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#Identity Technology

Die erfolgreiche Einführung von Ausweisdokumenten: eine komplexe Herausforderung

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6 Min.

Die Einführung neuer Ausweisdokumente ist immer eine komplexe und schwierige Aufgabe für Behörden. Unterstützt von robusten Prozessen, bewährten Technologien und zuverlässigen Partnern, können dennoch wegweisende Ergebnisse erzielt werden – für das Land, seine Bürgerinnen und Bürger und sein internationales Ansehen.

Die Einführung einer neuen Identifikations- oder Verifizierungslösung – wie zum Beispiel Personalausweise, Reisepässe, Führerscheine oder sonstige amtliche Dokumente – bietet Behörden die Gelegenheit, die Zukunft maßgeblich zu gestalten. So eine Möglichkeit, die vielleicht nur alle zehn Jahre aufkommt, sollte genutzt werden. Neue, innovative Technologien machen Identifikationssysteme sicherer und effizienter und alle Prozesse und Systeme für Einführung, Ausstellung, Nutzung und Erneuerung der Dokumente können modernisiert werden.

Außerdem können Behörden mit der Einführung einer neuen Lösung auch ihre Dienstleistungen – etwa im Bereich öffentliche Gesundheit, Wahlen, Steuererklärungen und bei der Beantragung von Leistungen – erweitern oder verbessern. In Schwellenländern bietet sich so die Möglichkeit, Bürgerinnen und Bürgern den Zugang zu offiziellen Ausweisdokumenten zu erleichtern. Da sie sich so besser am Finanzsystem und an der digitalen Wirtschaft beteiligen können, kann dies den Wohlstand des gesamten Landes steigern.

Wann ist der richtige Zeitpunkt für neue Ausweisdokumente?

Der richtige Zeitpunkt und die Zielsetzungen bei einer solchen Einführung hängen stets von landesspezifischen Faktoren und auch von weiteren Umständen ab.

Meist steht dabei die Sicherheit an oberster Stelle: Sichere Ausweisdokumente sind Grundvoraussetzung für die Absicherung der Grenzen, für die Gewährleistung der Bürgerrechte, für die Sicherheit im Land und vieles mehr.

Als Costa Ricas Ministerium für Migration und Einwanderung das Design und die Umsetzung des neuen E-Passes plante, der im März 2022 eingeführt wurde, stand die Sicherheit an erster Stelle. „Höhere Sicherheit und einfachere Grenzkontrollen für einheimische und ausländische Reisende standen im Vordergrund unserer Überlegungen“, sagt José Rolando Colchado, Managing Director für Mexico bei Veridos, dem Joint Venture von G+D und der Bundesdruckerei.

„Die bisherigen maschinenlesbaren Reisepässe entsprachen nicht mehr dem neuesten Stand der Sicherheitstechnik. Der Fokus lag deshalb vor allem auf einer biometrischen, chipbasierten Lösung, einer fälschungssicheren Datenseite aus Polycarbonat und einem Echtfarbfoto. Grundlage dafür bildete unsere CLIP ID-Technologie. Mit mehr als 60 weiteren Sicherheitsmerkmalen ist der Reisepass damit praktisch fälschungssicher“, fügt er hinzu.

Ein Mann am Labtop, der digital Dokumente ausfüllt

Vereinbarungen über Landesgrenzen hinweg

Neben der Sicherheit des Dokuments im Lauf seines gesamten Lebenszyklus gibt es noch weitere entscheidende Aspekte. Die neuen Identifikationslösungen sollen meist auch den Bürgerinnen und Bürgern Vorteile bieten, die sich aus internationalen und regionalen Vereinbarungen ergeben, erklärt Dr. Aweke Lemma, Managing Director für Uganda bei Veridos. Entspricht die neue Identifikationslösung etwa den Vorgaben der Internationalen Zivilluftfahrt-Organisation (ICAO) für sichere Reisedokumente, steigt in anderen Ländern das Vertrauen, dass die Papiere nicht gefälscht sind. Außerdem sind sie dann mit den Authentifizierungssystemen verschiedener Länder kompatibel.

