Robotic hand touching a screen and controlling robotic arms in the background represents hyperautomation.
#Currency Management

Schritt für Schritt zur Hyperautomatisierung

Globale Trends
6 Min.

Automatisierte Prozesse sind weltweit in fast allen Branchen mittlerweile zu einem festen Bestandteil geworden, auch in der Bargeldindustrie. Um Prozesse noch effizienter, sicherer und auch in Zukunft immer wieder anpassbar zu gestalten, beschäftigen sich die Expertinnen und Experten nach der Automatisierung nun mit dem nächsten Schritt: der Hyperautomatisierung.

Unter allen strategischen Technologietrends, die in den letzten Jahren die Industrie geprägt haben – von Human Augmentation bis zu autonomen Gegenständen –, gibt es laut Gartner einen Trend, der alle anderen aussticht: die Hyperautomatisierung.1 Automatisierung besteht aus sich wiederholenden Prozessen, die ohne manuelles Eingreifen ausgeführt werden. Hyperautomatisierung geht noch einen Schritt weiter: Sie nutzt künstliche Intelligenz (KI), maschinelles Lernen und Datenanalyse, um die Leistung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu optimieren und eine größere Wirkung zu erzielen. Hyperautomatisierung umfasst verschiedene automatisierte Tools und erhöht gleichzeitig die Komplexität der Automatisierung. Das erfolgt durch Analyse, Design, Messungen, Überwachung und Anpassung. Hyperautomatisierung soll Funktions- und Prozess-Silos miteinander verbinden, um Geschäftsprozesse zu automatisieren und zu verbessern. Zudem soll sie den Unternehmen die Möglichkeit bieten, sich ein klares Bild davon zu machen, wie Funktionen, Prozesse und KPIs interagieren, um einen Wertzuwachs und neue Geschäftsmöglichkeiten zu schaffen.2

Robotergesteuerte Prozessautomatisierung (kurz RPA), die von Software-Robotern ausgeführt wird, gehört zusammen mit KI und maschinellem Lernen zu den Hauptkomponenten einer effektiven Hyperautomatisierung. Sie könnte ganz neue Erkenntnisse über betriebliche Abläufe liefern, indem ein digitaler Zwilling eines Unternehmens (englisch: digital twin of an organization, kurz DTO) erstellt wird, der die zuvor unsichtbare Interaktion zwischen Prozessen sichtbar macht.3 Durch smarte Algorithmen und das kontinuierliche Sammeln von Informationen über das Unternehmen und seine Prozesse können automatisierte Maschinen lernen und neue Möglichkeiten finden, sich zu verbessern und Prozesse immer weiter zu optimieren. So könnte ein völlig neues Maß an Kostenersparnis und Effizienzsteigerung erreicht werden.

Der Weg zu einem hyperautomatisierten Bargeldkreislauf

Hermann Gessler, Head of Global Pricing and Consulting, G+D im Bereich Currency Technology, sagt, hyperautomatisierte Cash-Center werden fehlertoleranter sein und die Prozesse deutlich flexibler machen. „Bei der Hyperautomatisierung geht es um das Analysieren der Informationsflut, die die Digitalisierung von Prozessketten erzeugt, und darum, diese Flut wieder in den Prozess einzubinden. In der Bargeldindustrie könnte Hyperautomatisierung die Bearbeitungszeit verringern, logistische Abläufe optimieren und die Gesamtkosten des Bargelds reduzieren. Das garantiert die zukünftige Wettbewerbsfähigkeit von Bargeld.“

Hand taps on tablet screen with imagery of small robotic machines and icons and text representing the hyperautomation of cash cycle
Mithilfe von KI, eines höheren Software-Anteils und vermehrter Integration könnten automatisierte Cash-Center sogar hyperautomatisiert werden

Die Bargeldindustrie verwendet aufgrund der überschaubaren Branchengröße und der hohen Sicherheitsanforderungen aktuell nur bewährte und verlässliche Automatisierungstechnologie. Dennoch ist Hermann Gessler überzeugt, dass sich die Hyperautomatisierung immer schneller verbreitet und in den nächsten Jahren wahrscheinlich in weitere funktionale Bereiche integriert wird. „Dies wird ein erhebliches Umdenken in der Branche und eine Standardisierung von Schnittstellen erfordern“, fügt er hinzu.

