Gefahr für Cash Center: Die Bedrohung steigt
Cyberangriffe werden immer raffinierter und umfassender – und große Finanzinstitute sind ein bevorzugtes Ziel.1 Deswegen ist es für Zentralbanken nur eine Frage der Zeit, wann auch sie einem Cyberangriff ausgesetzt sein werden. Trotzdem glauben nur wenige Zentralbanken, dass der Finanzsektor angemessen auf diese Bedrohungen vorbereitet ist.2
Potenzielle Cyberangriffe auf Cash Center, durchgeführt in der Regel von organisierten Banden, staatlichen Akteuren oder „Hacktivisten“, lassen sich in drei Kategorien unterteilen. Die häufigste Form des Angriffs ist das Phishing, das viele private Internetnutzerinnen und nutzer aus ihrem eigenen E-Mail-Postfach kennen. Bei herkömmlichen Phishing-Versuchen werden Nutzerinnen und Nutzer per E-Mail getäuscht, damit die Angreifer die Kontrolle über ihr Gerät erlangen können. Zentralbanken sind eher dem sogenannten Credential Phishing ausgesetzt. Dabei versuchen Hacker, die Anmeldedaten eines Mitarbeiters oder einer Mitarbeiterin zu stehlen, um so ungehinderten Zugang zu allen internen Kommunikationskanälen zu erhalten. Mit diesen Anmeldedaten können sie dann, als Mitarbeiter getarnt, ihre Phishing-E-Mails in der gesamten Organisation verbreiten.
Ein weiteres Szenario sind Angriffe auf die Lieferkette. Dabei dringt ein Cyberangreifer unbemerkt in das Netzwerk eines seriösen Software-Anbieters ein und schleust Malware in diese Programme, ehe der Software-Anbieter sie an seine Kundinnen und Kunden weitergibt. Obwohl diese Angriffe seltener vorkommen, können sie erhebliche, möglicherweise auch systemische Folgen haben.
Die dritte Variante ist Ransomware, eine Art von Malware, die Cyberkriminelle im Computernetzwerk des angegriffenen Unternehmens einsetzen, um interne Daten zu verschlüsseln und dann Lösegeld zu verlangen. Diese Bedrohung hat in den letzten Jahren stark zugenommen und wird häufig von der organisierten Kriminalität eingesetzt.
Ist ein Cash Center erst kompromittiert, kann das enorme Auswirkungen haben – weit über den Diebstahl von Bargeld hinaus. Stockende Lieferketten und Verzögerungen in der Produktion, fehlerhafte Angaben über Lagerbestände oder ein unsachgemäßer Umgang mit gefälschten Banknoten können das Wirtschaftsystem eines Landes empfindlich treffen. Auch die gesellschaftlichen Auswirkungen sollten nicht unterschätzt werden. Ein derartiger Cyberangriff kann zu mangelndem Vertrauen in das Finanzsystem führen, was wiederum Währungsinstabilität und heftige wirtschaftliche Verwerfungen auslösen könnte. Das würde die weitere Entwicklung des betroffenen Landes oder der Region nachhaltig beeinflussen.