Die Integration eines Chips im Reisepass erleichtert internationale Reisen, da automatisierte Grenzkontrollsysteme genutzt werden können. Die Einführung dieser digitalen Komponenten in die Verifizierungsinfrastruktur ist nur durch die in E-Pässe integrierten Chips möglich.

Ein aktuelles Beispiel ist der vor Kurzem modernisierte elektronische Reisepass Zyperns. Dank der verbesserten Systeme zur Erfassung biometrischer Daten, Personalisierung und Ausstellung der Dokumente können Reisende den integrierten Chip ihres Reisepasses an eGates scannen und so die Kontrollen am Flughafen schneller passieren.

Wenn neue Führerscheine oder Reisepässe die Vorgaben internationaler Abkommen erfüllen, werden die Dokumente in mehr Ländern akzeptiert – ein großer Vorteil für die Bürgerinnen und Bürger des Landes. Die Ostafrikanische Gemeinschaft akzeptiert zum Beispiel alle computergestützten Führerscheine und E-Pässe, die in einem der sieben Mitgliedsstaaten der Gemeinschaft ausgestellt wurden. 

„Die Ostafrikanische Gemeinschaft ist eine regionale Wirtschaftsgemeinschaft in Ostafrika, die die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Mitgliedsstaaten stärken soll“, erklärt Dr. Aweke Lemma. „Der neue ostafrikanische E-Pass, der von den Mitgliedsländern, darunter auch Uganda, eingeführt wurde, vereinfacht das Reisen in der Region und leistet so einen großen Beitrag zur Förderung des regionalen Handels. Das wird die Wirtschaft dieser Region sicherlich spürbar stärken.“

Unterstützung und Unabhängigkeit

Neben der Standardisierung haben viele Schwellenländer zusätzliche Gründe für die Einführung moderner Identifikationslösungen.

Der Anstoß, offizielle Ausweisdokumente einzuführen, kommt oft von Organisationen, die wirtschaftliche oder humanitäre Hilfe leisten, wie etwa der Weltbank. Um Darlehen, zinslose Kredite und Zuschüsse für ihren Kampf gegen die Armut zu ermöglichen, benötigt die Weltbank Zugang zu zuverlässigen Daten. „Voraussetzung für eine derartige Hilfe ist ein klares Profil der Demografie eines Landes – Altersstruktur, Geschlechterverteilung, Bevölkerungsdichte, um nur einige zu nennen. Diese Daten stehen jedoch nur zur Verfügung, wenn zuverlässige, sichere offizielle Identitäten in Form von nationalen Ausweisdokumenten vorliegen“, erklärt Dr. Lemma.

Die Modernisierung von Ausweisdokumenten ist in vielen Entwicklungsländern mit ambitionierten Zielen verbunden. Die Länder sind bestrebt, die Infrastruktur und das technische Know-how zu schaffen, um alle notwendigen Prozesse im Zusammenhang mit Identitätsdokumenten unabhängig und vor Ort auszuführen. „Wenn es um die Infrastruktur für Ausweisdokumente geht, wollen viele Schwellenländer technisch unabhängig werden“, erklärt Dr. Lemma. „Gemeinsam mit ihrem Partner für Identifikationslösungen wollen sie alle erforderlichen Kompetenzen, die neuen Arbeitsplätze und die Infrastruktur vor Ort schaffen, um langfristige und nachhaltige Lösungen auf den Weg zu bringen.“

Dies ist einer der Gründe, warum die ugandische Regierung zur Modernisierung der Ausweisdokumente des Landes ein Joint Venture mit Veridos eingegangen ist. Veridos errichtete mit der Uganda Security Printing Company eine Anlage zur Produktion verschiedener Ausweisdokumente (unter anderem E-Pass, Personalausweis und Führerschein) in Entebbe, etwa 40 Kilometer südlich von Kampala.

