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#Banknote Solutions

Design Thinking in der Banknotenproduktion

Interview
6 Min.

Banknoten vereinen Design mit Hightech. Umso anspruchsvoller ist der Produktionsprozess einer Banknote. Das Design-for-Production-Prinzip ermöglicht die Symbiose von Design und Produktion. Ein Gespräch mit Dr. Stefan Bichlmeier, Head of Product Management, Louisenthal, und Marc Mittelstaedt, Head of Design, Banknote Solutions, G+D .

Herr Dr. Bichlmeier, auf der einen Seite ein schönes Banknotendesign, auf der anderen Seite Hightech-Herstellungsprozesse. Kann auch eine Produktion ein schönes „Design“ haben?

Bichlmeier: Ja, und zwar genau dann, wenn alle Prozesse, alle Verfahren nahtlos ineinandergreifen. Wenn der Herstellungsprozess funktioniert und die fünf Millionen Banknoten, die für Mittwochabend eingeplant waren, auch am Mittwochabend auf der Palette sind – dann ist eine Produktion schön, dann ist sie „smooth“ und dabei auch produktiv.

Erfordert eine effiziente Produktion auch ein integriertes Risikomanagement?

Bichlmeier: Aufträge, die technisch wenig anspruchsvoll sind, kann jeder bearbeiten, komplexe Projekte eher nicht.

Wir als G+D haben den Vorteil, dass wir eine große Tiefe in der Wertschöpfungskette abdecken und dadurch die ganze Palette an Unwägbarkeiten kennen, die während einer Produktion von Millionen Bögen auftreten können. Wir setzen schon länger auf Data-Intelligence-Lösungen, um die Produktionsqualität zu überwachen und auszuwerten.

Wir müssen zwangsläufig ein höchst professionelles Risikomanagement betreiben, um komplexe Aufträge sicher und verlässlich bearbeiten zu können. Um Prognosen und die Planungssicherheit zu erhöhen, haben wir die Möglichkeit, an verschiedenen Stellschrauben zu drehen, vom Papier bis hin zum einzelnen Sicherheitselement, von den Druckverfahren bis hin zur Endkontrolle.

Jede Komponente wird dabei zwar überwacht, die Gesamtkomplexität steigt jedoch, sobald diese Elemente miteinander kombiniert werden.

Und „Design for Production“ hilft dabei?

Bichlmeier: Zunächst einmal heißt es offiziell „Design for Production and Customer Satisfaction“. Schließlich wollen wir nicht nur effizient produzieren, sondern in erster Linie die Kundschaft zufriedenstellen, indem wir ihren individuellen Anforderungen Rechnung tragen.

Und ja, Design for Production ist zum großen Teil proaktives Risikomanagement und macht eine hohe Komplexität in der Fertigung für uns steuerbar.

Mit welchen Anforderungen kommt die Kundschaft konkret auf Sie zu?

Bichlmeier: Alle wünschen sich Banknoten, die langlebig und robust sind, die dem Nutzungsverhalten der Bevölkerung entsprechen, die eine ebenso sichere wie effiziente Fitness- und Echtheitsprüfung in Geldautomaten und Banknotenbearbeitungsmaschinen ermöglichen.

Und gleichzeitig möchten sie natürlich auf eine breite Palette an Sicherheitsmerkmalen zurückgreifen können: vom Wasserzeichen über Sicherheitsfäden und Fenster bis hin zu Folien- und variablen Druckelementen. Sicherheit, die zwar in der Herstellung kostenintensiv ist, aber dafür auch einen optimalen Schutz vor Fälschungen gewährleistet.

Zahlung, Design Thinking für die Banknotenproduktion, eine Banknote und ein Stift in der Hand
Kundinnen und Kunden schätzen Kreativität und Flexibilität, aber Banknoten müssen auch funktional sein

Wie lassen sich unter Umständen gegensätzliche Anforderungen vereinen?

Bichlmeier: Indem wir als „Integrator“ der Banknote agieren. Wir denken immer in Lösungen und vereinen Design-Kompetenz mit Feature-Integration, Produktionssicherheit mit Liefertreue.

Als Technologieführer möchten wir Vertrauen schaffen. Wir legen Wert darauf, dass unsere eigene Effizienz unseren Kundinnen und Kunden zugutekommt. Für Banknotenprojekte, die kompliziert, zeitkritisch oder technisch extrem herausfordernd sind, sind wir der richtige Partner.

Es genügt uns nicht, den immer komplexer werdenden Produktionsprozess nur zu begleiten, wir wollen ihn auch aktiv mitgestalten. Wir reduzieren nicht die Komplexität, sondern wir machen sie besser kontrollier- und planbar.

Herr Mittelstaedt, welche unterstützende Rolle nimmt dabei das grafische Banknotendesign ein?

Mittelstaedt: Der Entstehungsprozess einer Banknote beinhaltet neben der Papier- und Folienherstellung auch unterschiedliche Druckverfahren. Jeder einzelne Bogen muss für jeden Druckschritt möglichst genau ausgerichtet werden.

Dennoch kommt es zu produktionsbedingten Toleranzen in der Position der Druckbilder, die mitunter zu ästhetisch wahrnehmbaren und unschönen Artefakten führen.

Die Rolle der Designer ist es nun, diese Zonen und Bereiche so anzulegen, dass ein Überlappen nicht zu sichtbaren Störungen des Erscheinungsbilds führt.

