Für einen Pfennig erstand ein achtjähriger Junge namens Albert Pick 1930 zwei Notgeld-Banknoten. Diese beiden Geldscheine waren der Grundstein einer heute riesigen Sammlung. Schon damals war das Sammeln von Geldscheinen ein eher ungewöhnliches Hobby – ganz besonders für einen Achtjährigen. Trotzdem waren diese zwei Banknoten für Albert Pick der Beginn einer lebenslangen Leidenschaft, und im Lauf seines Lebens sollte er Hunderttausende Banknoten sammeln. Heute müssen wir dem engagierten Numismatiker (Sammler von Münzen/Geldscheinen) für eine der umfassendsten Banknoten-Sammlungen weltweit danken. Die Sammlung wird inzwischen von der G+D Stiftung Geldscheinsammlung (G+D Foundation for Banknote Collection) gepflegt und verwaltet.
Die Geschichte des Bezahlens: außergewöhnliche Sammlung historischer Banknoten
G+D feiert dieses Jahr 170-jähriges Jubiläum und die G+D Stiftung Geldscheinsammlung zeigt die Entwicklung des Papiergelds im Lauf der Zeit.
In einer Ausstellung für Mitarbeiterinnen, Mitarbeiter und Kunden sind unter dem Motto „Welt im Wandel – Geld im Wandel“ mehrere Highlights aus dieser Sammlung zu sehen. „Wir setzen Mitte des 19. Jahrhunderts an, als sich das Papiergeld mit enormer Geschwindigkeit entwickelte und zunehmend an Bedeutung gewann – zu dieser Zeit trug G+D maßgeblich zur Entwicklung von Drucktechniken bei. In der Ausstellung findet sich auch die erste von G+D gedruckte Banknote aus dem Jahr 1854“, sagt Kirsten Peter, Vorstandsmitglied bei der G+D Stiftung und der G+D Stiftung Geldscheinsammlung.
Die G+D Stiftung Geldscheinsammlung bewahrt die umfangreiche Sammlung von Albert Pick – und hat diese in den vergangenen Jahren noch erweitert. „Der thematische Fokus der Ausstellung liegt auf einer permanent im Wandel begriffenen Welt, deren politische, ökonomische und gesellschaftliche Veränderungen sich auch stets in den Banknoten der jeweiligen Zeit widerspiegeln: von der Industrialisierung und der Emission privater Notenbanken über die langsame Etablierung zentraler Notenbanken, die Krise der Hyperinflation und die Währungsreform nach dem Zweiten Weltkrieg bis hin zum Euro beziehungsweise zu den jüngsten Emissionen der Zentralbanken außerhalb des Euro-Raums“, sagt Leonard Königer, der die wissenschaftlichen, inhaltlichen und konservatorischen Aufgaben der Banknoten-Kollektion der G+D Stiftung Geldscheinsammlung vor Kurzem übernommen hat. Er war zuvor seit 2015 bei der Staatlichen Münzsammlung München beschäftigt, zunächst als Bearbeiter der Fundmünzen, dann als Leiter des Digitalisierungsprojekts und der Museumspädagogik sowie als Lehrbeauftragter für Alte Geschichte an der Universität Augsburg.
Banknoten als Spiegel der Geschichte
Kirsten Peter und Celia von Mitschke-Collande, Vorstandsmitglieder der G+D Stiftung Geldscheinsammlung, Leonard Königer und die frühere wissenschaftliche Mitarbeiterin Katharina Depner sprechen mit Leidenschaft über die Sammlung. Für Kirsten Peter gehört es zu den aufregendsten Aspekten ihrer Arbeit, fortlaufend neue Schätze zu finden: „Es gibt so viel Aufregendes zu entdecken. Kürzlich haben wir beispielsweise einen Geldschein mit einer sehr jungen Queen Elizabeth II entdeckt.“
Katharina Depner nickt zustimmend: „Sehr jung! Sie ist darauf ungefähr acht oder neun Jahre alt – es ist möglicherweise die jüngste Darstellung von Queen Elizabeth II auf einer Banknote überhaupt. Diese ist ebenfalls in der Ausstellung zu sehen.“ Ein kleine Sensation, wenn man bedenkt, dass es sich hier um die weltweit am häufigsten auf Geldscheinen abgebildete Frau1 handelt.
