Dies wird sich voraussichtlich ab 2025 ändern. Die bevorstehende Veröffentlichung von ISO 18013-7, die einen neuen Standard für die digitale Fernverifizierung festlegt, wird die Einführung beschleunigen. „Alle haben auf diese Spezifikation gewartet“, sagt Nick Larter. „Was die Akzeptanz betrifft, wird sie den Stein ins Rollen bringen. Sie wird als Katalysator für Innovationen wirken und dafür sorgen, dass die Implementierung der Infrastruktur für die Unternehmen kostengünstiger wird.“
Neue Spezifikationen allein werden nicht ausreichen. Das Vertrauen der Nutzerinnen und Nutzer in neue Technologien – insbesondere, wenn dabei sensible Daten im Spiel sind – braucht Zeit. Digitale Ausweise werden physische Ausweisdokumente daher eher ergänzen als ersetzen. Der herkömmliche Reisepass oder Personalausweis wird immer eine Option bleiben. So wie es nach wie vor Bargeld gibt, mit Karten bezahlt werden kann und nach wie vor gedruckte Bordkarten oder Konzerttickets ihre Gültigkeit haben. Es geht vielmehr darum, Komfort und Wahlmöglichkeiten zu bieten.
Ein weiterer wichtiger Faktor für die Akzeptanz sind Investitionen in die Infrastruktur. Denn digitale Ausweise sind nur so nützlich wie die Systeme, mit denen sie überprüft werden können. Hier steht die Branche vor dem bekannten „Henne-Ei-Dilemma“: Ohne ein umfangreiches, leicht zugängliches Angebot wird die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer nur langsam wachsen. Und ohne eine breite Nutzerbasis werden Unternehmen zögern, in die notwendige Infrastruktur zu investieren und ein entsprechendes Angebot bereitzustellen.
Es liegt daher in der Verantwortung der staatlichen Verwaltungen, dafür zu sorgen, dass die Akzeptanz und damit die Nutzerzahlen ansteigen – denn sie sind es, die die digitalen Ausweise ausstellen. Wenn sich die Bürgerinnen und Bürger erst einmal daran gewöhnt haben, sich bei der Steuererklärung, der Ummeldung des Wohnsitzes oder der Verlängerung des Führerscheins digital zu verifizieren, werden sie dies auch ohne Weiteres bei alltäglichen Interaktionen wie Bankgeschäften oder dem Einchecken im Hotel tun.
Weltweit gibt es zahlreiche Initiativen, um diese Entwicklung zu beschleunigen. So untersucht beispielsweise das Tripartite Transport and Transit Facilitation Programme (TTTFP) die Einführung digitaler Führerscheine und Personalausweise, um den Grenzübertritt in der Region Ost- und Südafrika zu erleichtern. Durch die digitalen Ausweise können bürokratische Engpässe beseitigt und Verzögerungen an den Grenzen reduziert werden. Dies wiederum kann das Wachstum innerhalb des Wirtschaftsraums ankurbeln, indem es den Transport von Waren und das Reisen zwischen Nachbarländern erleichtert.
In Europa schreibt die im Mai 2024 in Kraft getretene EU-Verordnung über den Rahmen für die digitale Identität vor, dass alle Mitgliedstaaten ihren Bürgerinnen und Bürgern bis 2026 mindestens eine Form einer digitalen Identity Wallet anbieten müssen1. In Vorbereitung auf dieses Datum laufen Pilotprogramme, in denen eine Vielzahl von realen Anwendungsfällen2 für diese digitalen Wallets getestet werden.
Diese Zusammenarbeit ist ein weiterer entscheidender Faktor für eine flächendeckende Einführung. Staatliche Institutionen schaffen die Grundlagen und Anreize und der Privatsektor wird ermutigt, attraktive Anwendungsfälle zu schaffen, die den Nutzen mobiler IDs im Alltag demonstrieren. Beide müssen zusammenarbeiten, um die erforderliche kritische Größe zu erreichen.
„Es geht darum, eine symbiotische Beziehung zu schaffen“, sagt Michael Edwards, Director Business Development & Technical Sales eGovernment, Veridos. „Je mehr Nutzerinnen und Nutzer durch die Behörden an Bord geholt werden, desto größer wird der Anreiz für den privaten Sektor, Authentifizierungsprozesse zu digitalisieren und eine sichere digitale Verifizierung zu ermöglichen. Dies wiederum wird noch mehr Nutzerinnen und Nutzer anziehen und dazu beitragen, dass mit der Zeit eine ausreichende Anzahl erreicht wird.“