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#Identity Technology

Die Identität im digitalen Zeitalter

Trends
5 Min.

Die Art und Weise, wie die eigene Identität nachgewiesen wird, befindet sich weltweit im Umbruch. Physische Unterlagen wie der Personalausweis oder der Führerschein werden durch digitale Dokumente ergänzt, mitunter sogar ersetzt. Diese Entwicklung bietet die einzigartige Gelegenheit, die Übermittlung, Verwaltung und Sicherung der individuellen Identität neu zu gestalten.

Die Methoden, mit denen die Identität einer Person festgestellt, erfasst, überprüft, genutzt und mit anderen geteilt wird, verändern sich rasant.

Viele Lebensbereiche haben sich online und ins Digitale verlagert, so auch das Identitätsmanagement. Ob Bankgeschäfte oder Reisebuchungen, Unterhaltungsangebote oder elektronische Behördendienste – der digitale Identitätsnachweis ist eine wesentliche Voraussetzung, um diese Angebote zu nutzen und für alle Beteiligten abzusichern.

Diese Umstellung führt zu einer erheblichen Veränderung, wie Menschen ihre Identität wahrnehmen, sowie der mit ihrer Nutzung verbundenen Verfahren und Protokolle. Meist muss bei einer Behörde oder einer anderen Institution noch immer ein physisches Dokument wie ein Reisepass vorgelegt werden; gelegentlich ist die digitale ID auf dem Smartphone die schnellere und bequemere Alternative. Manchmal muss eine Person tatsächlich anwesend sein, um ihre Identität zu beweisen, in anderen Fällen ist eine Remote-Identifizierung möglich.

Infolgedessen gibt es heute verschiedenste Ausweisdokumente: den physischen Ausweis (z.B. ein nationaler Personalausweis), den halb digitalen Ausweis (z.B. der ePass) und den komplett digitalen Identitätsnachweis wie den digitalen Führerschein.

Auf den ersten Blick bieten diese Wahlmöglichkeiten sowohl Komfort als auch Sicherheit. Gleichzeitig bringen sie aber auch neue Herausforderungen und Möglichkeiten für die Verwaltung und Interoperabilität von Identitäten mit sich – sei es für die Einzelne und den Einzelnen, für Händler und Dienstleister oder für die Behörden, die Ausweisdokumente ausstellen und genehmigen.

Im Zuge dieses technologiegetriebenen Wandels geht es nicht nur um die bloße Übertragung der physischen Identitätsdokumente in eine digitale Form. Tatsächlich bietet sich auch die Gelegenheit, die Funktionsweise von Identitätsnachweisen neu zu gestalten – zugunsten von höherer Effizienz, Benutzerfreundlichkeit und Sicherheit. Der Prozess der Identitätsfeststellung wird so optimiert, dass ein einfacher und sicherer Zugang zu einer ständig wachsenden Auswahl von Remote-Diensten möglich wird.

Eine Frau benutzt die Gesichtserkennung auf ihrem Smartphone

Identitäten im Wandel: fünf Trends der Transformation

Die Veränderungen im Identitätsmanagement werden durch einige wichtige technologische Entwicklungen vorangetrieben:

Einsatz der Biometrie 
Ein wesentlicher Bestandteil jeder zukünftigen digitalen Identität sind biometrische Daten. Sie verknüpfen einzigartige körperliche oder verhaltensbezogene Merkmale einer Person sicher mit ihrer Identität. Biometrische Daten sind bereits in viele physische und digitale Identitätskontrollen integriert, sei es die Fingerabdruck- oder Gesichtserkennung, der Handvenen- oder der Iris-Scan. Es ist davon auszugehen, dass die Verwendung biometrischer Daten in Zukunft noch weiter zunehmen wird.

Um das steigende Passagieraufkommen an Flughäfen zu bewältigen, ermöglichen automatisierte Grenzkontrolllösungen den Reisenden beispielsweise eine biometrische Identitätsüberprüfung im Selbstbedienungsmodus, sodass sie die eKiosks in der Regel ohne Eingreifen der Grenzkontrolle passieren können.