Alle vier sind fasziniert von der Reflexion gesellschaftlicher Entwicklungen auf Banknoten. „Viele Sammlungsstücke bleiben im Gedächtnis“, sagt Katharina Depner. „Dazu gehört etwa eine niederländische Edition aus dem Jahr 1945 mit dem Datum der Befreiung von den deutschen Besatzern und einem Auszug aus der Nationalhymne – er handelt von Tyrannei und Frieden. Das ist sehr bewegend.“
Eine andere Serie stammt aus der ersten tschechoslowakischen Republik aus dem Jahr 1918, als der Staat gegründet wurde. „Ein Art-Noveau-Künstler [Alphonse Mucha] hat die gesamte Banknoten-Reihe gestaltet und dabei versucht, für den neuen Staat eine komplett neue Bildsprache mit slawischer Geschichte und slawischen Elementen zu erschaffen. Er hat sich wirklich viele Gedanken dazu gemacht.“
Die Sammlung von G+D umfasst mehr als 300.000 Banknoten aus der ganzen Welt und dokumentiert die Entwicklung des Papiergelds von seinen Anfängen im 14. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Die Sammlung ist eine der vielfältigsten und wichtigsten weltweit.
„Die Ausstellung schließt mit einem Ausblick: Zwar zeichnet sich eine Dematerialisierung des Geldes in weiten Teilen bereits ab, gedruckte Banknoten als Bargeld werden jedoch auch in Zukunft nicht obsolet werden und weiterhin einen festen Platz in unserem täglichen Zahlungsverkehr behalten“, sagt Leonard Königer.
Historische Schätze bewahren
Das Bewahren und Erhalten dieser unglaublichen Stücke hat einen hohen Stellenwert für die G+D Stiftung Geldscheinsammlung und Celia von Mitschke-Collande betont die Bedeutung von Gemeinschaftsprojekten mit Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern beim Erhalt der Banknoten: „Es finden wissenschaftliche Kooperationen mit Numismatikern statt. Dieses Wissenschaftsfeld beschäftigt sich mit Münzen und Geldscheinen, wobei Münzen den größeren Raum einnehmen. Banknoten sind geschichtlich wesentlich jünger als Münzen.“
Kirsten Peter erläutert, dass es dem Unternehmen wichtig ist, diese faszinierenden Einblicke in die Vergangenheit mit einem breiteren Publikum zu teilen. „Die Sammlung sollte der Öffentlichkeit auf unterschiedlichen Wegen zugänglich gemacht werden und wir arbeiten an einem Konzept, um dies zu intensivieren. Wir sind zudem Teil des Digitalisierungsprojekts bavarikon2. Wir haben eine kleinere virtuelle Ausstellung erstellt und einige Highlights der Sammlung sind detailliert beschrieben.“ bavarikon ist das Internetportal, über das der Freistaat Bayern Kunst und Kultur in digitalisierter Form präsentiert und auf diese Weise jeder und jedem zugänglich macht.
Die G+D Stiftung Geldscheinsammlung verleiht zudem viele ihrer Banknoten für Ausstellungen an Galerien und Museen, erklärt Celia von Mitschke-Collande: „Häufig treten Museen aus anderen Bereichen an uns heran. So passte es beispielsweise zu einer großen Ausstellung über Karl Marx, einige Geldscheine aus jener Zeit zu zeigen. Mit Banknoten lässt sich über die dargestellten Motive stets eine ganze Bandbreite an Themen verbinden.“
Celia von Mitschke-Collande unterstreicht das Engagement beim Erhalt solch wertvoller Banknoten. „Die G+D Stiftung Geldscheinsammlung ist eine Stiftung des öffentlichen Rechts – ursprünglich hieß sie HVB Stiftung Geldscheinsammlung. Die Sammlung ist eng verwandt mit dem Kerngeschäft von G+D und auch deshalb ist sie so wichtig innerhalb der G+D-Familie – damit das kulturelle Erbe gesichert ist und solche Schätze nicht verloren gehen.“
Kein Wunder also, dass viel Arbeitsaufwand in die Bewahrung der Banknoten investiert wird. Katharina Depner erklärt: „Die Geldscheine werden in speziellen Alben aufbewahrt, die ein Buchbinder hergestellt hat und die relevante Standards erfüllen: Beispielsweise müssen sie alterungsbeständig sein. Sie sind außerdem sehr flexibel, was wichtig ist, weil wir ständig neue Noten hinzufügen. Zudem haben wir spezielle kleine Umschläge, zum Beispiel für Notgeld, die extra dafür angefertigt wurden. Und wir haben das perfekte Klima in einem Untergeschoss-Raum, in dem wir die richtige Temperatur für Papier sicherstellen können – zwischen 16 und 18 Grad Celsius.“
Eine kurze Geschichte der Banknoten
Es ist ein ganz alltäglicher Vorgang, einen Geldschein über den Tresen zu reichen, um damit einen Kaffee zu bezahlen. Nur die wenigsten denken dabei über die jahrtausendelange Entwicklung von Banknoten nach und wie zentral die vergangenen und künftigen Innovationen für alle Bereiche unseres täglichen Lebens sind. So ist es nicht überraschend, dass das Papiergeld aus jenem Land stammt, wo als Erstes aus Maulbeerfasern Papier hergestellt worden ist – China. G+D ist im Besitz einer der ersten Banknoten der Welt, ein Schein aus der chinesischen Ming-Dynastie des 14. Jahrhunderts.
