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#Identity Technology

Biometrie wird Grenzkontrollen revolutionieren

Neue Technologie
6 Min.

Die Grenzkontrolle stellt Regierungen vor enorme Herausforderungen, die durch die Corona-Pandemie noch verschärft wurden. Dank biometrischen Innovationen können sie den Vorgang für Reisende und das Grenzpersonal angenehmer gestalten und gleichzeitig Sicherheitsbedrohungen reduzieren.

Die Corona-Pandemie hat die Grenzkontrollen auf den Kopf gestellt: Länder schlossen ihre Grenzen, um ihre Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Die Passkontrolle von britischen Staatsangehörigen dauere statt der üblichen 30 Sekunden beispielsweise 15 Minuten, beklagte ein Grenzschutzbeamter am Londoner Flughafen Heathrow im Mai 2021.1

Die Regeln und Vorschriften für Reisende unterscheiden sich je nach Status einer Person und dem Land, in das sie einreisen möchte. Australien war eines der ersten Länder, das seine Grenzen vollständig geschlossen hatte. Das Land kontrollierte die Einreise streng und führte zehn Ausnahmeregelungen für Einreisende ein, darunter für jene mit dauerhaftem Wohnsitz und jene mit einem „Business Innovation and Investment“-Visum.

Auch die EU führte vorübergehend Kontrollen für die Binnengrenzen im Schengenraum ein.2

All dies bewirkte, dass die Grenzsicherheit schwieriger war denn je. Bereits 2015 bezeichnete PwC das Grenzmanagement als „eine der größten Herausforderungen unserer Zeit“.3

So fördert Biometrie die Grenzsicherheit

Crop backview of business people legs walking with luggage at the airport with no waiting time

Das Risikoniveau ist weltweit weiterhin schwankend. Regierungen müssen daher flexiblere Lösungen finden, um das Erlebnis für Reisende zu verbessern, aber gleichzeitig auch laufende Sicherheitsbedrohungen zu reduzieren und die Arbeitsbedingungen für das Grenzpersonal zu verbessern. Mit hoch entwickelten Technologien lassen sich diese Probleme lösen. Insbesondere die Entwicklungen im Bereich der Biometrie sind vielversprechend, um die Dokumenten- und Identitätsprüfung zu verbessern. Hier sind drei Beispiele: 

3-D-Gesichtserkennung: Sensoren erfassen und verarbeiten ein dreidimensionales Bild des Gesichts einer Person. Im Gegensatz zu 2-D-Systemen, bei denen eine Person bei guter Beleuchtung direkt in eine Kamera schauen muss, kann die 3-D-Technologie ein Gesicht erkennen, selbst wenn der Winkel, der Fokus oder die Beleuchtung suboptimal ist.

Iris-Verifizierung „on the move“: Genau wie der Fingerabdruck ist auch die Iris einzigartig. Eine Kamera macht ein Foto von der Regenbogenhaut und erstellt anhand des Musters ein einzigartiges Profil. Dank neuester Technologiefortschritte geht dies heute sogar, ohne dass die Person stillstehen oder sich in der Nähe der Kamera befinden muss.

Somatotyp-Analyse: Dem amerikanischen Psychologen und Arzt William Sheldon wird die Entwicklung eines Klassifikationssystems nach verschiedenen menschlichen Körpertypen zugeschrieben – endomorph, mesomorph und ektomorph –, bekannt als Somatotyp. Mit einer 2-D-Kamera und einer zugehörigen Software kann der Somatotyp einer Person auch unterwegs erfasst und analysiert werden. Dies erleichtert die Identifizierung und Verifizierung enorm. An sich bieten biometrische Informationen einzigartige Möglichkeiten, Personen zu identifizieren und ihre Identität zu verifizieren. In Kombination unterstützen solche Verfahren eine zügige Identitätsüberprüfung mit einer sehr hohen Genauigkeit und Sicherheit. Daher überrascht es nicht, dass Regierungen die Möglichkeiten prüfen, die biometrische Systeme zur Verbesserung der Grenzsicherheit bereitstellen.

