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Der Aufstieg der Non‐Banks

Globale Trends
6 Min.

Mit dem Inkrafttreten von PSD2 ging ein Ruck durch das Bankwesen: Eine ganze Welle von Fintech-Start-ups brach über die Finanzdienstleistungsbranche herein und Banken wurden gezwungen, neue und innovative Wege einzuschlagen.

Seit 2018 die zweite Zahlungsdiensterichtlinie der EU (PSD2) in Kraft trat, nimmt der „Open Banking“-Trend immer mehr Fahrt auf.

Bei der ersten Zahlungsdiensterichtlinie (Payment Services Directive; PSD) ging es noch darum, einen gemeinsamen europäischen Zahlungsdienst für das Bankwesen zu schaffen. PSD2 hingegen führt neue Kundenrechte in Bezug auf Aufschläge, Währungsumrechnung und Beschwerdemanagement sowie zusätzliche Authentifizierungsmaßnahmen für Zahlungen ein.

Auch wenn die Folgen der PSD2 sich noch nicht in Gänze in der Realität widerspiegeln, müssen die Banken sich an die neuen Gegebenheiten anpassen. Durch die Einführung von Biometrietechnologie für eine sichere Zwei-Faktor-Authentifizierung können sie sich weiterhin einen Wettbewerbsvorteil verschaffen.

Ein klarer Vorteil

Close-up einer Frau bei der Nutzung eines Tablets für ihre Bankgeschäfte
Wenn es nach den neuen Akteuren auf der Finanzbühne geht, soll Banking so einfach wie WhatsApp, so unterhaltsam wie Facebook und so kommunikativ wie Instagram werden

Die zunehmenden Weiterentwicklungen im elektronischen Zahlungsverkehr veranlassten die EU zur Erarbeitung einer neuen Richtlinie, die den Wettbewerb in der Zahlungsindustrie ankurbeln und gleichzeitig die Sicherheitsanforderungen für alle Beteiligten regulieren sollte. Ziel der PSD2 war es, den Zugang zum Banking zu öffnen und Kunden aus der Abhängigkeit von den großen Retailbanken zu befreien. 

Somit führte PSD2 zu einer Öffnung des Marktes. Vorher besaßen die etablierten Banken die volle Kontrolle über ihre Kundinnen und Kunden. Kein anderer Dienstleister hatte die Möglichkeit, ihnen seine Dienste anzubieten. Das ist nun anders. Und die Folgen sind bereits spürbar – nicht zuletzt durch den beschleunigten Aufstieg der technologiegestützten „Non-Banks“.

Laut einer aktuellen Umfrage von Pepper, einer von der israelischen Bank Leumi ins Leben gerufenen mobilen Bank, sind zwei Drittel der Entscheidungsträgerinnen und -träger der Finanzbranche der Meinung, dass PSD2 Technologieunternehmen bereits einen klaren Vorteil gegenüber herkömmlichen Banken verschafft hat.

„Bei den meisten neuen Akteuren im Bankwesen handelt es sich in erster Linie um Technologieunternehmen mit einem digitalen Kern und einem starken Kundenfokus“, erklärt Michal Kissos Hertzog, CEO von Pepper.

„Wenn es nach ihnen geht, soll Banking so einfach wie WhatsApp, so unterhaltsam wie Facebook und so kommunikativ wie Instagram werden. Dank ihres digitalen Kerns können sie schnell auf die aktuellen Anforderungen und Veränderungen des Marktes reagieren. Das stärkt die Kundentreue, was eine große Herausforderung im heutigen Bankwesen ist.“

“Bei den meisten neuen Akteuren im Bankwesen handelt es sich in erster Linie um Technologieunternehmen mit einem digitalen Kern und einem starken Kundenfokus“
Michal Kissos Hertzog
CEO Pepper

Fintechs fördern Open Banking

Trotz der offensichtlichen Bedrohungen gaben 56 % der Befragten an, dass Open Banking auch eine Chance für herkömmliche Banken sei, sich zu modernisieren und kundenorientierter zu werden.

„Etablierte Banken haben erkannt, dass sie handeln müssen, wenn sie die Chance nutzen wollen“, ergänzt Frau Kissos Hertzog. „Um mit den neuen Akteuren mithalten zu können, setzen herkömmliche Banken zunehmend auf einen digitalen Kern, der es ihnen ermöglicht, die Daten, über die sie verfügen, effektiv zum Wohle ihrer Kunden und Kundinnen zu nutzen.“

Die größte Hürde, die herkömmliche Banken auf ihrem Weg zu Innovation im Zeitalter des Open Bankings überwinden müssen, ist der hohe Berg aus veralteten Systemen und Prozessen.

Mit der Einführung transparenterer und wettbewerbsfähigerer Preismodelle haben Non-Banks gleich mehrere Marktsegmente auf den Kopf gestellt, unter anderem Banking, Devisenhandel und Sparen. Rein digitale Plattformen begünstigen zudem eine beschleunigte Einführung sowie die schnelle Erweiterung auf neue geografische Märkte.

Da sie sich keine Sorgen um veraltete Infrastrukturen machen müssen, können Non-Banks beim Einsatz neuer Technologien zur Gewinnung wertvoller Erkenntnisse zur Kundschaft und Märkten effizienter und proaktiver agieren. Infolgedessen übernehmen immer mehr Banken die Erfolgsrezepte von Fintechs, die ihrem Kerngeschäft sehr nahe sind.

Sichere Bankgeschäfte

Einige der neuen Sicherheitsmaßnahmen der PSD2 haben den Druck auf Finanzdienstleister noch weiter erhöht.

Die mit PSD2 eingeführte „starke Kundenauthentifizierung” verpflichtet alle Verarbeiter von elektronischen Zahlungen, mindestens zwei unabhängige Authentifizierungselemente zu verlangen, wenn der Kartenemittent dies fordert. Die Absichten dahinter mögen richtig sein, die zusätzliche Verifizierung kann die Kundinnen und Kunden jedoch auch reichlich nerven.

Non-Banks sind in diesem Bereich insofern im Vorteil, dass ihre Klientel in der Regel jünger und technikaffiner ist. Die Umsetzung einer App-basierten Zwei-Faktor-Authentifizierung gestaltet sich damit für solche Unternehmen deutlich einfacher. Der Kundenstamm herkömmlicher Banken ist hingegen heterogener und durch ganz unterschiedliche digitale Kompetenzen geprägt, was die Initiierung und Durchsetzung von Änderungen erschwert.

„Kunden, die zu den Digital Natives gehören, sind es bereits gewöhnt, ihre Identität auf ihren Smartphones zu verifizieren. Dazu kommt, dass Challenger-Banken diese Geräte als zweite Authentifizierungsebene nutzen können”, erklärt Daniel Cohen, Director of Fraud and Risk Intelligence bei RSA Security.

Angesichts der weiter steigenden Anzahl digitaler Zahlungen und sonstiger Finanzdienste besteht kein Zweifel, dass PSD2 zu einem verbesserten Service und einer höheren Sicherheit für Kundinnen und Kunden führen wird. Am erfolgreichsten werden jene Banken sein, die sich Open Banking gegenüber öffnen, statt es zu fürchten, und so selbst zu Software-Kraftzentren werden.

 

Veröffentlicht: 17.05.2020

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