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50 Jahre Automatisierung: die Evolution des Bargeldkreislaufs

Insights
5 Min.

Vom Abzählen per Hand bis hin zur vollautomatischen Bearbeitung: Banknotenbearbeitungssysteme haben in den vergangenen 50 Jahren den Bargeldkreislauf revolutioniert. Und was bringt die Zukunft?

Im Geldautomaten, in unserem Portemonnaie, in der Registrierkasse: Geldscheine sind allgegenwärtig – und das erwarten wir auch. Damit Bargeld an jedem Ort und zu jeder Zeit verfügbar ist, bedarf es reibungsloser Abläufe: von der Produktion über die Lagerung und Bearbeitung bis hin zum Betrieb. Lange Zeit liefen all diese Prozesse in Handarbeit ab. Bankiers und Kaufleute saßen bei Kerzenlicht an ihren Schreibtischen, blätterten Scheine und stapelten Münzen, um sie nachher in Säckchen zu verpacken und die Summen in dicken Kontobüchern zu notieren. Automatisierung war der Schlüssel, um diese Prozesse an die Anforderungen unserer modernen Gesellschaft anzugleichen.

“Bargeld ist das vertrauenswürdigste Zahlungsmittel“, sagt Christian Mitterhuber, Head of Product Management Systems und Automation bei G+D: „Um dieses Vertrauen zu rechtfertigen, müssen Banknoten hohe Standards bei Qualität und Zuverlässigkeit erfüllen. Das treibt den Bedarf an Automatisierungslösungen bei der Banknotenbearbeitung voran.“
Christian Mitterhuber
Head of Product Management Systems and Automation, G+D

Oft wird der Begriff gleichgesetzt mit dem Abbau von Jobs. Geht es um Bargeld, ist Automatisierung jedoch ein Accelerator: Sie ersetzt keine Menschen, sondern erleichtert ihnen die Arbeit: Das komplexe Bargeld-Handling wird effizienter, verlässlicher und sicherer.

„Bargeld ist das vertrauenswürdigste Zahlungsmittel“, sagt Christian Mitterhuber, Head of Product Management Systems und Automation bei G+D: „Um dieses Vertrauen zu rechtfertigen, müssen Banknoten hohe Standards bei Qualität und Zuverlässigkeit erfüllen. Das treibt den Bedarf an Automatisierungslösungen bei der Banknotenbearbeitung voran.

Technologie für einen nachhaltigeren Bargeldkreislauf

Moderne Technologien sichern die notwendigen hohen Qualitätsstandards, indem sie fast jeden einzelnen Schritt bei der Bargeldproduktion automatisieren: von der Befüllung über die Sortierung bis hin zur Bündelung der Noten für den Transport. So wie die BPS® Mevo , die jüngste Entwicklung aus der BPS® M-Serie. Mit einem Durchsatz von über einer Million Banknoten am Tag und End-to-End-Fähigkeiten beschleunigt sie Prozesse in Cash-Centern erheblich und macht so den Bargeldkreislauf effizienter.

Dennoch: Effizienz allein ist heutzutage nicht mehr entscheidend. Weltweit nimmt das Bemühen zu, den Klimawandel aufzuhalten – und damit der Druck auf Unternehmen und Regierungen, Prozesse nachhaltig zu gestalten und ihren CO2-Fußabdruck zu reduzieren. Zentralbanken und Cash-Center bilden in dieser Hinsicht keine Ausnahme. Automatisierung kann ihnen dabei helfen, ihre Prozesse nachhaltiger zu gestalten.

Das NotaTrayFilling System beispielsweise macht durch wiederverwendbare Behälter Banderolenpapier und Plastik-Einwegverpackungen überflüssig. Pro BPS® Maschine, die zu 100% auf TrayFilling umgestellt ist, spart man sich im Einschichtmodell pro Jahr ca. 175 km an Banderolen. Hochmoderne Funktionen, die helfen, nicht mehr umlauffähige Banknoten mit Eselsohren, Bemalungen oder Knicken auszusortieren, reduzieren zusätzlich den Ausschuss.

Solche Systeme zeigen, welche rasante Evolution die Banknotenbearbeitung in den vergangenen 50 Jahren durchlaufen hat. Der Bargeldkreislauf hat in puncto Effizienz, Resilienz und Verlässlichkeit ein neues Level erreicht, die Vollautomatisierung ist zum Greifen nahe. Diese Entwicklung ist das Ergebnis von drei aufeinanderfolgenden Phasen der Automatisierung: Erst wurden Maschinen automatisiert, dann Cash-Center, jetzt der Bargeldkreislauf als solcher. Und nichts davon wäre möglich gewesen ohne die bahnbrechenden Leistungen von zwei G+D-Pionieren: Siegfried Otto und Helmut Gröttrup.

Ein Mann arbeitet an der BPS M evo

Das Zeitalter der Maschinen

Um die Abläufe in Cash-Centern automatisieren zu können, mussten zunächst die Maschinen selbst automatisiert werden. Die allerersten Zähl- und Sortiermaschinen waren bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA patentiert worden1, aber erst die Ende der 1960er-Jahre aufkommende Mikroelektronik entfaltete völlig neue Möglichkeiten. 1970 gründete der damalige G+D-Eigentümer und Geschäftsführer Siegfried Otto zusammen mit dem Ingenieur und Computer-Pionier Helmut Gröttrup die Gesellschaft für Automation und Organisation (GAO) – ein Start-up, lange bevor das Wort dafür existierte. Und nicht nur in dieser Hinsicht waren Otto und Gröttrup ihrer Zeit weit voraus. Über Jahrzehnte hinweg entwickelte die GAO eine lange Reihe von Banknotenbearbeitungssystemen und befeuerte so den Aufstieg von G+D zu einem weltweit führenden Hightech-Unternehmen.

Den Startpunkt setzte die ISS 300, die erste Generation halbautomatischer Banknoten-Sortiermaschinen. Ihre wegweisende Technologie ermöglichte nicht nur, Geldscheine mit der Rekordgeschwindigkeit von bis zu acht Banknoten pro Sekunde zu zählen, sondern gleichzeitig beschädigte und gefälschte Scheine auszusortieren. Erstmals 1977 von der Deutschen Bundesbank eingesetzt, wurde sie schnell zum Standard für Banknotenbearbeitungssysteme. Weltweit verkaufte G+D mehr als 2100 Maschinen.

In den frühen 1980er-Jahren ebneten die Fortschritte in der Mikroprozessortechnik den Weg für die nächste Maschinengeneration. „Bei der ersten Generation von Banknotenprozesssystemen ging es darum, Maschinen zu automatisieren, um Zähl- und Sortierprozesse zu beschleunigen und die Risiken von menschlichen Fehlern zu reduzieren“, sagt Alfred Schmidt, ehemaliger G+D-Direktor für Banknotenbearbeitung. „Bei der zweiten Generation ging es darum, die Maschinen mit weiteren Funktionen auszustatten und die Abläufe in den Cash-Centern schlanker zu gestalten.“ Diese Funktionen gehören heute alle zum Standard der modernen Banknotenbearbeitung: das Ein- und Entpacken, Bündeln und das als „Online-Vernichtung“ bezeichnete Schreddern von Banknoten in einem Highspeed-Bearbeitungssystem.

