Digitaler Führerschein, der aus einem Auto gezeigt wird.
#Identity Technology

Einen Gang zulegen: digitale Führerscheine auf dem Handy

Trends
7 Min.

Besonders für junge und jung gebliebene Menschen ist es normal geworden, dass sie mit ihrem Smartphone auf wichtige Dokumente und Dienstleistungen zugreifen können. Der Führerschein bildet da keine Ausnahme. Auch die ausstellenden Behörden sehen zunehmend die Vorteile mobiler Führerscheine, sodass weltweit viele Implementierungsprojekte auf regionaler oder nationaler Ebene geplant sind.

Viele Autofahrerinnen und Autofahrer weltweit werden ihre Führerscheine bald nicht mehr in Geldbörsen mit sich führen, sondern im Smartphone einspeichern. In den letzten fünf Jahren wurde in zahlreichen Ländern erkannt, wie effizient, sicher und benutzerfreundlich mobile Führerscheine (mDL, Mobile Driver’s License) sind. Heute spricht immer mehr für den digitalen Führerschein – nicht nur als Nachweis für die Fahrerlaubnis, sondern immer häufiger auch als Ausweisdokument.

Besonders in den USA und in Kanada ist der digitale Führerschein schon relativ weit verbreitet, da er dort das Hauptdokument zum Nachweis des Alters und der Identität ist. Nach einigen erfolgreichen Pilotprojekten und der Ausarbeitung entsprechender Gesetze und Richtlinien sind mehrere Bundesstaaten in Nordamerika dabei, mDLs in großem Stil einzuführen1, wobei die American Association of Motor Vehicle Administrators (AAMVA) den rechtlichen Rahmen vorgibt.

In voller Fahrt zur Digitalisierung

Dieser Schritt wird sowohl von den Behörden als auch von den Bürgerinnen und Bürgern (besonders den „Digital Nativesׅ“) begrüßt, auch wenn es noch einige Fragen zu Sicherheit, Inklusion und Interoperabilität gibt.

Die Einführung digitaler Führerscheine ist die logische Fortsetzung der Nutzung digitaler Wallets und mobiler Apps, die zum Schutz anderer wichtiger Dokumente verwendet werden, wie Zahlungskarten, Tickets, Versicherungsdaten, Impfnachweise oder Bordkarten. Trotzdem sind digitale Führerscheine aufgrund ihres Stellenwerts noch einmal eine andere Kategorie.

Was sind die Merkmale eines digitalen Führerscheins und welche Vor- und Nachteile gilt es zu berücksichtigen?

Ein digitaler Führerschein ist ein elektronisches Zertifikat, das dieselben Daten enthält wie ein herkömmlicher Führerschein – nur eben in digitalisierter Fassung. Bei Bedarf lässt sich der mDL mit einem Drittanbieter-Lesegerät (in der Regel über einen QR-Code) scannen, um die Fahrerlaubnis einer Person und auch andere Informationen wie das Alter zu überprüfen. Somit ist der mDL eher eine Ergänzung des herkömmlichen Führerscheins statt ein Ersatz.

Warum sollten Fahrerinnen und Fahrer einen digitalen Führerschein in ihr Smartphone-Wallet laden?

Die Pilotprogramme und ersten Implementierungen haben deutlich gezeigt, welche Vorteile die großflächige Einführung von mDLs für Bürgerinnen und Bürger sowie für Behörden bringt:

