Mehrere Glühbirnen liegen auf lila Hintergrund, eine leuchtet.
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Potenziale innovativer Erfindungen ausschöpfen

Insights
6 Min.

Unternehmen können ihr einzigartiges Kapital schützen, Innovationen fördern und höhere Erträge erzielen, wenn sie mit ihrem geistigen Eigentum intelligent umgehen. G+D-Expertinnen und -Experten für IP-Management geben hier ihre Erfahrungen und Erkenntnisse weiter.

Eine oft zitierte These über die Gründe für den Erfolg von Unternehmen stammt vom Management-Guru und Bestsellerautor Charles Handy: „Vergessen Sie Grundstücke, Immobilien oder Industrieanlagen – die wahre Wertschöpfung liegt heute in der Intelligenz, der angewandten Intelligenz. Wir sprechen leichtfertig von ‚geistigem Eigentum‘, ohne uns darüber klar zu sein, was das wirklich bedeutet. Es geht dabei nicht nur um Patentrechte und Markennamen, sondern um die klugen Köpfe eines Unternehmens.“

Es scheint, dass sich moderne Unternehmensführer diese Botschaft heute mehr und mehr zu Herzen nehmen. Wer das intellektuelle Kapital eines Unternehmens als strategisches Gut begreift und es gezielt und wirtschaftlich einsetzt, kann seinen Wert voll ausschöpfen. Das geistige Eigentum eines Unternehmens (Corporate Intellectual Property; IP) wird dann zur Grundlage für Wettbewerbsvorteile, für zukünftige Innovationen und für die Förderung des Unternehmenswachstums.

Um das zu erreichen, muss zunächst ein umfassendes Verständnis dafür entwickelt werden, was geistiges Eigentum ausmacht und wie es erfasst, verwertet und geschützt werden kann.

Geistiges Eigentum ist vielfältig

Geistiges Eigentum von Unternehmen kann vieles sein – und manches wird dabei oft übersehen. Ob einzigartige Produktdesigns, Materialzusammensetzungen, technische Zeichnungen, Verfahrensbeschreibungen, Computercodes, Geschäftsmodelle und Marktanalysen, Vermarktungsunterlagen, Zuliefererdetails oder Verträge – all das kann geistiges Eigentum sein.

Die ihnen zugrunde liegenden Ideen lassen sich ebenfalls schützen. Abhängig von der Art der Innovation können rechtliche Mechanismen in Form von Patenten, Marken, Urheberrechten, Betriebsgeheimnissen und Geschmacksmusterregistrierungen zur Anwendung kommen.

Diese Ansätze zum Schutz des geistigen Kapitals erlauben es den Unternehmen, „ihr Vermögen geltend zu machen“, so Martin Dehn, Head of Corporate IP bei G+D. „Erfolgreiche Unternehmen müssen heute nicht nur in den Bereichen Technik, Technologie und Design innovativ sein, sondern auch beim Management ihres geistigen Eigentums sowie der juristischen Kompetenz, um den größtmöglichen Nutzen aus ihrem IP-Portfolio zu ziehen.“

Eine Person hält eine leuchtende Glühbirne mit miteinander verbundenen digitalen Knoten in der Hand und arbeitet im Hintergrund an einem Laptop.

Geistiges Eigentum: Warum ist das wichtig?

Mit der Aussicht auf diese Wertschöpfung entwickeln mehr und mehr Unternehmen, so auch G+D, einen gezielten und systematischen Ansatz für den Umgang mit geistigem Eigentum und verfolgen dabei einige ganz klare Ziele.

