Biometrische Daten und die EU
Im Jahr 2019 startete das von der EU geförderte D4Fly-Projekt, um „Schwachstellen bei der Identitätskontrolle des modernen Grenzmanagements zu identifizieren, zu reduzieren und zu vermeiden.“4 Damit Identitätsüberprüfungen in Echtzeit abgewickelt werden können, hat das Projektteam neue Technologien evaluiert, um einigen spezifischen Problemen entgegenzuwirken: Dokumentenfälschung, Identitätsbetrug (wenn eine Person vorgibt, jemand anderes zu sein) und das sogenannte Morphing, bei dem Kriminelle Fotos digital verändern, um einen Pass oder ein Visum zu erhalten.
Veridos, ein weltweit führender Anbieter für integrierte Identitätslösungen, koordiniert das Projekt, an dem 18 weitere Partner beteiligt sind. Einer der experimentellen Prototypen, der vollständig mit den EU-Datenschutzbestimmungen konform ist, sieht die Schaffung eines biometrischen Korridors vor. Der Prozess wäre für Reisende sehr einfach. Denn ihre Identität und Dokumente müssten an der Grenze nicht mehr von Grenzpersonal oder an eGates geprüft werden.
Vor Antritt ihrer Reise würden sie ihren Reisepass und ihre biometrischen Merkmale an einem Anmeldekiosk registrieren. Am Zielort könnten sie dann einfach durch einen biometrischen Korridor laufen – wo mehrere Kameras und Sensoren die zuvor erfassten Daten überprüfen. Die Iris-Verifizierung „on the move“ ist eine der Technologien, die im Korridor getestet wurden.
„Die Iris ist einzigartig und verändert sich nicht, wenn Menschen altern. Sie eignet sich daher ideal als biometrisches Merkmal. Außerdem ermöglicht sie die kontaktlose Verifizierung, selbst wenn die Person sich bewegt“, so Andreas Räschmeier, CEO von Veridos.
Andere Technologien, die im Rahmen des D4Fly-Projekts getestet werden, umfassen thermische und multispektrale Bildgebung zur Bekämpfung von Spoofing und sogenannte tiefe neuronale Netze zur Erkennung von Menschen, die vorgeben, jemand anderes zu sein, sowie von Dokumentenbetrug. Außerdem werden „Convolutional Neural Networks“, zu Deutsch etwa „faltende neuronale Netzwerke“, zur Erkennung von Gesichtern und Computer-Vision-Algorithmen zur Erkennung von gefälschten Ausweisdokumenten untersucht.
Das D4Fly-Projekt hat die Halbzeit erreicht und soll im August 2022 abgeschlossen werden. Alle Technologien werden weiterentwickelt, um Missbrauch und Manipulation zu verhindern. D4Fly untersucht zudem neue Verfahren und Techniken, die verhindern sollen, dass Gesichtsmasken die biometrische Prüfungstechnologie umgehen können.
In Zukunft werden Grenzkontrollen weiterhin vor neuen Herausforderungen stehen, aber mit biometrischen Technologien können Regierungen und Strafverfolgungsbehörden diese meistern.