Unterstützung und Unabhängigkeit
Neben der Standardisierung haben viele Schwellenländer zusätzliche Gründe für die Einführung moderner Identifikationslösungen.
Der Anstoß, offizielle Ausweisdokumente einzuführen, kommt oft von Organisationen, die wirtschaftliche oder humanitäre Hilfe leisten, wie etwa der Weltbank. Um Darlehen, zinslose Kredite und Zuschüsse für ihren Kampf gegen die Armut zu ermöglichen, benötigt die Weltbank Zugang zu zuverlässigen Daten. „Voraussetzung für eine derartige Hilfe ist ein klares Profil der Demografie eines Landes – Altersstruktur, Geschlechterverteilung, Bevölkerungsdichte, um nur einige zu nennen. Diese Daten stehen jedoch nur zur Verfügung, wenn zuverlässige, sichere offizielle Identitäten in Form von nationalen Ausweisdokumenten vorliegen“, erklärt Dr. Lemma.
Die Modernisierung von Ausweisdokumenten ist in vielen Entwicklungsländern mit ambitionierten Zielen verbunden. Die Länder sind bestrebt, die Infrastruktur und das technische Know-how zu schaffen, um alle notwendigen Prozesse im Zusammenhang mit Identitätsdokumenten unabhängig und vor Ort auszuführen. „Wenn es um die Infrastruktur für Ausweisdokumente geht, wollen viele Schwellenländer technisch unabhängig werden“, erklärt Dr. Lemma. „Gemeinsam mit ihrem Partner für Identifikationslösungen wollen sie alle erforderlichen Kompetenzen, die neuen Arbeitsplätze und die Infrastruktur vor Ort schaffen, um langfristige und nachhaltige Lösungen auf den Weg zu bringen.“
Dies ist einer der Gründe, warum die ugandische Regierung zur Modernisierung der Ausweisdokumente des Landes ein Joint Venture mit Veridos eingegangen ist. Veridos errichtete mit der Uganda Security Printing Company eine Anlage zur Produktion verschiedener Ausweisdokumente (unter anderem E-Pass, Personalausweis und Führerschein) in Entebbe, etwa 40 Kilometer südlich von Kampala.
Die 2018 zwischen den beiden Unternehmen geschlossene Vereinbarung hat eine Laufzeit von 15 Jahren. Neben der Produktion vor Ort ist eines der wichtigsten Ziele, lokale Kapazitäten aufzubauen und Arbeitskräfte zu schulen, um Betrieb, Wartung und Management der Produktionsstätte schrittweise auf lokale Fachkräfte zu übertragen. Wenn dies erfolgreich geschehen ist, wird sich Veridos am Ende der Laufzeit aus dem Projekt zurückziehen.
In Bangladesch werden bereits sichere elektronische Pässe für die Bürgerinnen und Bürger des Landes produziert. Dank der Installation der ersten eGates am Hauptflughafen des Landes in Dhaka können Reisende nun ihre Identität mit ihren hochmodernen E-Pässen nachweisen.
Auch hier ist ein umfassender Know-how-Transfer entscheidend – die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter vor Ort werden von Veridos in den entsprechenden Technologien und Verfahren geschult.
In Kamerun wiederum liegt ein Schwerpunkt der Regierung auf Identifikationslösungen für Wahlen. Im Rahmen einer Partnerschaft zwischen der Wahlkommission ELECAM (Elections Cameroon) und Veridos wurde ein dezentrales, mobiles System entwickelt, das die Wählerregistrierung und die Verwaltung von Wählerdaten verbessern soll. Die Komplettlösung umfasst von der Wählerregistrierung über die Datenverwaltung bis hin zur Ausstellung von biometrischen Wählerausweisen den gesamten Prozess. Veridos liefert die Technologie und ELECAM betreibt das System im Rahmen eines Zehnjahresvertrags.