Veröffentlicht: 30.01.2025

Zahlungsverkehr und Banking: vier Trends für 2025
Kurz nach dem Jahreswechsel werfen wir einen Blick auf die wichtigsten Trends im Zahlungsverkehr der letzten 12 Monate, die auch 2025 eine Rolle spielen werden.

Trend 1: Die Zukunft ist phygital
Der Kunde ist König – ein Grundsatz, der für alle Branchen gilt. Für den Zahlungsverkehr heißt das, es den Kundinnen und Kunden zu überlassen, wie sie bezahlen möchten. Auch wenn in den letzten Jahren immer mehr auf das digitale Banking gesetzt wird, sind physische Abläufe nach wie vor wichtig. Mit anderen Worten: Bankgeschäfte und Zahlungsverkehr sind zu einem „physischen“ Erlebnis geworden.
Die Fusion von physischem und digitalem Banking schafft für Verbraucherinnen und Verbraucher, die nach Flexibilität und Komfort verlangen, eine sogenannte Best-of-both-worlds-Situation. Physische Filialen sind deshalb nicht zwangsläufig vom Aussterben bedroht, aber ihre Rolle bei der Betreuung moderner Kundinnen und Kunden verändert sich. Banken müssen sowohl den Bedürfnissen derjenigen gerecht werden, die „Digital first“-Dienste bevorzugen, als auch den Bedürfnissen derjenigen, die die Sicherheit und das greifbare Erlebnis von Interaktionen in der Filiale schätzen.
Der US-amerikanische Markts ist das beste Beispiel für die Umsetzung phygitaler Konzepte in die Praxis. Einerseits nutzen mittlerweile neun von zehn Amerikanerinnen und Amerikanern digitale Bezahlmöglichkeiten1 wie QR-Codes, digitale Geldbörsen sowie Peer-to-Peer-Sofortzahlungen (P2P), gleichzeitig sind auch Kartenzahlungen nach wie vor weit verbreitet. Andererseits sind traditionelle Zahlungsmethoden wie Bargeld und Schecks, die in anderen Märkten längst abgelöst wurden, aufgrund ihres hohen Stellenwerts in puncto Vertrauen und Sicherheit immer noch gebräuchlich. Ein weiteres Beispiel ist Indien, eine traditionell bargeldorientierte Nation, die sukzessive allmählich auf digitale Alternativen wie das Unified Payments Interface (UPI) setzt.
Es geht nicht um ein Entweder-oder, sondern um den Luxus, die Wahl zu haben. Ebenso wenig ist der phygitale Wandel ein Kampf zwischen Alt und Neu. Traditionelle Banken stehen vor der Aufgabe, ihre althergebrachten Systeme an eine digitale Welt anzupassen, um mit den agilen Neobanken Schritt halten zu können. Digital ausgerichtete Banken hingegen erkennen die Bedeutung physischer Interaktionen zum Aufbau von Kundenvertrauen – sei es durch den Einsatz physischer Karten oder durch den Besuch von Filialen. Will man so viele physische und digitale Berührungspunkte wie möglich anbieten, muss man auch für alle Optionen offen sein. Nur so kann man den veränderten Kundenerwartungen gerecht werden und ein nahtloses Bankerlebnis für alle schaffen.

Trend 2: Nachhaltigkeit als Innovationstreiber im Zahlungsverkehr
„Umweltverträglichkeit ist nicht verhandelbar“, sagte Thomas Tarantino, Technical Director R&D Card Products bei G+D, in einem Spotlight-Interview im vergangenen Jahr.
Der Wille, die von der Branche verursachte Umweltbelastung zu reduzieren, hat im Zahlungssektor zu einer Neubewertung des gesamten Zahlungsverkehrs geführt. Ein Paradebeispiel hierfür ist der Ersatz von Zahlungskarten aus Plastik durch Alternativen aus recycelten Materialien wie Ozeanplastik, PLA (Polymilchsäure) oder sogar Holz. Diese Umstellung erfüllt nicht nur gesetzliche und soziale Verpflichtungen, sondern entspricht auch den heutigen Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher. Es stärkt die Markentreue, wenn Kundinnen und Kunden die Möglichkeit haben, einen positiven Beitrag zu leisten. G+D unterstützt dies und hat sich darüber hinaus verpflichtet, bis 2030 auf die Verwendung von Neuplastik zu verzichten.
