Ein Mann bezahlt mit seinem Smartphone
#Digital Currency Ecosystem

Digitale Zahlungen online & offline tätigen

Technische Innovation

Bislang war das Senden und Empfangen digitaler Zahlungen ohne Internetverbindung eine große Herausforderung für den Zahlungsverkehrssektor. Technische Innovationen ermöglichen es nun, digitale Zahlungssysteme um Offline-Funktionen zu erweitern. Dadurch gelingt eine bessere finanzielle Inklusion, die Resilienz im Zahlungsverkehr wird erhöht und elektronische Zahlungen können mit bargeldähnlichen Funktionen ausgestattet werden.

Die Nutzung digitaler Zahlungskanäle steigt kontinuierlich – sei es im E-Commerce, am mobilen Point-of-Sale (POS), bei Banküberweisungen oder Transaktionen von Person zu Person. Für 2024 wird erwartet, dass der Wert der weltweit getätigten digitalen Zahlungen 12 Billionen US-Dollar erreichen wird, was einem Anstieg von 15 Prozent gegenüber 2023 entspricht. Für den Rest des Jahrzehnts wird mit einer durchschnittlichen Wachstumsrate von 13 Prozent gerechnet.1

Obwohl digitale Zahlungen zusehends beliebter werden, hat sich an der Art, wie Zahlungen offline abgewickelt werden, wenig geändert. Banknoten und Münzen sind nach wie vor das einzige Zahlungsmittel, das ohne ausreichende Internetverbindung und/oder zuverlässige Stromversorgung funktioniert. Wenn eines von beiden fehlt, werden Zahlungen verzögert oder abgelehnt, was für Endnutzer und Endnutzerinnen, Händler und Dienstleister gleichermaßen frustrierend ist. Die analoge und die digitale Welt unterscheiden sich deutlich: Bisher gibt es kein einheitliches Zahlungskonzept, das den Endnutzern und Endnutzerinnen nahtlose Offline- und Online-Transaktionen ermöglicht.2

Eine Lösung für die Verarbeitung und Abwicklung von Zahlungen in einem Offline-Umfeld zu finden, ist eine der großen Herausforderungen des digitalen Zahlungsverkehrs. Eine Aufgabe, die mit der steigenden Nachfrage nach Online-Transaktionen in abgelegenen, eher ländlichen Regionen der Welt noch dringlicher wird. Auch bei vielen Zentralbanken weltweit steht das Thema ganz oben auf der Agenda. Sie arbeiten an der Einführung einer digitalen Zentralbankwährung (CBDC), die unabhängig vom Grad der Konnektivität verwendbar sein soll. Entsprechend betrachten 98 Prozent der Zentralbanken die Offline-Zahlungsfunktion als eine wesentliche oder vorteilhafte Komponente für eine Retail-CBDC.3

Schwimmender Markt mit Booten, die Obst und Gemüse transportieren

Die digitale Zahlungslücke schließen

Was versteht man unter digitalem Offline-Zahlungsverkehr? Und wie funktioniert er?

Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) definiert den Begriff wie folgt: Bei einer digitalen Offline-Zahlung wird ein digitaler Geldtoken zwischen Geräten übertragen, ohne dass Zahlende und Zahlungsempfangende eine Netzwerkverbindung zu einem Hauptbuch (Ledger) oder Backend-System benötigen, um die Zahlung durchzuführen. Eine fehlende Netzwerkverbindung könnte beispielsweise durch einen System-/Stromausfall oder ein fehlendes bzw. schwaches Internet-/Telekommunikationssignal verursacht werden.

Bei einer echten Offline-Zahlung wird der ausgetauschte Wert sofort an den Zahlungsempfangenden übertragen, sodass dieser am Ende des Transfers über den Wert verfügen und ihn ausgeben kann (d. h., die Verarbeitung erfolgt unmittelbar offline). Dabei können sowohl Zahlende als auch Zahlungsempfangende zeitlich unbegrenzt offline bleiben.

