Die Akzeptanz digitaler Geldbörsen fördern
Eine Welt ohne Smartphones ist heute unvorstellbar – das mag man gut oder schlecht finden. Mit ihnen wird fotografiert, gearbeitet, eingekauft, Musik gehört, die Heizung kontrolliert und die nächste Reise gebucht. Auch als Zahlungsmittel werden sie immer beliebter: Mit digitalen Geldbörsen wie Apple Pay oder Google Pay genügt an der Kasse ein einfaches Antippen oder Scannen eines QR-Codes, was den Bezahlvorgang für Verbraucherinnen und Verbraucher bequemer und vielfältiger macht. Schätzungen zufolge wird die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer digitaler Geldbörsen von 4,3 Milliarden im Jahr 2024 auf 5,8 Milliarden im Jahr 20291 ansteigen, was das enorme Potenzial dieses Segments verdeutlicht. Mobile Wallets sind inzwischen so alltäglich, dass viele Nutzerinnen und Nutzer diese mobilen Zahlungs- und Bankdienste als selbstverständlich betrachten.
Abgesehen von mobilen Plattformen wie Apple und Google, konnten Emittenten bisher nicht vom Wallet-Trend profitieren – zumindest nicht auf dem Betriebssystem iOS. Banken und Aussteller digitaler Geldbörsen waren auf die Nutzung der Host Card Emulation (HCE)-Technologie beschränkt. Kontaktloses Bezahlen mit NFC funktionierte nur über Apple Pay – eine Alternative zu Tap-to-Pay-Lösungen für andere Anbieter gab es nicht. Finanzinstitute waren nicht in der Lage, eine direkte Verbindung über ihre eigenen Wallets herzustellen, und konnten viele ihrer Kundinnen und Kunden nicht umfassend bedienen. Das hatte vor allem für die Banken negative Folgen: Die Kundenbindung wurde eingeschränkt, die Marke verwässert und es fielen zusätzliche Transaktionsgebühren von Dritten an.
Mit dem iOS-Update von Apple wurde die NFC-Schnittstelle für Dritte zugänglich gemacht. Zum ersten Mal können Banken und andere Wallet-Anbieter nun Tap-to-Pay-Lösungen für iOS anbieten. Die technische Umsetzung variiert jedoch von Region zu Region. Im Europäischen Wirtschaftsraum (EWR) gibt Apple Entwicklern die Möglichkeit, die Host Card Emulation (HCE) zu nutzen – eine softwarebasierte Lösung, die kontaktlose Zahlungen ohne Zugriff auf das Secure Element (SE) von Apple ausführt. Im Gegensatz dazu können Märkte wie die USA, Großbritannien, Kanada, Japan, Australien und die Schweiz nun das im iPhone integrierte SE, ein hardwarebasiertes Modul, nutzen. Für den Anwender oder die Anwenderin bieten beide Technologien ein nahtloses Erlebnis, allerdings sind die technischen und strategischen Implikationen unterschiedlich.
Für die Herausgeber digitaler Geldbörsen ist das eine ideale Gelegenheit, das digitale Zahlungserlebnis auf beide großen mobilen Plattformen auszuweiten und eine breitere Nutzerbasis anzusprechen – insbesondere für Banken, bei denen Zahlungen rund 80 Prozent aller Kundeninteraktionen ausmachen2.
„Wallet-Emittenten wie Banken und Händler sollten sich diese Chance nicht entgehen lassen“, sagt Jukka Yliuntinen, Portfolio Owner Payment & Identity bei G+D Netcetera. „Durch die Integration von Bezahlfunktionen in die eigene mobile App können sie das Nutzererlebnis unmittelbar beeinflussen und gleichzeitig Dienstleistungen mit Mehrwert anbieten, die die Markenerosion verringern und die Kundenbindung erhöhen.“
Die Verbraucherinnen und Verbraucher dazu zu bewegen, von der unkomplizierten Apple-Pay-Nutzung zu einem anderen System zu wechseln, wird nicht einfach sein. Banken und andere Finanzdienstleister digitaler Geldbörsen müssen dafür überzeugende Anreize schaffen und sich dabei nicht nur auf den Zahlungsverkehr beschränken.