#Digital Currency Ecosystem

CBDC stärkt die digitale öffentliche Infrastruktur

Globale Trends
5 Min.

Investitionen in die digitale öffentliche Infrastruktur (DPI) unterstützen den ökonomischen Fortschritt eines Landes und können der Bevölkerung die finanzielle und digitale Teilhabe ermöglichen. Eine gut konzipierte digitale Zentralbankwährung (CBDC), die universell verfügbare digitale Zahlungen ermöglicht, ist dafür ein Schlüsselelement. CBDCs dürften eine Innovationswelle im Finanzsektor auslösen, da auch Personen ohne Bankkonto Zahlungen an Privatpersonen und Händler leisten können.

Die öffentliche Infrastruktur bildet seit jeher das Fundament, auf dem die Wirtschaft, die Gesellschaft und das Gemeinwesen aufgebaut sind. Dazu gehören beispielsweise Bereiche wie Verkehrsnetze, Wasser- und Energieversorgung und Bildung. Je nach Qualität und Verfügbarkeit der öffentlichen Infrastruktur ist ein Land in der Lage, sich weiterzuentwickeln, wettbewerbsfähig zu sein und seinen Bürgerinnen und Bürgern einen höheren Lebensstandard zu bieten.

Da heute nahezu alle Lebensbereiche mit digitalen Technologien verknüpft sind, ist es an der Zeit, dieses Konzept zu aktualisieren und zu erweitern.

In allen Ländern der Welt besteht die Notwendigkeit einer digitalen öffentlichen Infrastruktur (Digital Public Infrastructure, DPI) und die damit verbundenen Ziele und Erwartungen sind hoch –im Hinblick sowohl auf öffentliche Güter als auch auf Innovationen.

Die DPI gilt als Gamechanger für die Entwicklung einer Gesellschaft. Sie hat das Potenzial, das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen1, den Zugang der Bürgerinnen und Bürger zu sozialen Dienstleistungen zu erleichtern und sowohl die finanzielle Inklusion als auch die Teilhabe an der digitalen Wirtschaft deutlich zu erweitern.2

Im Prinzip besteht die DPI aus einer Kombination interoperabler digitaler Bausteine, die ein digitales Netzwerk bilden, das auf einigen fundamentalen Voraussetzungen basiert: der Möglichkeit zur eindeutigen Identifizierung von Personen, einem skalierbaren Datenfluss zwischen den einzelnen Institutionen sowie einer sicheren Infrastruktur für den digitalen Zahlungsverkehr. Kommerzielle und öffentliche Einrichtungen können auf dieser Grundlage eine beliebige Anzahl von Anwendungen entwickeln, um digitale Dienste in so unterschiedlichen Bereichen wie der Telemedizin, dem Geldtransfer oder dem Fernunterricht, im E-Commerce oder Einzelhandel anzubieten.

Die drei digitalen Bausteine der DPI

Digitale Identität

DPIs müssen eine universell verfügbare digitale Identität unterstützen. Nur so kann sichergestellt werden, dass Behörden, Unternehmen, Privatpersonen und (in zunehmendem Maße) auch autonome Systeme genau wissen, mit wem sie es zu tun haben – selbst dann, wenn die betreffende Person nicht anwesend ist oder keine physischen Dokumente zur Untermauerung ihrer digitalen Identität vorliegen. Der Nachweis einer rechtsgültigen Identität ermöglicht es einer Person, in vollem Umfang am gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Leben teilzunehmen. Dennoch können 850 Millionen Menschen weltweit ihre Identität nicht durch einen amtlichen Nachweis belegen, sei es durch eine Geburtsurkunde, einen Reisepass, Führerschein oder Personalausweis.3 Nach Ansicht der Gates Foundation verändert die Bereitstellung einer digitalen Identität das Leben der Menschen, da sie ihnen den Zugang zu einer breiten Palette von Gütern und Dienstleistungen ermöglicht, darunter staatliche Leistungen, Bankkonten, Kreditrahmen, Waren und Marktplätze für Kleinstunternehmen.

 

• Digitaler Datenaustausch

Die DPI bildet das Rückgrat für den sicheren Austausch grundlegender Daten zwischen verschiedenen Institutionen – mit dem Einverständnis des Einzelnen und unter Wahrung der Privatsphäre. So kann sich beispielsweise ein Antragsteller für einen Telefonvertrag digital ausweisen oder eine Bürgerin, die ein Haus kauft, ihre Einkommensnachweise sicher vom Finanzamt an einen Hypothekenanbieter übermitteln.

 

• Digitaler Zahlungsverkehr

Eine öffentliche Infrastruktur für digitale Zahlungen ermöglicht es Privatpersonen, Unternehmen und Regierungen, jederzeit und unabhängig von ihrer Bank oder einem anderen Finanzdienstleister Geld zu versenden oder zu empfangen. Da etwa ein Sechstel der Weltbevölkerung keinen Zugang zum Finanzsystem hat, 4 besitzt diese Komponente der DPI das Potenzial, die Wirtschaft zu öffnen und das Leben von Hunderten Millionen Menschen zu verbessern.

