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Digitale Souveränität Europas durch die European Payments Initiative

Neue Technologie
6 Min.

Die European Payments Initiative (EPI) kommt ins Rollen. Die 2020 gegründete europäische Zahlungsinitiative soll Verbraucherinnen und Verbrauchern sowie Händlern gleichermaßen zahlreiche Vorteile bieten und so dazu beitragen, die Ziele der EU zu erreichen, darunter die Digitalisierung von Unternehmen und die Schaffung einer europäischen digitalen Infrastruktur.

Die Europäische Kommission setzt Kurs auf ein digital gestärktes Europa bis 2030 und läutet damit die digitale Dekade ein. Im März stellte die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen vier allgemeine Ziele vor, darunter eine Gigabit-Anbindung und elektronische Patientenakten für alle Bürgerinnen und Bürger, die Digitalisierung öffentlicher Dienste und den digitalen Wandel von Unternehmen. Bis 2030 sollten etwa 75 Prozent der Unternehmen Cloud Computing, Big Data und KI nutzen.1

„Ziel der EU ist es, digital souverän zu sein in einer offenen, vernetzten Welt. Außerdem will die EU eine Digitalpolitik betreiben, die Menschen und Unternehmen in ihrer Handlungskompetenz stärkt, damit sie die Chancen einer auf den Menschen ausgerichteten, nachhaltigen und florierenden digitalen Zukunft voll nutzen können“, betont die Kommission.

Der Wunsch nach der digitalen Unabhängigkeit geht auf die Überzeugung der EU zurück, dass Europa die Autonomie seiner Daten und Sicherheit wiedererlangen und in einer zunehmend polarisierten Welt eine strategische Führungsrolle einnehmen muss. Noch dazu ist es ein formelles Eingeständnis, dass es in Europa weder ein Technologieunternehmen noch eine digitale Infrastruktur gibt, das bzw. die mit der Größe und dem Umfang derjenigen in den USA oder China mithalten könnte.2

Die Bedeutung von Multi-Stakeholder-Initiativen

Wie bei allen Angelegenheiten der EU ist es entscheidend, dass alle 27 Mitgliedsstaaten sich einig sind. Dies ist die Grundvoraussetzung für das Erreichen der Ziele. Um ihre digitalen Ambitionen zu verwirklichen, hat die EU daher Projekte und Initiativen in den Mittelpunkt ihrer Digitalpolitik gestellt, an denen mehrere Länder und Vertreter beteiligt sind. GAIA-X ist ein solches Projekt zum Aufbau „einer föderierten, offenen Dateninfrastruktur, die auf europäischen Werten beruht“. Cloud-Anbietern soll es damit ermöglicht werden, neue Anwendungsfälle in Bereichen wie Landwirtschaft, Energie, Finanzen und Gesundheitswesen zu entwickeln und zu skalieren.3

“Angesichts der wachsenden Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Cybersicherheit und Ausfallsicherheit ist es wichtig, dass Verbraucherinnen und Verbraucher den ihnen zur Verfügung stehenden digitalen Technologien vertrauen können“
Dr. Ralf Wintergerst
G+D Group CEO

Auch im Bezahlökosystem gewinnen gesamteuropäische Initiativen an Dynamik. Ziel der European Payments Initiative ist es, eine europaweite Zahlungslösung zu schaffen. Dazu gehören eine Bezahlkarte und eine digitale Wallet, damit Verbraucher und Verbraucherinnen problemlos in ganz Europa bezahlen können. Das Fundament dafür soll eine europaweite Infrastruktur bilden. Parallel dazu arbeitet die Europäische Zentralbank an einem weiteren Projekt, dem digitalen Euro – der digitalen Version des Eurobargelds.

„Angesichts der wachsenden Bedenken hinsichtlich Datenschutz, Cybersicherheit und Ausfallsicherheit ist es wichtig, dass Verbraucherinnen und Verbraucher den ihnen zur Verfügung stehenden digitalen Technologien vertrauen können. Deswegen unterstützt G+D Initiativen, die die digitale Unabhängigkeit Europas fördern, wie die EPI und den digitalen Euro“, so Dr. Ralf Wintergerst, G+D Group CEO.

