Veröffentlicht: 16.01.2025

IFPP – macht IoT-Konnektivität möglich
Unter In-Factory Profile Provisioning (IFPP) – auch werkseitige Profilbereitstellung genannt – versteht man das automatisierte und sichere Laden digitaler SIM-Profile bereits zum Zeitpunkt ihrer Fertigung. IFPP verspricht IoT-Programmen ein beispielloses Maß an Effizienz, Flexibilität und Nachhaltigkeit. Der wichtigste Faktor für die Hersteller ist eine fortschrittliche IFPP-Plattform.

Der Übergang zu programmierbaren SIM-Karten als Verbindungselement für intelligente Geräte vollzieht sich selbst nach den Maßstäben der IT-Branche in einem erstaunlichen Tempo. Laut Kaleido Intelligence wird die Zahl der eSIM- und iSIM-Anschlüsse von einigen Hundert Millionen im Jahr 2023 auf 4,4 Milliarden im Jahr 2028 ansteigen. Das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 63 Prozent.1
In der Anfangsphase wurde das Wachstum vor allem durch eSIM-Aktivierungen auf Smartphones vorangetrieben, insbesondere durch die Vorreiterrolle von Apple und seinen iPhone-Modellen, die ausschließlich mit eSIM-Technologie ausgestattet sind. In Zukunft werden jedoch Hunderte Millionen neuer IoT- und M2M-Geräte in industriellen Umgebungen in Betrieb genommen und eSIM und iSIM zum bevorzugten Verbindungsmodus werden.
Für Gerätehersteller, die davon profitieren möchten – sei es im Bereich intelligente Messgeräte, Logistik-Tracker, Industriesensoren, Automobilsysteme oder in einem der vielen anderen IoT-Anwendungsfälle –, bringt diese riesige Gelegenheit auch eine Menge neuer Herausforderungen mit sich.
Bisher wurden physische SIM-Karten manuell installiert, in Zukunft wird die SIM-Karte in den Schaltkreis eines Geräts integriert. IoT-Unternehmen müssen daher eine Bereitstellungsfunktion wählen, mit der sich die Profile der Mobilfunknetzbetreiber (MNOs) sicher und effizient auf programmierbare SIM-Karten laden lassen – und das in großen Stückzahlen.
Vorreiter der eSIM-Technologie haben dafür einen effektiven Weg gewählt: Remote SIM Provisioning (RSP). Dabei handelt es sich um eine Softwarefunktion, die das MNO-Profil eines Geräts direkt per OTA (Over-the-Air) auf die eSIM des Geräts überträgt und dann vor Ort zur Verwaltung der SIM genutzt werden kann. Ein anderer Ansatz ist das Vorladen des Geräts mit einer rudimentären Bootstrap-Konnektivität, die die Mobilfunkaktivierung über einen RSP-Befehl (Remote SIM Provisioning) startet.
In beiden Fällen gibt es jedoch eine wichtige Einschränkung: Profile vor Ort zu laden und zu aktualisieren, kann die begrenzte Akkuleistung vieler Gerätetypen beeinträchtigen, insbesondere bei Geräten wie Wasserzählern und Emissionsmessgeräten, die in der Regel nicht über eine direkte Stromversorgung verfügen.
Mit der werkseitigen Profilbereitstellung (IFPP) steht jedoch eine Lösung für dieses Bereitstellungsproblem zur Verfügung.
IFPP: die wichtigsten Herausforderungen für OEMs von IoT-Geräten
Konnektivität: die nahtlose Konnektivität für Geräte direkt ab Werk sicherstellen.
Digitalisierung: den Bereitstellungsprozess für Konnektivitätsnachweise während der Produktion digitalisieren, um Prozesse zu optimieren und an Kundenbedürfnisse anzupassen.
Flexibilität: flexible Produktionskapazitäten zur Unterstützung verschiedener MNOs in verschiedenen Chargen, Serien und Regionen erreichen.
Vereinfachung: die Komplexität der Logistik reduzieren, um die Anzahl der benötigten Lagereinheiten (SKUs) zu minimieren und das Bestandsmanagement zu optimieren.
Beschleunigung: die Markteinführungszeit verkürzen und gleichzeitig die Gerätehardware vereinfachen.
