Sicherheitskonzept auf Bildschirm mit Fingerabdruck, Code und Radar im Hintergrund einer CCTV-Kamera
#Currency Management

Sicherheit in der globalen Bargeld­infrastruktur gewährleisten

Interview
5 Min.

Als Global Head of Security bei G+D Currency Technology ist Kai Götzelmann mit potenziell gefährlichen Situationen vertraut. Im aktuellen Spotlight-Q&A erzählt der ehemalige Bundeswehroffizier, wie der militärische Hintergrund seine Herangehensweise an die Leitung von Sicherheitsteams und die Durchführung von großen Infrastrukturprojekten weltweit geprägt hat.

Kai, wie sind Sie zu Ihrer Rolle als Global Head of Security bei G+D Currency Technology gekommen?

Porträt von Kai Götzelmann, Global Head of Security bei G+D Currency Technology
Kai Götzelmann, Global Head of Security bei G+D Currency Technology

Bevor ich zu G+D kam, war ich Offizier bei der Bundeswehr. Nach 13 Jahren im Militärdienst, darunter zwei Einsätze in Afghanistan, fand ich, es sei Zeit für etwas Neues – besonders mit Familie. Damals kannte ich G+D noch nicht, aber einer meiner Militärkameraden legte mir eine Stellenanzeige auf den Schreibtisch und sagte, es sei in etwa das, was wir im militärischen Nachrichtendienst tun. Gesucht wurde ein stellvertretender Sicherheitschef bei Louisenthal. Damals wollte ich eigentlich zurück in meine Heimatstadt in Baden-Württemberg, aber als das nicht geklappt hat, dachte ich mir, warum nicht an den Tegernsee? Die Landschaft ist wunderschön dort und das nahe München war immer ein zentraler Ort für mich, weil meine Frau dort lebte und ich an der Universität der Bundeswehr studiert habe. Ich bewarb mich, bekam die Stelle und dachte ehrlich gesagt: Das kann doch nicht stimmen! Ich war überzeugt, dass Geld ausschließlich von der Regierung gedruckt wird, nicht von privaten Firmen. Aber ich wurde eines Besseren belehrt! Mein damaliger Chef stand kurz vor dem Ruhestand und so wurde ich schließlich Sicherheitschef bei Louisenthal. Als mein nächster Vorgesetzter dann befördert wurde und eine neue Position antrat, fragte er mich, ob ich mir vorstellen könne, Sicherheitschef für den CT (Currency Technology)-Bereich zu werden. Und so bin ich hier gelandet. 

Wie hat Sie Ihr militärischer Hintergrund auf Führungsaufgaben im Unternehmen und das Arbeiten bei G+D vorbereitet?

Die Bundeswehr hat mir vermittelt, dass Zusammenarbeit und Loyalität grundlegend für den Erfolg jeder Organisation sind. Ich würde mich daher als sehr loyalen Menschen bezeichnen. Auch die Führungsausbildung bei der Bundeswehr ist hervorragend – man wird von Grund auf zur Führungskraft ausgebildet. Du beginnst als Soldat, wirst Gefreiter, dann Unteroffizier, dann Offizier und sammelst auf jeder Ebene Erfahrungen. Das bereitet einen sehr gut auf Managementaufgaben vor und hilft dabei zu verstehen, wie Ziele über verschiedene Ebenen hinweg umgesetzt werden. Im Dienst habe ich mich vor allem mit Risikoabschätzung befasst. In der militärischen Aufklärung habe ich analysiert, was der Feind als Nächstes plant und wie wir uns dagegen verteidigen können. Ich habe mich schon damals mit Sicherheitstechnologien beschäftigt – mit Kameras, nachrichtendienstlichem Gerät und so weiter. Dieses Wissen nutze ich noch heute. Diese Erfahrung hat auch mein kulturelles Bewusstsein geschärft, was enorm wichtig ist, wenn man weltweit mit Teams und Kundinnen und Kundenarbeitet.

Wie würden Sie den Spotlight-Leserinnen und -Lesern erklären, was ein Global Head of Security macht?

