystem in der Praxis

Wie groß der Nutzen ist, zeigen die Erfahrungen der Anwender, die das NotaTray^®-Ökosystem bereits eingeführt haben: 

MNB x NotaTray^®: Unterstützung der ungarischen Zentralbank bei der Schaffung eines schlankeren, sichereren und nachhaltigeren Bargeldkreislaufs 

Die ungarische Zentralbank, die Magyar Nemzeti Bank (MNB), setzt schon seit geraumer Zeit Hochgeschwindigkeits-Banknotenbearbeitungsmaschinen von G+D ein. Um die Abläufe so nachhaltig, sicher, widerstandsfähig und effizient wie möglich zu gestalten, entschied sich die MNB im Jahr 2022, das NotaTray^® Ecosystem von G+D in ihren bestehenden Automatisierungsprozess zu integrieren. Seitdem werden für den Transport, die Lagerung und die Verarbeitung der eingehenden losen Banknoten gewerblicher Handelspartner standardisierte NotaTrays verwendet.

Schon allein aus ökologischer Sicht sind die Auswirkungen beträchtlich. NotaTrays sind wiederverwendbare Behälter für die automatische Zuführung loser Banknoten in und aus Banknotenbearbeitungsmaschinen. Sie können dazu beitragen, den Bedarf an Banderolenpapier oder Kunststoffverpackungen nicht nur zu reduzieren, sondern sie langfristig ganz überflüssig zu machen. So können Banknoten ohne Auspacken und Vorbereitung bearbeitet werden, was Effizienz und Sicherheit erhöht.

Bis vor Kurzem wurden Banknoten bei MNB in verschiedenen Kisten und Behältern gelagert, darunter auch in Einwegverpackungen, die dann von den Mitarbeitenden manuell ausgepackt wurden. Bei bis zu 270.000 Bündeln, die pro Jahr von der MNB bearbeitet werden – die Hälfte davon sind nicht mehr umlauffähige Banknoten –, erwies sich diese Methode als zeitaufwendig und ineffizient, ganz zu schweigen von der beträchtlichen Menge an Abfall, die täglich anfiel. Mit dem Ersatz von Einwegverpackungen durch NotaTray^®-Behälter unterstützt das NotaTray^®-Ökosystem die MNB dabei, ihre Nachhaltigkeitsziele zu erreichen, die Effizienz zu steigern und die Sicherheit zu erhöhen, indem das Betriebsrisiko reduziert wird.

Um diese Vorteile nutzen zu können, war es für die MNB jedoch unerlässlich, die Unterstützung weiterer Akteure im Bargeldkreislauf, wie Geschäftsbanken und Werttransportunternehmen, zu gewinnen. Zur Erleichterung der Umstellung auf die Bündelung von Banknoten stellt die MNB ihren Partnern kostenlose NotaTrays und jede erforderliche Unterstützung zur Verfügung.

NatWest x NotaTray^®: Automatisierung der Highspeed-Banknotenbearbeitung und Verbesserung der Nachhaltigkeit

Die britische National Westminster Bank (NatWest) hat im Jahr 2017 ihre Banknotenbearbeitungssysteme auf das BPS^® M5-System und NotaTray^® von G+D umgestellt, um die Effizienz der Banknotenbearbeitung durch Automatisierung deutlich zu verbessern.

Ausgestattet mit 20 Fächern und in Kombination mit NotaTray^®, entlastet die BPS^® M5-Lösung das Bedienpersonal von sich wiederholenden manuellen Tätigkeiten. Darüber hinaus wird die Verarbeitungsgeschwindigkeit um zehn Prozent erhöht, sodass NatWest mit jeder BPS^® M5 einen effektiven durchschnittlichen Durchsatz von bis zu 100.000 Banknoten pro Stunde erreichen kann – ein großer Mehrwert in einem Cash Center, das mit Banknoten unterschiedlicher Qualität zu tun hat. In puncto Nachhaltigkeit tragen die wiederverwendbaren NotaTrays dazu bei, den Plastikmüll deutlich zu reduzieren. Da insgesamt weniger manuelle Tätigkeiten erforderlich sind, werden auch numerische und andere Abweichungen oder Unstimmigkeiten reduziert.

Einer der wichtigsten Vorteile des NotaTray^®-Ökosystems besteht darin, die Mitarbeitenden zu entlasten, wenn Banknoten mit hoher Geschwindigkeit bearbeitet werden. Das NotaTray^®-Lademodul sorgt automatisch dafür, dass die Maschine immer voll beladen ist, um einen maximalen Durchsatz zu erzielen. Das erspart dem Personal das Nachfüllen per Hand.

NotaTray^® spielt auch im erweiterten Bargeldkreislauf eine wichtige Rolle. NatWest und das Werttransportunternehmen LOOMIS UK transportieren das Bargeld nicht mehr in Sicherheitstaschen aus Einwegplastik, sondern in NotaTrays, die immer wieder zum Einsatz kommen können.

GSA/Loomis x NotaTray^®: Das Konzept, Bargeld ohne manuelle Eingriffe zu bearbeiten, wird Realität

GSA Geldservice, Österreichs führender Bargeldlogistiker, und LOOMIS Austria, Spezialist für Cash Management, haben sich zusammengeschlossen: Gemeinsam wollen sie das Bargeldhandling durch Automatisierung auf Basis von NotaTray^® effizienter gestalten. Seit 2018 liefert LOOMIS eingehende Einzahlungen in versiegelten NotaTrays an GSA und ersetzt damit die bisher verpackten und versendeten Banknotenbündel – zusätzliche Auspack- und Vorbereitungsprozesse entfallen dadurch.

Mit der direkten Bereitstellung von Banknoten für die automatisierte Verarbeitung über standardisierte NotaTrays können GSA und LOOMIS ein höheres Maß an Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit erreichen. Durch die Standardisierung ermöglicht NotaTray^® beiden Unternehmen eine Bargeldbearbeitung, die nahezu ohne manuelle Eingriffe auskommt. Banknoten werden nicht mehr ausgepackt, für die Bearbeitung vorbereitet und manuell in das BPS^®-System von G+D eingelegt, sondern über das NotaTray^® direkt für die automatisierte Bearbeitung bereitgestellt. Das Ergebnis dieser auf den ersten Blick kleinen Veränderung: mehr Effizienz, Sicherheit und Nachhaltigkeit.

Anhand dieser Fallbeispiele wird deutlich, welche weitreichenden Auswirkungen die Einführung eines standardisierten Banknotenbehälters auf den Bargeldkreislauf haben kann. Eine breite Akzeptanz könnte sich bei entsprechender Zusammenarbeit der Partner für die Bargeldbranche als ebenso bahnbrechend erweisen wie einst der Überseecontainer für die Logistik.

Wolfgang Kneilmann ist überzeugt, dass die Bargeldbranche für einen Systemwechsel bereit ist. Gefragt sei eine „globale, ganzheitliche und anpassungsfähige Lösung, die neue Standards setzt, indem sie die Effizienz, Nachhaltigkeit und Resilienz für alle Beteiligten verbessert – und zwar in jeder Phase des Bargeldkreislaufs“.