Entsperrtes iPhone mit Wallet App, in der Kreditkarten oder digitale Assets verwaltet werden können.
#Payment Technology

NFC-Öffnung: Gibt es Alternativen zu Apple Pay?

Trends
7 Min.

Digitale Geldbörsen sind für Millionen Menschen zum bevorzugten Zahlungsmittel geworden. Seit Apple den Zugang zu seiner NFC-Schnittstelle für Drittanbieter geöffnet hat, ergeben sich neue Möglichkeiten für Banken und andere Anbieter digitaler Geldbörsen.

Die Akzeptanz digitaler Geldbörsen fördern

Eine Welt ohne Smartphones ist heute unvorstellbar – das mag man gut oder schlecht finden. Mit ihnen wird fotografiert, gearbeitet, eingekauft, Musik gehört, die Heizung kontrolliert und die nächste Reise gebucht. Auch als Zahlungsmittel werden sie immer beliebter: Mit digitalen Geldbörsen wie Apple Pay oder Google Pay genügt an der Kasse ein einfaches Antippen oder Scannen eines QR-Codes, was den Bezahlvorgang für Verbraucherinnen und Verbraucher bequemer und vielfältiger macht. Schätzungen zufolge wird die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer digitaler Geldbörsen von 4,3 Milliarden im Jahr 2024 auf 5,8 Milliarden im Jahr 20291 ansteigen, was das enorme Potenzial dieses Segments verdeutlicht. Mobile Wallets sind inzwischen so alltäglich, dass viele Nutzerinnen und Nutzer diese mobilen Zahlungs- und Bankdienste als selbstverständlich betrachten.

Abgesehen von mobilen Plattformen wie Apple und Google, konnten Emittenten bisher nicht vom Wallet-Trend profitieren – zumindest nicht auf dem Betriebssystem iOS. Banken und Aussteller digitaler Geldbörsen waren auf die Nutzung der Host Card Emulation (HCE)-Technologie beschränkt. Kontaktloses Bezahlen mit NFC funktionierte nur über Apple Pay – eine Alternative zu Tap-to-Pay-Lösungen für andere Anbieter gab es nicht. Finanzinstitute waren nicht in der Lage, eine direkte Verbindung über ihre eigenen Wallets herzustellen, und konnten viele ihrer Kundinnen und Kunden nicht umfassend bedienen. Das hatte vor allem für die Banken negative Folgen: Die Kundenbindung wurde eingeschränkt, die Marke verwässert und es fielen zusätzliche Transaktionsgebühren von Dritten an.

Mit dem iOS-Update von Apple wurde die NFC-Schnittstelle für Dritte zugänglich gemacht. Zum ersten Mal können Banken und andere Wallet-Anbieter nun Tap-to-Pay-Lösungen für iOS anbieten. Die technische Umsetzung variiert jedoch von Region zu Region. Im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gibt Apple Entwicklern die Möglichkeit, die Host Card Emulation (HCE) zu nutzen – eine softwarebasierte Lösung, die kontaktlose Zahlungen ohne Zugriff auf das Secure Element (SE) von Apple ausführt. Im Gegensatz dazu können Märkte wie die USA, Großbritannien, Kanada, Japan, Australien und die Schweiz nun das im iPhone integrierte SE, ein hardwarebasiertes Modul, nutzen. Für den Anwender oder die Anwenderin bieten beide Technologien ein nahtloses Erlebnis, allerdings sind die technischen und strategischen Implikationen unterschiedlich.

Für die Herausgeber digitaler Geldbörsen ist das eine ideale Gelegenheit, das digitale Zahlungserlebnis auf beide großen mobilen Plattformen auszuweiten und eine breitere Nutzerbasis anzusprechen – insbesondere für Banken, bei denen Zahlungen rund 80 Prozent aller Kundeninteraktionen ausmachen2.

„Wallet-Emittenten wie Banken und Händler sollten sich diese Chance nicht entgehen lassen“, sagt Jukka Yliuntinen, Portfolio Owner Payment & Identity bei G+D Netcetera. „Durch die Integration von Bezahlfunktionen in die eigene mobile App können sie das Nutzererlebnis unmittelbar beeinflussen und gleichzeitig Dienstleistungen mit Mehrwert anbieten, die die Markenerosion verringern und die Kundenbindung erhöhen.“

Die Verbraucherinnen und Verbraucher dazu zu bewegen, von der unkomplizierten Apple-Pay-Nutzung zu einem anderen System zu wechseln, wird nicht einfach sein. Banken und andere Finanzdienstleister digitaler Geldbörsen müssen dafür überzeugende Anreize schaffen und sich dabei nicht nur auf den Zahlungsverkehr beschränken.

Eine Person tippt auf dem Smartphone in einer Krypto-Wallet-App auf die Schaltfläche „Verbinden“.