  • Kontaktlose Interaktion: Der Führerschein muss nicht mehr überreicht werden. Bei einer Verkehrskontrolle reicht es aus, nur noch den QR-Code auf dem Smartphone vorzuzeigen. Dies ist besonders für junge Menschen attraktiv, da viele keine Geldbörse mehr dabeihaben. Zudem wird der physische Kontakt auf ein Minimum beschränkt, was seit der Corona-Pandemie sinnvoll ist.
  • Mehr Privatsphäre: Im Gegensatz zum herkömmlichen Führerschein ist es mit der digitalen Version möglich, nur die Daten anzuzeigen, die für den aktuellen Zweck relevant sind. So kann zum Nachweis des Alters in einem Spirituosengeschäft oder in einer Apotheke ein QR-Code erzeugt werden, der nur die für die jeweilige Transaktion erforderlichen Informationen enthält.
Frau in einem Auto mit einem Smartphone, auf dem ein QR-Code angezeigt wird.
Praktisch, benutzerfreundlich und sicher: Der digitale Führerschein vereinfacht die Führerscheinkontrolle.
  • Schutz der personenbezogenen Daten: Wenn der physische Führerschein verloren geht, kopiert oder gestohlen wird, hat der Inhaber oder die Inhaberin meist keine Kontrolle darüber, wer diese personenbezogenen Daten sehen kann. Ein solcher Identitätsdiebstahl stellt eine ernsthafte Bedrohung dar. Bei einem digitalen Führerschein kann niemand auf diese Informationen zugreifen, ohne das Passwort für das Smartphone und die App zu kennen oder das Smartphone über eine biometrische Authentifizierung (Gesichtsscan, Fingerabdruck) zu öffnen.
  • Ergänzende Sichtweise: In den USA und in Kanada, in denen der Führerschein als Ausweisdokument anerkannt ist und die meisten ihn deshalb immer dabeihaben, würden nur 29 % der Menschen lieber ihre Geldbörse als ihr Handy verlieren. In der Smartphone-Hochburg China hingegen ist das Gegenteil der Fall. In den anderen Ländern liegt das Verhältnis bei 50 : 50.2 Wenn die Menschen nun neben ihrem physischen Führerschein einen digitalen Führerschein sicher auf einem Handy gespeichert haben, sinkt die Angst, die Geldbörse zu verlieren oder den Führerschein zu Hause zu vergessen. In Zukunft werden sich diese Verhältnisse weiter verschieben.
  • Aktuelle Daten: Herkömmliche Karten enthalten teilweise veraltete Informationen. In Großbritannien ist dies bei schätzungsweise 4 % der 50 Millionen registrierten Führerscheine der Fall.3 Bei einem digitalen Führerschein werden die Daten in Echtzeit aktualisiert, sodass bei einer Führerscheinkontrolle immer die aktuellen Informationen angezeigt werden. So kann der Streifenbeamte oder die Streifenbeamtin sehen, ob der Führerschein entzogen wurde, ein Fahrverbot vorliegt oder wie viele Punkte im Verkehrszentralregister eintragen sind – bei einem physischen Führerschein müssten diese Informationen erst separat eingeholt werden.
  • Löschen aus der Ferne: Wenn das Smartphone verloren geht oder gestohlen wird, können Apps und Daten auf dem Gerät einfach aus der Ferne gelöscht werden.
  • Offline-Umgebungen: Moderne Systeme für digitale Führerscheine sind nicht davon abhängig, ob die Internetverbindung gut ist, sondern funktionieren auch in abgelegenen Regionen ohne Mobilfunkabdeckung.
  • Rechtzeitige Benachrichtigungen: Die Benachrichtigungsfunktion mobiler Apps erinnert die Führerscheininhaberinnen und -inhaber rechtzeitig daran, den Führerschein zu verlängern oder, sofern notwendig, eine altersabhängige Prüfung durchzuführen. Dank dieser Funktion werden Strafzettel und Bußgelder für die Verwendung eines ungültigen Dokuments vermieden.

Der Führerschein als Identitätsnachweis

Ein digitaler Führerschein könnte nicht nur als Nachweis der Fahrerlaubnis, sondern auch als Identitäts- oder Altersnachweis genutzt werden, beispielsweise auf Reisen oder beim Kauf von Artikeln mit Altersbeschränkung wie Alkohol oder Lotteriescheinen. So kann die Identität des Inhabers oder der Inhaberin schnell und zuverlässig überprüft werden. Dazu wird in der Regel eine Verbindung zur Datenbank der Zulassungsbehörde hergestellt und die Information mit einem Lesegerät gescannt. Dies ist vor allem in den USA von Vorteil, da das Geburtsdatum je nach Führerschein an einer unterschiedlichen Stelle stehen und es dadurch schneller zu Fehlern an der Kasse kommen kann.

Auch bei Bankgeschäften kann der mobile Führerschein von Vorteil sein. Voraussetzung ist natürlich, dass der Führerschein als amtliches Ausweisdokument anerkannt ist. Wenn dies der Fall ist, bietet ein mDL einen praktischen Identitätsnachweis bei der Eröffnung neuer Konten. Dafür muss der Kunde bzw. die Kundin nicht einmal vor Ort sein. Banken, Maklerbüros und Finanzinstitute können so die Identität ihrer Kunden und Kundinnen überprüfen und die Vorschriften zur Geldwäschebekämpfung erfüllen.

Diese Vorteile hätte der mDL auch, wenn damit staatliche Leistungen beantragt werden. Das könnte auch hier die Sicherheit erhöhen und die Protokollierung und Überprüfung verbessern.