Vom Vor-Ort-Einsatz zur Bereitstellung im Werk
IFPP ist ein innovativer Ansatz, der es Herstellern ermöglicht, SIM-Profile von Mobilfunknetzbetreibern und virtuellen Netzbetreibern (MVNO) während der Produktion eines IoT- oder Konsumgeräts sicher zu laden. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass das Gerät ab Werk „Born Connected®“ und nach dem Einschalten sofort betriebs- und kommunikationsbereit ist. Das ist sowohl für den Konsumentenmarkt als auch für gewerbliche Zwecke von Nutzen:
• Intelligente Geräte für Endverbraucherinnen und -verbraucher
Bei Geräten für Endverbraucherinnen und -verbraucher werden vorkonfigurierte MNO-Profile auf den Geräten installiert, sodass sie sofort an den Kunden ausgeliefert werden können. So nutzen beispielsweise Smartphone-Hersteller erweiterte IFPP-Plattformen, um Geräte an Mobilfunkbetreiber auszuliefern, die bereits mit dem Kommunikationsprofil ausgestattet sind.
• Gerätehersteller können eine beliebige Anzahl von IoT-Geräten bereitstellen, bevor diese in Betrieb genommen werden. Dies ermöglicht eine sofortige Konnektivität und die flexible Einrichtung von Gerätechargen für bestimmte Regionen oder Mobilfunknetzbetreiber.
So funktioniert das in der Praxis: Um die Vorgaben seiner Kunden zu erfüllen, bestellt ein Gerätehersteller einen Konnektivitätsdienst und Profilpakete bei den vom Kunden ausgewählten MNO-Anbietern. Diese bestellten Profile werden dann an den eSIM-Chip-Partner des Herstellers gesendet, der die Daten generiert und bereitstellt. Der Gerätehersteller kann dann während der Produktion auf diese Daten zugreifen und die Profile in die Geräte integrieren.
Ein Beispiel: Ein Energieversorger lässt Smart Meter für verschiedene europäische Märkte produzieren. Das Unternehmen kann seinen Gerätehersteller beispielsweise bitten, einen Teil der Geräte mit den Anmeldedaten seines deutschen Mobilfunknetzbetreibers auszustatten und einen anderen Teil mit den länderspezifischen Anmeldedaten für Frankreich oder Großbritannien. In allen Fällen können die gleichen Geräte mit derselben SKU (Stock Keeping Unit) geliefert werden.
Ist eine weltweite Abdeckung erforderlich, lassen sich Endgeräte mit einer globalen MVNO-Option ausstatten. So kann G+D beispielsweise ein Profil mit weltweiter Konnektivität bereitstellen. Das Unternehmen, das die erste kommerzielle SIM-Karte auf den Markt brachte und Pionierarbeit im Bereich eSIM-Management leistet, liefert eSIMs für mehr als 600 Netze in rund 185 Ländern – eine Abdeckung, die sich über Satellitenkonnektivität sogar noch erweitern lässt.
“IFPP bietet eine Reihe bahnbrechender Vorteile für Netzbetreiber, Hersteller von IoT-Geräten und deren Kunden“
IFPP: die acht wichtigsten Vorteile
„Für Mobilfunknetzbetreiber, die Erstausrüster von IoT-Geräten und deren Kunden ist es eine Win-win-win-Situation“, sagt Sönke Schröder, Director of Global Go-to-Market Strategy and Innovation bei G+D. „IFPP überzeugt durch eine Menge bahnbrechender Vorteile. Für einen Netzbetreiber sind die Geräte mit ihren Zugangsdaten vorinstalliert, Gerätehersteller profitieren von einem hocheffizienten, flexiblen und sicheren Prozess beim Laden von Profilen. Und die Endkunden erhalten Geräte, die direkt nach dem Auspacken ohne weitere Konfiguration verbunden werden können.“

Nutzerinnen und Nutzer der IFPP-Plattform von G+D – AirOn360® In-Factory eSIM, Teil der umfassenden AirOn360® IoT Suite des Unternehmens – erfreuen sich bereits zahlreicher Geschäftsvorteile. Besonders hervorzuheben sind:
1. Verbessertes Kundenerlebnis
Dank der integrierten Konnektivität zum MNO des gewünschten Netzes während des Produktionsprozesses ist das Gerät direkt nach dem Versand bereit, auf das Netz zuzugreifen. Das sorgt für mehr Komfort – unabhängig davon, ob es sich beim Endkunden um einen Smartphone-Händler oder um einen Geräteinstallateur handelt.
2. Verkürzte Markteinführungszeit
Geräte können vom ersten Tag an kommerziell genutzt werden, da der Konfigurationsaufwand nach dem Kauf reduziert wird (oder ganz entfällt).
