Zeigt Fehlendes Puzzleteil eines Puzzels von einer Weltkarte mit Südafrika im Fokus
#Tech Innovation

Konnektivität in Subsahara-Afrika – drei spannende Entwicklungen

Insights
5 Min.

Wie Menschen in Subsahara-Afrika das Internet nutzen, hängt sehr von den örtlichen Gegebenheiten ab. Der Markt ist zwar insgesamt stark auf physische SIM-Karten ausgerichtet, aber Unternehmen vor Ort haben eine ganze Reihe kreativer und anpassungsfähiger Lösungen enwickelt, wie etwa die Nutzung von M-PESA in Kenia zeigt. Jüngste Fortschritte im Bereich des Internets der Dinge (IoT) und auch der vermehrte Gütertransport auf der Straße deuten darauf hin, dass die Entwicklung der Konnektivität hier eine neue Richtung einschlägt.

Um die Bedürfnisse der Bevölkerung in Entwicklungsländern weltweit besser berücksichtigen zu können, haben die Vereinten Nationen das vorrangige Ziel „Konnektivität für alle“ bis 2030 gesetzt.1 Mehr als eine Milliarde Menschen leben in Afrika südlich der Sahara – ein großer Teil von ihnen in Ländern mit niedrigem und mittlerem Einkommen2,  und längst nicht alle haben Zugang zum Internet. Zudem gibt es Hinweise darauf, dass selbst die Nutzerinnen und Nutzer, die einen Zugang haben, ihren Anschluss nicht voll ausnutzen.

Während inzwischen 40 % der erwachsenen Bevölkerung in Subsahara-Afrika mit mobilen Internetdiensten verbunden sind, nutzen laut einem Bericht der weltweiten Industrievereinigung der GSM-Mobilfunkanbieter (GSMA) aus dem Jahr 2022 weitere 44 % gar keine Internetdienste – obwohl sie in Gebieten leben, die durch mobile Breitbandnetze abgedeckt werden.3 Usage Gap, zu Deutsch Nutzerlücke, wird dieses Phänomen genannt. Laut einer weiteren Studie leben südlich der Sahara rund 175 Millionen Menschen in Gegenden, die über gar keine mobilen Breitbanddienste verfügen.4

Und hier kommt noch eine interessante Zahl: Im Jahr 2022 verwendeten die Nutzerinnen und Nutzer in den untersuchten Gebieten das Smartphone nur für knapp die Hälfte ihrer Internetverbindungen.5 Es wird zwar erwartet, dass dieser Anteil bis 2025 auf 61 % ansteigt – aber das ist immer noch wenig.6 Das lässt darauf schließen, dass Smartphones derzeit noch für gut die Hälfte der Bevölkerung unerschwinglich sind.

Der Markt begegnet dieser Situation mit Innovationen. M-PESA, ein SMS-basierter Geldüberweisungsdienst, 2007 eingeführt vom großen kenianischen Mobilfunknetzbetreiber Safaricom, ist eine dieser Innovationen. Um den Dienst nutzen zu können, braucht man weder Smartphone noch Bankkonto. So werden gleich zwei Hürden umgangen, die den digitalen Zahlungsverkehr in diesen Regionen behindern:  

  1. mangelnde Verbreitung des Internets
  2. keinen oder nur eingeschränkten Zugang eines erheblichen Anteils der Bevölkerung zu einer Bank

M-PESA ist ein gutes Beispiel für die Kreativität, mit der die Telekommunikationsunternehmen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara Herausforderungen entgegentreten und die Reise zur universellen Konnektivität mit Innovationen vorantreiben.

Zwei Frauen benutzen ihre Smartphones auf einem Markt

Mehr Chancen durch Innovation

„Sicher, Chancen auf dem Markt zu entdecken, ist wichtig – aber wenn die Innovationen das eigene Leben ganz unmittelbar einfacher machen, ist der Antrieb noch größer“, sagt Jerusha Rooplall, Geschäftsführerin von G+D Mobile Security South Africa. In den Regionen Afrikas, für die sie zuständig ist – der Süden, die östlichen Bereiche von Zentralafrika sowie Teile Westafrikas einschließlich Nigeria –, boomen pfiffige Geschäftsideen, oft gerade wegen der schwierigen Bedingungen vor Ort. So gibt es zum Beispiel wegen der häufigen Stromausfälle in Südafrika – die hier „load shedding“ genannt werden – eine große Nachfrage nach Generatoren, kleinen batteriebetriebenen Wechselrichtern, die Solar- in Wechselstrom umwandeln, und Anlagen zur unterbrechungsfreien Stromversorgung (USV), erzählt Jerusha Rooplall.