Neue Herausforderungen, neue Chancen

Wie bei jeder neuen Technologie müssen auch beim digitalen Führerschein Fragen zur Sicherheit und andere Bedenken geklärt werden:

Skepsis in der Öffentlichkeit: In einem Teil der Gesellschaft herrschen Vorbehalte gegen diese Technologie vor. Die erfolgreiche Einführung des digitalen Führerscheins erfordert deshalb nicht nur die Koordination aller Beteiligten im Ökosystem, sondern auch Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärung, damit Verbraucherinnen und Verbraucher dem digitalen Führerschein vertrauen. Die Organisationen, die an der Entwicklung und Implementierung sowie Nutzung des digitalen Führerscheins beteiligt sind, müssen die Richtlinien und Vorgaben rund um den mDL kennen und wissen, welche Technologien dafür zur Verfügung stehen. So müssen Flughafenangestellte beispielsweise wissen, wo ein mDL als amtliches Ausweisdokument gilt. Im Rahmen eines im März 2022 in den USA gestarteten Pilotprojekts akzeptieren derzeit drei große Flughäfen digitale Führerscheine als gültigen Ausweis für Inlandsflüge.

Inklusion: Natürlich stellt sich auch die Frage der Inklusion. Denn der digitale Führerschein wird den herkömmlichen Führerschein niemals vollkommen ersetzen können. Angesichts der Tatsache, dass 12 % der Kanadierinnen und Kanadier heute kein Smartphone besitzen4 – bei den über 65-Jährigen liegt dieser Anteil eher bei 40 %5 –, ist dies schlichtweg nicht realistisch.

Interoperabilität: Zudem müssen die Fragen der Interoperabilität geklärt werden. Wenn mDLs in verschiedenen Regionen und Ländern eingeführt werden, muss die nahtlose Zusammenarbeit gewährleistet sein. So setzt sich u. a. die American Association of Motor Vehicle Administrators für die Entwicklung internationaler Standards ein, damit die von verschiedenen Anbietern entwickelten mDLs in möglichst vielen Ländern als gültig anerkannt werden. Der digitale Führerschein soll im gesamten mDL-Ökosystem, das aus den Führerscheininhabern, ausstellenden Behörden, Kontrollstationen und Anbietern von mDL-Lesegeräten besteht, verwendet werden können.

Eine neue Generation mobiler Führerscheine

Veridos, Vorreiter für integrierte Identitätslösungen, bietet bereits hochsichere physische Führerscheinkarten für mehrere Provinzen und Bundesstaaten in Kanada, den USA und einigen anderen Ländern an. VeriGO® DriveID ist eine Führerschein-App für Smartphones, die durch ein fortschrittliches Backend-System unterstützt wird und die umfassenden Führerscheinlösungen von Veridos ergänzt.

“Digitale Führerscheine und Ausweisdokumente können die bewährten Lösungen für physische Sicherheitsdokumente und Lebenszyklusmanagement ergänzen und gleichzeitig die Wertschöpfungskette von Veridos im digitalen Bereich ausbauen.“
Xavier Prost
Global Vice President, Identity Management Solutions, Veridos

Die mobile Anwendung VeriGO® DriveID ist eine äußerst praktische und sichere mDL-Lösung, die den herkömmlichen Führerschein ergänzt und in vielen unterschiedlichen Szenarien eingesetzt werden kann. Sie ermöglicht die kontaktlose Überprüfung der Identität und der Fahrerlaubnis einer Person bei einer Verkehrskontrolle – auch wenn keine Internetverbindung verfügbar ist. Zudem unterstützt sie die Verwendung von mDLs als Identitätsnachweis in unterschiedlichen Situationen – von Online-Wahlen bis zum Casino-Zutritt.

Diese innovative App von Veridos fördert die Einführung digitaler Führerscheine in zahlreichen Regionen und Ländern. So dürften mDLs schon bald weltweit Einzug in den Alltag halten. Die American Association of Motor Vehicle Administrators ist sich sicher: „In Zukunft werden wir mobile Führerscheine nutzen, um die Fahrerlaubnis und die Identität nachzuweisen.“

  1. mDL Implementation map, The Secure Technology Alliance

  2. Me, my life, my wallet, KPMG 2021

  3. Is your driving licence valid? MoneySavingExpert.com, 2022

  4. Smartphone penetration rate (Canada), Statistica, 2023

  5. Smartphone use and smartphone habits, Statistics Canada, 2018

Veröffentlicht: 23.02.2023

Diesen Artikel teilen

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Verpassen Sie nicht die neusten Artikel von G+D SPOTLIGHT: Wenn Sie unseren Newsletter abonnieren, bleiben Sie immer auf dem Laufenden über aktuelle Trends, Ideen und technische Innovationen – jeden Monat direkt in Ihr Postfach.

Bitte geben Sie Ihre Daten an: