Vor 30 Jahren lieferte G+D in München die weltweit erste kommerzielle SIM-Karte an ein Telekommunikationsunternehmen in Finnland. Niemand hätte sich damals ausmalen können, welche Auswirkungen diese Chipkarte auf die Welt haben würde. Anlässlich des 30. Geburtstags der klassischen SIM-Karte sprechen wir mit Dr. Sandra Renner und Tobias Lepper von G+D, die beide die Entwicklung der SIM-Karte aus nächster Nähe miterlebt haben. Gemeinsam beleuchten wir die Entwicklung der SIM-Karte und werfen auch einen Blick in die Zukunft.
Die SIM-Karte wird 30!
Während die Welt allmählich auf eSIMs umsteigt, werfen wir einen Blick zurück auf eine der bahnbrechendsten Technologien der letzten 30 Jahre: die scheinbar unscheinbare SIM-Karte wird 30.
Sicherheit steht stets im Zentrum der Evolution
Dass ein Unternehmen, das normalerweise für den Banknotendruck bekannt ist, auch eine der innovativsten Kommunikationstechnologien der Welt – die SIM-Karte – herstellen könnte, erscheint unwahrscheinlich. Aber Tobias Lepper, G+D Senior Product Marketing Manager, Domain Offering TCD, erklärt: „Wir sind ein innovatives Sicherheitsunternehmen, das vor über 160 Jahren die erste Banknote druckte. Seitdem haben wir uns enorm weiterentwickelt. Der Schritt vom Papiergelddruck hin zu Plastikgeld in Form von Debit- und Kreditkarten war indirekt, aber natürlich. In den 1970er-Jahren entwickelten wir die Eurocheque-Karte im ID1-Format – das gleiche Format, das heutige Kreditkarten haben. Darauf folgten die ersten Zahlungskarten. Anfangs produzierten wir Autorisierungskarten für das deutsche analoge Mobilfunknetz und Karten für öffentliche Münztelefone. Der nächste Schritt war eine Chipkarte für GSM-Netze – eine Smartcard, die viel mehr Sicherheit bot. Wie Sie sehen: Sicherheit stand schon immer im Zentrum unseres Tuns und Handelns. Sie ist das, was alle Projekte gemeinsam haben.“
Der Hauptzweck der SIM-Karte besteht darin, einen sicheren Zugang zum Mobilfunknetz zu ermöglichen. Als Smartcard ist die SIM-Karte eine manipulationssichere Hardware, die ein sehr hohes Maß an Sicherheit bietet. Das Kryptografie-Team von G+D hat es sich zur Hauptaufgabe gemacht, die Sicherheit stets auf dem neuesten Stand zu halten. In seinem hochmodernen Labor arbeitet das Team daran, Hackern immer eine Nasenlänge voraus zu sein und künftige Anforderungen zu erfüllen.
Dr. Klaus Vedder, Mathematiker und langjähriger G+D-Mitarbeiter, arbeitete mit seinem Team an der Standardisierung der SIM-Karte und stellte 1989 die erste einlegbare SIM-Karte mit abgeschrägter Ecke vor, also die Form, die wir heute kennen.
Ein innovativer Vorreiter
„Schon immer hat die SIM-Karte neue Möglichkeiten und neue Innovationen eröffnet“, erinnert sich Dr. Sandra Renner, G+D Head of Customer Product Management TCD CENE/CIS. Als Dr. Renner 1995 bei G+D anfing, spielte sie eine wesentliche Rolle bei der globalen Expansion der SIM-Karte. Sie war dabei, als Chile, das erste Land außerhalb Europas, sich für die GSM-Technologie entschied. „Als ich anfing, gab es die SIM-Karte nur in Europa, aber es dauerte nicht lange, bis sie die ganze Welt eroberte“, blickt Dr. Renner zurück.
Der langjährige Erfolg war jedoch nicht vorprogrammiert. Dr. Renner erinnert sich lächelnd an die Anfänge der SIM-Karte zurück, deren Speicherkapazität gerade mal 4 kB betrug. „Auf dem ersten Mobile World Congress, an dem ich teilnahm, händigten wir simple Excel-Tabellen auf Disketten aus, damit Kundinnen und Kunden selbst berechnen konnten, wie viele Textnachrichten und Rufnummern darauf gespeichert werden konnten. Damit musste man sich zufriedengeben. Denn mehr Speicherplatz gab es nicht.“ Heute ist alles anders. Dr. Renner führt dies auf kontinuierliche Innovationen zurück.