Kenia, die Heimat von Safaricom und als Land der Technikbegeisterten bekannt, bietet beste Voraussetzungen für kleine Unternehmen. Hier benötigt man zum Beispiel nur ein Motorrad für einen Nebenjob als Kurier bei einem Unternehmen wie Takealot. Deshalb bieten immer mehr Menschen ihre Dienste als fahrende Boten an. Ein Fahrzeug mit einer Box zum Verstauen der Waren und ein internetfähiges Gerät, um die Lieferung zu tracken – mehr braucht es dafür nicht. Und der Markt wächst: So wie in anderen Ländern weltweit kaufen seit der COVID-Pandemie auch die Kundinnen und Kunden vieler südafrikanischer Einzelhandelsketten online ein und lassen sich die Waren nach Hause liefern. 

Weil es nur wenige Smartphones gibt, erklärt Jerusha Rooplall, ist ein Markt für kleine Router entstanden, die kleinen Unternehmen den Zugang zum Internet ermöglichen. Da diese die Haupteinnahmequelle der Mobilfunkanbieter sind, wird dieser Markt immer weiter vorangetrieben. Eine spannende Entwicklung, findet Jerusha Roplall. „Das sind keine großen Router, wie man sie vielleicht in einem Café mit 50 Plätzen finden würde. Diese kleineren Router unterstützen beim Aufbau kleinerer Unternehmen. Genau so werden wir in unserer Region die Wirtschaft voranbringen.“

“Selbstverständlich muss der Verkehr weiterfließen. Waren müssen nachverfolgt werden. Die Lieferkette muss so flexibel sein, dass sie sich anpassen kann, je nachdem, welche Straße an welchem Tag und in welchem Zustand befahrbar ist.“
Jerusha Rooplall
Managing Director G+D Mobile Security South Africa

Technologie zum Anfassen

Interessant ist die Vorliebe für physische SIM-Karten in der gesamten Region. Das ist zum Teil historisch bedingt, da die Kundinnen und Kunden ihre Anbieter an der Farbe der SIM-Karte erkennen und entsprechend in den Geschäften auswählen. Selbst in Südafrika tendiert der Markt zu günstigen Prepaid-Verträgen, die im Voraus bezahlt werden. Das Bedürfnis nach den modernsten Endgeräten ist eher gering.

Zwar wird erwartet, dass die Nachfrage nach eSIMs für Mobiltelefone in der Region wächst, noch steckt diese Entwicklung hier aber eher in den Kinderschuhen. Das liegt unter anderem am hohen Kostenbewusstsein der Nutzerinnen und Nutzer. Deswegen konzentrieren sich die Smartphone-Hersteller in dieser Region auch eher darauf, erschwinglichere Versionen ihrer Produkte auf den Markt zu bringen. Eine weitere Herausforderung für Mobilfunknetzbetreiber ist, dass die Infrastruktur kostenaufwendig aufgerüstet werden müsste, um Smartphones effektiv nutzen zu können. Deshalb bitten kleinere Betreiber hier öfters um die Unterstützung größerer Partner  oder des Staates, um die Kosten für notwendige Investitionen wie Sendemasten stemmen zu können. 

Natürlich werden die Menschen, die sich Smartwatches und andere Wearables leisten können, Möglichkeiten finden, sie zu nutzen, das ist in dieser Region allerdings eher ein Nischenmarkt. Aber es gibt andere Wachstumsbereiche für eSIMs in dieser Region, sagt Jerusha Rooplall.

Ein Mann versucht mit seinem Smartphone Empfang zu bekommen

Mit der Zukunft verbunden

Ein kurzer Blick auf die Karte macht deutlich: Für Logistiker ist  der Warentransport in Subsahara-Afrika nicht einfach. Nicht nur, dass die Entfernungen riesig sind, hier leben auch sehr viele Menschen in Ländern, die keinen direkten Zugang zum Meer haben. Der Gütertransport wird in Afrika aber immer noch davon geprägt, dass Lastwagen die Fracht aus Häfen, etwa in Mombasa in Kenia, Daressalam in Tansania und Durban und Kapstadt in Südafrika, ins Landesinnere transportieren.