Kryptografische Absicherung
Die sichere Nutzung physischer Ausweisdokumente wird durch anspruchsvolle Merkmale wie Hologramme und optisch variable Komponenten gewährleistet. Bei digitalen Ausweisen müssen die Identitäten jedoch auf ganz andere Weise gesichert werden, beispielsweise durch kryptografische Verfahren. Die Identität einer Person wird mit kryptografischen Chiffren verknüpft, was ein Höchstmaß an Datenintegrität und Vertraulichkeit schafft. Dies verhindert unbefugte Änderungen und gewährleistet, dass nur vertrauenswürdige Parteien auf Benutzerinformationen zugreifen können.

Mithilfe der kryptografischen Authentifizierung wird außerdem die Echtheit der elektronischen ID (eID) anhand digitaler Signaturen überprüft. So wird sichergestellt, dass die ID von einer rechtmäßigen Behörde ausgestellt wurde und zu der Person gehört, die sie vorlegt.

Dieses Konzept ist jedoch nicht von Dauer: Die in absehbarer Zeit erwartete Verfügbarkeit von Quantencomputern wird die heutigen, auf Kryptografie basierenden Systeme vermutlich untergraben. Die Entwicklerinnen und Entwickler suchen deshalb nach einer quantensicheren Kryptografie.

Individuelle Kontrolle durch Self-Sovereign Identity
Das Prinzip der selbstverwalteten Identität (Self-Sovereign Identity; SSI) gibt Nutzerinnen und Nutzern die Kontrolle darüber, welche Aspekte ihrer digitalen Identität sie mit anderen teilen möchten. SSI entwickelt sich zu einer wichtigen Methode für die Verwaltung und den Schutz individueller digitaler Identitäten. Menschen können ihre digitale Identität nutzen, um sicher und effizient auf alle Arten von Diensten zuzugreifen, wobei sie nur ein Minimum an persönlichen Daten preisgeben müssen. Ist beispielsweise der Besuch einer Veranstaltung erst ab 18 Jahren erlaubt, kann die betreffende Person lediglich den erforderlichen Altersnachweis erbringen, ohne weitere Angaben preisgeben zu müssen.

Koexistenz von Online- und Offline-Ausweisen sicherstellen
Heutzutage erwarten die Menschen, dass sie sich fließend zwischen der Offline- und der Online-Welt bewegen können – und das mit einer konsistenten, sicheren Authentifizierung und Identitätsüberprüfung über eine Vielzahl von Medien und Plattformen hinweg. Mit zunehmender digitaler Interaktion wird sich dieser Anspruch in Zukunft noch verstärken.

Ein Beispiel: Jemand möchte über sein Mobiltelefon (mittels der Gesichtserkennung) eine sichere Überweisung tätigen und anschließend mit der Debitkarte Bargeld abheben. Ein weiteres Beispiel: Um ein Bankkonto zu eröffnen, kann die künftige Kundin oder der Kunde den digitalen Identitätsnachweis übermitteln, anstatt den Reisepass, Personalausweis oder Führerschein einzuscannen.

Diese physischen und digitalen Aktivitäten miteinander zu verknüpfen, wird eine zentrale Herausforderung für die Behörden bei der weiteren Entwicklung des Identitätsmanagements sein. Hier sind umfassende Lösungen gefragt, die den Schutz der Identität an mehreren Authentifizierungspunkten über verschiedene Plattformen und Systeme hinweg ermöglichen.

KI für den Identitätsschutz nutzen
Künstliche Intelligenz (KI) bietet sowohl für physische als auch für digitale Identitäten verlockende Möglichkeiten und große Herausforderungen. Im Identitätsökosystem gibt es schon zahlreiche Anwendungen, und viele weitere befinden sich in der Entwicklung. KI wird bereits intensiv zur Verbesserung der Geschwindigkeit und der Genauigkeit der Identitätsauthentifizierung genutzt und kommt bei der Erkennung von Dateninkonsistenzen und Täuschungsversuchen zum Einsatz. Sie hilft bei der Erstellung von Computeranimationen eines Personenporträts, sodass sich die betreffende Person auch nach einer Veränderung ihres Aussehens wiedererkennen lässt. KI wird jedoch auch in betrügerischer Absicht verwendet, um die Integrität individueller Identitäten durch Techniken wie Deep Faking und Image Morphing zu untergraben.