“Die Iris ist einzigartig und verändert sich nicht, wenn Menschen altern. Sie eignet sich daher ideal als biometrisches Merkmal. Außerdem ermöglicht sie die kontaktlose Verifizierung, selbst wenn die Person sich bewegt.“
Andreas Räschmeier, CEO von Veridos

Biometrische Daten und die EU

Im Jahr 2019 startete das von der EU geförderte D4Fly-Projekt, um „Schwachstellen bei der Identitätskontrolle des modernen Grenzmanagements zu identifizieren, zu reduzieren und zu vermeiden.“4 Damit Identitätsüberprüfungen in Echtzeit abgewickelt werden können, hat das Projektteam neue Technologien evaluiert, um einigen spezifischen Problemen entgegenzuwirken: Dokumentenfälschung, Identitätsbetrug (wenn eine Person vorgibt, jemand anderes zu sein) und das sogenannte Morphing, bei dem Kriminelle Fotos digital verändern, um einen Pass oder ein Visum zu erhalten.

Veridos, ein weltweit führender Anbieter für integrierte Identitätslösungen, koordiniert das Projekt, an dem 18 weitere Partner beteiligt sind. Einer der experimentellen Prototypen, der vollständig mit den EU-Datenschutzbestimmungen konform ist, sieht die Schaffung eines biometrischen Korridors vor. Der Prozess wäre für Reisende sehr einfach. Denn ihre Identität und Dokumente müssten an der Grenze nicht mehr von Grenzpersonal oder an eGates geprüft werden.

Vor Antritt ihrer Reise würden sie ihren Reisepass und ihre biometrischen Merkmale an einem Anmeldekiosk registrieren. Am Zielort könnten sie dann einfach durch einen biometrischen Korridor laufen – wo mehrere Kameras und Sensoren die zuvor erfassten Daten überprüfen. Die Iris-Verifizierung „on the move“ ist eine der Technologien, die im Korridor getestet wurden.

„Die Iris ist einzigartig und verändert sich nicht, wenn Menschen altern. Sie eignet sich daher ideal als biometrisches Merkmal. Außerdem ermöglicht sie die kontaktlose Verifizierung, selbst wenn die Person sich bewegt“, so Andreas Räschmeier, CEO von Veridos.

Andere Technologien, die im Rahmen des D4Fly-Projekts getestet werden, umfassen thermische und multispektrale Bildgebung zur Bekämpfung von Spoofing und sogenannte tiefe neuronale Netze zur Erkennung von Menschen, die vorgeben, jemand anderes zu sein, sowie von Dokumentenbetrug. Außerdem werden „Convolutional Neural Networks“, zu Deutsch etwa „faltende neuronale Netzwerke“, zur Erkennung von Gesichtern und Computer-Vision-Algorithmen zur Erkennung von gefälschten Ausweisdokumenten untersucht.

Das D4Fly-Projekt hat die Halbzeit erreicht und soll im August 2022 abgeschlossen werden. Alle Technologien werden weiterentwickelt, um Missbrauch und Manipulation zu verhindern. D4Fly untersucht zudem neue Verfahren und Techniken, die  verhindern sollen, dass Gesichtsmasken die biometrische Prüfungstechnologie umgehen können.

In Zukunft werden Grenzkontrollen weiterhin vor neuen Herausforderungen stehen, aber mit biometrischen Technologien können Regierungen und Strafverfolgungsbehörden diese meistern.

  1. ‘It’s pretty common’: fake documents add to Border Force officials’ Covid woes, theguardian.com, 2021

  2. Temporary Reintroduction of Border Control, European Commission, 2021

  3. The Future of Border Management, PwC, 2015

  4. D4FLY, d4fly.eu, 2021

Veröffentlicht: 16.06.2021

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