Veröffentlicht: 03.09.2024
Neues aus dem Innovationslabor: schick und sicher mit Karte bezahlen
Die stetige Entwicklung neuer Produkte ist kein Zufall, sondern das Ergebnis umfassender Arbeit. Ein Innovationsexperte von G+D verrät, wie im Bereich Financial Platforms aus Ideen marktreife Produkte werden. Und ein Blick ins Innovationslabor zeigt, wie aus Ocean-Plastic-Granulat moderne, nachhaltige Bezahlkarten entstehen.
Wir sprechen heute mit Thomas Tarantino, Technology Director der F&E-Abteilung für Kartenprodukte bei G+D und Präsident der internationalen Card Manufacturers Association (ICMA). Der Innovationsexperte erzählt über seine Forschungs- und Entwicklungsarbeit im Labor, seinen Arbeitsalltag sowie die Inspiration, die er auch an unerwarteten Orten findet.
Herr Tarantino, wir sitzen hier in diesen wirklich beeindruckenden Räumen der Convego® Labs in München, umgeben von Maschinen und Materialien. Für unsere Spotlight-Leserinnen und -Leser: Was ist der Zweck dieses Labors?
Convego® Labs ist ein Innovationszentrum, in dem wir neue und innovative Produkte für Kartenzahlungen entwickeln. Hier werden alle Tests durchgeführt, von der Erprobung verschiedener erneuerbarer Materialien bis hin zur Entwicklung fortschrittlicher Sicherheitsmerkmale.
Außerdem bietet uns das Labor eine Plattform, um diese innovativen Ideen sowohl innerhalb des Unternehmens als auch unseren Kundinnen und Kunden vorzustellen. Somit können wir auch klar zwischen Prototypen und fertig entwickelten Produkten unterscheiden. Bei G+D dreht sich alles um Innovationen und für die möchten wir unsere Kundinnen und Kunden begeistern.
Sie sind seit über drei Jahrzehnten bei G+D. Wie fing das alles an?
Meine erste Station war 1991 die Entwicklungsabteilung von G+D, die damals noch Gesellschaft für Automation und Organisation (GAO) hieß. Ich sollte damals die erste Produktionslinie für Chipkarten aufbauen, die dann zum erfolgreichen Start der ersten Telefonkarte der Deutschen Telekom führte. Nach zehn Jahren Entwicklung von verschiedenen Smartcard-Produkten wurde ich dann Abteilungsleiter. Diese Position hat es mir ermöglicht, unsere Entwicklungsstandorte in verschiedenen Ländern aufzubauen. Seitdem konzentriere ich mich auf Innovationen im Bereich der Zahlungstechnologien, die auch Schwerpunkt meiner Arbeit bei Convego® Labs sind.
Wie kommen Sie hier im Labor auf neue Produktideen?
Das ist eine Gemeinschaftsleistung unseres funktionsübergreifenden Teams in München und der internationalen Teams in China, Brasilien und Amerika, die uns einen umfassenden Überblick über den globalen Markt geben.
Über ein spezielles Tool sammeln wir alle möglichen Ideen und Inspirationen aus den unterschiedlichsten Branchen, egal wie verrückt sie erscheinen mögen. In dieser Phase gibt es wirklich keine Grenzen. Kürzlich hat ein Kollege eine Inspiration aus einem Modemagazin hinzugefügt, was wirklich ziemlich cool aussah.
Wie lassen sich diese Ideen in neue Kartenprodukte umsetzen?
Wir treffen uns alle zwei Wochen, um die Vorschläge zu besprechen. Wenn wir eine interessante Idee haben, stellen wir schnell die notwendigen Materialien zusammen, produzieren erste Muster und lassen diese von unserem Verkaufsteam und unseren Kundinnen und Kunden beurteilen. Je nach Feedback entwickeln wir die Idee weiter und geben sie zur Umsetzung an unsere internen globalen Forschungs- und Entwicklungspartner oder wir verwerfen sie. Unser Prinzip lautet: „Schnell testen und gegebenenfalls schnell verwerfen.“
Durch welche Trends wird das Kartendesign beeinflusst?
Das Umweltbewusstsein der Menschen nimmt zu und unsere Karten sollten dem Rechnung tragen. Deshalb stellen wir Modelle aus nachhaltigen Materialien wie Holz, PLA (Polylactid) und Ozeanplastik her. Ein weiterer Faktor ist die Personalisierung. Unsere Karten können so personalisiert werden, dass sie den Lebensstil und die Identität der jeweiligen Person widerspiegeln. Dadurch werden sie für die Verbraucherinnen und Verbraucher attraktiver.
Was macht die Arbeit im Labor so besonders?
Bei der Herstellung unserer umweltfreundlichen Karten, wie beispielsweise der Ocean Plastic Card, verwenden wir eigene Verfahren zur Aufbereitung der recycelten Wertstoffe. Anschließend wird das Material zu Kunststofffolien verarbeitet und hier beginnt die eigentliche Kunst: Wir fügen verschiedene Farben, Sicherheitsmerkmale und optische Effekte hinzu.
Jede Karte ist anders, sodass unsere Kundinnen und Kunden ein wirklich einzigartiges Produkt erhalten. Die Optik ist aber nur ein Aspekt. Wir integrieren auch modernste Sicherheitstechnologien wie biometrische Merkmale für kontaktloses Bezahlen per Fingerabdruck.
Zu welchem Zeitpunkt erhalten Sie das erste Feedback von Ihren Kundinnen und Kunden?
Nur wenn man die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden so früh wie möglich im Entwicklungsprozess versteht, kann man die besten Produkte entwickeln.