Eine digitale Offline-Zahlungslösung würde die Lücke schließen, die bei reinen Online-Systemen besteht. Hierfür müssen die Akteure im Zahlungsverkehrs- und CBDC-Ökosystem jedoch noch einige Herausforderungen in den Bereichen Technologie, Sicherheit, Operativität und Konzeption meistern. Die Vorteile einer Offline-Funktionalität liegen auf der Hand – sowohl für die Anbieter von Zahlungsdienstleistungen als auch für ihre Kundinnen und Kunden:

  • Mehr finanzielle und digitale Inklusion: Derzeit können nur diejenigen an der digitalen Wirtschaft teilhaben, die Zugang zur vernetzten Welt haben. Das hängt nicht nur davon ab, ob ein Internetanschluss vorhanden ist, sondern auch davon, ob ein geeignetes Gerät wie ein Smartphone oder ein Laptop zur Verfügung steht, das als Schnittstelle zur digitalen Finanzwelt dient. Eine digitale Zahlungslösung mit Offline-Funktionalität könnte zu einer stärkeren finanziellen Inklusion beitragen, insbesondere wenn sie durch Wallet-Formate und Transaktionsprozesse unterstützt wird, die intuitiv, einfach zu vertreiben und kostengünstig in der Herstellung sind (z. B. für Featurephones, Karten und Armbänder).
  • Höhere Resilienz im Zahlungsverkehr: Selbst in hoch entwickelten Volkswirtschaften sind Internetverbindungen nicht immer durchgehend vorhanden. Länder wie Großbritannien, Neuseeland und Griechenland sind nicht unter den Top 20 der Welt, wenn es um die Zuverlässigkeit des mobilen Internetzugangs geht.4 Vorübergehende Netzausfälle sind auch in westlichen Ländern keine Seltenheit: So führte eine kürzlich in den USA aufgetretene Netzstörung dazu, dass das mobile Internet für einen Großteil der Nutzerinnen und Nutzer in amerikanischen Großstädten für elf Stunden nicht verfügbar war.5 In einigen afrikanischen Ländern südlich der Sahara (z. B. Äthiopien, Angola und Sudan) ist das Netz zwar relativ zuverlässig, basiert aber noch auf 2G- und 3G-Technologie, was die unterstützten Gerätetypen und Anwendungen einschränkt.6 Um die Resilienz eines digitalen Zahlungssystems zu erhöhen, wäre eine Offline-Lösung für die Zahlungsverkehrsinfrastruktur daher sehr hilfreich. Eine Offline-Lösung würde zu einem sicheren und verlässlichen Bezahlsystem führen, das nicht nur bei einer schnellen Internetverbindung funktioniert, sondern Transaktionen überall und zu jeder Zeit ermöglicht. Ein digitales Zahlungssystem muss auch bei unvorhergesehenen Ereignissen wie Naturkatastrophen oder Wirtschaftskrisen zuverlässig funktionieren. Die Möglichkeit für Online- und Offline-Zahlungen würde die Robustheit des gesamten Zahlungsverkehrs erhöhen und das Vertrauen der Öffentlichkeit in das System stärken.
  • Digitale Zahlungen mit bargeldähnlichen Merkmalen: Bargeld hat viele überzeugende Eigenschaften: Es ist universell einsetzbar, der Umgang damit leicht zu verstehen, der Geldtransfer ist vertraulich und es erfordert wenig Finanzwissen. Und natürlich funktioniert es in einem zu 100 Prozent analogen Umfeld. Die Zentralbanken sind sich weitgehend einig, dass eine zukünftige CBDC in puncto Privatsphäre dem Bargeld so nah wie möglich sein sollte. Für die heutigen digitalen Zahlungssysteme gilt das bisher nicht. Elektronische Transaktionen hinterlassen in der Regel eine Datenspur oder einen digitalen Fußabdruck, was bei manchen Kundinnen und Kunden Datenschutz- und Sicherheitsbedenken hervorruft. Die Integration einer Offline-Komponente in ein digitales Zahlungssystem könnte diese Bedenken zerstreuen. Aus technischer Sicht können Offline-Zahlungen anonyme Transaktionen unterstützen und den Endnutzern und Endnutzerinnen die Freiheit geben, zwischen nachverfolgbaren Online-Transaktionen und anonymeren Offline-Transaktionen zu wählen. Auf diese Weise behalten sie die Kontrolle über ihre Daten und ihre Privatsphäre.
Eine Frau zahlt digital

Offline-Funktionalität: warum alle profitieren

Die Bereitstellung von Offline-Lösungen für digitale Zahlungen verspricht Vorteile für alle Beteiligten: Verbraucherinnen und Verbraucher, Händler, Unternehmen und Regulierungsbehörden.

