Legale Identität: neue Möglichkeiten mit digitalen Technologien

In den letzten Jahren wurden amtliche Dokumente (wie etwa Personalausweise, Reisepässe und Führerscheine) in vielen Ländern um digitale Zusatzfunktionen erweitert. Diese digitalen Komponenten werden sowohl für Behörden als auch für Bürgerinnen und Bürger immer wichtiger werden.

Zum einen können Behörden die Produktion und Registrierung der Dokumente mit digitalen Tools verbessern. Zum anderen profitiert die Bevölkerung – besonders die junge Generation, die zunehmend Dienstleistungen über digitale Geräte wie Smartphones nutzt – von der einfacheren und vielseitigeren Nutzung.

Digitale Identitäten für eine digitale Welt

Der in den Dokumenten eingebettete elektronische Chip spielt bei der Digitalisierung der Dokumente eine Schlüsselrolle: Er kann die persönlichen Daten sicher speichern und der Besitzer des Ausweises kann so die Daten auch nutzen, um sich auf digitalen Plattformen zu identifizieren.

Das hat zum Beispiel bei internationalen Reisen große Vorteile: Da ihre Identitäten digital gespeichert und so schnell überprüfbar sind, können Reisende an Grenzübergängen schnell und zuverlässig kontrolliert werden. Auch Online-Behördendienste werden so effizienter.

Enormes Potenzial durch künstliche Intelligenz

Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) verändert vieles: Eine KI kann mühelos Qualitäts- und Datenabweichungen erkennen, deswegen wird diese Technologie bereits während der Produktion physischer Ausweisdokumente für die Qualitätskontrolle eingesetzt. Da selbst kleinste Abweichungen dazu führen können, dass diese Dokumente ihre Gültigkeit verlieren, werden sie nach strikten Standards hergestellt.

Schon die Dateneingabe bei der Registrierung ist zuverlässiger und sicherer, wenn eine KI zeitgleich überprüft, ob die Daten einer Person alle exakt übereinstimmen. Abweichungen werden schnell erkannt und genauestens überprüft, damit am Ende ein eindeutiges und sicheres Ausweisdokument vorliegt.

Besonders interessant für Reisende ist eine Lösung von Veridos, die derzeit in einem Pilotprojekt getestet wird. Neben anderen nützlichen Funktionen analysiert die Veridos-Lösung anhand der Stempel im Reisepass das Reiseverhalten einzelner Personen. Dazu erfasst sie mit einer Kombination aus KI-gestützter Bilderkennung und optischer Zeichenerkennung (OCR) Grenzkontrollstempel und weitere Informationen, wie Einreise- und Ausreisedatum. Da sich so Rückschlüsse auf das Reiseverhalten der betreffenden Person ziehen lassen – etwa welche Länder sie wann, wie lange und in welcher Reihenfolge besucht hat –, ist es nicht mehr nötig, dass Grenzbeamte einzelne Stempel manuell überprüfen und auswerten.

Die digitale Grenzüberquerung

Da die meisten KI-basierten Kontrollen im Hintergrund ablaufen, bemerken Reisende und andere Personen, die sich ausweisen müssen, sie in der Regel kaum. Es gibt jedoch ein digitalisiertes System, das gerade an mehr und mehr Grenzen Einzug hält, dessen Vorteile Reisende unmittelbar erleben können.

An zahlreichen Grenzübergängen, besonders an Flughäfen, sind immer häufiger sogenannte Selfservice-eKiosks zu sehen, die mit einer sicheren Software Reisepässe scannen und biometrische Merkmale wie Gesichter oder Fingerabdrücke schnell erfassen können. Dadurch sind manuelle Überprüfungen kaum oder nur noch in Ausnahmefällen notwendig. Da die Reisenden diese eKiosks selbst bedienen können, wird die Abfertigung schneller und effizienter. Das Ergebnis: ein positiveres Reiseerlebnis mit kürzeren Wartezeiten und weniger Frust bei gleichbleibend hoher Sicherheit. 

Auch sogenannte eGates helfen dabei, steigende Passagierzahlen besser zu bewältigen. Ein weiterer Vorteil: Als „erste Kontrolllinie“ erkennen sie Passfälschungen, wie etwa gemorphte Bilder, viel zuverlässiger als das menschliche Auge. Sollten hier Unregelmäßigkeiten auftreten, werden die Reisedokumente zusätzlich manuell kontrolliert.