“Umweltverträglichkeit ist nicht verhandelbar.“
Technology Director, R&D Card Products, G+D
Während dies eine Methode ist, Bezahlkarten bereits in der Herstellung umweltfreundlicher zu gestalten, gibt es auch Lösungen für eine umweltverträgliche Entsorgung am Ende ihrer Lebensdauer. Bezahlkarten verlieren in der Regel nach drei bis vier Jahren ihre Gültigkeit und tragen damit erheblich zum Anstieg der Kunststoffabfälle bei. Allein im ersten Halbjahr 2023 waren in der Eurozone 630 Millionen Karten im Umlauf2, was den dringenden Bedarf nachhaltiger Recyclingprogramme erklärt.
Ein gutes Beispiel hierfür ist das von G+D unterstützte Recyclingprogramm der Santander Bank. An den Santander-Geldautomaten können Kundinnen und Kunden aller Banken ihre abgelaufenen Karten abgeben. Sie werden recycelt und zu Sitzbänken und Blumenkübeln verarbeitet, die dann auf öffentlichen Plätzen aufgestellt werden und der Allgemeinheit zugutekommen. Bisher konnten auf diese Weise 3.700 kg Kunststoff gesammelt und daraus 239 Bänke hergestellt werden.
Vielen Banken fehlt es jedoch an Know-how, finanziellen Mitteln und Unterstützung durch Dritte, um ähnliche Recyclinginitiativen umzusetzen. In Zukunft wird eine branchenübergreifende Zusammenarbeit erforderlich sein, um effektive Lösungen zu entwickeln. Bis dahin bietet beispielsweise die Convego® Beyond Ecosystem-Initiative von G+D die Möglichkeit, Prozesse nachhaltiger zu gestalten und einen Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Trend 3: Barrierefreiheit ist keine Option, sie ist eine Verpflichtung
In einem Spotlight-Gespräch mit Hector Minto, Senior Accessibility Evangelist bei Microsoft, und Thomas Götz, Director Managed Card Issuance bei G+D, ging es im vergangenen Jahr um die Bedeutung von Barrierefreiheit im Zahlungsverkehr und darum, wie die Branche dieser grundlegenden Verpflichtung nachkommen kann – sowohl für Kundinnen und Kunden als auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.
“Je mehr Organisationen über Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz sprechen, desto mehr wird das Engagement für das Thema Barrierefreiheit gefördert.“
Lead Accessibility Evangelist, Microsoft
Bislang war Barrierefreiheit eine Domäne der großen Technologieunternehmen. Für eine wirklich inklusive Zukunft sind aber auch Banken, Fintechs und Zahlungsanbieter für die Schaffung barrierefreier Systeme und Produkte verantwortlich. Am Anfang steht dabei immer eine Bestandsaufnahme der unterschiedlichen Bedürfnisse und Wünsche von Kundinnen und Kunden sowie von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. „Je mehr Organisationen über Beeinträchtigungen am Arbeitsplatz sprechen, desto mehr wird das Engagement für das Thema Barrierefreiheit gefördert“, betonte Hector Minto.
Die branchenübergreifende Zusammenarbeit ist dabei ein entscheidender Faktor: Technologisches Fachwissen von Expertinnen und Experten, kombiniert mit den Erfahrungen derjenigen, die von barrierefreien Lösungen profitieren, fördert Innovationen. Mit der Organisation des Workshops "More Accessible Payments” unterstützte G+D diese Bemühungen, um Interessengruppen zusammenzubringen, Partnerschaften aufzubauen, den Fortschritt voranzutreiben und ein inklusiveres Zahlungsökosystem zu schaffen.
Neben der moralischen Verpflichtung ist auch der wirtschaftliche Aspekt des barrierefreien Zahlungsverkehrs überzeugend: Angesichts einer alternden Bevölkerung und der Tatsache, dass jeder sechste Mensch von einer Einschränkung betroffen ist, ist es nicht länger tragbar, diesen wachsenden Markt außer Acht zu lassen. „Es ist ganz einfach: Wenn Banken ihre derzeitige Marktposition im Zahlungsverkehr halten wollen, ist Nichtstun keine Option“, sagt Thomas Götz.
Unternehmen, die sich im kommenden Jahr mit dem Thema Barrierefreiheit beschäftigen, sollten von Anfang an Menschen einbeziehen, die konkret betroffen sind und Erfahrungen aus erster Hand beisteuern können. Ein ganzheitlicher Ansatz und das Konzept der „Inklusion durch Design“ stellen sicher, dass Zahlungslösungen nicht nur den Bedürfnissen von Menschen mit Behinderungen gerecht werden, sondern eine reibungslosere und komfortablere Zahlungsabwicklung für alle Nutzerinnen und Nutzer ermöglichen.

Trend 4: Tschüss, Passwörter, hallo, Passkeys!
