Sie sagen dazu: Bargeld aktiviert unser Belohnungssystem …
… und weckt einen „Geldreiz“ in uns, der wiederum eine Art „Zielerreichungsreflex“ auslöst. Wir möchten es unbedingt haben, es besitzen, es macht uns ehrgeiziger. Alternativen zu Bargeld lösen so etwas noch nicht aus, diese Trigger, diese Stimuli funktionieren am besten mit diesem haptischen und echten Geld.
Und natürlich auch mit dem entsprechenden Design: Die Wahrnehmung von Bargeld findet zum Beispiel über dargestellte Personen ganz anders statt als über stilisierte Brücken und Bögen, die derzeit die Euroscheine prägen.
Dennoch hat die EZB mit den aktuellen Euro-Zahlungsmitteln das erreicht, was jedes Land, jede Region, jede Regierung anstrebt: Identifikation. Die Länder der Eurozone haben sich weit stärker mit der EU identifiziert als die, die nicht der Währungsunion beigetreten sind.
Womit sich auch die Frage stellt, ob in einer stetig unsicherer werdenden Welt ein stärkeres Identifikationsmittel, ein besseres, neues Kommunikationsmittel, nötiger ist denn je?
Da wird es grundsätzlich wieder wichtig, Symbole mit Wiedererkennungs- und Identifikationswert zu integrieren. Menschen identifizieren sich immer dann, wenn sie eine Gruppe mit all jenen bilden können, die ihnen ähnlich sind. Dadurch grenzen wir uns gegenüber anderen ab. Auch die Eurozone könnte sich gegenüber all jenen abgrenzen, die nicht dazugehören. Indem sie Werte definiert und Symbole findet, auf die sie und ihre Bewohner stolz sind, die die europäische Idee ausmachen.
Heißt das auch ein „Zurück zur Haptik“?
Das heißt vor allem, konsequent auf das zu setzen, was Bargeld per se ausmacht: die Haptik, das Design, die Identifikation, das Einzigartige in der Kombination. Das ist es, was die Banknote zu etwas Kostbarem macht. Sie in Optik und Haptik zu virtualisieren, macht für mich wenig Sinn. Viel eher würde es Sinn machen, mit einer Art „Sammler-Effekt“ zu arbeiten. Menschen sind Jäger und Sammler, sie haben das Bedürfnis, etwas Besonderes besitzen zu wollen.
Ein Reflex, der sich auch über das Bargeld ansprechen ließe?
Ja, indem wir jeden einzelnen Schein besonders machen, ihn zu einem „alltagstauglichen Sammlerobjekt“ gestalten. Ein haptisches Erlebnis, das das Herz anspricht! Bargeld ist schließlich ein Geschenk des Staates an seine Bürger. Ein Geschenk, das auf einer bestimmten Idee fußt, das mit Kosten und Mühen verbunden ist. Dieser Wert des Geldes sollte wieder stärker in den Vordergrund rücken.
Weil aus der Verbindung von Herz mit Haptik mehr entsteht als der Wert auf dem Schein?
Ich würde sogar noch einen Schritt weitergehen: Jeder Schein sollte über die wirklichen Vorteile des Bargelds informieren, sollte aufklären und sensibilisieren. Dazu müssen wir noch klarer herausstellen, was seine Pluspunkte in Sachen Datensicherheit und Anonymität sind. Vor allem – aber nicht nur – gegenüber der jüngeren Zielgruppe. Wir sollten Bargeld neben seiner Funktion als Zahlungsmittel auch als „Trägermaterial“ für den Datenschutz und mehr verstehen und nutzen.