Diese Beispiele zeigen deutlich, wie selbstverständlich die digitale Identitätsüberprüfung bereits an internationalen Grenzen eingesetzt wird. Dies wird den Weg für weitere digitale Zusatzfunktionen für offizielle Ausweisdokumente ebnen.

Einfach und effektiv: digitale Behördendienste

Die digitalen Ansätze bei Grenzkontrollen lassen sich auch auf Behördendienste übertragen. Auch hier können Selfservice-eKiosks eingesetzt werden, an denen Bürgerinnen und Bürger ihre Dokumente eigenständig erfassen und verlängern können. KI-Anwendungen können Abweichungen leicht erkennen und Tools zur Erfassung biometrischer Daten, wie kontaktlose Fingerabdruckscanner, können Daten schnell und einfach speichern und sichern.

Es ist offensichtlich, dass die Entwicklung hin zu einer immer größeren Digitalisierung nicht nur unausweichlich ist, sondern auch viele Vorteile mit sich bringt. Vorteile, die von zahlreichen Regierungen sehr wohl erkannt werden – vom Erfassen und Speichern persönlicher Daten bis hin zu der Möglichkeit, Identitäten schnell und zuverlässig zu überprüfen. Die Bereitschaft, hier zu investieren, ist da.

Ein vollständig digitalisiertes Ökosystem persönlicher Daten und Ausweise ohne zusätzliche physische Dokumente liegt jedoch noch in weiter Ferne und ist derzeit noch nicht umsetzbar.

Herausforderungen auf dem Weg zur Digitalisierung

Obwohl die Vorteile digitaler Dokumente klar auf der Hand liegen, müssen noch einige Herausforderungen – sowohl global als auch lokal –  gemeistert werden, ehe die digitalen Ausweisversionen physischen Dokumenten gleichgestellt werden oder sie gar vollständig ersetzen könnten.

Physische Dokumente haben direkt erkennbare Sicherheitsmerkmale, wie etwa sichtbare Hologramme oder haptische Elemente. Digitale Dokumente stellen in dieser Hinsicht eine Herausforderung dar: Sie sind zwar durch verschiedene Sicherheitsfunktionen – wie etwa Kryptografie – gesichert. Diese lassen sich jedoch nur schwer auf relativ unsichere Geräte wie Smartphones oder Tablets übertragen, auf denen die Dokumente gespeichert und vorgezeigt werden.

Zudem setzen Lösungen für digitale Identitäten eine gute technische Infrastruktur voraus, wie Konnektivität und die Möglichkeit, große Datenmengen zu verarbeiten. Außerdem sind digitale Ausweisdokumente nur dann von Vorteil, wenn die überall akzeptiert werden. International stemmen sich immer noch Kritikerinnen und Kritiker gegen die Digitalisierung dieses Bereichs.

Nutzerfreundlichkeit spielt hier ebenfalls große Rolle: Für viele Menschen sind digitale offizielle Dokumente noch neu und fremd – noch mangelt es an Informationen, damit sich alle auf die digitale Reise mitgenommen fühlen. Außerdem sollten Bürgerinnen und Bürger selbst entscheiden können, welche Daten sie weitergeben. Datenschutz und digitale Souveränität spielen jetzt und in der Zukunft eine wichtige Rolle. 

Veridos hat die Erfahrung und das Know-how

Digitale Prozesse sind aus modernen Identitätssystemen nicht mehr wegzudenken. Sie machen das Reisen leichter und sicherer und vereinfachen Behörden die nötige Kontrolle, sodass ihr Einsatz in diesem Bereich zunehmen wird.

Ob wir eines Tages ganz ohne physische Ausweisdokumente auskommen werden, wird sich zeigen. Sicher ist jedoch, dass digitale Zusatzfunktionen für Ausweise stark im Kommen sind. Sie werden stetig weiterentwickelt und verbessern schon jetzt Schritt für Schritt die gut abgesicherten Prozesse rund um die Produktion, Kontrolle und Auswertung von Ausweisdokumenten.

Die Lösungen von Veridos bieten hier einen guten Mehrwert. Mit ihrem soliden Fundament aus dem Know-how und der Kompetenz von G+D und der Zuverlässigkeit der Bundesdruckerei ist Veridos auf gutem Weg, hier eine Vorreiterrolle zu übernehmen.

Veröffentlicht: 20.04.2023