  • Katalysator für Innovation: Durch die Sammlung, Erfassung und den Schutz von geistigem Eigentum können Unternehmen Erfindungen zu Geld machen. Sowohl Investorinnen und Investoren als auch die Quelle dieser einzigartigen Kreativität – die Erfinderinnen und Erfinder und ihre Teams – werden honoriert. Das wiederum ermutigt zu weiteren Investitionen und einer stärkeren Konzentration auf eigene Erfindungen, was zu einem positiven Innovationskreislauf führt.
  • Marktsicherung: Mit der Schaffung und dem Schutz von geistigem Eigentum kann sich ein Unternehmen gegenwärtige und künftige Rechte sichern – oder sie sogar „besitzen“, um auf einem bestimmten Markt mitzuspielen. Im Wesentlichen geht es darum, Wettbewerber von einem Geschäftsfeld fernzuhalten oder ihnen die Möglichkeit zu geben, Lizenzen für das marktbestimmende geistige Eigentum zu erwerben. So gesehen, eröffne IP den Urhebern unerschlossene Märkte, sagt Dehn. „Ein wesentliches Ziel von IP-Modellen ist die Sicherung zukünftiger Marktsegmente.“
  • Gütesiegel: Die rechtliche Absicherung des geistigen Eigentums gibt Kundinnen und Kunden die Gewissheit, dass sie das „Original“ und nicht ein minderwertiges Nachahmungsprodukt oder eine Fälschung kaufen. Geistige Eigentumsrechte setzen auch einen Qualitätsstandard, an dem sich alle alternativen Ansätze messen lassen müssen.
  • Reputationsschutz: Aus Unternehmenssicht schafft geistiges Eigentum Vertrauen bei den Kundinnen und Kunden und stärkt die Sichtbarkeit der Marke. Damit wird auch die Markentreue gestärkt.
  • Förderung solider Geschäftsbeziehungen: Ein gut geführtes, innovatives IP-Programm ermutigt andere Akteure eines Sektors oder komplementärer Sektoren, Allianzen zum gegenseitigen Nutzen einzugehen und Investitionen für künftige Innovationen anzuregen.
  • Fördergelder und Steuervorteile: Ein gutes IP-Programm kann den Weg für staatliche Fördergelder ebnen und in bestimmten Fällen zu einer Verringerung der Steuerlast eines Unternehmens führen.
“Um heutzutage erfolgreich zu sein, müssen Unternehmen nicht nur in den Bereichen Technik, Technologie und Design innovativ sein, sondern auch beim Umgang mit ihrem geistigen Eigentum.“
Martin Dehn
Head of Corporate IP, G+D

Aufbau eines starken IP-Portfolios

Wie sich geistiges Eigentum innerhalb eines Unternehmens erfolgreich etablieren lässt, zeigen einige Beispiele aus dem Giesecke + Devrient-Kosmos. Seit der Optimierung des IP-Managements in den Jahren 2018 und 2019 konnten im gesamten Portfolio positive Ergebnisse erzielt werden – von digitaler Sicherheit über Finanzplattformen bis hin zu Währungstechnologien.

G+D ist Inhaber von Patenten in den Bereichen nachhaltige Banknoten der nächsten Generation, Personalisierung von Karten mit Grafiken und innovative Wege zur Ausgabe neuer Karten. „Es ist eine Strategie, die darauf abzielt, geistiges Eigentum in einen Unternehmenswert zu verwandeln“, sagt Sina Scholz-Riecke, IP Portfolio Manager für Finanzplattformen bei G+D. „Unsere Aufgabe als IP-Team ist es, Ideen zu schützen und dabei zu helfen, ihr Potenzial zu maximieren.“

Wie das in der Praxis aussieht, zeigen die folgenden Beispiele:  

Karten mit „Wow-Faktor“

Für seine zahlreichen Kundinnen und Kunden im internationalen Finanzdienstleistungssektor ist G+D ständig auf der Suche nach neuen Möglichkeiten, um das breite Angebot an Bezahlkarten aufzuwerten. Auch wenn sich immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher für digitale Karten entscheiden, können Anbieter ihren physischen Karten nach wie vor das gewisse Etwas verleihen und sich so vom Wettbewerb abheben.

Zu den „Wow-Faktoren“, die G+D als Potenzial identifiziert hat, gehören Karten, bei denen ein Teil der Karte leuchtet, wenn sie benutzt wird. Eine Innovation, die als geeigneter Kandidat für den Aufbau eines strategischen IP-Portfolios identifiziert wurde, das dazu beitragen könnte, zukünftige Verträge mit Kartenanbietern zu sichern.

Ein Prozess, der mit der Veranstaltung eines sogenannten IP-Harvesting-Workshops begann: Die in unterschiedlichen Bereichen tätigen Teilnehmerinnen und Teilnehmer sollten die kreativen Ideen, die in den verschiedenen G+D-Teams (einschließlich F&E, Produktentwicklung sowie Vertrieb und Marketing) entstanden waren, erst sammeln und dann bewerten. Ziel war es, eine Priorisierung der verschiedenen IP-Kandidaten vorzunehmen. Anschließend wurde untersucht, ob die Ideen als Erfindungen patentiert werden können und ob sie das Potenzial haben, einen neuen Geschäftswert zu schaffen.

