Development of currency, looking back at the currency union in Germany and Europe on a mobile.
#Banknote Solutions

Währungsumstellungen erfolgreich gestalten

Interview
6 Min.

Was macht eine Währungsreform erfolgreich? Vom Euro, der größten Währungsreform der Geschichte mit einer Beteiligung von zwölf Ländern, bis zur Einführung einer neuen Banknote in Malawi mithilfe einer Augmented-Reality-App – der Dialog mit der Bevölkerung ist immer ein entscheidender Faktor. Wir haben mit Werner Reisch gesprochen, Global Vice-President – Sales Banknotes & Security Features bei G+D. Er erzählt, warum die Einführung neuer Währungen in der Öffentlichkeit heute viel breiter diskutiert wird und warum neuerdings auch Apps maßgeblich dazu beitragen können, dass die Ausgabe neuer Banknoten ein Erfolg wird.

Selten handelt es sich bei der Neueinführung von Banknoten um eine komplette Währungsumstellung. In der Regel werden bestehende Banknotenserien oder einzelne Denominationen ausgetauscht. Welche Kriterien berücksichtigen Zentralbanken bei einer Neueinführung?

Da gibt es einige. Sind etwa Fälschungen im Umlauf, muss es ein Upgrade der Sicherheitselemente geben. Die Sicherheit der Banknoten hat oberste Priorität. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Überarbeitung des Banknotendesigns. Schließlich ist eine Banknote so etwas wie die Visitenkarte eines Landes. Zeitgemäßes Design und Ästhetik des jeweiligen Kulturkreises spielen da eine sehr wichtige Rolle. Zentralbanken hinterfragen aus diesem Grund alle 6 bis 8 Jahre, inwiefern ihre aktuelle Banknotenserie noch State of the Art ist und welche Elemente ein Upgrade benötigen oder ob bestimmte Denominationen ausgetauscht werden müssen.

Interview mit Werner Reisch über die Entwicklung von Währungen – Rückblick auf die Währungsunion in Deutschland und Europa
Werner Reisch, Global Vice-President – Sales Banknotes & Security Features bei G+D

Wie war das beim Euro?

In den Mitgliedsländern der Währungsunion wurde die erste Serie im Januar 2002 eingeführt; 2008 beziehungsweise 2009 begann die Zentralbank bereits mit dem ersten Upgrade der Sicherheitselemente und auch das Design wurde überarbeitet. Im Zuge der Überarbeitung wurde auch die Haltbarkeit der Serie verbessert, damit die einzelnen Banknoten länger in Umlauf bleiben.

Welche anderen Gründe gibt es für die Einführung neuer Banknoten?

Ein wichtiger Grund sind politische Entwicklungen. Denken Sie zum Beispiel an junge Länder wie Eritrea oder Südsudan. Hier mussten für die gesamte Bevölkerung kurzfristig neue Ausweise und eine neue Landeswährung zur Verfügung gestellt werden.  Aber auch eine Inflation kann ein wichtiger Grund für die Einführung höherer Denominationen oder gar komplett neuer Serien sein. Zum einen sind Zentralbanken an einer stabilen Währung interessiert, sie müssen aber andererseits zeitnah auf entsprechende Tendenzen reagieren, um dem Zahlungsverhalten der Bevölkerung gerecht zu werden – eine sehr anspruchsvolle und wichtige Aufgabe.

Wie informieren Zentralbanken die Öffentlichkeit über neue Banknoten?

Der Dialog mit der Bevölkerung wird immer wichtiger, weil das öffentliche Interesse zugenommen hat und Zentralbanken heute viel mehr im Fokus der Öffentlichkeit stehen. Das Design von Banknoten wird oft in den Medien besprochen und die Motive werden kritischer hinterfragt. Deshalb ist es wichtig, Informationen rechtzeitig zur Verfügung zu stellen und schon im Vorfeld eine Interaktion zu erzielen. Neben Presse, TV-Werbung und Webseiten ist vor allem Social Media ein wichtigerer Kanal geworden, um in den Dialog mit der Bevölkerung zu treten und Hintergrundinformationen bereitzustellen. Aber auch Apps, die neue Technologien wie Augmented Reality (AR) verwenden, konnten sich als Kommunikationsmittel für Zentralbanken etablieren. Ein besonders schönes Beispiel ist Malawi, dessen Zentralbank 2016 einen neuen 2.000-Kwacha-Schein emittierte. Die App erklärt mithilfe von Augmented Reality die Features des Scheins, erzählt die Entstehungsgeschichte der neuen Banknote und vermittelte der Bevölkerung so auch wertvolles historisches Wissen. Die Erstellung einer solchen App bieten wir unseren Kunden natürlich mittlerweile als Standardleistung mit an.

Welche anderen Vorteile können Apps in diesem Kontext bieten?

Nach einem Upgrade der Sicherheitselemente können Zentralbanken über die AR-App Geschäftsbanken und Bevölkerung sehr einfach darüber informieren, welche Merkmale in den neuen Banknoten nun zu berücksichtigen sind. Unterm Strich gilt: Nimmt die Bevölkerung neue Banknoten gerne an, war die Zentralbank mit ihrem Konzept und dessen Umsetzung erfolgreich. Das stärkt die Identifikation – nicht nur mit der Währung, sondern auch mit dem eigenen Land.

“Nimmt die Bevölkerung neue Banknoten gerne an, war die Zentralbank mit ihrem Konzept und dessen Umsetzung erfolgreich“
Werner Reisch
Global Vice-President – Sales Banknotes & Security Features bei G+D

Wie lange dauert der Umstellungsprozess von der Ausschreibung eines Projekts bis zur ersten Ausgabe neuer Banknoten normalerweise?

Von der ersten Idee bis zur Emission der Noten vergehen in der Regel 18 bis 24 Monate. Die Realität sieht aber häufig anders aus – so muss die Neueinführung auch schon mal in drei bis sechs Monaten erfolgen. Dies war zum Beispiel in einem afrikanischen Land in den 90er-Jahren der Fall, als das Land nach einem Bürgerkrieg in kurzer Zeit neue Banknoten brauchte und die Zentralbank nur vier Monate Zeit hatte, um diese einzuführen. Ein anderes Land brauchte zu Beginn des Jahres 2013 eine Währungsreform mit sechs neuen Denominationen, die ebenfalls sehr schnell durchgeführt wurde. G+D hatte nur sechs Monate Zeit, um die neue Banknotenserie zu produzieren, vom ersten Designkonzept bis zur Auslieferung der Banknoten per Luftfracht zwischen Weihnachten und Neujahr 2012/2013.

Was sind die besonderen Herausforderungen, wenn es so schnell gehen muss?

Es versteht sich von selbst, dass solch zeitkritische Projekte in der Umsetzung ein Maximum an Konzentration erfordern und eine gewisse Anspannung bei den Beteiligten herrscht. Stellen Sie sich vor, es kommt zur Verwendung von Motiven oder Bildelementen, welche aus verschiedensten Gründen nicht oder nicht mehr opportun sind, aber aufgrund der knappen Zeit nicht ausreichend geprüft werden konnten – eine wahre Horrorvorstellung für das Zentralbankpersonal. Denn am Ende geht es für alle Zentralbanken um das gleiche Ziel – Vertrauen schaffen bei der Bevölkerung in die eigene Währung!

Veröffentlicht: 13.08.2020

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