Eine Wallet entwickeln, die tatsächlich genutzt wird

Bei der Gestaltung einer Wallet liegen die größten Erfolgschancen für Banken in der Integration digitaler Identitätsdienste. Auf diese Weise können sie ihren Wallets einen Mehrwert verleihen und die Akzeptanz bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern erhöhen. Das gilt zumindest für die Märkte, in denen Apple den SE-Zugang geöffnet hat. Dazu gehören beispielsweise Australien, Brasilien, Kanada, Japan, Neuseeland, Großbritannien, die USA und die Schweiz. In diesen Regionen können Wallet-Anbieter Belege für Konzertkarten und Hotelreservierungen, aber auch den Reisepass in der Banking-App speichern und sicher mit der verifizierten Identität des Kunden oder der Kundin verknüpfen. Das erspart das Vorzeigen eines Ausweises und bietet dem Endnutzer und der Endnutzerin zusätzlichen Komfort und Mehrwert.

Banken haben hier einen Wettbewerbsvorteil gegenüber anderen Akteuren. Als stark regulierte Finanzinstitute sind sie gut positioniert, um mit sensiblen Daten wie Identitäten, digitalen Zentralbankwährungen (CBDCs) und potenziell anderen tokenisierten Vermögenswerten umzugehen. Also all den Daten, die Nutzerinnen und Nutzer lieber in den Händen vertrauenswürdiger und regulierter Institutionen wissen wollen.

Das Thema Identität ist jedoch nicht das einzige Unterscheidungsmerkmal – insbesondere für Banken –, das Erfolg verspricht. Banken und andere Wallet-Anbieter sollten sie vielmehr als Voraussetzung für die Nutzung weiterer Dienste innerhalb und außerhalb des Zahlungsverkehrs sehen, um Nutzerinnen und Nutzer für ihre Wallets zu gewinnen.

Kurzfristig können die Herausgeber digitaler Geldbörsen mit wenig Aufwand Anreize schaffen, um die Nutzung zu fördern, beispielsweise durch eine Prämie von zehn US-Dollar für die nächsten drei Tap-to-Pay-Transaktionen. Allerdings ist das menschliche Verhalten bei finanziellen Entscheidungen selten vorhersehbar. Manche lassen sich von diesen Anreizen überzeugen und wechseln, andere kassieren lediglich die Belohnung und kehren dann wieder zu Apple Pay zurück. Wieder andere sind so loyal, dass sie auf solche Anreize gar nicht reagieren.

Emittenten sollten sich daher nicht ausschließlich auf finanzielle Anreize verlassen – Wallets müssen vielmehr einen konkreten und nachhaltigen Nutzen bieten: Beispielsweise könnten kontextabhängige Wallets je nach Standort und Art der Transaktion die besten Zahlungsmethoden auswählen und so ein noch reibungsloseres Erlebnis bieten, indem sie an der Kasse statt der verknüpften Karte automatisch Ratenzahlung oder die Option „Jetzt kaufen, später bezahlen“(engl. Buy Now Pay Later; BNPL) vorschlagen. Durch die Auswahl anderer Zahlungsoptionen erhalten Verbraucherinnen und Verbraucher mehr Flexibilität und Kontrolle über ihre Ausgaben. 

Wallet-Anbieter sind in der besonderen Position, die Bedürfnisse und die Zahlungsmethoden ihrer Kundinnen und Kunden genau zu kennen.Banken wissen über das Ausgabeverhalten und die finanzielle Lage ihrer Kundinnen und Kunden Bescheid, reine Anbieter digitaler Geldbörsen wie beispielsweise Händler über deren Kaufgewohnheiten. Dieses Wissen lässt sich nutzen, um maßgeschneiderte Angebote und ein personalisiertes Erlebnis zu bieten – etwas, das die Big-Tech-Unternehmen nicht unbedingt leisten können. Das erhöht die Kundenbindung und macht Banken und andere Drittanbieter zur bevorzugten Wahl.

Schaubild NFC-Zugang bei Apple mit regionalen Unterschieden.

Der Weg in die Zukunft

Vor der Entscheidung über das weitere Vorgehen muss die technische und strategische Ausrichtung des Angebots sorgfältig geprüft werden. Ob Tap-to-Pay auf iOS möglich ist, hängt von der Region und der Verfügbarkeit des HCE- oder SE-Zugangs ab. Für den Nutzer und die Nutzerin ist das Erlebnis zwar in beiden Fällen gleich, doch die zugrunde liegende Technologie bestimmt, welche Funktionen angeboten werden können – und damit letztlich auch den Leistungsumfang der digitalen Geldbörse. Ein Beispiel: Der Identitätsnachweis wird derzeit nur über SE unterstützt, sodass in Märkten mit HCE-Zugang (z. B. in der EU) bestimmte Anwendungen, die einen Mehrwert versprechen, nicht verfügbar sind.

