Ein Dreieck aus weißen Linien mit der Unterteilung in drei Bereiche auf dunklem Hintergrund
 
#Identity Technology

Eine erfolgreiche Implementierung von E-Government-Diensten

Insights
6 Min.

Wie können Länder dem Wunsch nach sicheren, vertrauenswürdigen und effektiven digitalen Behördendiensten nachkommen?

Die Corona-Pandemie hat die digitale Transformation weltweit beschleunigt und viele Länder setzen ihre E-Government-Strategien bereits aktiv um. Doch welches Potenzial schlummert noch immer in den E-Government-Anwendungen und wie können Regierungen es freisetzen?

Überwindung bestehender Herausforderungen

Regierungen setzen Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) ein, um der Öffentlichkeit einen leichteren, effizienteren und besseren Zugang zu Behördendiensten zu bieten. Und genau hier stoßen sie auf Herausforderungen.

Denn alle Bürgerinnen und Bürger müssen gleichermaßen in der Lage sein, auf die E-Government-Dienste zuzugreifen. Niemand darf außen vor gelassen werden. Das bedeutet, dass Ressourcen und Dienste älteren Menschen oder jenen ohne Smartphone genauso zugänglich sein müssen wie jüngeren Generationen.

Wie also bewerkstelligen Regierungen die erfolgreiche Implementierung der elektronischen Behördendienste im digitalen Zeitalter? Lesen Sie weiter und erfahren Sie, wie Länder ein für alle Beteiligten auf lange Sicht erfolgreiches E-Government in die Tat umsetzen können.

5 Faktoren für eine erfolgreiche E-Government-Implementierung

1. Festlegung der Ziele

Mit E-Government-Diensten können Regierungen ihre Prozesse nicht nur effizienter gestalten, sondern auch andere Ziele erreichen, wie zum Beispiel Kosteneinsparungen erzielen und das Wirtschaftswachstum ankurbeln.

Dabei ist es wichtig, für diese Ziele eine Priorisierung festzulegen. Denn nur so können die Regierungen eine erfolgreiche E-Government-Strategie entwickeln. Von wirtschaftlichen Faktoren über die Förderung von Unternehmen bis hin zur Verbesserung der Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger – bei der Implementierung digitaler Behördendienste müssen zunächst die strategischen Ziele formuliert werden.

Einige Länder konnten durch die erfolgreiche Einführung von E-Government-Diensten beträchtliche Einsparungen verbuchen. So konnte Estland Schätzungen zufolge durch die Einführung digitaler Behördendienste 2 Prozent des BIP einsparen. McKinsey prognostiziert zudem, dass durch die Einführung einer digitalen ID bis 2030 bis zu 13 Prozent des BIP eingespart werden.1 Kostensenkungen können somit ein wichtiges Ziel bei der Einführung von E-Government-Diensten sein.

Technologie ist bekanntermaßen ein Wirtschaftstreiber.2 Der Einsatz von IKT zur Bereitstellung von öffentlichen Diensten hat das Potenzial, die Unternehmenseffizienz zu steigern, weil so die Kommunikation und die Kommunikationsgeschwindigkeit zwischen Regierung und Unternehmen verbessert werden. Dadurch werden ideale Bedingungen für Investitionen und neue Geschäftsmodelle geschaffen.

Auch die Bürgerinnen und Bürger profitieren, wenn sie ihre Anliegen online erledigen können, statt sich auf dem Amt in die Warteschlange stellen zu müssen. Elektronische Behördendienste sind leichter zugänglich und bieten jenen mehr Freiheiten, die sie nutzen.

Für Regierungen liegen die Vorteile ebenfalls auf der Hand: gesteigerte Produktivität und Effizienz, weniger Verwaltungsaufwand und somit geringere Kosten sowie optimierte und automatisierte Prozesse. All dies sind gute Gründe, warum Länder E-Government-Dienste schnellstmöglich einführen sollten, um das wirtschaftliche und gesellschaftliche Wachstum voranzutreiben. Zunächst müssen Länder jedoch ihre Ziele und deren Prioritäten festlegen.

Ein Smartphone mit digitalem Führerschein wird aus dem geöffneten Autofenster gereicht und mit einem anderen Smartphone gescannt

2. Analyse des Status quo

Durch die Analyse des aktuellen Stands des E-Government-Angebots wird das Verbesserungspotenzial offensichtlich: Was bietet die aktuelle Identitätsinfrastruktur? Gibt es Standards, Schnittstellen, Datenstrukturen und Zugriffsmechanismen, die verbessert werden müssen? Gibt es Optimierungspotenzial im Hinblick auf Kosteneinsparungen, Effizienzsteigerung, Sicherheit und Komfort? Die Ziele müssen klar, transparent und leicht verständlich sein. Darüber hinaus müssen sich alle Beteiligten einig sein. Denn dies bildet die Grundlage für eine erfolgreiche Umsetzung.

