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Was bedeutet Klimaschutz für die Finanzbranche?

Globale Trends
6 Min.

Für eine klimafreundliche Zukunft muss sich die Wirtschaft in eine nachhaltige Richtung entwickeln. Wie können Finanzinstitutionen ein nachhaltiges Wirtschaftswachstum und eine klimaschonende Strategie fördern, um wirklich etwas zu bewirken?

2021 gehörte der Klimawandel zu den am meisten diskutierten Themen. Im Februar traten die USA offiziell dem Pariser Abkommen erneut bei. Im August brachte der Sechste IPCC-Sachstandsbericht schockierende Ergebnisse. Im Oktober 2021 ging der Physik-Nobelpreis an Syukuro Manabe, Klaus Hasselmann und Giorgio Parisi. Ausgezeichnet wurden ihre Modelle zum Erdklima. Eines ist klar: Die Reduzierung der CO2-Emissionen und die Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs sind eine Mammutaufgabe, die jeder einzelne Sektor und jede einzelne Branche bewältigen müssen. Wir alle können und müssen unseren Beitrag zum Klimaschutz leisten. Denn wir alle spielen eine entscheidende Rolle bei der Bekämpfung des Klimawandels.

Und allmählich ist diese Botschaft auch im Finanzdienstleistungssektor angekommen. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher fordern umweltfreundliche Leistungsversprechen. Durch die hohe Nachfrage überarbeiten viele Finanzdienstleister ihre Nachhaltigkeitsstrategien.

Im Jahr 2020 appellierte der Blackrock-CEO Larry Fink in seinem jährlichen offenen Brief an die Vorstandsvorsitzenden großer Unternehmen: Wir müssen jetzt handeln, um die Erderwärmung unter zwei Grad zu halten.1 Die Europäische Zentralbank (EZB) hat analysiert, welche Kosten und welche negativen finanziellen Auswirkungen es hätte, wenn die Länder nicht auf eine klimafreundlichere Politik umsteigen.

Sicherung der Finanzstabilität und Vorbereitung auf den Klimawandel

Finanzinstitutionen und politische Entscheidungsträger haben eine doppelte Verantwortung. Einerseits müssen sie finanzielle Instabilität vermeiden. Der Klimawandel ist eine direkte Bedrohung für die Stabilität globaler Volkswirtschaften. Die Einführung gesetzlicher Klimaschutzmaßnahmen verändert die wirtschaftliche Lage ganzer Branchen. Christine Lagarde, Präsidentin der EZB, räumte ein, dass die Kosten für einen klimafreundlicheren Ansatz anfangs höher seien – die langfristigen Einsparungen jedoch immens: „Die Übergangskosten können auf kurze Sicht höher sein, aber langfristig sind sie viel niedriger als die Kosten eines ungebremsten Klimawandels. Physische Risiken sind in der Tat die bedeutendste Quelle klimabedingter Vulnerabilität. Ohne weitere Maßnahmen zum Schutz vor Klimarisiken könnte sich die durchschnittliche Ausfallwahrscheinlichkeit der Kreditportfolios der am stärksten gefährdeten 10 % der Banken bis 2050 um 30 % erhöhen.“2

Die zweite Verantwortung liegt darin, klimaschonende Strategien zu entwickeln: Die Finanzbranche muss sich auf die negativen Auswirkungen des Klimawandels auf ihre Geschäfte und auf ihre Kundschaft einstellen. Lässt sich das finanzielle Risiko minimieren, trägt das zur finanziellen Stabilität bei.

