3D-Simulation von Smartphones, die im Raum schweben und durch transparente Linien miteinander verbunden sind
 
#Identity Technology

Die Bürgerinnen und Bürger fragen sich: Was muss ich über mobile Ausweisdokumente wissen?

Expertenmeinung

Wann werden alle unsere Dokumente in digitaler Form vorliegen? Sie sind schon da – und bald wird sie jeder haben. Digitale Dokumente sind mehr als nur eingescannte physische Dokumente: Sie müssen anerkannt und fälschungssicher sein. Die Herausforderung für Regierungen besteht nicht nur darin, die Dokumente zu digitalisieren, sondern auch darin, ein digitales Ökosystem aufzubauen (mit nahtlos verbundenen staatlichen und privaten Dienstleistungen), damit diese effektiv genutzt werden können. Was bedeutet das für die Verbraucher? Veridos geht auf häufige Bedenken rund um die Themen Dokumentensicherheit, Speicherung und Eigentum von personenbezogenen Daten auf digitalen Geräten ein

1. Welche Art von Dokumenten kann ich auf meinem Smartphone haben?

Vom Banking bis zu Flugtickets – viele Aspekte unseres Lebens befinden sich heutzutage auf unseren Smartphones. Da Handys für viele zum wichtigsten Mittel geworden sind, um ihren Alltag zu organisieren und um zu kommunizieren, ist es nur logisch, dass sich jetzt auch persönliche Ausweisdokumente in die digitale Welt verlagern. Dabei können die unterschiedlichsten Dokumente auf mobilen Geräten gespeichert werden: Führerscheine, digitale Ausweise, eVisa und sogar Gesundheitskarten befinden sich mittlerweile schon auf unseren Handys.1 Jedes physische Dokument könnte theoretisch digital reproduziert werden. Die Herausforderung besteht darin, sicherzustellen, dass dies mindestens genauso sicher ist wie bei physischen Dokumenten.

2. Wer sonst kann auf meine digitalen Dokumente zugreifen?

Passenger lost a mobile phone on the airport chair
Security features can help ensure data is kept safe, even if a device is lost or stolen

Datenschutz ist eine der Hauptsorgen, wenn sensible Daten auf eine digitale Plattform übertragen werden. Laut den Datenschutzgesetzen ist es essenziell, dass persönliche Daten sicher gespeichert werden und dass die Nutzerinnen und Nutzer darüber bestimmen können, wer ihre digitalen Dokumente sehen kann. Das nutzerorientierte Design des mobilen kosovarischen Führerscheins überlässt die Zugriffskontrolle zum Beispiel allein den Nutzenden. Diese müssen bei einer Kontrolle zustimmen, dass ein QR-Code angezeigt wird,2 der dann gescannt werden kann, um auf die Daten der Führerscheinbesitzerin/des Führerscheinbesitzers zuzugreifen.

3. Kann ich meine persönlichen Dokumente auf meinem Handy haben, ohne mir Sorgen über die Sicherheit machen zu müssen?

Die Regierungen arbeiten zunehmend daran, mobile Apps und Portale zu erstellen, die höchste Sicherheit und Nutzerkomfort garantieren. Smartphones haben den Vorteil, dass verschiedene Sicherheitsfunktionen in das Gerät eingebaut werden können. Die Kameras des Smartphones können zur Gesichts- und Lebenderkennung verwendet werden und bieten somit zusätzliche, auf Biometrie basierende Sicherheit.3 Die zuvor erwähnte Überprüfung der digitalen kosovarischen Führerscheine funktioniert ähnlich, indem sie einen einzigartigen QR-Code nutzt, der dann gescannt werden kann. Das bedeutet, die Verifizierung ist einheitlich und immer sicher.

4. Was passiert, wenn ich mein Handy verliere oder es gestohlen wird?

Es ist wichtig, dass Ihr Gerät immer gesichert ist. Es gibt aber zusätzlich auch noch eine Reihe von Sicherheitsfunktionen, die garantieren, dass Ihre Daten sicher sind, selbst bei einem Verlust oder Diebstahl Ihres Geräts. In manchen Fällen können personenbezogene Daten in einem sicheren elektronischen Safe in der Cloud gespeichert werden. Die hier gespeicherten Daten können durch Passwörter und Biometrie gesichert werden. So können sich die Nutzenden sicher sein, dass nur sie selbst Zugriff darauf haben. Wenn ein Handy verloren geht, kann niemand auf Ihre Dokumente zugreifen, der keinen Zugang zu Ihren Berechtigungsnachweisen, wie zum Beispiel biometrischen Faktoren, hat.