3. Mehr Flexibilität und Effizienz
OEMs können durch die Automatisierung des Profil-Ladevorgangs sowie durch den Wegfall der manuellen Installation und Aktivierung von SIM-Karten erhebliche Kosteneinsparungen erzielen. Dank der Digitalisierung der Bereitstellungsprozesse lassen sich auch die Geräte selbst vereinfachen: So müssen beispielsweise keine WLAN- oder Bluetooth-Funktionen integriert werden, um Profile vor Ort zu laden. Das optimiert die Produktion, senkt die Herstellungskosten für Geräte und ermöglicht sogar eine Verkleinerung der Geräte.
4. Integration einzelner Geräte
In der Vergangenheit mussten OEMs für jede Produktvariante mehrere SKUs vorhalten. Grund dafür war der Einbau physischer SIM-Karten verschiedener MNOs in bestehende Geräte. Mit IFPP lassen sich eSIM-Profile für verschiedene MNOs digital auf eine einzige SKU laden – das erhöht die Produktionseffizienz, die Flexibilität und optimiert die Vertriebslogistik.
5. Erhalt der Geräteleistung
Die digitale Einspeisung von MNO-Profilen ab Werk ist besonders für Kunden nützlich, die batteriebetriebene IoT-Geräte wie beispielsweise Wasserzähler einsetzen. Durch das Herunterladen oder Aktualisieren eines Profils vor Ort – in der Regel über RSP – wird die Akkukapazität des Geräts nicht beeinträchtigt.
6. Nachhaltigere SIM-Karten
Die Bereitstellung von eSIMs mithilfe von IFPP kann dazu beitragen, Millionen von Plastikkarten (sowie deren schützende Plastikhalterungen) aus dem Produktionsprozess von IoT-Geräten zu entfernen – was sich äußerst positiv auf die Umwelt auswirkt. Schätzungen zufolge werden jedes Jahr mehr als vier Milliarden physische SIM-Karten hergestellt, die mehr als 560.000 Tonnen CO2 erzeugen und mehr als 18.000 Tonnen Plastik verbrauchen.
7. Skalierung
Das Laden und Aktualisieren von SIM-Profilen auf Endgeräten in großem Maßstab ist eine der größten Herausforderungen der IoT-Branche. Ab einer bestimmten Versandmenge wird das manuelle Laden von eSIMs einfach unpraktisch und unwirtschaftlich. Das IFPP ist in der Lage, die Auslieferungen von Hunderten bis Hunderttausenden Geräten zu unterstützen, indem es den Prozess der Profilerstellung automatisiert.
8. Verbesserte Sicherheit
IFPP gewährleistet von Anfang an den Schutz der Geräte und minimiert so die Risiken, die mit manuellen Konfigurationen und der physischen Handhabung von SIM-Karten verbunden sind. Bei der AirOn360® In-Factory eSIM von G+D geht die Sicherheit noch einen Schritt weiter: „Die eSIMs werden mit dem G+D-Betriebssystem, aber ohne Netzwerkprofile an den OEM ausgeliefert“, erklärt Schröder. „Während der Produktion des Geräts senden wir die Profile dann digital zum Laden auf die eSIM – sie können online abgerufen oder im Paket heruntergeladen werden. In beiden Fällen benötigt der OEM jedoch keinen Zugriff auf die Profildaten.“
Worin besteht nun der große Vorteil dieses Ansatzes? Die Produktionsstätte des Geräteherstellers muss sich nicht der strengen GSMA-Zertifizierung unterziehen, die für Unternehmen erforderlich ist, die Profile direkt auf eSIMs hochladen.
Als Teil des IFPP-Angebots bietet G+D diese GSMA-Akkreditierung als Dienstleistung an. „Da wir die Profildaten erstellen und dann sicher auf die eSIM laden, kann der OEM die Profile seiner Mobilfunknetzbetreiber laden, ohne eine Zertifizierung nach dem Security Accreditation Scheme (SAS) der GSMA zu benötigen“, sagt Schröder. Denn G+D ist sowohl für die Herstellung als auch für die Programmierung von eSIMs zertifiziert.
Der OEM ist auch nicht darauf angewiesen, eine Verbindung zu den G+D-Servern aufrechtzuerhalten, um Profile zu laden. G+D bietet für seinen IFPP-Dienst einen Batch-Modus an, sodass OEMs Profile herunterladen und bei Bedarf aufspielen können.
IFPP: Anwendungsfälle in der Industrie
Unterhaltungselektronik: Geräte und Wearables mit vordefinierten Netzwerkprofilen für eine sofortige mobile Verbindung – egal wo.