Heute ist die dritte Generation der Banknotenbearbeitungsmaschinen im Einsatz. Selbst wenn sich die neuen Maschinen auf den ersten Blick kaum von jenen der Anfangszeit unterscheiden: Moderne Systeme wie die BPS® Mevo zeichnen sich nicht nur durch hochmoderne Technologie und Multifunktionalität aus, sie sind zudem sehr personalisierbar und können an alle Kundenwünsche angepasst werden. „Die neueste Generation der Banknotenbearbeitungssysteme ist von Anfang an auf Flexibilität angelegt“, sagt Mitterhuber: „Sie deckt nicht nur die aktuellen Bedürfnisse der Kunden ab, sondern auch die zukünftigen.“

Die Zukunft der Banknotenbearbeitung: ein Balanceakt

Wer in der Branche auch in Zukunft bestehen will, muss in der Lage sein, sich an neue Trends, Marktgegebenheiten und technologische Entwicklungen anzupassen. Dafür sollten die Akteure im Bargeldkreislauf verschiedene Vorgaben ausbalancieren: Prozess- und Kosteneffizienz auf der einen Seite und zunehmende ökologische Bedenken auf der anderen.

Eine Möglichkeit, diesen Balanceakt zu bewältigen, ist die Einführung neuer operativer Standards. Das NotaTray® Ökosystem beispielsweise reduziert nicht nur die Kosten für Material und Personal, während es gleichzeitig zu mehr Nachhaltigkeit beiträgt – sondern ermöglicht zudem, dass Prozesse am anderen Ende des Bargeldkreislaufs effizienter ablaufen. So lassen sich etwa anhand der NotaTrays ATM-Kassetten doppelt so schnell befüllen wie zuvor. Wenn weniger Verbrauchsmaterialien – beispielsweise Banderolen –verwendet werden, wird der Prozess gegen Störungen in der Lieferkette resilienter.

Aber nicht alles dreht sich darum, Prozesse möglichst reibungslos zu gestalten: Auch die Systeme selbst können optimiert werden. Bei der Produktion der zweiten und jüngsten Generation der NotaTrays etwa werden 50 % weniger CO2-Emissionen freigesetzt als bei den Vorgängermodellen.

„Wir testen kontinuierlich neue, innovative Methoden“, sagt Christian Mitterhuber. „Ich glaube, das NotaTray® Ökosystem kann den Bargeldkreislauf so revolutionieren, wie das Aufkommen des Frachtcontainers die globale Logistik revolutioniert hat.“

Abläufe können außerdem durch umfassendere Integration von digitalen Prozessen und datengetriebenen Entscheidungen optimiert werden. Durch verstärkte Datenanalyse, gepaart mit verbessertem Tracking in der Logistik, können Unternehmen den gesamten Bargeldkreislauf besser prognostizieren, planen und managen. So werden überflüssige Bargeldbestände vermieden und Lieferketten optimiert – wovon wiederum Umwelt und Klima profitieren.

„Digitalisierung und der zunehmende Austausch von Daten bringen aber nicht nur logistische und operative Vorteile mit sich, sondern verbessern auch die Zusammenarbeit der Akteure innerhalb der Branche. Und das sowohl im öffentlichen wie im privaten Sektor. Nie zuvor war der Zeitpunkt so günstig, die Stärken der verschiedenen Player zusammenzuführen“, sagt Christian Mitterhuber.

G+D bereitet als verlässlicher Partner den Weg für die Zusammenarbeit von Zentralbanken, Handelsbanken, Geldtransportunternehmen und anderen Akteuren. Dadurch wird ein schlankerer und effizienterer Bargeldkreislauf möglich. Und die verschiedenen Ökosysteme beruhen alle auf der Grundlage moderner Banknotenbearbeitungssysteme.

Key Takeaways

  1. Automatisierte Banknotenbearbeitungssysteme machen die Abläufe in Cash-Centern und im gesamten Bargeldkreislauf effizienter, zuverlässiger und nachhaltiger
  2. Die G+D-Pioniere Siegfried Otto and Helmut Gröttrup spielten eine entscheidende Rolle bei dieser Entwicklung.
  3. Mit zunehmender Digitalisierung und Vernetzung von Daten sollten die Akteure des Bargeldkreislaufs stärker zusammenarbeiten.
  1. Buckley, John P.; Lard, Allan E. (1920). Machine for assorting and counting money paper (U.S. Patent no. US1328263A) US Patent and Trademark Office.

Veröffentlicht: 31.10.2023

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