Im Gegensatz dazu ist die Geschichte des Papiergelds in Europa viel kürzer – erst im mittleren 19. Jahrhundert nahm die Entwicklung Fahrt auf. Im Jahr 1852 wurde G+D gegründet, zwei Jahre später druckte das Unternehmen seine erste Banknote. Im Verlauf der vergangenen 170 Jahre haben zahllose Innovationen zu den beständigen, schwer zu fälschenden Banknoten geführt, die wir heute benutzen.
Eine der wichtigsten Entwicklungen in der Geschichte des Papiergelds war die Zentralisierung. Es ist schwer zu glauben, aber noch Mitte des 19. Jahrhunderts waren Banknoten lediglich regional gültig. Kirsten Peter gibt ein Beispiel: „Ein Geldschein von der Weimarischen Bank aus dem Jahr 1854, gedruckt von G+D, ließ sich nur in der Region Weimar nutzen. Man konnte damit nicht nach Berlin reisen und ihn dort für Geschäfte einsetzen – er war lokal, und das machte die Angelegenheit kompliziert. Allein innerhalb Deutschlands gab es zahllose Währungen. Sogar damals schon war Frankfurt ein wichtiges Finanzzentrum, wo Währungen gewechselt wurden.“
Seitdem haben sich auch Innovationen in der Sicherheit mit hoher Geschwindigkeit weiterentwickelt. Kirsten Peter sagt: „In diesem Bereich gab es eine sehr große Entwicklung. Früher bestanden die Sicherheitselemente aus Unterschriften oder Siegeln. Doch ziemlich schnell wurden Sicherheitstechnologien entwickelt.“ G+D war einer der Pioniere auf diesem Gebiet. „Das Unternehmen hat den sogenannten Schaurand entwickelt – ein freies Feld auf der Banknote, auf dem Betrachter das Wasserzeichen besser erkennen können, ohne es ins Licht halten zu müssen. Die Ausstellung zeigt sehr schön die technischen Entwicklungen des Papiergelds.“ Celia von Mitschke-Collande stimmt zu: „Banknoten spiegeln Trends wider und zeigen das kulturelle Erbe – das ist etwas, das sich ebenfalls gut in der Ausstellung nachvollziehen lässt.“
Der Blick in die Zukunft
Was sind die Pläne der G+D Stiftung Geldscheinsammlung, während die Kollektion der Stiftung weiter wächst? Kirsten Peter ist eine der Verantwortlichen für die konzeptuelle Weiterentwicklung der Stiftung. „Wir arbeiten an einer umfassenden Strategie, die wir in den folgenden Feldern ausbauen: Fortschritt bei der Digitalisierung und wie wir die Sammlung weiter digitalisieren können; vorhandene Partnerschaften und Möglichkeiten zum Aufbau globaler Netzwerke; Potenziale für gemeinschaftliche Kuration; wie wir Mehrwert für das Unternehmen sicherstellen können sowie die künftige Platzierung und Positionierung des Unternehmens.“
Wie haben Menschen in der Vergangenheit bezahlt und wie werden sie in Zukunft bezahlen? Die beständige Weiterentwicklung des Bezahlens ist die Grundlage unserer Wirtschaft, unserer Gesellschaft und unseres täglichen Lebens. Innovationen in diesem Bereich gehen Hand in Hand mit Innovationen auf anderen Gebieten. Dementsprechend ist es wichtig, aus der Vergangenheit zu lernen, um die Anforderungen der Zukunft besser zu verstehen.
Veröffentlicht: 17.08.2022
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