Solarzellen zwischen Bäumen und einer Großstadtkulisse

Klimaschutzmaßnahmen in der Wirtschaft

Im Bankensektor gibt es einige positive Beispiele. Im April 2021 stimmte die brasilianische Zentralbank beispielsweise zu, Klimafaktoren in die Finanzdienstleistungsregulierung aufzunehmen.3 Die Mitglieder des von der IFC veranstalteten Sustainable Banking Network haben Richtlinien zur Förderung nachhaltiger Finanzpraktiken in ihren Ländern verabschiedet.4 Die G20 Sustainable Finance Group wurde als Arbeitsgruppe neu gegründet, um politische Veränderungen voranzutreiben.5 Der Aktionsplan der EU-Kommission zur Finanzierung nachhaltigen Wachstums bzw. Sustainable Financing enthält einen umfassenden Plan, mit dem ein nachhaltiges Finanzsystem geschaffen werden soll.6 Hoffnung auf eine bessere Zukunft macht auch Doconomy mit seiner App, die die CO2-Bilanz anzeigt. Bei einer Finanzierungsrunde im September 2021 erhielt das Stockholmer Fintech 17 Millionen Dollar – die bisher größte Summe unter den grünen Fintechs in Europa. Finanzielle Unterstützung bekam das Unternehmen u. a. von Mastercard und Ålandsbanken. Das ist mehr als Greenwashing. Es wurden klimaschonende Richtlinien formuliert und definiert, um die Finanzbranche zu verändern. Die Geschäftsmodelle bestehen bereits. Aber reicht das wirklich?

“Die Übergangskosten können auf kurze Sicht höher sein, aber langfristig sind sie viel niedriger als die Kosten eines ungebremsten Klimawandels.“
Christine Lagarde
Präsidentin der Europäischen Zentralbank

Klimafinanzierung: konkrete Maßnahmen zum Schutz der Umwelt

Zunehmend düstere Prognosen zum Klimawandel zeigen, dass es konkrete Maßnahmen braucht, die einen systematischen Wandel bewirken:

  • Langfristige politische Rahmenbedingungen sind unerlässlich – frühzeitiges Handeln schafft Vertrauen und ein höheres Maß an Sicherheit für Investoren.
  • Zudem werden Transparenz und Offenlegung den Wandel untermauern: Die verpflichtende Dokumentation klimabezogener Kennzahlen von Finanzinstitutionen wird Verbesserungen mit sich bringen. Derzeit steht nur eine begrenzte Anzahl vergleichbarer und konsistenter Daten in diesem Bereich zur Verfügung. Eine exakte Schadensberechnung ist daher nicht möglich. Vermögensverwalter und -verwalterinnen könnten dank einer höheren Transparenz ihre Entscheidungen und Investitionen von den Auswirkungen auf das Klima abhängig machen.
  • Die Unterstützung klimafreundlicher Technologie: Es gibt zahlreiche Tech-Start-ups, die sich für den Klimaschutz engagieren und enorme Investitionsmöglichkeiten mobilisieren könnten.7
  • Verstärkte Digitalisierung im Bankwesen: Datengestützte Technologien erhöhen die Transparenz, während Big Data Umweltrisiken zum Bestandteil der Klimaschutzpolitik machen kann.

Das Thema Sustainable Finance hat an Bedeutung gewonnen. Aber die Branche muss noch viel mehr tun, um nachhaltige, umweltfreundliche und klimaschonende Strategien in die Tat umzusetzen. Kollektives Handeln ist gefragt: Es braucht gemeinsame Maßnahmen, um die Transparenz zu erhöhen, in eine kohlenstoffarme Wirtschaft und klimafreundliche Produkte zu investieren und langfristige Regelungen zur Klimafinanzierung zu verabschieden, die auf die Zukunft ausgerichtet sind und Vertrauen schaffen. Der Aktivist und Umweltjournalist Bill McKibben glaubt, dass es gute Nachrichten gibt: „Erneuerbare Energien sind heute um 90 % günstiger als noch vor zehn Jahren. Es ist die weltweit günstigste Weise der Stromerzeugung. Das bedeutet, dass dem Wechsel weder aus technologischer noch aus finanzieller Sicht etwas im Weg steht. Zudem gibt es eine immer größer werdende Bewegung, die Veränderungen fordert!“

  1. Larry Fink’s 2021 letter to CEOs, Blackrock, 2021

  2. Christine Lagarde: Climate change and central banks – analysing, advising and acting, BIS, 2021

  3. Brazil’s banks to incorporate climate change risks into stress tests, Reuters, 2021

  4. Sustainable Banking and Finance Network, IFC, 2021

  5. G20 Sustainable Finance Group, G20, 2021

  6. Renewed sustainable finance strategy and implementation of the action plan on financing sustainable growth, European Commission, 2018

  7. The State of Climate Tech 2020, PwC, 2020

Veröffentlicht: 30.11.2021

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