Großaufnahme eines Auges, das im Schwarzlicht leuchtet
 
#Identity Technology

Verhaltensbiometrie

Globale Trends
6 Min.

Heutzutage ist unsere Identität unser wertvollstes Gut. Früher mussten wir diese noch durch das Eingeben von Passwörtern oder PIN-Nummern bestätigen. Die Biometrie hat uns aus der digitalen Steinzeit in die Neuzeit gehievt. Denn jetzt können wir unsere Geräte bequem per Fingerabdruck oder Gesichtserkennung entsperren. Die Verhaltensbiometrie ist eine neue, verhaltensbasierte Analysetechnik zur Überprüfung der Identität.

Können Sie auf dem Smartphone so schnell tippen wie ein Teenager? Oder verfahren Sie eher nach dem Adlersuchsystem?

Genau mit solchen Fragen beschäftigt sich die Verhaltensbiometrie. Die verhaltensbasierte Analysetechnik untersucht biometrische Identifikatoren sowie Ihre regelmäßigen Körperbewegungen, wie zum Beispiel, wie schnell Sie tippen und wie Sie die Tastatur, die Maus oder das Touchpad verwenden. Diese Informationen werden dann in Verbindung mit anderen biometrischen Daten dazu genutzt, um Ihre Identität zu verifizieren und Betrug zu verhindern, bevor es zu spät ist.

Fortschrittlichere digitale Sicherheitsmethoden zur Unterscheidung legitimer Zugriffe von potenziellen Betrugsversuchen werden immer wichtiger. Entwicklungen im Bereich maschinelles Lernen, künstliche Intelligenz (KI) und Big Data haben daher die Entwicklung der Verhaltensbiometrie vorangetrieben.

Vorteile der Verhaltensbiometrie

Passwörter, PINs und herkömmliche biometrische Überprüfungsmethoden, wie zum Beispiel Gesichtserkennung und Fingerabdrücke, sind statische Daten. Die Verhaltensbiometrie analysiert hingegen persönliche Verhaltensmuster und liefert so dynamische Informationen, weshalb die Kombination mit anderen biometrischen Methoden enorm vorteilhaft ist.

Zu den erfassten und analysierten Informationen gehören zum Beispiel der Winkel, in dem ein Smartphone gehalten wird, die Wisch- und Schreibgeschwindigkeit, die Größe und der Druck der Fingerspitzen auf dem Bildschirm, die Mausbewegung und der Tastendruckrhythmus bis hin dazu, wie hart die jeweilige Person auf die Tasten tippt. All dies wird erfasst, ohne dass man eine Scanner-Hardware benötigt.

Verhaltensbiometrie ist reibungslos. Die verhaltensbasierte Analyse geschieht im Hintergrund. Die Kundschaft wird über Smartphone-Sensoren und Codes auf Websites authentifiziert. Auf diese Weise wird das Nutzererlebnis nicht beeinträchtigt.

Außerdem kann die Technologie zur Lebenderkennung bei der Verifizierung durch Gesichtserkennung oder Fingerabdruck  eingesetzt werden. Die Verhaltensbiometrie verbessert also nicht nur die Authentifizierung, sondern dient auch als zusätzliche Sicherheitsebene in der multimodalen Biometrie.

“Diese neue Technologie bietet viele potenzielle Anwendungen im Finanzsektor, von E-Commerce über Zahlungen bis hin zum Online-Banking“

Mit den gespeicherten verhaltensbiometrischen Daten kann ein Signaturprofil erstellt werden, das zum Abgleich genutzt wird, wenn ein Kunde oder eine Kundin eine Website oder App öffnet. Die Identifizierung ist äußerst präzise, da eine Matrix von Datenpunkten verwendet wird, um Benutzerinnen und Benutzer während der Internetsitzung kontinuierlich zu überprüfen. Diese neue Technologie bietet viele potenzielle Anwendungen im Finanzsektor, von E-Commerce über Zahlungen bis hin zum Online-Banking.

 
Verhaltensbasierte Biometrie dient als zusätzliche Sicherheitsebene in der multimodalen Biometrie

RBS und Verhaltensbiometrie

Die Royal Bank of Scotland führte als eine der ersten Banken Verhaltensbiometrie ein. Nachdem sie die Plattform bei ihren vermögenden Kundinnen und Kunden getestet hatte, wurde sie 2018 für die gesamte Kundschaft implementiert.

Eine perfekte Demonstration dafür, wie Verhaltensbiometrie Betrugsversuche verhindern kann, war, als die Bank auf eine verdächtige Transaktion aufmerksam wurde. Ein Betrüger hatte ein neues Konto eröffnet und versuchte, einen siebenstelligen Betrag von einem bestehenden Konto zu überweisen.

Das System von RBS stellte fest, dass der Betrüger die Zifferntasten oben auf der Tastatur verwendete, während der tatsächliche Kontoinhaber die Zifferntasten rechts auf der Tastatur verwendete. Zudem nutzte der Betrüger das Mausrad zur Navigation auf der Website der Bank, während der verifizierte Benutzer es vorzog, den Mauszeiger zu ziehen. Die Bank konnte das Konto rechtzeitig sperren und so den Betrug verhindern.

Ein besseres Kundenerlebnis

Wie bei allen neuen Identitätstechnologien gibt es auch bei der Verhaltensbiometrie Bedenken hinsichtlich des Datenschutzes.

Bankkundinnen und -kunden fordern heute mehr Sicherheit und wünschen sich gleichzeitig ein einfacheres und persönlicheres Nutzererlebnis. Und Verhaltensbiometrie schafft genau diesen Balanceakt. In Kombination mit anderen biometrischen Daten wird diese Technologie viele Branchen, nicht nur den Finanzsektor, revolutionieren.

Veröffentlicht: 20.05.2020

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