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CBDCs vereinfachen grenzüberschreitende Überweisungen und ermöglichen finanzielle Inklusion

Globale Trends
4 Min.

Migranten und Migrantinnen überweisen viel Geld in ihre Heimat – global betrachtet, sind dies häufig Schwellenländer. Allerdings ist dieser Vorgang oft teuer und ineffizient. Grenzüberschreitende CBDCs für die Allgemeinheit (Cross-border retail CBDCs) bieten hier entscheidendes Verbesserungspotenzial, denn durch sie lässt sich Geld schneller, preiswerter und sicherer nach Hause transferieren. Das verhilft Migranten und Migrantinnen zu einem verbesserten Anschluss an die globalen Finanzsysteme.

Zunächst gilt es, Begriffe zu definieren. Wir verwenden „grenzüberschreitende Zahlungen“ für Transfers, bei denen Einzahlender oder Einzahlende und Empfänger oder Empfängerin ihren Wohnsitz jeweils in unterschiedlichen Ländern haben. Solche Zahlungen gibt es natürlich auch in der Tourismusbranche, bei Investitionen sowie in anderen Bereichen. Im Folgenden beleuchten wir aber eine spezielle Situation: Arbeitskräfte, die aus ihrem Heimatland migriert sind und die regelmäßig Geld zurück nach Hause überweisen. Solche grenzüberschreitenden Zahlungen stellen einen riesigen und wachsenden Markt dar.

Für Migranten und Migrantinnen ist das Überweisen von Geld jedoch oftmals mit erheblichen Herausforderungen verbunden, weil viele nur über eine unzureichende oder gar keine Bankverbindung verfügen. Diese Situation zwingt manche sogar dazu, informelle, nicht regulierte Kanäle zu nutzen. Global betrachtet, ist das für einen signifikanten Teil der arbeitenden Bevölkerung ein ernst zu nehmendes Hindernis für finanzielle Inklusion, also den Zugang zu nachhaltigen, nützlichen Finanzprodukten und -dienstleistungen1.

Die genauere Betrachtung dieser Probleme zeigt: Digitale Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currencies – CBDCs) bieten Migranten und Migrantinnen eine Möglichkeit, diese Schwachstellen im Überweisungsprozess zu überwinden und echte finanzielle Inklusion zu erreichen.

Herausforderungen für Einwanderinnen und Einwanderer

Portrait von Dr. Roman Hartinger, Senior Business Analyst CBDC
Dr. Roman Hartinger, Senior Business Analyst CBDC, G+D

Ein kürzlich erschienenes Whitepaper von G+D untersucht diese Themen im Detail, mit einem besonderen Fokus auf den afrikanischen Kontinent. Dr. Roman Hartinger, Senior Business Analyst CBDC und einer der Autoren, sagt: „Afrika steht in Bezug auf die finanzielle Inklusion von Wanderarbeitern und Wanderarbeiterinnen vor ganz besonderen Herausforderungen – unter anderem Lücken bei der digitalen Infrastruktur, einer unsicheren Stromversorgung sowie fehlender Interoperabilität zwischen Banksystemen.“ Diese Hindernisse finden sich nicht nur in Afrika, sondern in vielen Entwicklungsländern – der Heimat der meisten Wanderarbeiter und Wanderarbeiterinnen.

Sogar in Ländern mit vergleichsweise gut etablierten korrespondierenden Banksystemen können (Auslands-)Überweisungen kostenintensiv, zeitraubend und häufig undurchschaubar sein, insbesondere in Bezug auf die Preisgestaltung und die Dauer von Transfers. Menschen mit ungeklärtem rechtlichem Aufenthaltsstatus scheitern oft schon an den dafür erforderlichen Dokumenten. Und nicht nur die Einzahlenden stehen vor Problemen: Zahlungsempfängerinnen und -empfänger müssen unter Umständen stundenlang zu Fuß zu einer Bank, einer Post oder einem anderen Zahlungszentrum gehen und dort für weitere Stunden anstehen, nur um ihr Geld in Empfang zu nehmen. All diese Probleme führen dazu, dass Wanderarbeiterinnen und -arbeiter informelle Kanäle nutzen.2 Oder auch, dass es laut einer Studie der Weltbank3 fast 30 Prozent des Betrags kosten kann, 200 Dollar von Tansania nach Uganda zu überweisen.

“Afrika steht in Bezug auf die finanzielle Inklusion von Wanderarbeitern und Wanderarbeiterinnen vor ganz besonderen Herausforderungen – unter anderem Lücken bei der digitalen Infrastruktur, einer unsicheren Stromversorgung sowie fehlender Interoperabilität zwischen Banksystemen“
Dr. Roman Hartinger
Senior Business Analyst CBDC bei G+D

Grenzüberschreitende Überweisungen, global betrachtet

Frau benutzt ihr Mobiltelefon

Einem Bericht des Official Monetary and Financial Institutions Forums (OMFIF) zufolge summierten sich Überweisungen in Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen 2020 auf 519 Milliarden Euro.4 Mehr als 200 Millionen Migrantinnen und Migranten, die in 40 unterschiedlichen Ländern arbeiten, überwiesen Geld an weitere 800 Millionen Menschen in 125 Ländern. Dieses Geld kam größtenteils aus Ländern mit hohem bis mittlerem Einkommen, wobei die USA, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien die Liste der Herkunftsländer anführten.