Hierzu laden wir sie für ein paar Tage nach München ein und erstellen gemeinsam mit ihnen erste Musterexemplare. Wir führen sie von Beginn an durch den gesamten Produktionsprozess und verwandeln die Rohmaterialien in voll funktionsfähige Prototypen. Diese können sie mit nach Hause nehmen und entscheiden, wie weiter vorgegangen wird.
Das klingt spannend! Was sagen die Kundinnen und Kunden nach diesen Workshops?
Die Kundinnen und Kunden sind begeistert von der praktischen Erfahrung, weil sie die Möglichkeit haben, direkt mit den Rohstoffen und den Produkten zu arbeiten. Aus erster Hand zu sehen, wie die Karten hergestellt werden, ist für sie oft etwas ganz Neues – und für uns ist es eine echte Erfolgsgeschichte. Unsere Kundinnen und Kunden haben ein intensives Erlebnis und wir die Möglichkeit, einen echten Mehrwert zu generieren.
Gegenwärtig entwickeln wir zwei neue Produkte, die aus den Workshops des letzten Jahres hervorgegangen sind. Das ist ein großartiges Angebot und eine Motivation für unsere Vertriebskollegen und -kolleginnen, verstärkt Kundinnen und Kunden einzuladen, unser Labor und die neuesten Innovationen kennenzulernen. Und die direkte Resonanz der Kundinnen und Kunden auf neue Ideen ist unbezahlbar.
Warum wird so viel Aufwand in die Gestaltung von Bankkarten gesteckt?
Bankkarten sind das Markenzeichen der Kreditinstitute und ein Symbol für die bestehende Kundenbindung. Diese Bindung lässt sich durch das Angebot besonderer und einzigartiger Merkmale der Karten stärken. Wir sind daher ständig dabei, innovative Materialien und Eigenschaften zu entwickeln, die einen visuellen Wow-Faktor bieten.
Das Streben nach Innovation hört nie auf. Ist das auch Ihre Motivation, sich jeden Tag etwas Neues auszudenken?
Das – und ein Kaffee am Morgen! (lacht) Der ständige Strom an neuen Herausforderungen und die Möglichkeit, innovativ zu sein: Das ist es, was mich antreibt. Bei G+D genieße ich die Flexibilität, meine Ideen zu verwirklichen und meinen eigenen Weg zu gehen. Ich schaue gerne über den Tellerrand und lasse mich von anderen Branchen inspirieren – das hält mich in Schwung und motiviert mich, Grenzen zu überschreiten.
Und diese Leidenschaft liegt in der Familie. Auch Ihr Sohn arbeitet hier mit Ihnen. Wie finden Sie das?
Um ehrlich zu sein, das macht richtig Spaß. Er forscht an neuen, umweltfreundlichen Materialien, was ihm sehr am Herzen liegt. Aber er bekommt hier nichts geschenkt. Er hat als Praktikant angefangen und sich dann auf seine aktuelle Position hochgearbeitet. Und wenn wir arbeiten, dann als Kollegen, nicht als Vater und Sohn.
Mit Blick auf die Zukunft: Welches sind Ihrer Meinung nach die Markt- und Technologietrends, die für die Zukunft von Bezahlkarten entscheidend sein werden?
Umweltverträglichkeit ist nicht verhandelbar. Nicht nur, weil wir bis 2030 kein Neuplastik mehr verwenden wollen, sondern auch, weil das Umweltbewusstsein der Kundinnen und Kunden wächst. Das ist nicht nur eine Frage der Compliance, sondern auch eine Chance für Banken, attraktiver für Kundinnen und Kunden zu werden.
Neben der Nachhaltigkeit ist auch ein diversifiziertes Produktangebot gefragt. Kundinnen und Kunden haben unterschiedliche Bedürfnisse und wir müssen in der Lage sein, diesem breiteren Spektrum durch Produktvielfalt gerecht zu werden. Dies kann beispielsweise durch unterschiedliche Materialien, Designs und Funktionen wie biometrische und leichte Karten erreicht werden. Nicht zuletzt ist auch die Zugänglichkeit beim Bezahlen für Menschen mit Beeinträchtigungen wichtig. Wir befassen uns daher ständig mit der Frage, wie wir diesen Gruppen mit innovativen neuen Produkten gerecht werden können.
Eine letzte Frage noch: Welchen Rat haben Sie für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die neu ins Forschungs- und Entwicklungsteam kommen?
Seien Sie immer offen für neue Ideen und kämpfen Sie für das, woran Sie glauben. Manchmal hat man eine tolle Idee, aber man muss hartnäckig bleiben. Wenn man das schafft, kann man wirklich etwas bewegen.
Key Takeaways
- Convego® Labs ist ein Innovationszentrum, in dem G+D neue Kartenproduktideen entwickelt und optimiert.
- Die frühzeitige und kontinuierliche Einbindung der Kundinnen und Kunden ist ein wesentlicher Bestandteil des Entwicklungsprozesses bei Convego® Labs und stellt sicher, dass die Produkte den Anforderungen und Erwartungen des Marktes gerecht werden.
- Umweltverträglichkeit und Barrierefreiheit gehören zu den wichtigsten Trends der Kartenindustrie in den kommenden Jahren.
Diesen Artikel teilen
Verpassen Sie nicht die neusten Artikel von G+D SPOTLIGHT: Wenn Sie unseren Newsletter abonnieren, bleiben Sie immer auf dem Laufenden über aktuelle Trends, Ideen und technische Innovationen – jeden Monat direkt in Ihr Postfach.