  • Verbraucher und Verbraucherinnen: Die Offline-Fähigkeit ermöglicht sichere und zuverlässige Zahlungen, auch wenn Endnutzer und Endnutzerinnen gerade keine Verbindung haben. Die häufigsten Anwendungsfälle für Verbraucher und Verbraucherinnen sind Peer-to-Peer-Zahlungen zwischen Privatpersonen (P2P; Person-to-Person) und Zahlungen bei Händlern (P2B; Person-to-Business).
  • Geschäftsbanken und FinTechs: Finanzdienstleister können ihr Angebot für Kundinnen und Kunden attraktiver gestalten, indem sie Offline-Funktionen in ihre Zahlungssysteme integrieren. Die verbesserte Resilienz gegenüber Netzstörungen und -ausfällen minimiert mögliche damit verbundene Umsatzeinbußen und Kundenfluktuation. Sie können zudem einen größeren Kundenkreis adressieren, unabhängig davon, wo diese Kundinnen und Kunden leben oder wie gut sie sich in Finanzangelegenheiten auskennen. Ein Online-/Offline-Ansatz ermöglicht es den Finanzdienstleistern außerdem, ihr Angebot zu differenzieren. Das Spektrum reicht von tokenisierten Depots auf Wallets und Apps, die auf unterschiedliche Kundengruppen zugeschnitten sind, bis hin zur Entwicklung von Produkten und Dienstleistungen für Händler, damit diese digitale Offline-Zahlungen problemlos akzeptieren können. Innovative Dienstleistungen wie Machine-to-Machine-Zahlungen (M2M) für Industriekunden lassen sich auf diese Weise ebenfalls bereitstellen.
  • Anbieter von mobilen Zahlungsmitteln (Mobile Money; MoMo): MoMos bieten eine leicht zugängliche Plattform für digitale Transaktionen und leisten damit bereits einen wichtigen Beitrag zur finanziellen Teilhabe, insbesondere in Entwicklungsländern. Derzeit ist dafür allerdings mindestens eine 2G-Verbindung zum Mobilfunknetz erforderlich, was Transaktionen in abgelegene und ländliche Gebiete erschwert. Mobilfunknetzbetreiber können aufeinanderfolgende duale Offline-Zahlungen einführen, die Transaktionen auch ohne stabile Netzverbindung ermöglichen. Davon  könnten insbesondere Personen profitieren, die bisher nicht über die Voraussetzungen für Online-Zahlungen verfügen oder in Regionen mit instabiler Netzanbindung leben. Das würde die Zahl potenzieller Kundinnen und Kunden und somit die Bedeutung von MoMos für Inklusion und Wirtschaftswachstum vergrößern.
  • Industrie: Die Nachfrage nach Machine-to-Machine (M2M)-Interaktionen, die Transaktionen autonom und sicher zwischen Maschinen über ein tokenisiertes Zahlungssystem ausführen, wird steigen. Insbesondere da immer mehr Unternehmen Teil der Industrie 4.0 werden und auf IoT-Anwendungen setzen. In hochsicheren Produktionsanlagen kann es sogar wünschenswert sein, M2M-Transaktionen offline, d. h. ohne Netzverbindung, durchzuführen. Durch die Minimierung der Online-Exposition könnte diese Lösung dazu beitragen, das Gefahrenpotenzial durch Cyberbedrohungen zu verringern und wichtige Unternehmensdaten zu schützen.
  • Handel: Bei Transaktionen mit Offline-Token handelt es sich um unmittelbare und endgültige Transaktionen, was bedeutet, dass das Geld dem Empfänger oder der Empfängerin umgehend zur Verfügung steht. Für den Handel bieten Offline-Transaktionen den Vorteil einer sofortigen Verbuchung des Geldes im Vergleich zu den ein bis drei Tagen, die eine Zahlung per Karte oder Smartphone in Anspruch nimmt.
  • Zentralbanken: Resilienz und finanzielle Inklusion sind für Zentralbanken zwei wichtige Beweggründe, diesen Ansatz zu verfolgen. Durch die Erweiterung einer CBDC um Offline-Funktionen können Zentralbanken sicherstellen, dass ihr Angebot alle Bürgerinnen und Bürger erreicht, auch diejenigen, die nur begrenzten oder gar keinen Zugang zum Internet haben.