„In solchen Workshops werden die Ideen nach ihrem geschäftlichen Nutzen gewichtet“, sagt Scholz-Riecke. „Dabei geht es um Fragen wie: Sind wir überzeugt, dass der Kunde/die Kundin das wirklich will? Können wir es verkaufen? Ist es technologisch ausgereift? Lässt sich das Produkt kurzfristig herstellen oder erfordert es erhebliche zusätzliche Investitionen in Forschung und Entwicklung? Ist es wirklich ein Unikat oder gibt es so etwas Ähnliches schon von einem anderen Anbieter?“

Der Workshop „Cards with Lights“ führte zur Ausarbeitung mehrerer „Erfindungsmeldungen“, in denen die wichtigsten attraktiven Merkmale definiert wurden. Dazu gehören beispielsweise das Aufleuchten verschiedener Teile der Karte, um eine erfolgreiche Transaktion zu signalisieren, das Aufleuchten der Karte, wenn sie in die Nähe eines Kartenlesers kommt, und die Verwendung von räumlich ausgedehnten Lichteffekten.

Der Vorschlag für die Zukunft besteht darin, den Kartenanbietern ein neues Produkt zur Verfügung zu stellen, das für ihre Premium-Kundinnen und -Kunden sehr attraktiv ist.

“Unsere Strategie zielt darauf ab, geistiges Eigentum zu einem Unternehmenswert zu machen, Ideen zu schützen und dabei zu helfen, ihr Potenzial zu maximieren.“
Sina Scholz-Riecke
IP Portfolio Manager (Financial Platforms), G+D

Erneuerung des IP-Prozesses

Ohne einen soliden Prozess, der im gesamten Unternehmen anerkannt und geschätzt wird, ist die Entwicklung solch wertvollen geistigen Eigentums nicht möglich.

G+D führt mit seinen Teams spezielle IP-Awareness-Schulungen durch, um das Bewusstsein für den Wert geistigen Eigentums für das Unternehmen zu schärfen. Es geht darum zu verstehen, welche Arten von Erfindungen und Ideen dafür infrage kommen und wie diese dann in wertvolle Vermögenswerte umgewandelt werden können. 

Fortbildungsveranstaltungen dieser Art umfassen unter anderem folgende Themen:

  1. Merkmale einer Erfindung: Sie muss neue Funktionen bieten, die ein Problem beheben, dessen Lösung zuvor als unmöglich galt. Eine Erfindung kann aber auch eine neue Lösung bieten, indem sie bekannte technische Ansätze kombiniert, um neue unerwartete Vorteile zu erzielen.
  2. Prozess der Erfindungsmeldung: Mit Unterstützung der IP-Portfoliomanager werden alle spezifischen Merkmale einer Erfindung in einer Erfindungsmeldung festgehalten. Die Lösung muss darin technisch detailliert und mit ihren potenziellen Vorteilen beschrieben werden.
  3. Patentierungsverfahren: Das Portfolioteam prüft die Lösung unter technischen, wirtschaftlichen und rechtlichen Gesichtspunkten. Der Patentanwalt/die Patentanwältin beurteilt, ob der Vorschlag tatsächlich neu und erfinderisch ist. Der Portfoliomanager/die Portfoliomanagerin fungiert als Bindeglied zwischen der Fachabteilung, dem Patentanwalt/der Patentanwältin und dem Portfolioteam. Auf der Grundlage der zwischen allen Beteiligten abgestimmten IP-Strategie entscheidet der Portfoliomanager/die Portfoliomanagerin, ob die Anmeldung eingereicht wird.
  4. Patentanmeldung: Die Patentanwälte und Patentanwältinnen vertreten die Erfindung gegenüber dem Patentamt und nehmen Rückmeldungen über notwendige Änderungen entgegen. Bis zur Erteilung oder Ablehnung eines Patents können bis zu drei Jahre vergehen – daher der häufig verwendete Begriff „Patent angemeldet“.
Eine Frau stellt einer Gruppe in einem Besprechungsraum auf einem Whiteboard eine Strategie für 2023 vor.

StarSign® – eine Erfolgsgeschichte

Der StarSign® Key Fob von G+D ist ein gutes Beispiel dafür, wie geistiges Eigentum – einmal etabliert – wirtschaftlichen Mehrwert schaffen kann.

Der 2021 auf den Markt gebrachte Key Fob authentifiziert die Nutzerin/den Nutzer über ein Lesegerät für Fingerabdrücke, damit sie/er eine physische Barriere (z. B. eine Sicherheitsschleuse) passieren oder sich sicher an einem Gerät anmelden kann. Zum Schutz seiner Innovationen hat G+D seine Marken sowohl für den Namen StarSign® als auch für den Firmennamen und das Firmenlogo angemeldet.