Der erste Durchbruch gelang mit der Einführung des SIM-Toolkit Standards. Dies ebnete den Weg für Anwendungen, die neue Möglichkeiten eröffneten. Die 4kB-Grenze war damit durchbrochen.
Der Wandel hin zur eSIM
Im Lauf der Zeit wurde nicht nur das Mobilgerät, sondern auch die SIM-Karte immer kleiner. Und nun steht die Welt an dem Punkt, an dem sie sich gänzlich von der herkömmlichen Plastik-SIM-Karte verabschiedet und auf die umweltfreundlichere eSIM-Variante umsteigt. eSIMs bieten verschiedene Vorteile sowohl für Verbraucher und Verbraucherinnen als auch für die Umwelt. Tobias Lepper erklärt: „eSIMs funktionieren genau wie einsteckbare SIM-Karten. Sie bieten die gleiche Sicherheit und Funktionalität, aber eine vollkommen digitale User Journey. Bisher müssen Sie Ihre SIM-Karte in einem Geschäft abholen oder online kaufen. Beides nimmt Zeit in Anspruch. Die Verträge für eSIMs sind hingegen in nur wenigen Minuten eingerichtet, einschließlich einer Identitätsprüfung, die in manchen Ländern vorgeschrieben ist. Alles wird digital erledigt, was natürlich für die Verbraucherinnen und Verbraucher sehr komfortabel ist. Es ist sogar möglich, sich einen eSIM-Vertrag für ein Land anzuschaffen, in das die nächste Reise gehen soll. So sind Sie unmittelbar im Netz, wenn Sie aus dem Flugzeug steigen.“
„Wir waren auch das erste Unternehmen, das eSIM-Management im kommerziellen Rahmen eingeführt hat“, sagt Tobias Lepper. G+D war das erste Unternehmen, das Automobilherstellern die Vorarbeit zur Standardisierung abgenommen hat. „Verbundene Autos brauchen eine SIM-Karte. Und es muss die richtige SIM-Karte für den richtigen Markt sein. Denn Roaming ist teuer und in manchen Märkten ist Langzeit-Roaming sogar verboten. Es überrascht wohl kaum, dass Autohersteller nicht Hunderte lokale SIM-Karten kaufen und jede einzelne manuell in ein Auto einstecken wollten. Dies wäre ein logistischer Albtraum.“ Die Lösung? eSIM-Management, bei dem eine SIM installiert und mit einem herunterladbaren Datentarif programmiert wird, wenn das Auto ausgeliefert wird .
Und die Innovationen gehen weiter. Im Rahmen des Internet of Things arbeitet G+D weiterhin an Lösungen. Dr. Renner verweist auf die Geschwindigkeit, mit der IoT-Geräte verbunden werden. „Es gibt all diese neuen Geräte und Anwendungen, für die Konnektivität wichtig ist.“ SIM-Lösungen werden heute mehr denn je benötigt. Und die nächste SIM-Evolution ist bereits auf dem Radar: sogenannte integrierte SIMs, bei denen das SIM kein separates Hardwaremodul mehr ist. Hier läuft das SIM-Betriebssystem in einem manipulationssicheren Element im Basisbandmodul des IoT-Geräts.
Wo wären wir ohne SIM?
Dr. Renner erzählt die Geschichte zweier Freunde, die sich in Paris treffen wollten, um gemeinsam in den Urlaub zu fahren. Dies war lange bevor es Smartphones gab. Einer der Freunde kam einen Tag zu früh an, der andere einen Tag zu spät. Die beiden mussten getrennt verreisen. Eine Welt ohne SIM-Karte – mit allen damit einhergehenden Veränderungen – wäre heute schlichtweg unvorstellbar. Wir alle sind überall und jederzeit verbunden.
Dr. Renner bringt es auf den Punkt: „Sie verbindet die Welt und sorgt für eine sichere Speicherung von Schlüsseln und Daten. Und das hat sich auch in 30 Jahren nicht geändert. Sie ist das manipulationssichere Kernstück des gesamten Systems. Natürlich hat sich einiges verändert, aber der Grundgedanke ist im Wesentlichen gleich geblieben.“
Veröffentlicht: 16.11.2021
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