Transport und Logistik: integrierte und batteriebetriebene Tracker sowie IoT-Geräte, die sich sofort mit Überwachungseinheiten verbinden, um unterwegs zu überwachen.
Smart Metering: Zähler von Energieversorgern, die sich sofort verbinden und keine Installation vor Ort erfordern.
Automobilindustrie: Fahrzeuge, die mit sofort einsatzfähiger Konnektivität für globale Kommunikation und Telematik ausgeliefert werden.
Gesundheitswesen und Wohlbefinden: medizinische und Überwachungsgeräte, die überall, wo sie eingesetzt werden, eine sichere Verbindung für eine zuverlässige Datenübertragung und Fernverwaltung herstellen.
Industrielles IoT: Maschinen und Sensoren, die mit sofort einsatzbereiter Konnektivität für Echtzeit-Berichterstattung und -Steuerung geliefert werden.
Das volle Potenzial des IoT nutzen
Die IFPP-Lösung von G+D ist jedoch nicht ausschließlich für den einmaligen Einsatz gedacht. So verfügt G+Ds AirOn360® IoT über eine RSP-Funktion, die die Fernverwaltung und Aktualisierung von eSIM-Profilen über OTA ermöglicht. Eine wichtige Funktion, die für Endkundengeräte unerlässlich ist und auch für IoT-Geräte gelegentlich benötigt wird. „RSP für IoT-Geräte ist ein nützliches Ausweichszenario für IFPP“, betont Schröder und nennt ein Beispiel: So kann es vorkommen, dass Geräte seit Jahren in Betrieb sind, sich die Netzabdeckung des ursprünglichen Mobilfunknetzbetreibers aber verschlechtert hat. Die RSP-Funktion ermöglicht es dem Kunden, die Profile vor Ort auf einen anderen Mobilfunknetzbetreiber zu übertragen – auch wenn dabei etwas Akkuleistung verbraucht wird.
Wie in anderen Bereichen der IoT-Konnektivität werden Industriestandards auch im IFPP eine wichtige Rolle spielen, um sicherzustellen, dass eSIM-Chips und -Geräte verschiedener Unternehmen eingesetzt werden können. Während die Branche noch an Standards für IFPP arbeitet (im Rahmen der GSMA-Initiative SGP.42), hat sich die G+D-Lösung bereits auf dem Markt bewährt.

G+D ist der einzige Anbieter, der bis Ende 2024 einen großflächigen kommerziellen Einsatz realisiert hat. Einer der weltweit führenden Hersteller von Smartphones für Privatkundinnen und -kunden hat die G+D-Lösung für die Bereitstellung von mehr als 170 Millionen Profilen genutzt. Im IoT-Segment unterstützt G+D bereits Kunden in Bereichen, in denen die Technologie in einer frühen Phase eingeführt wird, wie beispielsweise bei intelligenten Messsystemen.
Angesichts dieser Aktivitäten fällt es nicht schwer, IFPP als eine – vielleicht als die – transformative Fähigkeit zu betrachten, auf deren Entwicklung die IoT-Revolution gewartet hat. Schließlich ist die Konnektivität das Herzstück jeder IoT-Implementierung. Die Möglichkeit, eSIM-Profile während des Herstellungsprozesses sicher von Mobilfunknetzbetreibern auf Geräte zu laden, ohne dass ein Download vor Ort erforderlich ist, wird eine Flut von IoT-Einführungen auslösen.
Key Takeaways
- IFPP von eSIM-Profilen soll IoT-Programmen ein beispielloses Maß an Effizienz und Flexibilität bieten.
- IFPP stellt sicher, dass IoT-Geräte bereits ab Werk „Born Connected®“ sind und sofort nach dem Einschalten betriebs- und kommunikationsbereit sind.
- Hürden bei der Einführung von IoT-Lösungen lassen sich überwinden, da eSIM-Profile mehrerer Mobilfunknetzbetreiber während des Herstellungsprozesses sicher auf die Geräte geladen werden können.
-
eSIM & iSIM Active Connections to Reach 4.4 billion in 2028, Kaleido Intelligence, 2023
Diesen Artikel teilen
Verpassen Sie nicht die neusten Artikel von G+D SPOTLIGHT: Wenn Sie unseren Newsletter abonnieren, bleiben Sie immer auf dem Laufenden über aktuelle Trends, Ideen und technische Innovationen – jeden Monat direkt in Ihr Postfach.