Das Produktdesign wurde als 3-D-Modell registriert und für die spezifischen Basistechnologien wurden Patentanmeldungen eingereicht. Genauer gesagt, für „ein sicheres Element, das die Nutzung einer Anwendung durch den Vergleich von Autorisierungsinformationen mit einer Liste autorisiert“, und für „ein Gerät mit einem Sensor, der Benutzermerkmale erfasst, und ein sicheres Element, um einen Benutzer zu authentifizieren und die Nutzung einer Anwendung zu autorisieren“.

Die digitale Zentralbankwährung (CBDC) ist ein hochinnovatives Technologiefeld, in dem sich G+D rasant entwickelt und in dem das Unternehmen seit 2018 aktiv eine „IP-Value-Mission“ verfolgt.

Mit beeindruckendem Ergebnis: Basierend auf der Leistung der Einheit Advanced52, in der alle Geschäftsaktivitäten von G+D rund um CBDC gebündelt sind, hat das Unternehmen ein umfangreiches Patentportfolio rund um seine digitale Währungslösung aufgebaut. Unabhängige Daten des LexisNexis-Dienstes PatentSight+ zeigen, dass G+D über mehr als dreimal so viele aktive Patentfamilien im Bereich ePayment und CBDC verfügt wie sein nächster Wettbewerber.

„Unser IP-Portfolio verhilft G+D dazu, frühzeitig eine herausragende Position in einem sehr wettbewerbsintensiven Markt einzunehmen“, sagt Martin Dehn. „Was Innovationen rund um CBDC in einem tokenbasierten Markt betrifft, kann G+D derzeit kein anderes Unternehmen auf dem Markt das Wasser reichen. Wir sichern uns allerdings fortlaufend unser geistiges Eigentum, um aus dem stetigen Strom neuer Ideen Patente zu entwickeln.“

Diese Stärke des Portfolios verspricht Umsätze für die nächsten Jahrzehnte, denn G+D befindet sich in einer guten Position, um patentierte Technologien an Kunden und Kundinnen sowie Partnerinnen und Partner zu lizenzieren, sobald der CBDC-Markt Fahrt aufnimmt.

Lehren für den IP-Erfolg

Aus der Einführung einer IP-bewussten Innovationskultur in seinem Unternehmen hat Martin Dehn einige praktische Empfehlungen abgeleitet.

Der einzelne Mitarbeiter/die einzelne Mitarbeiterin oder das Team, das hinter einer Innovation steht, sollte so schnell wie möglich eine Erfindungsmeldung einreichen. Das hilft wiederum dem IP-Team, schnellstmöglich ein Patent anzumelden, bevor ein Wettbewerber eine ähnliche Erfindung macht oder bevor Informationen über die Idee aus dem Unternehmen durchsickern.

Müssen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus geschäftlichen Gründen Details der Erfindung mit Partnern und Partnerinnen oder Kunden und Kundinnen teilen, sollte dies nur im Rahmen einer wasserdichten Geheimhaltungsvereinbarung geschehen. Ebenso sollte die gesamte elektronische Kommunikation über die Erfindung (sowohl intern als auch extern) immer verschlüsselt werden.

So verlockend es auch sein mag, über eine revolutionäre Idee zu sprechen: Wer an einer solchen Erfindung beteiligt ist, sollte sein Wissen unter allen Umständen für sich behalten.Nur so lässt sich die Vertraulichkeit garantieren, die es den Kolleginnen und Kollegen sowie den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ermöglicht, sich voll und ganz auf ihre innovative Tätigkeit zu konzentrieren.

Ein Rat, der zeigt, dass der Schutz des geistigen Kapitals ebenso wichtig ist wie seine Schöpfung.

Key Takeaways

  • Das geistige Eigentum eines Unternehmens beschränkt sich nicht nur auf Patente und Marken, sondern umfasst auch Produktdesigns, Software, Herstellungsverfahren, Materialzusammensetzungen und vieles mehr.
  • Um den Wert von Innovationen zu maximieren, muss geistiges Eigentum aktiv erfasst, geschützt und verwaltet werden.
  • Durch die Einführung solider IP-Prozesse können Unternehmen ihre Erträge und Wettbewerbsvorteile steigern, einen positiven Innovationskreislauf anstoßen und sich einen exklusiven Zugang zu neuen Märkten sichern.

Veröffentlicht: 14.11.2024

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