Wer den Wirtschaftsteil der Zeitung liest, dem wird nicht entgangen sein, dass die Halbleiterindustrie in den letzten Monaten einen Umbruch erlebt hat. Insbesondere auf die Autoindustrie und Unterhaltungselektronikbranche, deren Produktion ins Stocken kommt, hat dies enorme Auswirkungen. Aber auch viele andere Branchen sind auf Chips angewiesen und sind ebenfalls betroffen. Ihnen wird jedoch kaum Beachtung geschenkt.
Im Lauf der letzten zehn Jahre ist die Nachfrage nach Chips gestiegen, da sie für immer mehr Geräte, von Autos und Spielkonsolen bis hin zu Smartphones und intelligenten Zählern, gebraucht werden.
Neben dieser wachsenden Nachfrage haben Handelsstreitigkeiten – zum Beispiel zwischen China und den USA – und die Corona-Pandemie zu unerwünschten Turbulenzen geführt. Einige Hersteller bestellten im Jahr 2020 mehr Chips als üblich, um angesichts der pandemiebedingten Unsicherheit auf Nummer sicher zu gehen. Jene Unternehmen, die die Bestellmenge hingegen zu Beginn der Pandemie reduzierten, haben nun Schwierigkeiten, Chips zu bekommen, obwohl die Nachfrage nach ihren Produkten wieder steigt. Das Angebot kann einfach nicht mit der Nachfrage Schritt halten. Die Folge? Eine weltweite Chipknappheit und somit deutlich längere Lieferzeiten.
Einfach mehr herstellen und liefern? Das ist leichter gesagt als getan. Foundries, also Halbleiter-Hersteller, arbeiten Berichten zufolge mit voller Kapazität. Der Aufbau neuer Anlagen dauert Jahre und ist äußerst kostspielig. Am Ende bekommen es die Verbraucher zu spüren, wenn die Preise steigen oder sie länger auf ihre Geräte warten müssen.
Obwohl Automobil-, Computer- und Elektronikhersteller zusammen mit Telekommunikationsunternehmen weltweit die größte Chipnachfrage haben, sind auch andere Branchen darauf angewiesen. Bezahlkarten sind zwar nicht in derselben Preisklasse wie ein Tesla oder eine PlayStation, haben aber dennoch eine wichtige Bedeutung für Milliarden von Menschen und Unternehmen auf der ganzen Welt.