Es gibt auch Szenarien, in denen ein Offline-Zugriff auf diese Daten erforderlich ist. In diesen Fällen greifen dieselben Sicherheitsstandards und Maßnahmen wie bei physischen Dokumenten. Regulierungen spielen ebenfalls eine Rolle bei der Sicherung von personenbezogenen Daten. Die EU-Verordnung zur elektronischen Identifizierung – bekannt als „electronic IDentification, Authentication and trust Services“, kurz eIDAS (dt.: elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste für elektronische Transaktionen, IVT) – stellt Sicherheitsstandards für die elektronische Authentifizierung auf und gibt nicht vor, wo die Daten gespeichert werden.

“Es ist wichtig, dass die Nutzerinnen und Nutzer bei digitalen Dokumenten genauso viel Vertrauen haben wie bei physischen“

5. Physische Dokumente haben fortschrittliche Sicherheitseigenschaften – wie funktioniert das in der digitalen Version? Wie kann ich mir sicher sein, dass es sich um ein echtes, offizielles Dokument handelt?

Es ist wichtig, dass die Nutzerinnen und Nutzer bei digitalen Dokumenten genauso viel Vertrauen haben wie bei physischen. Hologramme und Wasserzeichen mögen uns als Überprüfungsmerkmale von physischen Dokumenten zwar vertrauter sein, doch es gibt viele innovative Möglichkeiten, um auch elektronische Dokumente zu sichern. Für digitale Dokumente können zum Beispiel einzigartige digitale Strich- oder QR-Codes generiert werden, die mit speziellen Apps gescannt werden können, um die Echtheit der Dokumente zu überprüfen.

Das elektronische Äquivalent zu physischen Sicherheitseigenschaften sind kryptografische Methoden. Im Gegensatz zu physischen Sicherheitsmerkmalen, die nur von einem geübten Auge überprüft werden und immer noch unwirksam sein können, garantieren die elektronischen Maßnahmen eine zu 100 % korrekte Verifizierung.

Viele digitale Dokumente müssen leicht zu überprüfen sein und gleichzeitig verhindern, dass Menschen ohne Berechtigung die Informationen einsehen können. E-Pässe zum Beispiel erfüllen diese Anforderung, indem sie asymmetrische Kryptografie nutzen. Hierbei wird ein anderer Schlüssel für die Entschlüsselung als für die Verschlüsselung verwendet, wodurch sich Daten leichter authentifizieren und auf Änderungen überprüfen lassen.4

6. Werde ich meine digitalen Dokumente auch in anderen Ländern nutzen können?

Das Ziel ist, dass digitale Ausweisdokumente in vielen verschiedenen Ländern verwendet werden können, genau wie unsere Pässe überall in der Welt gelesen werden können. Die EU hat die Wichtigkeit der Interoperabilität von digitalen Ausweisdokumenten in verschiedenen EU-Ländern bereits erkannt und mit eIDAS Standards für die digitale Authentifizierung aufgestellt. Dies erleichtert es den Menschen, eine Aufenthaltserlaubnis oder einen neuen Pass mit einem ausländischen mobilen Ausweisdokument zu beantragen.

7. Werden digitale Dokumente in der Zukunft einige Prozesse vereinfachen?

Die Corona-Pandemie hat die Vorteile einer etablierten digitalen Infrastruktur klar aufgezeigt. Dies gilt vor allem für Fortschritte bei den digitalen Dokumenten. Mit digitalen Dokumenten können bestimmte Prozesse leichter abgewickelt werden, für die früher ein persönlicher Termin zur Übergabe von physischen Dokumenten nötig gewesen wäre, zum Beispiel beim Kauf eines Grundstücks oder der Eröffnung eines Bankkontos. Außerdem können so Fälle von Betrug und Fälschung reduziert werden.

Digitale Lösungen steigern zudem die Effizienz und fördern die Inklusion. McKinsey schätzt, dass Länder, die digitale Ausweisdokumente einführen, bis 2030 eine zusätzliche Wertschöpfung heben könnten, die 3–13 Prozent des BIP entspricht.5 Dies zeigt, dass die Schaffung eines digitalen Ökosystems rund um die virtuellen Dokumente den Verbraucherkomfort deutlich steigern wird, ohne die Sicherheit zu beeinträchtigen. Obwohl bereits große technologische Entwicklungen angestoßen wurden, werden sowohl ein Mentalitätswandel als auch noch weitere Fortschritte nötig sein, bevor von einem vollständigen Übergang zu einer Welt der digitalen Dokumente die Rede sein kann.

  1. “Will you need an ‘immunity passport’ to travel?” BBC, 2020

  2. “Kosovo goes mobile,” Veridos

  3. “Securing identities with biometrics,” Veridos

  4. “Basics of ePassport cryptography,” ICAO

  5. “Digital identification: a key to inclusive growth,” McKinsey, 2019

Veröffentlicht: 30.10.2020

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