Die 2018 zwischen den beiden Unternehmen geschlossene Vereinbarung hat eine Laufzeit von 15 Jahren. Neben der Produktion vor Ort ist eines der wichtigsten Ziele, lokale Kapazitäten aufzubauen und Arbeitskräfte zu schulen, um Betrieb, Wartung und Management der Produktionsstätte schrittweise auf lokale Fachkräfte zu übertragen. Wenn dies erfolgreich geschehen ist, wird sich Veridos am Ende der Laufzeit aus dem Projekt zurückziehen.

In Bangladesch werden bereits sichere elektronische Pässe für die Bürgerinnen und Bürger des Landes produziert. Dank der Installation der ersten eGates am Hauptflughafen des Landes in Dhaka können Reisende nun ihre Identität mit ihren hochmodernen E-Pässen nachweisen.

Auch hier ist ein umfassender Know-how-Transfer entscheidend – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort werden von Veridos in den entsprechenden Technologien und Verfahren geschult.

In Kamerun wiederum liegt ein Schwerpunkt der Regierung auf Identifikationslösungen für Wahlen. Im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der Wahlkommission ELECAM (Elections Cameroon) und Veridos wurde ein dezentrales, mobiles System entwickelt, das die Wählerregistrierung und die Verwaltung von Wählerdaten verbessern soll. Die Komplettlösung umfasst von der Wählerregistrierung über die Datenverwaltung bis hin zur Ausstellung von biometrischen Wählerausweisen den gesamten Prozess. Veridos liefert die Technologie und ELECAM betreibt das System im Rahmen eines Zehnjahresvertrags.

“Wenn es um die Infrastruktur für Ausweisdokumente geht, wollen viele Schwellenländer technisch unabhängig werden. Sie wollen in Zusammenarbeit mit ihrem Partner für Identitätslösungen alle erforderlichen Kompetenzen, die neuen Arbeitsplätze und die Infrastruktur vor Ort schaffen, um langfristige und nachhaltige Lösungen auf den Weg zu bringen.“
Dr. Aweke Lemma
Managing Director, Veridos Uganda

Die Bürgerinnen und Bürger aktiv mit einbeziehen

Diese Beispiele zeigen, wie erfolgreich öffentlich-private Partnerschaften sein können. Aber dabei gilt immer: Die Einführung neuer Ausweisdokumente ist nur dann wirklich erfolgreich, wenn die Menschen aktiv ermutigt werden, sie zu nutzen. Dazu müssen Regierungen und Behörden klar die Vorzüge der neuen Ausweisdokumente vermitteln, ihren Zweck und die damit verbundenen Vorteile für die Bürgerinnen und Bürger, wie auch die Sicherheitsmaßnahmen bei Erfassung, Speicherung und Verarbeitung der Identitätsdaten erklären.

Deswegen sollten, so José Rolando Colchado von Veridos, die Entwicklung und die Einführung eines neuen Ausweisdokuments von einer breit angelegten Werbekampagne begleitet werden – mit Plakaten, Radio- und Fernsehspots bis hin zu den sozialen Netzwerken. In Costa Rica zum Beispiel bewarben einige Projektleiter und -leiterinnen leidenschaftlich die innovativen Merkmale und das einzigartige Design der neuen elektronischen Reisepässe in Print, TV und den sozialen Medien.

Wenn Regierungen stetig daran arbeiten, Projekte für hochmoderne Identitätsdokumente und -systeme voranzutreiben und weiterzuentwickeln, führt dies zu wirtschaftlichem Fortschritt und Wachstum der Infrastruktur für Ausweisdokumente. „Diese Projekte sind eine echte Chance für ein Land, auch weil sie dafür sorgen, dass das Land sein internationales Ansehen verbessert“, fasst Dr. Lemma zusammen.

Veröffentlicht: 30.03.2023

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