Alles, was wir bei G+D tun, hat mit Sicherheit zu tun, aber natürlich bin ich nicht in jedem Bereich ein Experte. Ich sehe mich eher als Vermittler für die Expertinnen und Experten in meinen Teams und stelle sicher, dass sie die Informationen und Ressourcen bekommen, die sie für ihre jeweilige Aufgabe benötigen. Letztlich geht es darum, meinem Team dabei zu helfen, Tausende Prozesse bei G+D sicherer zu machen – egal ob es um die richtige Wandstärke für einen Tresor geht oder um den Schutz vor Cyberangriffen auf unsere digitale Infrastruktur. Es ist eine große Verantwortung, aber genau das macht den Job so spannend.

Verglichen mit dem Druck, der in Kampfgebieten herrscht, muss die Sicherung von Bargeldinfrastrukturen in Milliardenhöhe doch recht überschaubar sein, oder?

Ich konnte schon immer mit Druck umgehen. Wenn ich also unter Druck stehe oder mich in schwierigen Situationen befinde, denke ich selten: Ich schaffe das nicht. Am liebsten ist es mir, wenn andere sagen: „Ich will in dieser Situation keine Führung übernehmen, das ist alles ein Chaos.“ Dann sage ich mir: „Okay, niemand sonst will es machen, was kann schon passieren?“ Also mach ich’s.

Ich glaube fest an das Prinzip ,Eat your own dog food‘.

Kai Götzelmann
Global Head of Security bei G+D Currency Technology

Können Sie ein Beispiel für eine solche Situation nennen?

Ich glaube fest an das Prinzip „Eat your own dog food“. Was ich damit meine, ist: Wenn wir in kritische Regionen reisen müssen, will ich als Erster vor Ort sein – um die Risiken und die Lage selbst einzuschätzen, bevor wir Kolleginnen und Kollegen dorthin schicken. Das ist natürlich nicht immer möglich, aber zum Glück unterstützt G+D diesen Führungsstil und ich kann mit gutem Beispiel vorangehen. Trotzdem gibt es natürlich Situationen, in denen sich die Lage verschlechtert und wir Kolleginnen und Kollegen aus unsicheren Gegenden herausbringen müssen. In einem Fall hatten wir zum Beispiel ein internationales Team in einer Region im Einsatz, in der sich die Sicherheitslage plötzlich veränderte. Statt uns darauf zu verlassen, dass verschiedene Regierungskanäle mit unterschiedlichen Reaktionszeiten eine Lösung finden, haben wir die Evakuierung selbst koordiniert. Das ist mir sehr wichtig – die persönliche Sicherheit hat immer Vorrang.

Was macht den Ansatz von G+D bei großen Infrastrukturprojekten einzigartig?

Unser größter Vorteil ist, dass wir die Standorte selbst planen und betreiben. Wir wissen also genau, was funktioniert – und was nicht. Unser Ansatz ist ganzheitlich und basiert auf vier Säulen: physische Sicherheit (zum Beispiel Betonwände, KI-Kameras), digitale Sicherheit (Netzwerke und Software), personelle Sicherheit (Einstellung und Schutz von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern) und Prozesssicherheit (Abläufe und Logistik). Wir müssen dabei immer die Balance finden zwischen maximaler Effizienz und der nötigen Sicherheit. Sicherheit wird bei uns nicht nachträglich hinzugefügt – sie ist von Anfang an Teil des Designs. Deshalb bringen wir alle Expertinnen und Experten an einen Tisch. Wenn wir ein Cash Center entwerfen, sitzen vom ersten Tag an Architektinnen und Architekten, Betriebsverantwortliche sowie Sicherheitsexpertinnen und -experten zusammen, um ein Konzept zu entwickeln, bei dem Sicherheit nahtlos in die Abläufe integriert ist. Auf diese Weise wissen wir genau, wo unsere BPS®-Automaten stehen, wie sich die Abdeckungen öffnen lassen, wo die Kameras positioniert werden müssen und so weiter. Dieser integrierte Ansatz erlaubt uns, höchste Sicherheit mit operativer Effizienz zu kombinieren. Ich kenne kein anderes Unternehmen, das das in dieser Form leisten kann.

Modernes Bargeldzentrum in Angola mit automatisierten Systemen, Förderbändern und blauen Kisten

War das der Grund für den Erfolg des Angola-Cash-Center-Projekts?

