Identitäten im Wandel: fünf Trends der Transformation
Die Veränderungen im Identitätsmanagement werden durch einige wichtige technologische Entwicklungen vorangetrieben:
Einsatz der Biometrie
Ein wesentlicher Bestandteil jeder zukünftigen digitalen Identität sind biometrische Daten. Sie verknüpfen einzigartige körperliche oder verhaltensbezogene Merkmale einer Person sicher mit ihrer Identität. Biometrische Daten sind bereits in viele physische und digitale Identitätskontrollen integriert, sei es die Fingerabdruck- oder Gesichtserkennung, der Handvenen- oder der Iris-Scan. Es ist davon auszugehen, dass die Verwendung biometrischer Daten in Zukunft noch weiter zunehmen wird.
Um das steigende Passagieraufkommen an Flughäfen zu bewältigen, ermöglichen automatisierte Grenzkontrolllösungen den Reisenden beispielsweise eine biometrische Identitätsüberprüfung im Selbstbedienungsmodus, sodass sie die eKiosks in der Regel ohne Eingreifen der Grenzkontrolle passieren können.
Kryptografische Absicherung
Die sichere Nutzung physischer Ausweisdokumente wird durch anspruchsvolle Merkmale wie Hologramme und optisch variable Komponenten gewährleistet. Bei digitalen Ausweisen müssen die Identitäten jedoch auf ganz andere Weise gesichert werden, beispielsweise durch kryptografische Verfahren. Die Identität einer Person wird mit kryptografischen Chiffren verknüpft, was ein Höchstmaß an Datenintegrität und Vertraulichkeit schafft. Dies verhindert unbefugte Änderungen und gewährleistet, dass nur vertrauenswürdige Parteien auf Benutzerinformationen zugreifen können.
Mithilfe der kryptografischen Authentifizierung wird außerdem die Echtheit der elektronischen ID (eID) anhand digitaler Signaturen überprüft. So wird sichergestellt, dass die ID von einer rechtmäßigen Behörde ausgestellt wurde und zu der Person gehört, die sie vorlegt.
Dieses Konzept ist jedoch nicht von Dauer: Die in absehbarer Zeit erwartete Verfügbarkeit von Quantencomputern wird die heutigen, auf Kryptografie basierenden Systeme vermutlich untergraben. Die Entwicklerinnen und Entwickler suchen deshalb nach einer quantensicheren Kryptografie.
Individuelle Kontrolle durch Self-Sovereign Identity
Das Prinzip der selbstverwalteten Identität (Self-Sovereign Identity; SSI) gibt Nutzerinnen und Nutzern die Kontrolle darüber, welche Aspekte ihrer digitalen Identität sie mit anderen teilen möchten. SSI entwickelt sich zu einer wichtigen Methode für die Verwaltung und den Schutz individueller digitaler Identitäten. Menschen können ihre digitale Identität nutzen, um sicher und effizient auf alle Arten von Diensten zuzugreifen, wobei sie nur ein Minimum an persönlichen Daten preisgeben müssen. Ist beispielsweise der Besuch einer Veranstaltung erst ab 18 Jahren erlaubt, kann die betreffende Person lediglich den erforderlichen Altersnachweis erbringen, ohne weitere Angaben preisgeben zu müssen.
Koexistenz von Online- und Offline-Ausweisen sicherstellen
Heutzutage erwarten die Menschen, dass sie sich fließend zwischen der Offline- und der Online-Welt bewegen können – und das mit einer konsistenten, sicheren Authentifizierung und Identitätsüberprüfung über eine Vielzahl von Medien und Plattformen hinweg. Mit zunehmender digitaler Interaktion wird sich dieser Anspruch in Zukunft noch verstärken.
Ein Beispiel: Jemand möchte über sein Mobiltelefon (mittels der Gesichtserkennung) eine sichere Überweisung tätigen und anschließend mit der Debitkarte Bargeld abheben. Ein weiteres Beispiel: Um ein Bankkonto zu eröffnen, kann die künftige Kundin oder der Kunde den digitalen Identitätsnachweis übermitteln, anstatt den Reisepass, Personalausweis oder Führerschein einzuscannen.
Diese physischen und digitalen Aktivitäten miteinander zu verknüpfen, wird eine zentrale Herausforderung für die Behörden bei der weiteren Entwicklung des Identitätsmanagements sein. Hier sind umfassende Lösungen gefragt, die den Schutz der Identität an mehreren Authentifizierungspunkten über verschiedene Plattformen und Systeme hinweg ermöglichen.
KI für den Identitätsschutz nutzen
Künstliche Intelligenz (KI) bietet sowohl für physische als auch für digitale Identitäten verlockende Möglichkeiten und große Herausforderungen. Im Identitätsökosystem gibt es schon zahlreiche Anwendungen, und viele weitere befinden sich in der Entwicklung. KI wird bereits intensiv zur Verbesserung der Geschwindigkeit und der Genauigkeit der Identitätsauthentifizierung genutzt und kommt bei der Erkennung von Dateninkonsistenzen und Täuschungsversuchen zum Einsatz. Sie hilft bei der Erstellung von Computeranimationen eines Personenporträts, sodass sich die betreffende Person auch nach einer Veränderung ihres Aussehens wiedererkennen lässt. KI wird jedoch auch in betrügerischer Absicht verwendet, um die Integrität individueller Identitäten durch Techniken wie Deep Faking und Image Morphing zu untergraben.