Ein zukunftsorientiertes Bezahlsystem für Europa

Die aktuelle Massenzahlungslandschaft in Europa ist fragmentiert: In manchen Ländern gibt es nationale Zahlungssysteme, in anderen herrscht wiederum eine Abhängigkeit von globalen Bezahlsystemen. Die EPI möchte dies ändern und ein einheitliches durchgängiges Bezahlökosystem in Europa schaffen, das das bestehende Geschäftsbankennetz und die vorherrschende Akzeptanz bei Verbrauchern und Verbraucherinnen nutzt. Basierend auf dem SEPA-Echtzeitbezahlsystem, würde es sich über den Einzelhandel, Bargeldabhebungen sowie In-Store- und Peer-to-Peer-Zahlungen (P2P) erstrecken. Damit würde die EPI nicht-europäischen Konkurrenten wie Mastercard und Visa, die derzeit den Zahlungsraum dominieren, einen längst überfälligen Wettbewerb bieten.

Kaffee und Makronen bequem mit Kreditkarte, digitaler Brieftasche oder Smartwatch bezahlen

Darüber hinaus fügt sich die kürzlich angekündigte digitale Euro-Initiative nahtlos in das geplante europäische Bezahlökosystem ein. Als digitale Währung der Zentralbank wäre dies eine elektronische Form von Bargeld, die schnelle und sichere digitale Zahlungen erlaubt. Die EZB prüft derzeit die mögliche Einführung eines digitalen Euro, um Verbraucherinnen und Verbrauchern eine digitale Alternative zu Bargeld und ein elektronisches Zahlungsmittel zu bieten. Laut einer kürzlich durchgeführten öffentlichen Konsultation legen die Befragten am meisten Wert auf Datenschutz und Sicherheit.4

Das Ziel steht fest, der Weg noch nicht. Als die Gründungsmitglieder und Shareholder – ein Zusammenschluss aus 31 europäischen Finanzinstituten und zwei Zahlungsdienstleistern – im Juli 2020 ihre Pläne für die EPI bekannt gaben, wussten sie, was sie erreichen möchten. Nun gilt es, einen Weg zu finden, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen. Das europäische Unternehmen für Bezahltechnologie G+D und der Zahlungssoftware-Anbieter Netcetera unterstützen die EPI mit ihrer Expertise auf dem Gebiet der Bezahltechnologien.

„Wir schätzen zwar die starke Innovationskraft großer Global Player, verstehen aber den Wunsch, die Unabhängigkeit Europas im Hinblick auf Massenzahlungen zu stärken. Wir sind mit den bewährten Praktiken verschiedener Länder und Regionen der Welt vertraut und können die Umsetzung der EPI zusammen mit unserem strategischen Partner Netcetera und gegebenenfalls mit anderen Unternehmen unterstützen“, sagt Gabrielle Bugat, Mitglied des Geschäftsführungsteams der G+D Gruppe. Sie verantwortet die Geschäftsaktivitäten des Smartcard-Portfolios und die Aktivitäten und Investitionen von G+D rund um das digitale Bezahlen.

Erfahrung trifft auf Expertise

Konkret planen G+D und Netcetera, vorhandene Standardzahlungstechnologien zu kombinieren und sie an die besonderen Anforderungen der EPI anzupassen. Die beiden europäischen Unternehmen verfügen über ein umfassendes Know-how und die nötige Expertise, um eine solche Lösung bereitzustellen. Sie haben nicht nur geschlossene Bezahlsysteme für Einzelhändler verwaltet, sondern auch rund 4.000 kundenspezifische Software-Lösungen für Finanzunternehmen entwickelt und integriert, wie beispielsweise Mobile-Banking-Plattformen und nationale digitale Zahlungsökosysteme.

„Solche Zahlungsökosysteme wie die EPI sind nichts Neues. Für eine schnelle Umsetzung müssen vorhandene Produkte genutzt und mit einer maßgeschneiderten Lösung für Verbraucherinnen und Verbraucher, Händler und Banken in ganz Europa kombiniert werden. Und genau das ermöglicht die Partnerschaft mit G+D“, so Andrej Vckovski, Mitbegründer und CEO von Netcetera.

Europa ist weiterhin auf Kurs bei seinen Bemühungen, eine digitale Unabhängigkeit zu erreichen. Dabei spielt die EPI eine wichtige Rolle, um eine innovative, sichere und wirklich europäische Bezahlinfrastruktur bereitzustellen, die Verbrauchern und Verbraucherinnen, Händlern und Geschäftsbanken zugutekommt.

  1. “Europe’s Digital Decade: Commission sets the course towards a digitally empowered Europe by 2030,” ec.europa.eu, 2021

  2. “Digital sovereignty for Europe,” europarl.europa.eu, 2020

  3. GAIA-X: A Federated Data Infrastructure for Europe,” data-infrastructure.eu, 2021

  4. “ECB publishes the results of the public consultation on a digital euro,” ecb.europa.eu, 2021

Veröffentlicht: 06.05.2021

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