Die Bargeldindustrie denkt schon heute über das Cash-Center hinaus. Das zeigt sich z. B. an standardisierten Transportboxen, die mehrere Akteure nutzen können, oder an der Implementierung von Software, die den Cash-Centern dabei hilft, Angebot und Nachfrage exakt aufeinander abzustimmen. Weitere Beispiele sind die Optimierung von Transportrouten und die Straffung der Logistik. Der erhöhte Anteil von Software ist eines der Hauptelemente, die Hyperautomatisierung von normaler Automatisierung unterscheiden. Ein weiteres wichtiges Element ist KI. Komplexe KI-Algorithmen und maschinelles Lernen haben die Fähigkeit, Engpässe oder immer wiederkehrende. Fehler zu beseitigen und Probleme zu erkennen. Sie können automatisch eine Wartung veranlassen, was zu mehr integrierten Prozessen führt und die Häufigkeit von Störungen in der Prozesskette reduziert.

“Wenn das schwächste Glied nicht funktioniert, ist alles andere davor nutzlos“
Ferenc Szelenyi
Managing Director und Group Vice-President von G+D MEA im Bereich Currency Technology

Die Bedeutung von Integration

Ein Aspekt, der bereits umgesetzt wird, sind integrierte Cash-Center-Lösungen – das Optimieren von Prozessen von Anfang an durch ausführliche Analysen, komplexe Technologie und das Aufrechterhalten nahtloser Betriebsabläufe, kombiniert mit einer kontinuierlichen Anpassung. Ferenc Szelenyi, Managing Director und Group Vice-President von G+D MEA im Bereich Currency Technology, war an einem Projekt für die Zentralbank von Ruanda beteiligt, bei dem der erste vollautomatische Tresor und das Tresorverwaltungssystem konzipiert und implementiert wurden. Hierdurch konnten die Banknotenbearbeitung und auch die Verteilung von Bargeld im Land optimiert werden.

„Das Projekt in Ruanda hat uns gezeigt, dass Integration von grundlegender Bedeutung ist, wenn es darum geht, den größten Mehrwert aus jeder Lösung herauszuholen, aber auch in Bezug auf die bestmögliche Optimierung der gesamten Prozesskette“, so Szelenyi. „Man kann den schnellsten automatisierten Tresor der Welt haben, doch erst wenn man das Geld auch optimal hinein- und herausbekommt, ist es eine gute Investition. Wenn das schwächste Glied nicht funktioniert, ist alles andere davor nutzlos.“

Erkenntnisgewinn durch Software

Softwarebasierte Analysen – sowohl zu Beginn der Neu- oder Umgestaltung eines Cash-Centers als auch dauerhaft im Betrieb – sind der Schlüssel für Effektivität. „Man muss sich anschauen, wie viel Geld das Land zu welchen Zeiten braucht, Inflation und Bevölkerungswachstum bedenken und die Logistik sowie die Verteilung im Land analysieren, bevor man den Prozess optimieren kann. Durch die Verwendung von Software kann man Geschäftsabläufe kontinuierlich analysieren und optimieren und in jeder Phase auf die spezifischen Bedürfnisse der Kunden eingehen“, merkt Ferenc Szelenyi an.

Neben den fortschrittlichen Technologien braucht es für die Hyperautomatisierung aber auch eine fortschrittliche Einstellung: die Bereitschaft, Veränderungen ganz grundsätzlich anzunehmen, in neue Technologien zu investieren und End-to-End-Integrationen durchzuführen. Das Ergebnis: mehr Effizienz und Sicherheit und gleichzeitig sinkende Kosten. Obwohl es noch eine Weile dauern wird, bis die Bargeldindustrie so weit ist, gewinnen integrierte, automatisierte Prozesse, die mit intelligenter Software verknüpft sind, schon jetzt an Bedeutung. Diese standardisierten und kollaborativen Prozesse müssen erst einmal zum Standard werden, bevor weitere Schritte in Richtung Hyperautomatisierung gemacht werden können.

  1. Gartner, “Top 10 Strategic Technology Trends for 2020,” 2019

  2. Appian, “Gartner – Move Beyond RPA to Deliver Hyperautomation,” 2019

  3. Analytics Insight, “The Future of Automation Belongs to Hyperautomation,” 2020

Veröffentlicht: 13.10.2020

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