Menschen, die in der Schlange stehen, um mit ihren Smartphones zu bezahlen

Digitale Zahlungssysteme ermöglichen

Der Zahlungsverkehr ist für DPI ein Schlüsselfaktor. Jahrhundertelang hat Bargeld als öffentliche Zahlungsinfrastruktur Gesellschaften am Laufen gehalten. Heute ist die Möglichkeit, Geld digital zu versenden und zu empfangen, für den Einzelnen, die Gesellschaft und die Wirtschaft unverzichtbar geworden.

Nehmen wir als Beispiel die Auszahlungen während der COVID-19-Pandemie: Als der Lockdown die Wirtschaft lähmte, stellten die Finanzbehörden ihre Steuererhebungsverfahren um, sodass Geld an Bürgerinnen und Bürger und Unternehmen ausgezahlt werden konnte.

Weltweit haben schätzungsweise 166 Staaten Liquiditätshilfeprogramme aufgelegt – allerdings mit unterschiedlichem Erfolg. Nach Angaben der Harvard Business Review konnten Länder mit einer entsprechenden DPI-Infrastruktur mehr als die Hälfte ihrer Bevölkerung erreichen. Jene Länder, die über eine vergleichsweise schwache digitale öffentliche Infrastruktur verfügten, konnten im Durchschnitt nur 16 Prozent der betroffenen Bürgerinnen und Bürger Zahlungen zukommen lassen.5 Die Pandemie hat vielen Regierungen den eklatanten Unterschied zwischen dem Angebot einzelner elektronischer Behördendienste und einer damals wie heute notwendigen öffentlichen digitalen Infrastruktur vor Augen geführt.

Dies zeigt, dass die DPI darauf ausgelegt ist, einen nahtlosen Geldfluss zwischen verschiedenen Systemen zu ermöglichen. Ziel ist es, eine flexible öffentliche Zahlungsinfrastruktur zu schaffen, die nicht nur die Interoperabilität fördert, sondern auch Innovationsmöglichkeiten auf der Anwendungsebene durch Privatunternehmen unterstützt.

Um diese Ziele zu erreichen, gibt es eine naheliegende Option: die Stärkung der DPI durch eine digitale Zentralbankwährung (CBDC).

CBDC als digitale öffentliche Infrastruktur

Die Zentralbanken fast aller Länder der Welt prüfen die Möglichkeit, eine digitale Form von Bargeld einzuführen. Dies geht aus einer aktuellen Studie hervor: Laut einer Umfrage der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) prüfen derzeit 93 Prozent der Zentralbanken die Einführung einer CBDC, wobei erwartet wird, dass bis zu 15 Zentralbanken bis 2030 eine Retail-CBDC einführen werden.6

“Wir müssen einen nahtlosen Geldfluss zwischen den Systemen sicherstellen, und das geht am besten mit einer flexiblen öffentlichen Zahlungsinfrastruktur, die nicht nur die Interoperabilität, sondern auch einen wirksamen Wettbewerb fördert.“
Abbas Albasha
Senior Strategy Consultant CBDC, G+D

Diese Annahme wird von mehreren Faktoren bestimmt. Eine CBDC würde die heutige Fragmentierung des Zahlungsverkehrs reduzieren und dabei die Lücken im bestehenden Finanzökosystem schließen, die sich in der mangelnden Interoperabilität zwischen den zahlreichen Zahlungssystemen zeigen. „Wir müssen einen nahtlosen Geldfluss zwischen den Systemen sicherstellen und das geht am besten mit einer flexiblen öffentlichen Zahlungsinfrastruktur, die nicht nur die Interoperabilität, sondern auch einen wirksamen Wettbewerb fördert“, sagt Abbas Albasha, Senior Strategy Consultant CBDC, G+D.

Als Instrument der öffentlichen Hand ermöglicht sie es den Zentralbanken, die finanzielle Inklusion zu fördern, die Effizienz des Zahlungsverkehrs zu erhöhen, die Transaktionskosten drastisch zu senken und die Widerstandsfähigkeit des nationalen Zahlungsverkehrssystems zu verbessern. Eine gut konzipierte CBDC wird außerdem in der Lage sein, sowohl Online- als auch Offline-Transaktionen abzuwickeln, sodass auch Menschen in Gebieten ohne zuverlässigen Internetzugang Zahlungen tätigen und empfangen können.

Filia®, die CBDC-Lösung von G+D, ist auf Interoperabilität ausgelegt und bietet autorisierten Finanzintermediären eine Reihe von Komponenten für die nahtlose Integration in bestehende Banksysteme. Die tokenbasierte Lösung ist auch in der Lage, duale sowie fortlaufende Offline-Zahlungen zu verarbeiten.