Auf der Empfängerseite, in Ländern wie Libanon, Kirgisistan und Tonga, betragen die eingehenden Überweisungen zwischen 25 und 50 Prozent des BIP. In dieser Gruppe haben Indien, China und Mexiko fast 192 Milliarden Euro an eingehenden Überweisungen empfangen (angesichts der Größe dieser Volkswirtschaften liegt der Prozentanteil dieser Summe am BIP bei ihnen erheblich niedriger). Auf dem afrikanischen Kontinent machen in Somalia, Gambia und Lesotho eingehende Überweisungen mehr als 20 Prozent des BIP aus.

Angesichts von sechs Prozent Gebühren für grenzüberschreitende Überweisungen (wie oben geschildert, kann die Gebühr sogar bis zu 30 Prozent betragen; sechs Prozent sind eine konservative Annahme) ist das Potenzial für Kosteneinsparungen immens. Darüber hinaus könnten Einwanderer die eingesparten Kosten auch an die Zahlungsempfänger und –empfängerinnen weiterreichen, was erhebliche positive Effekte auf die empfangenden Volkswirtschaften hätte. Beispielsweise Ägypten und Nigeria: Eingehende Überweisungen für jedes dieser Länder können bis zu eine Milliarde Euro pro Jahr kosten. Geld, das zumindest teilweise der ägyptischen beziehungsweise der nigerianischen Volkswirtschaft zugutekäme, wenn es nicht am Transferort abgezogen würde.

In diesem Szenario sind die Vorteile von Cross-Border Retail CBDCs leicht ersichtlich. Sie können für Migrantinnen und Migranten weltweit einen sicheren, verlässlichen, kosteneffizienten Zugang zu Finanzdienstleistungen gewährleisten. Mit anderen Worten: CBDCs bieten ihnen finanzielle Inklusion.

Einfacherer Alltag mit CBDCs

Aus Sicht von Kundinnen und Kunden in der Wertschöpfungskette einer Überweisung müssen Kosten und Zugang im Gleichgewicht sein. Der Transfer muss kosteneffizient sein, aber er muss auch einfach zu tätigen, schnell, nachverfolgbar und leicht verfügbar für Zahlungsempfänger und -empfängerinnen sein. Dabei können CBDCs helfen, da sie Abwicklungs- und Ausfallrisiken mindern, insbesondere im Vergleich zu elektronischem Geld (E-Money) oder privat ausgegebenen Digital Assets. Bevölkerungsteile mit unzureichendem Bankzugang und begrenzter Versorgung mit Digital- und Stromnetzen müssen sich nicht darum sorgen, dass ihre Überweisungen zeitig ankommen, da gut konzipierte CBDCs wie G+Ds Lösung Filia® diese Punkte berücksichtigen.

“Es gibt in Afrika einen echten Schub bei der Suche nach innovativen Lösungen. Zentralbanken in der Region übernehmen die Führung bei der Sondierung von CBDCs“
Daniel Nagy
Daniel Nagy, Business Analyst CBDC, G+D
Portrait von Daniel Nagy, Business Analyst CBDC
Daniel Nagy, Business Analyst CBDC, G+D

Afrika veranschaulicht sowohl die Herausforderungen, mit denen Wanderarbeiter und Wanderarbeiterinnen konfrontiert sind, als auch das Potenzial, das besteht, wenn CBDCs von allen Interessengruppen, einschließlich Regierungen, Zentralbanken und Verbrauchern, als Teil der Lösung betrachtet werden. Viele afrikanische Zentralbanken arbeiten mit aktiver Unterstützung ihrer Regierungen daran, CBDCs auszugeben. Nigeria und Ghana sind dabei führend. Die Einführung von CBDCs hat den zusätzlichen Nutzen, Überweisungen für migrierte Bevölkerungsschichten zugänglicher und bezahlbarer zu machen.

Wie Daniel Nagy, Business Analyst CBDC und ebenfalls Autor des G+D-Whitepapers, hervorhebt: „Es gibt in Afrika einen echten Schub bei der Suche nach innovativen Lösungen. Zentralbanken in der Region übernehmen die Führung bei der Sondierung von CBDCs. Länder treten gemeinsamen Währungsunionen bei oder diskutieren darüber. Mit der jahrzehntelangen Erfahrung von G+D auf dem Kontinent können wir sagen, dass das Potenzial zur Verbesserung der finanziellen Inklusion durch CBDCs beim grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr riesig ist.“

  1. „Financial Inclusion – Financial inclusion is a key enabler to reducing poverty and boosting prosperity“, World Bank, 2022

  2. „Where are the flows? exploring barriers to remittances in sub-Saharan Africa, Volume 2: Market barriers to remittances in sub-Saharan Africa (SSA)”, Centre for Financial Regulation & Inclusion, 2018

  3. „Migration and Development Brief 36 – A War in a Pandemic: Implications of the Ukraine crisis and COVID-19 on global governance of migration and remittance flows“, World Bank and Knomad, 2022 

  4. „Evolution or revolution – The future of payments 2021“, Official Monetary and Financial Institutions Forum (OMFIF), 2021

Veröffentlicht: 15.12.2022

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