Ein Mann bezahlt an einem Tresen kontaktlos mit seinem Smartphone
 
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Warum wir bald digitales Geld haben

Annual Report
10 Min.

Kann Geld außer in Form von Banknoten und Münzen auch rein digital existieren? Ja – und das wird auch bald schon so sein. Giesecke+Devrient unterstützt rund um den Globus Staaten dabei, in den nächsten Jahren sicheres digitales Zentralbankgeld – auch Central Bank Digital Currency, kurz CBDC genannt - herauszubringen. Dann ist auf Mobiltelefonen, Smartwatches oder Karten ein gesetzliches Zahlungsmittel digital gespeichert, das z. B. für Einkäufe oder eine Überweisung verwendet werden kann.

Bargeld in Form von Münzen und Scheinen gibt es seit hunderten von Jahren, bargeldlosen Zahlungsverkehr hingegen erst seit einigen Jahrzehnten. Doch Kredit- und EC-Karten, Onlinebanking oder Systeme wie PayPal und GooglePay sind streng genommen nur Transaktionen mit sogenanntem Buchgeld. Dieses wird immer von einem Bankkonto des Kunden oder der Kundin abgebucht und jemand anderem gutgeschrieben. Echtes digitales Geld aber, das man überall unabhängig von einem Konto einsetzen kann und das als gesetzliches Zahlungsmittel von Staaten garantiert wird, gibt es noch nicht. „Doch das wird sich bald ändern“, ist Raoul Herborg, Business Lead Digital Currencies, G+D, sicher. Nicht zuletzt die Corona-Pandemie hat den Trend verstärkt, dass immer mehr Menschen auf der ganzen Welt digital bezahlen wollen.

Derzeit erfüllt keine der vielen Bezahlmöglichkeiten am Markt alle Bedürfnisse von Staaten, Unternehmen und Verbraucherinnen und Verbrauchern gleichzeitig. „Digitale Zentralbankwährungen kommen diesem Maximalanspruch aber sehr nah. Sie verbinden die Vorteile von Bargeld mit dem Komfort und der Schnelligkeit bargeldloser Transaktionen“, fasst Herborg zusammen. Deswegen ist die Entwicklung auch in voller Fahrt: Die Europäische Zentralbank (EZB) will bis Mitte 2021 eine Entscheidung zur Einführung eines Digitalen Euro fällen. China hat zu den Olympischen Winterspielen 2022 bereits digitales Zentralbankgeld im Umlauf angekündigt. Viele weitere Staaten wie etwa Indien, Südafrika, Kanada und Japan werden voraussichtlich bald folgen.

„Wer digitales Zentralbankgeld verstehen will, kann sich einfach merken: CBDC funktioniert wie Bargeld, nur in elektronischer Form“, so Herborg. Damit grenzt sich echtes Digitalgeld klar von Angeboten wie dem Bitcoin oder der geplanten Facebook-Werteinheit Diem ab. Das sind keine universellen gesetzlichen Zahlungsmittel, sondern privatwirtschaftlich kreierte Bezahlformen, die auf bestimmte Kundenkreise begrenzt sind und teils zu Finanzspekulationen genutzt werden. CBDC hingegen wird nur von Staaten erzeugt, in Umlauf gebracht und kontrolliert werden. Es ist unabhängig von finanziellen Interessen privatwirtschaftlicher IT-Giganten. Außerdem könnte es – bis zu bestimmten Wertgrenzen – die Privatsphäre genauso schützen wie Bargeld: Man muss nicht im Rahmen eines Kundenvertrags persönliche Daten angeben und hinterlässt auch keine digitalen Spuren beim Einkaufen, die andere dann wieder für ihre Geschäftszwecke nutzen können. „Allerdings sollte Digitalgeld Kontrollmechanismen z. B. gegen Geldwäsche und Steuerhinterziehung enthalten“, betont Herborg.