Neben technischen Überlegungen gilt es, die strategischen Aspekte seines Geschäftsmodells zu berücksichtigen. Die Entwicklung einer eigenständigen Wallet reduziert die Abhängigkeit von Drittanbietern und stärkt die Markentreue. Außerdem ermöglicht sie eine bessere Kontrolle über das Nutzererlebnis. Sie ist jedoch auch mit höheren Entwicklungs- und Wartungskosten sowie einer eingeschränkten Interoperabilität verbunden, was die Nutzerakzeptanz beeinträchtigen kann.

Eine auf mehreren Banken oder Ökosystemen basierende Zusammenarbeit kann Emittenten indes helfen, eine gemeinsame Infrastruktur zu nutzen, Kosten zu senken und schneller zu skalieren. Hierfür gibt es viele erfolgreiche Beispiele, wie Twint in der Schweiz, Swish in Schweden und Zelle in den USA, die zeigen, wie Banken zusammenarbeiten können, um weitverbreitete Multi-Bank-Wallets zu entwickeln. Die Vorteile liegen in der schnellen Skalierbarkeit und der Möglichkeit, eine gemeinsame Kundenbasis zu bedienen. Allerdings sind der Grad der Markendifferenzierung und die Kontrolle über das Nutzererlebnis bei diesen Systemen begrenzt.

Anderen Anbietern digitaler Geldbörsen, wie beispielsweise Händlern, ist es mittlerweile gelungen, Wallets um ihre zentralen Dienstleistungen herum aufzubauen. In Verbindung mit Bonusprogrammen, Gutscheinen, Sonderaktionen und personalisierten Angeboten liefern sie ein umfassendes Einkaufs- und Zahlungserlebnis innerhalb ihrer Wallet.

Ein Smartphone wird für eine kontaktlose Zahlung via Wallet an ein Terminal gehalten.

Bewährter Partner für Mobile Wallets

Convego® CloudPay von G+D Netcetera ist eine schlüsselfertige Alternative für Banken und andere Wallet-Anbieter, die mit eigenen Wallets in den digitalen Markt einsteigen wollen, ohne den Aufwand und die Kosten für eine eigene Lösung auf sich nehmen zu müssen.

Convego® CloudPay verwandelt mobile Apps in voll funktionsfähige digitale Geldbörsen, mit denen die Nutzerinnen und Nutzer direkt aus der App heraus Zahlungen per Tap-and-Go vornehmen können. Die App lässt sich sogar als Standard für kontaktlose Zahlungen einrichten, sodass Verbraucherinnen und Verbraucher die gleiche nahtlose Erfahrung wie bei herkömmlichen Geldbörsen haben. Es handelt sich um eine markterprobte Lösung, die sowohl HCE als auch SE unterstützt und auf iOS und Android eingesetzt werden kann. Die Lösung sorgt dafür, dass Banken und andere Wallet-Anbieter einen festen Platz im digitalen Alltag der Verbraucherinnen und Verbraucher einnehmen. Das stärkt die Kundenbindung und ermöglicht eine Top-of-Wallet-Präsenz.

Unabhängig davon, für welchen Weg sich Banken und andere Emittenten digitaler Geldbörsen entscheiden: Wer den ersten Schritt macht, hat die besten Chancen, sich in den kommenden Jahren in diesem Segment zu etablieren. Mit der Integration von Zusatzdiensten, die über den reinen Zahlungsverkehr hinausgehen, wird das Mobile-Wallet-Erlebnis attraktiver. Angebote wie Identitätsprüfungen, Bonusprogramme und flexible Zahlungsdienste machen Wallet-Anbieter für ihre Kundinnen und Kunden zu einem unverzichtbaren Begleiter des digitalen Lebens. 

Wallet-Emittenten wie Banken und Händler sollten sich diese Chance nicht entgehen lassen.

Jukka Yliuntinen
Portfolio Owner Payment & Identity bei G+D Netcetera

Key Takeaways

  • Mit der Öffnung der NFC-Schnittstelle für iOS und Android können Banken und andere Emittenten digitaler Geldbörsen ihre eigenen Tap-to-Pay-Wallets einem breiteren Kundenkreis anbieten.
  • Eine erfolgreiche Wallet muss mehr können, als nur Zahlungen abzuwickeln. Sie muss Zusatzdienste beinhalten, um die Akzeptanz langfristig zu vergrößern.
  • Der Erfolg von Wallet-Emittenten hängt von vielen Faktoren ab – und G+D hat für alle eine Lösung.
  1. Which countries are leading wallet adoption in 2024?, Juniper, 2024

  2. NextWave Global Consumer Banking Survey, EY, 2021

Veröffentlicht: 28.05.2025

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