Angola war ein großer Erfolg für G+D und mein Team für Sicherheitssysteme bei Infrastrukturprojekten – ein perfektes Beispiel für ganzheitliches End-to-End-Sicherheitsdesign. Das Projekt wurde zu 95 Prozent auf der „grünen Wiese“ errichtet, was bedeutete, dass wir vom ersten Tag an Einfluss auf die Architektur im Sinne unseres „Security by Design“-Ansatzes nehmen konnten. Architektinnen und Architekten, Betriebsverantwortliche und unser Sicherheitsteam haben gemeinsam ein Gebäude geplant, das Effizienz, Sicherheit und Ästhetik vereint. Der Kunde, die Banco Nacional de Angola, war sehr zufrieden. Angola verfügt jetzt über eines der modernsten und sichersten Cash Center der Welt: mit mehreren Hundert Kameras, Petabytes an Speichern, Hunderten Türen, Toren und Sensoren auf dem gesamten Gelände – alles vernetzt und als ein integriertes System konzipiert. Es sind die Augen und Ohren des Cash Centers.

Was waren die größten Herausforderungen, die Sie bei einem Projekt dieser Größenordnung zu bewältigen hatten?

Die größte Herausforderung war, wie so oft bei internationalen Projekten, die Kommunikation. Wir können nicht davon ausgehen, dass alle Beteiligten Englisch sprechen. Stattdessen muss man sich darauf vorbereiten, dass mindestens 30 Prozent der Informationen nicht beim Empfänger ankommen. Eine genaue Nachverfolgung ist unerlässlich, um diese Kommunikationslücken in Echtzeit zu schließen und spätere kostspielige Korrekturen zu vermeiden. Auch wenn das die Komplexität erhöht, finde ich gerade diesen internationalen Aspekt sehr bereichernd. Unterschiedliche Kulturen bringen unterschiedliche Perspektiven auf Probleme – und das führt oft zu kreativen Lösungen. Natürlich muss man manchmal über seinen eigenen Schatten springen, aber das schult die geistige Offenheit und Flexibilität.

Was reizt Sie am meisten daran, solche globalen Sicherheitsinfrastrukturprojekte zu leiten?

Die Themenvielfalt. Ich stehe morgens auf und weiß nie genau, was der Tag bringt. Ich lerne ständig dazu und arbeite mit wirklich klugen Leuten. Die drei Ingenieure in meinem Team gehören zu den besten in Europa – die wissen genau, was sie tun. Wenn wir Lieferanten oder Unternehmen treffen, die Sicherheitssysteme integrieren, bringen wir ihnen in der Regel bei, was sie besser machen können. Ich bin auch stolz auf mein IT-Sicherheitsteam. Wenn sie mit Software-Entwicklerinnen und -Entwicklern von G+D zusammenarbeiten, sieht man richtig, wie sie plötzlich Dinge besser verstehen und alles Sinn für sie ergibt. Diese Art von konstruktivem Austausch zwischen wirklich guten und klugen Leuten ist unglaublich motivierend. 

Abschließend: Worauf achten Sie bei der Einstellung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für solch spezielle Aufgaben?

Im Team sind wir füreinander da – und ich erwarte diese Loyalität auch zurück. Es ist keine Einbahnstraße. Ich achte auch auf Engagement, aber mit Augenmaß. Einige meiner jüngeren Kolleginnen und Kollegen sind richtige Workaholics und ich muss ihnen sagen: Ich will nicht, dass du in sechs Monaten ausbrennst – ich brauche dich in fünf, zehn oder zwanzig Jahren noch. Natürlich erwarte ich in einer arbeitsintensiven Woche, dass man mitzieht. Aber ich will, dass alle ein Gefühl für die Balance entwickeln. Es ist ein Geben und Nehmen.

Key Takeaways

  • Zusammenarbeit und Loyalität sind für den Erfolg jeder Organisation von grundlegender Bedeutung – insbesondere in Führungspositionen.
  • Der größte Vorteil von G+D ist der ganzheitliche Ansatz bei der Planung und Umsetzung großer Infrastrukturprojekte.
  • Das Zusammenbringen unterschiedlicher Kulturen und Perspektiven führt oft zu kreativen Lösungen.

Veröffentlicht: 14.10.2025

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