Eine Infografik, die fünf innovative Bereiche veranschaulicht, die das Identitätsmanagement neu gestalten

Die Identitätsagenda vorantreiben

Eine Anwendung, die viele dieser Trends vereint, ist der Umstieg auf einen digitalen Führerschein. Die Nachfrage nach mobilen Führerscheinen (mobile Driver’s Licenses; mDLs) seitens der Verbraucherinnen und Verbraucher steigt zusehends und spiegelt die Erwartung wider, wichtige Dokumente auf einem mobilen Gerät speichern zu können. Das trifft vor allem auf die Vereinigten Staaten und Kanada zu. In beiden Ländern berechtigt der Führerschein nicht nur zum Fahren, sondern ist auch das wichtigste Dokument, um sich als Erwachsener auszuweisen. Bislang haben rund ein Dutzend US-Bundesstaaten Programme zur Ausstellung digitaler mobiler Führerscheine eingeführt – und viele weitere in ganz Nordamerika wollen diesem Beispiel folgen.1

Aber auch in anderen Zusammenhängen erweist sich der digitale Ausweis als nützlich. In den letzten Jahren haben 26 der größten US-Flughäfen – von JFK in New York bis LAX in Los Angeles – damit begonnen, den in der Smartphone-Wallet gespeicherten mobilen Führerschein als gültigen Identitätsnachweis für Inlandsflüge zu akzeptieren.2

Während physische Führerscheine eine Vielzahl persönlicher Daten wie Name, Geburtsdatum und Wohnort enthalten, können durch die Verwendung von SSI gegenüber staatlichen Behörden oder Dritten gezielt nur die erforderlichen Informationen offengelegt werden. Darüber hinaus funktioniert eine solche mobile digitale ID sowohl von Angesicht zu Angesicht (z. B. bei einer Polizeikontrolle) als auch remote, beispielsweise bei der Übermittlung eines Adressnachweises an eine örtliche Behörde.

Facts & Figures

0Milliarden

Nutzerinnen und Nutzer digitaler Identitätsdokumente im Jahr 2026

(Juniper Research)

Akzeptanz der neuen Identität

Der Einsatz dieser und anderer Technologien wird die Entwicklung des Identitätsmanagements weiter beschleunigen, denn digitale Identitäten sind aus vielen Lebensbereichen nicht mehr wegzudenken. Staatliche und private Stellen, die für ihre Dienstleistungen überprüfbare Identitätsnachweise benötigen, müssen sich auf diese Veränderungen einstellen. Und das aus gutem Grund.

Nach Prognosen von Juniper Research wird die Zahl der Nutzerinnen und Nutzer digitaler Identitätsdokumente von 4,2 Milliarden im Jahr 2022 auf über 6,5 Milliarden im Jahr 2026 ansteigen, nicht zuletzt weil staatlich unterstützte digitale Identitätsdokumente ihre physischen Pendants ersetzen werden.3

Zur Unterstützung des Übergangs steht beträchtliches Fachwissen zur Verfügung. Als vertrauenswürdiger Partner von Ausweisbehörden auf der ganzen Welt liefert Veridos die erforderlichen Identitätstechnologien und die Beratung für die Neugestaltung der Identitätsverwaltung, einschließlich der Lösungen für mobile digitale Führerscheine und automatisierte Grenzkontrollen.

Key Takeaways

  • Das Identitätswesen verändert sich, da herkömmliche physische Identitätsnachweise durch digitale Nachweise ergänzt, kombiniert oder sogar ersetzt werden.
  • Schlüsseltechnologien – von KI über SSI bis hin zu Kryptografie – bestimmen, wie digitale Identitäten geschützt werden.
  • Staatliche und private Stellen, die auf überprüfbare Identitätsnachweise angewiesen sind, müssen den Wandel hin zu digitalen Identitäten uneingeschränkt anerkennen und unterstützen.
  1. Mobile Driver License Implementation Data Map, American Association of Motor Vehicle Administrators, 2024

  2. Discover New Technologies for a Faster, Easier Travel Experience, Transport Security Administration, 2024

  3. Digital Identity: Solutions Assessment, Regional Analysis & Market Forecasts 2023–2027, Juniper Research, 2023

Veröffentlicht: 13.06.2024

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