Und das ist längst nicht alles, sagt Jerusha Rooplall und zählt weitere Herausforderungen für die Lieferkette auf, die in dieser Region gemeistert werden müssen: Die Zölle, Steuern und Abgaben, die bei Grenzübertritten fällig werden, müssen oft einzeln ausgehandelt werden. Zudem haben die Länder häufig unterschiedliche Mobilfunknetze, sodass teure Roaming-Gebühren anfallen können. Und dazu kommt die sehr reale Bedrohung durch regionale Konflikte, die sich zum Beispiel in der Demokratischen Republik Kongo (DRC) oder in der Zentralafrikanischen Republik auf alle Aspekte des täglichen Lebens – einschließlich des Güterverkehrs auf der Straße – auswirken.

„Der Verkehr muss natürlich weiterfließen“, sagte Jerusha Rooplall. „Dabei sollten die Waren getrackt und verderbliche Waren auf Temperatur, Feuchtigkeit und Ähnliches überwacht werden. Zudem muss die Lieferkette so flexibel sein, dass sie sich anpassen kann, je nachdem, welche Straße an welchem Tag und in welchem Zustand befahrbar ist.“

Organisationen wie der Common Market for Eastern and Southern Africa (COMESA) leisten hervorragende Arbeit, um Hindernisse für den Verkehr – auf der Straße und anderswo – zu beseitigen, erklärt Rooplall. Die Mitgliedsstaaten tun ihr Bestes, um die entsprechenden Strukturen für den Güterverkehr zu schaffen.

Die stetig fortschreitenden Entwicklungen im Internet der Dinge (IoT) machen es Logistikern immer leichter, die Herausforderungen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara effizient zu lösen. Mit Produkten wie Smart Labels (intelligente Etiketten) können Spediteure ihre Kartons in Echtzeit verfolgen. Die Etiketten können unter anderem Informationen über den Warenwert und die erforderliche Temperatur speichern. Fast zeitgleich entwickelt sich ein weiterer, spannender Markt rund um die Verarbeitung der Unmengen an Daten, die hier produziert werden. Da immer mehr Waren über Grenzen hinweg transportiert werden, wird der Markt weiter wachsen.

Die Voraussetzung hierfür ist eine nahtlose Konnektivität über Grenzen und Mobilfunknetze hinweg. Damit Kundinnen und Kunden alle Stationen ihrer Logistikketten stets im Blick behalten und ihre Waren nahtlos verfolgen können, wo immer sie sich gerade befinden, hat G+D, neben anderen Unternehmen, umfangreiche Kooperationsnetze mit Mobilfunknetzbetreibern und weiteren Anbietern in der Region aufgebaut.

G+D hat außerdem erheblich investiert, um seine Präsenz auf dem IoT-Track-&-Trace-Markt weiter zu stärken. Die weitere Entwicklung in den Bereichen Konnektivität und Mobilfunknetze in den Regionen Afrikas südlich der Sahara bleibt spannend. Die Erfahrung von G+D auf diesen Gebieten macht das Unternehmen zu einem idealen Partner für die innovativen Geschäftsideen, mit denen die Unternehmerinnen und Unternehmer die ganz eigenen Herausforderungen des Marktes angehen.

Key Takeaways

  • Klein- und Kleinstunternehmen sind die treibenden Kräfte hinter vielen Innovationen auf dem Kontinent: Kleine Router für Zusteller zum Beispiel steigern die Nachfrage nach Konnektivität.
  • Konnektivität ist in Afrika südlich der Sahara sehr hardwarebasiert: Physische SIM-Karten sind immer noch die Norm.
  • Da der Straßengüterverkehr innerhalb des Kontinents einen bedeutenden Teil des Gütertransports ausmacht, sind Innovationen wie Track & Trace über Smart Labels (neben anderen Lösungen) ein wichtiger Wachstumsbereich im Bereich der Konnektivität.
  1. Achieving universal connectivity by 2030, un.org

  2. The World Bank in Africa“, World Bank, updated April 5, 2023

  3. „The Mobile Economy: Sub-Saharan Africa 2022“, GSMA, 2022

  4. „Sub-Saharan Africa“, Q1 2023, GSMA, 2023

  5. „The Mobile Economy: Sub-Saharan Africa 2022“, GSMA, 2022

  6. Ibid

Veröffentlicht: 12.12.2023

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