“Daher sind unsere Designer nicht nur Künstlerinnen und Künstler, sie verfügen auch über das nötige technische Fachwissen“
Marc Mittelstaedt
Head of Design, Banknote Solutions, G+D

Eigentlich eine Selbstverständlichkeit, oder?

Mittelstaedt: Ja, aber eine, die schon so früh wie möglich im Gesamtprozess mitgedacht werden muss. Wir haben ein technisch anspruchsvolles Produkt, das viele Wertschöpfungsschritte durchläuft.

Design for Production stellt eine Verbindung zwischen den einzelnen Schritten her, sodass der gesamte Fluss vom ersten grafischen Design bis hin zum fertigen technischen Produkt überwacht und optimiert werden kann.

Was kommt dabei zuerst: das Gestalten oder das Herstellen?

Mittelstaedt: Weder noch – wir arbeiten parallel. Über das Design lässt sich natürlich viel beeinflussen, aber eine hochgradig effiziente Produktion hat zunächst einmal wenig mit der Ästhetik einer Banknote zu tun.

Eines ist klar: Wir stehen immer in der Pflicht, dass wir das, was wir gemeinsam mit unserer Kundschaft erarbeiten, hinterher auch industriell produzieren können. Daher sind unsere Designer nicht nur Künstlerinnen und Künstler, sie verfügen auch über das nötige technische Fachwissen, um in einem Layout die Auswirkungen auf die Produktion zu erkennen.

Wie verändert das Design-for-Production-Prinzip die Arbeit des Designers?

Mittelstaedt: Die Designer müssen sich Gedanken machen, was sinnvoll miteinander kombinierbar ist. Denn bei der Kombination verschiedener Elemente steckt, wie wir wissen, der Teufel im Detail: Manche Anforderungen und Wünsche, wie breite Sicherheitsfäden und Folienfenster, funktionieren einzeln betrachtet wunderbar, brauchen aber im Zusammenspiel eine „Sonderbehandlung“.

Damit wird es auch zu einer neuen Qualität der Designer, dass sie nicht nur ästhetische, schöne Dinge schaffen, sondern diese auch so gestalten, dass der Fertigungsprozess hinterher nicht mit Unwägbarkeiten und Risiken belastet wird.

Bei G+D wird also nur designt, was sich auch fertigen lässt?

Mittelstaedt: Genau, das klingt jetzt ein bisschen banal, ist es aber nicht. Freie Designer entwickeln oft Ideen und Designs, die höchst attraktiv aussehen, aber in einem Prozess des „Banknotizings“ – also des Umsetzens in ein Produktionsverfahren für Banknoten – noch sehr stark verändert werden müssen.

Die Kundinnen und Kunden schätzen zwar Kreativität und Flexibilität, wollen aber selbstverständlich auch funktionstüchtige Banknoten erhalten. Dazu bieten wir über unseren Design-for-Production-Ansatz eine vollumfängliche Beratung an.

Gemeinsam mit den Kunden analysieren unsere Experten aus dem Produktmarketing und -management die Prozesse, evaluieren ihr technisches Risiko und steuern sie so, dass die Produktionsplanung mit validen Zahlen arbeiten kann.

“Design for Production ermöglicht die Kommunikation über die einzelnen Wertströme hinweg und bringt die Technik auf eine Linie mit dem Design“
Dr. Stefan Bichlmeier
Head of Product Management, Louisenthal

Erfordert diese Arbeitsweise eine neue Kommunikationskultur und Prozessstruktur?

Bichlmeier: Unser Design-for-Production-Ansatz ermöglicht die Kommunikation über die einzelnen Wertströme hinweg und bringt die Technik auf eine Linie mit dem Design. Diese Herangehensweise stellt sicher, dass eventuelle Risiken erkannt werden und somit gar nicht erst auftreten.

Zusätzlich haben wir eine übergeordnete Instanz eingeführt: die Projektleitung, die von der Folie über Papier und Druck bis zur fertigen Banknote gesamtverantwortlich ist. Das ermöglicht uns robuste Produktionsketten, die gleichzeitig auch über ein gewisses Maß an Toleranzen verfügen, sodass wir nicht bei den geringsten Abweichungen im nächsten Schritt ein Problem in der Fertigung generieren.

Was heißt das für die Kundinnen und Kunden?

Bichlmeier: Ein Höchstmaß an Flexibilität und Stabilität. Weil wir uns auch auf Liefertermine einlassen können, die zunächst vielleicht kritisch erscheinen und über unseren Design-for-Production-Ansatz Risiken und Konflikte früh genug erkennen und einschätzen können. Und weil wir genau wissen, was auf uns zukommt, können wir konkrete Zusagen machen.

Das können wir auch deshalb, weil wir Gesamtanbieter sind und sämtliche Produktionsprozesse vom Substrat über die Sicherheitsfeatures und den Druck bis ins Detail kennen. Dazu kommt, dass wir auch den kompletten Bereich der Banknotenbearbeitung bedienen und schon beim Design auf die Anforderungen eines automatisierten, digitalisierten Cash Cycles achten.

Genau diesen ganzheitlichen Lösungsansatz meinen wir, wenn wir von Advanced Currency Management sprechen.

Veröffentlicht: 19.05.2020

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