Die Zeit der komplizierten Passwörter ist bald vorbei. Dieses Jahr verspricht ein entscheidendes Jahr für die Einführung von Passkeys zu werden, da immer mehr Organisationen traditionelle Passwörter abschaffen.
Passkeys sind eine sichere, gerätebasierte Form der Authentifizierung, die von der FIDO Alliance entwickelt wurde – einem Konsortium, das sich der Schaffung offener und interoperabler Sicherheitsstandards verschrieben hat. Im Gegensatz zu Passwörtern, die auf wissensbasierten Anmeldedaten beruhen, verwenden Passkeys biometrische Daten oder eindeutige Gerätekennungen. Das macht sie praktisch immun gegen Phishing und Betrug. Die Gründe, die für Passkeys sprechen, liegen auf der Hand: Rund 86 Prozent der Verstöße gegen Webanwendungen sind auf den Missbrauch von Passwörtern zurückzuführen. Sie sind – ebenso wie herkömmliche Multi-Faktor-Authentifizierungsverfahren (MFA) wie Einmalpasswörter (OTPs) – anfällig für Phishing und SIM-Swapping. Besonders dringend ist diese Umstellung im Banken- und Zahlungsverkehrssektor, wo kompromittierte Kundendaten zu erheblichen Reputationsschäden und Vertrauensverlusten bei den Verbraucherinnen und Verbrauchern führen können.
Gerätegebundene Passkeys gelten im Bankensektor als das Nonplusultra, da sie den Anforderungen der starken Kundenauthentifizierung (strong customer authentication, SCA) gemäß der PSD2-Verordnung der EU entsprechen. Anders als synchronisierte Passkeys, die geteilt oder exportiert werden können, bieten gerätegebundene Passkeys eine zusätzliche Sicherheitsebene: Sie stellen sicher, dass Transaktionen von einem vertrauenswürdigen Gerät stammen. Diese Methode integriert die Zwei-Faktor-Authentifizierung in einem einzigen Schritt und verbindet nahtlos „etwas, das man hat“ (das Gerät), mit „etwas, das man ist“ (Biometrie). Für die Benutzerinnen und Benutzer bedeutet das eine erhöhte Sicherheit, ohne dass sie mehrere Authentifizierungsschritte durchführen müssen.
Für Banken ist das ein attraktives Angebot: Sie können das Betrugsrisiko senken und gleichzeitig ihren Kundinnen und Kunden einen reibungsloseren Prozess bieten – ohne komplizierte Passwörter oder OTPs. Auch Händler profitieren von einem nahtloseren Anmeldeprozess, da es zu weniger Kaufabbrüchen kommt.
Allerdings wird die Einführung noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Im Jahr 2024 wurden Passkeys zwar in wachstumsstarken, digital fortgeschrittenen Märkten und bei jüngeren, technikaffinen Verbraucherinnen und Verbrauchern schnell angenommen, doch Passwörter sind seit Jahrzehnten die Standard-Authentifizierungsmethode und die Änderung des Nutzerverhaltens ist ein schrittweiser Prozess. Damit sich Passkeys auf breiter Basis durchsetzen können, müssen sich die Banken auf die Schulung der Nutzerinnen und Nutzer und ein nahtloses Onboarding konzentrieren, damit der Übergang zu Passkeys so intuitiv wie möglich wird.
Dabei ist es wichtig, das Vertrauen der Kundinnen und Kunden zu gewinnen. Daher können großvolumige Transaktionen durchaus etwas aufwendiger gestaltet werden, beispielsweise durch eine sichtbare, hardwarebasierte zusätzliche Authentifizierung mit der bestehenden Bankkarte. Es wird das Vertrauen in eine völlig passwortfreie Zukunft stärken und den Übergang erleichtern.
Key Takeaways
- Phygitale Zahlungen vereinen physische und digitale Prozesse und bieten Verbraucherinnen und Verbrauchern das Beste aus beiden Welten.
- Umweltfreundliche Innovationen wie recycelte Bezahlkarten und Kreislauflösungen fördern ein umweltfreundlicheres Zahlungsökosystem.
- Inklusive Bezahlverfahren bauen Barrieren ab und gewährleisten allen Nutzerinnen und Nutzern einen nahtlosen Service.
- Die Akzeptanz von Passkeys steigt. Sie bieten ein unkompliziertes, passwortfreies Verfahren bei gleichbleibend hoher Sicherheit.
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United States (US) cards and payments – opportunities and risks to 2028, Global Data, October 2023
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Payment statistics: first half of 2023, European Central Bank, January 2024
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