Die Lancierung der E-Government-Dienste ist erst der Anfang. Bürgerinnen und Bürger müssen dann auch ermutigt werden, diese elektronischen Dienste zu nutzen. Dazu müssen ihnen die Vorteile erklärt werden. Damit E-Government-Dienste optimal genutzt und in Anspruch genommen werden, müssen Informationsportale eingerichtet werden, über die sich Öffentlichkeit und Beamtinnen und Beamte sowie Regierungsangestellte informieren können. Zudem müssen ausreichend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit der erforderlichen Expertise zur Verfügung stehen, um die E-Government-Transformation voranzutreiben. Die Interaktion zwischen der Öffentlichkeit und den Behörden ist dabei ein Muss.

Die Analyse des aktuellen Stands ist auch eine gute Gelegenheit, um bestehende IT-Techniken und geplante Investitionsmaßnahmen auf den Prüfstand zu stellen und so eine effiziente und kostengünstige Implementierung von E-Government-Diensten zu gewährleisten.

“Nur wenn das Potenzial von E-Government voll ausgeschöpft wird, gelingt die Transformation der öffentlichen Dienste.“
Xavier Prost
Head of eGovernment bei Veridos

3. Auswertung des Potenzials

Länder müssen ihre aktuellen Prozesse beleuchten, um so Vorgänge mit Optimierungspotenzial zu ermitteln.

Anschließend lassen sich auf dieser Grundlage Best-Practice-Ansätze formulieren. Im Idealfall dient ein auf die Bürgerinnen und Bürger abgestimmter Single Point of Contact, zum Beispiel eine Anwendung, als Einstiegspunkt für verschiedene Dienste. Dadurch wird für Benutzerfreundlichkeit und maximale Zugänglichkeit gesorgt. Die zuvor durchgeführte Analyse des aktuellen Stands erleichtert zudem die Integration mehrerer Dienste, die auf einer Plattform verfügbar sind.

4. Pilotprojekte

Die Einführung einer digitalen Plattform, auf der die Öffentlichkeit auf Behördendienste zugreifen kann, geht mit immensen Kosten einher. Deswegen sollte zunächst ein Pilotprojekt durchgeführt werden, um künftige Roll-outs zu optimieren.

Das Pilotprojekt ist lediglich der Anfang für die Implementierung von E-Government-Diensten. Nach dem Start ist es jedoch die Nutzerschaft, die das Angebot optimiert und weitere Innovationen vorantreibt. Es ist daher wichtig, dass möglichst viele Bürgerinnen und Bürger die elektronischen Dienste in Anspruch nehmen. Ein skalierbares System mit wichtigen Leistungskennzahlen bietet einen Einblick, ob und wie erfolgreich die E-Government-Dienste implementiert und genutzt werden.

5. Implementierung

Für eine erfolgreiche Lancierung elektronischer Behördendienste braucht es einen ganzheitlichen Ansatz. Ein IT-Aktionsplan muss zusammen mit Cybersicherheitsmaßnahmen eingeführt werden, um die Sicherheit der Infrastruktur und das Vertrauen der Öffentlichkeit zu gewährleisten.

Für eine erfolgreiche Umsetzung der E-Government-Dienste müssen nicht nur technische Fragen geklärt und Sicherheitsbedenken aus dem Weg geräumt werden, es bedarf zudem einer geeigneten Gesetzgebung. Dafür braucht es qualifizierte Expertinnen und Experten. Länder, die Talente auf diesem Gebiet der IKT ausbilden, werden daher das Feld anführen.

Maximierung des E-Government-Potenzials

Eine Frau bedient ihr Smartphone und lässt ihre Identität prüfen

Das E-Government-Potenzial ist von Land zu Land unterschiedlich, was verschiedene Gründe hat, angefangen beim Budget über das Durchschnittsalter der Bürgerinnen und Bürger bis hin zur Internetverfügbarkeit und zum Vertrauen der Öffentlichkeit in die Regierung. Eines ist jedoch klar: Wir alle werden von der digitalen Transformation profitieren. Regierungen können die Produktivität, Effizienz und Lebensqualität der Bürgerinnen und Bürger steigern und erhebliche Kosteneinsparungen erzielen.

 

 

  1. Digital ID, the opportunities and risks, McKinsey, 2019

  2. Technology and Innovation Report, United Nations Conference on Trade and Development, 2021

Veröffentlicht: 09.12.2021

Diesen Artikel teilen