G+D Filia® Unplugged: wegweisende Innovation

G+D Filia® Unplugged ist eine neue Lösung, die den digitalen Zahlungsverkehr offlinefähig macht. Sie lässt sich nahtlos in bestehende Zahlungsangebote integrieren, zum Beispiel in das Tokenized Deposit System einer Geschäftsbank, ein Instant Payment System oder einen Mobile Money Service.

G+D Filia® Unplugged ist Teil einer Technologielösung, die von Zentral- und Geschäftsbanken auf der ganzen Welt getestet wurde:

  • Im Rahmen des CBDC-Pilotprojekts für den brasilianischen Digital Real Electronic (DREX) ist G+D eine Partnerschaft mit der Banco do Brasil eingegangen, um eine Offline-Zahlungslösung zu testen. Das Projekt untersucht Anwendungsfälle für Zahlungen mit der brasilianischen Digitalwährung in Situationen, in denen keine Internetverbindung oder Elektrizität verfügbar ist.
  • Gemeinsam mit der Standard Chartered Bank hat G+D die Testphase im Rahmen des e-HKD-Pilotprogramms der Hong Kong Monetary Authority (HKMA) abgeschlossen. Untersucht wurde die Speicherung und Verarbeitung eines hypothetischen e-HKD über Wallets auf Smartcards, Handys und Wearables. Das Bezahlsystem erlaubte in vollem Umfang Transaktionen, ohne dass dafür eine Internetverbindung, Strom oder eine Drittpartei für die Abwicklung erforderlich war.

Diese Initiativen zeigen, dass Offline-Zahlungen das fehlende Glied im digitalen Zahlungsverkehr sind. Die Einführung von Offline-Zahlungen kann die finanzielle Inklusion und die Belastbarkeit von Zahlungen verbessern, bargeldähnliche Funktionen in der digitalen Welt unterstützen und innovative Anwendungsfälle für die Tokenized Economy fördern. Die digitale Revolution des Zahlungsverkehrs nimmt damit Fahrt auf und geht in die nächste Runde.

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Key Takeaways

  • Die Einführung offlinefähiger digitaler Zahlungsmöglichkeiten ist der nächste bedeutende Meilenstein für den Zahlungsverkehrssektor.
  • Damit wird eine seit Langem bestehende Lücke im Bereich des digitalen Zahlungsverkehrs geschlossen. Dies kann die finanzielle Inklusion verbessern und die Widerstandsfähigkeit des gesamten Zahlungssystems erhöhen.
  • Die Vorteile der Offline-Funktionen dürften für alle Beteiligten von Nutzen sein – für Verbraucherinnen und Verbraucher und Händler ebenso wie für Finanzdienstleister und Industrieunternehmen.
  • Technologien wie G+D Filia® Unplugged haben die Praxistauglichkeit aufeinanderfolgender dualer Offline-Zahlungen bereits in Pilotprojekten unter Beweis gestellt.
  1. Digital Payments – Worldwide, Statista Market Insights, 2024

  2. A central bank digital currency for offline payments,  Bank of Canada, 2023

  3. Project Polaris: A handbook for offline payments with CBDC, Bank for International Settlements, 2023

  4. The Opensignal Global Reliability Experience Report, Opensignal, 2024

  5. African smartphone users see a diverse mobile experience across the continent, OpenSignal, 2023

  6. AT&T Outage Shines A Spotlight On Network Dependability, Forrester, 2024

Veröffentlicht: 09.07.2024

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