Als gesetzliches Zahlungsmittel kann CBDC von Bürgerinnen und Bürgern und Unternehmen für alle Bezahlvorgänge genutzt werden. Dafür braucht man noch nicht einmal ein Bankkonto, denn es kann direkt z. B. auf dem Smartphone oder einer Smartwatch gespeichert werden. Aber auch Karten – im Volksmund liebevoll „Plastikgeld“ genannt – kommen in Frage. „Digitalgeld auf dem Speichermedium Karte hat den Vorteil, dass man damit auch ohne Internet bzw. Mobilfunknetz und theoretisch sogar während eines Stromausfalls bezahlen könnte. Außerdem haben auch noch nicht alle Menschen auf der Welt ein Smartphone“, berichtet Herborg. Weitere Vorteile: Beim Bezahlen mit Digitalgeld entstehen – anders als z.B. bei Kreditkarten – keine zusätzlichen Kosten für Verbraucher und Verbraucherinnen oder ihre Geschäftspartner, z.B. Einzelhändler oder Gaststätten. „All das zusammen erfüllt auch einen wichtigen gesellschaftlichen Zweck“, hebt Herborg hervor. „Digitales Zentralbankgeld fördert die finanzielle Inklusion, denn Millionen von Menschen in Entwicklungs- und Schwellenländern verfügen gar nicht über ein Bankkonto oder andere Infrastruktur wie etwa Bargeldautomaten oder schnelles Internet.“

Aber kann so etwas wirklich sicher sein? „Das künftige System des digitalen Zentralbankgeldes wird allerhöchsten Sicherheitsanforderungen genügen. Und diese müssen auch dann noch Bestand haben, wenn das Zeitalter der Quantencomputer anbricht“, hebt Herborg hervor. Noch ist nicht bekannt, wie genau Staaten die CBDC-Infrastruktur gestalten wollen. Sehr wahrscheinlich wird es aber dabei bleiben: Zentralbanken treten nicht direkt in Kontakt zu Unternehmen und Verbraucherinnen und Verbrauchern. Sie fungieren als eine Art digitale Geldfabrik, die Geschäftsbanken bestimmte Summen zur Verfügung stellt, die diese dann an die Akteure des Wirtschaftskreislaufs weiterreichen. Doch bei allen Vorteilen einer digitalen Zentralbankwährung: Das Bargeld völlig abzuschaffen, wäre ganz und gar nicht klug. Gerade während der Corona-Pandemie zeigte sich, dass auch der Bedarf an Banknoten weltweit stark gestiegen ist. „Bargeld ist und bleibt unverzichtbar für die Robustheit unserer modernen Gesellschaften“, ist sich Herborg sicher.

Digitales Zentralbankgeld könnte die Welt des Bezahlens revolutionieren – und das nicht nur im Bereich des privaten Konsums. Im Internet der Dinge (IoT) sind bereits zigtausende Sensoren und Maschinen vernetzt – und stündlich werden es mehr. Mit sicherem Digitalgeld werden digitale Geschäftsmodelle noch effizienter oder überhaupt erst möglich – etwa, wenn vernetzte Industriemaschinen automatisch Zahlungen nach einer ordnungsgemäß erfolgten Lieferung auslösen oder der internetfähige LKW automatisch Autobahnmaut bezahlt. CBDC ist damit nicht nur angenehm für unseren vernetzten Lebensstil, sondern auch ein wichtiger Beschleuniger von wirtschaftlicher und gesellschaftlicher Modernisierung. G+D will diesen Trend maßgeblich mitgestalten und hat ein eigenes umfassendes Digitalgeld-Konzept namens Filia® entwickelt. Von den 145 Zentralbanken auf der ganzen Welt, die bereits G+D-Sicherheitslösungen vertrauen, haben einige schon Pilotprojekte mit uns gestartet. Die Zentralbanker eines G20-Staates bescheinigten sogar: G+D ist bei CBDC weiter als jeder andere Akteur im Markt.

Veröffentlicht: 31.03.2021

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