Sich ergänzende Funktionen im CBDC-Ökosystem

Für Zentralbanken liegt der Schwerpunkt auf der Bereitstellung der CBDC-Kerninfrastruktur, der Sicherstellung der Integrität des Ökosystems für digitale Währungen und der Festlegung von Regularien. 

Ein CBDC-Ökosystem kann jedoch nur durch eine starke öffentlich-private Zusammenarbeit gedeihen. Durch ihr besseres Verständnis der Kundenbedürfnisse werden Fintechs und etablierte Geschäftsbanken in der Lage sein, CBDC als bereitgestellte Plattform zu nutzen, um innovative Produkte für eine breite Palette von Kanälen und Formfaktoren zu entwickeln.

Bei CBDC würde es sich im Wesentlichen um eine weitere Form von Geld handeln, die bestehende Formen (Bargeld und Bankguthaben) nicht ersetzt, sondern ergänzt und den Menschen eine digitale Alternative bietet, ihr Geld zu verwalten und auszugeben.

So, wie Bargeld Vertrauen in die Finanz- und Bankensysteme schafft (und dies auch weiterhin tun wird), würde CBDC durch die Möglichkeit, digitales Bargeld auszutauschen, das Vertrauen in die wachsende digitale Wirtschaft stärken. Außerdem würde es die Rolle des öffentlichen Geldes als Währungsanker in einer hoch digitalisierten Wirtschaft erhalten und erweitern.

 „CBDC ist nicht einfach nur ein neues Zahlungsmittel, sondern vielmehr ein Wegbereiter für DPI, der sowohl großen wirtschaftlichen Wert schaffen als auch das Gemeinwohl steigern kann“, sagt Abbas Albasha von G+D.

Indien: Bestätigung der transformativen Kraft von DPI

In nur wenigen Jahren haben Indiens Investitionen in die digitale öffentliche Infrastruktur (DPI) die Art und Weise verändert, wie ein Großteil des Landes Geschäfte tätigt und wie viele Bürgerinnen und Bürger mit ihrer Regierung interagieren. Der zügige Aufbau der DPI hat bewirkt, dass sich rund 95 Prozent der Bevölkerung mit einer digitalen Identität ausweisen können (mithilfe des Aadhaar-Identifikationssystems), sodass viele Millionen Menschen erstmals Finanzdienstleistungen in Anspruch nehmen können. Parallel dazu hat das Unified Payments Interface (UPI), eine öffentlich-private Initiative für elektronische Zahlungen, die Zahlungsmöglichkeiten insbesondere für Kleinstunternehmen verändert, die bisher nicht an der digitalen Wirtschaft teilgenommen haben. Fast 50 Millionen Händler bieten inzwischen QR-Code-Karten an, mit denen 300 Millionen Kundinnen und Kunden in Echtzeit über ihr Mobiltelefon bezahlen können. Im Zuge dessen haben sich die Transaktionsmuster im Einzelhandel drastisch verändert. Seit 2017 ist die Verwendung von Bargeld an den Verkaufsstellen des Landes von 91 Prozent auf 59 Prozent zurückgegangen, so eine Untersuchung von GlobalData.7 Allein im Januar 2023 wurden acht Milliarden (meist kleine, informelle) Transaktionen im Wert von 200 Milliarden US-Dollar über UPI abgewickelt.8 Bis Ende des Jahres hatten mehrere Banken des Landes Pilotprojekte gestartet, um die Interoperabilität von CBDC mit UPI zu demonstrieren.9

Key Takeaways

  • Die Investitionen eines Landes in die digitale öffentliche Infrastruktur (DPI) können große sozioökonomische Vorteile freisetzen – jetzt und für zukünftige Generationen.

  • Die drei Bausteine der DPI: digitale Identität, Datenaustausch und Zahlungsverkehr

  • CBDC kann eine Schlüsselkomponente der zukünftigen DPI sein.

  1. Bold Investments for Digital Public Infrastructure, United Nations Development Programme, 2022

  2. Explainer: What is digital public infrastructure? Gates Foundation, 2023

  3. 850 million people globally don’t have ID, World Bank, 2023

  4. The Global Findex Database 2021 identifies opportunities for increasing financial inclusion, World Bank, 2022

  5. The Case for Investing in Digital Public Infrastructure, Harvard Business Review, 2023

  6. Making headway – Results of the 2022 BIS survey on central bank digital currencies and crypto, Bank of International Settlements, 2023

  7. India: shift from cash to electronic payments gathers pace, Electronic Payments International, 2023

  8. Where Digital Payments … Are Colossal in Scale, The New York Times, 2023

  9. UPI-CBDC interoperability done, The Hindu Business Line, 2023

Veröffentlicht: 23.01.2024

Diesen Artikel teilen

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Verpassen Sie nicht die neusten Artikel von G+D SPOTLIGHT: Wenn Sie unseren Newsletter abonnieren, bleiben Sie immer auf dem Laufenden über aktuelle Trends, Ideen und technische Innovationen – jeden Monat direkt in Ihr Postfach.

Bitte geben Sie Ihre Daten an: