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Auf der Suche nach Stabilität in der Kryptowelt: Sind Stablecoins die Antwort?

Expertenmeinung
7 Min.

In den letzten Jahren haben wir den rasanten Aufstieg des neuen Krypto-Assets Stablecoins erlebt. Das Marktvolumen wächst schnell.

Fast jeden Tag sorgen Krypto-Assets für Schlagzeilen – aber unter den Hunderten von neuen, hochvolatilen Krypto-Assets, die jedes Jahr auf den Markt kommen1, gibt es auch weniger volatile, die unsere Aufmerksamkeit verdienen – Stablecoins. Bei Stablecoins wuchs das Marktvolumen von 6 Mrd. USD im Jahr 2020 auf 170 Mrd. USD im Jahr 2022.2

Stablecoins zielen darauf ab, „einen stabilen Wert im Verhältnis zu einem bestimmten Vermögenswert aufrechtzuerhalten“.3 Sie können durch Fiatwährungen, Rohstoffe (Gold, Silber, Öl usw.), Krypto-Assets wie Bitcoin oder Ether oder algorithmische Mechanismen gestützt werden. Diese beruhen dabei auf Marktmechanismen, um ihren Preis stabil zu halten.

Noch nie war die digitale Bezahllandschaft so komplex und vielfältig wie heute. Rund um den Globus treiben derzeit viele Länder die Entwicklung von digitalen Zentralbankwährungen (Central Bank Digital Currencies, CBDCs) voran.

G+D arbeitet mit Zentralbanken zusammen, um die Entwicklung von CBDCs zu unterstützen, und baut als Technologieführer in allen Bereichen des Zahlungsverkehrs seine Expertise in der gesamten Bezahllandschaft aus. Im Jahr 2020 investierte G+D Ventures in das Unternehmen METACO, das sicherheitskritische Infrastruktur für digitale Assets anbietet. Die Verwahrung von digitalen Vermögenswerten ist ein Grund, warum Nutzerinnen und Nutzer dem Krypto-Ökosystem vertrauen – die Technologie ist sowohl für CBDCs als auch für Stablecoins wichtig.

Auf den ersten Blick mag es so aussehen, als ob Stablecoins ähnliche Vorteile wie CBDCs bieten könnten. Was sind also – abgesehen von den Emittenten – die entscheidenden Unterschiede zwischen Stablecoins und CBDCs? Und welches Potenzial haben Stablecoins, insbesondere im Vergleich zu anderen digitalen Bezahllösungen? Wie könnte sich ihre Zukunft entwickeln? Andreas Barthelmes, Associate bei G+D Ventures, gibt Einblicke in die Welt der Stablecoins und erklärt uns, was die Zukunft bringen könnte.

Die Unterschiede zwischen CBDCs und Stablecoins

Einfach ausgedrück, sind CBDCs von einer Zentralbank ausgegebene digitale Währungen, während Stablecoins in der Regel privat ausgegeben werden. Hinzu kommt, so Andreas Barthelmes, „dass Stablecoins keine universelle Akzeptanz haben, wie es bei einer CBDC der Fall wäre. Jeder Akteur muss entscheiden, ob er dem Asset vertraut und es als Zahlungsmittel akzeptiert. Die digitalen Währungen der Zentralbanken hingegen wären ein gesetzliches Zahlungsmittel mit üblicherweise breiter bis universeller Akzeptanz.“ Ein weiterer wichtiger Aspekt sei die Frage des Vertrauens, so Barthelmes: „Stablecoins basieren auf einem sehr sicheren System (in der Regel einer Blockchain), dennoch weiß man oft nicht, wer dahintersteckt und wo mögliche Schwachstellen im System liegen könnten. Zentralbanken, die großes öffentliches Vertrauen genießen, sichern die Währung ab und tragen auch die Verantwortung für die CBDCs. Die Absicherung von Stablecoins wird dagegen meist von privaten Emittenten garantiert – theoretisch kann das fast jeder sein.“

Und dann gibt es noch einen Unterschied in der Marktreife. „Stablecoins waren recht schnell im Markt, was auch an einer größeren Risikobereitschaft der privaten Emittenten liegt. Zentralbanken brauchen jedoch – aus gutem Grund – länger für die Markteinführung. Die Gründe dafür sind, dass CBDCs mit Offline-Funktionen ausgestattet und auf unterschiedliche Weise in das Ökosystem integriert werden, um sie zu einer vertrauenswürdigen Ergänzung zum Bargeld zu machen. Aktuell befinden sich die digitalen Währungen der Zentralbanken größtenteils in einem frühen Pilotstadium, wobei das einzige größere Projekt derzeit in China läuft. Stablecoins hingegen haben bereits eine größere Verbreitung im Markt.“

Im Gegensatz zu Stablecoins können CBDCs auch zusätzliche Vorteile für die Gesellschaft bringen und beispielsweise die finanzielle Inklusion gewährleisten.

“Meiner Meinung nach sind Stablecoins per Design global. Auf der Grundlage der DLT-Technologie sind grenzüberschreitende Transaktionen einfacher und kostengünstiger als aktuell möglich. Außerdem sind keine Konvertierungen bei grenzüberschreitenden Transaktionen erforderlich. Andererseits sind grenzüberschreitende Transaktionen mit Stablecoins aus regulatorischer und steuerlicher Sicht ein potenzielles Problem“
Andreas Barthelmes
Associate at G+D Ventures

Stablecoins im Einsatz

Die Welt der Krypto-Assets kann verwirrend sein. Werfen wir deshalb einen Blick auf Stablecoins in der Praxis. Wo werden sie eingesetzt? Und welche Herausforderungen gibt es dabei?

Die Recherche von Andreas Barthelmes hat ergeben: „Was wir derzeit auf dem Markt sehen, ist eine Nutzung für Investitionszwecke. Im Vergleich zu Bitcoin und Co. sind Stablecoins eher ein stabiles Krypto-Asset und viele Investoren haben beschlossen, ihre Gewinne zu realisieren, indem sie ihre hochvolatilen Krypto-Assets in Stablecoins umwandeln. Es gibt jedoch noch weitere interessante Anwendungsfälle für Stablecoins, sowohl in der Krypto-Welt (z. B. für dezentrale Finanzprojekte) als auch in der realen Welt (z. B. für Händler- oder B2B-Zahlungen).“

Der vielleicht bekannteste Stablecoin ist Diem (ehemals Libra), der von einem Konsortium 2019 angekündigt wurde. Diesem Konsortium gehörte auch Mark Zuckerbergs Unternehmen Meta (ehemals Facebook) an. Aufgrund behördlicher Hürden und wirtschaftlicher Herausforderungen wurde das Projekt allerdings im Februar 2022 eingestellt. Im Jahr 2021 gab Visa bekannt, dass das Unternehmen daran arbeitet, Stablecoins für seine Zahlungsabwicklung zu nutzen. Mastercard arbeitet an einem ähnlichen Projekt. Anfang Januar 2022 bestätigte PayPal Gerüchte, dass sich das Unternehmen mit Stablecoins befasst. Mit der Erforschung dieser neuen Bezahloptionen durch die Finanzinstitute hält die aufstrebende Welt der Stablecoins Einzug in Mainstream-Anwendungen. Dennoch gibt es zahlreiche Herausforderungen, wie z. B. Diem gezeigt hat. 

Der Status von Stablecoins

Stablecoins sind zwar eine stabilere Alternative zu herkömmlichen Krypto-Assets, aber sie haben auch ihre Nachteile. „Sie bieten einen geringen Verbraucherschutz, stellen ein Risiko für die geldpolitische Souveränität dar und könnten zur Geldwäsche verwendet werden. Schließlich gibt es in vielen Ländern nach wie vor eine unklare Regulatorik“, so Barthelmes.

Stablecoins basieren in der Regel auf der DLT-Technologie, einer dezentralen Datenbank für Transaktionen, die Sicherheit, Transparenz und Datenschutz gewährleistet. Die technische Grundlage der CBDCs kann ähnlich sein, muss es jedoch nicht.

Infografik Stablecoins: Das Ökosystem der digitalen Vermögenswerte

Die Entwicklung in der Zukunft

Andreas Barthelmes fasst zusammen: „Das Hauptproblem bei Stablecoins ist nach wie vor das Vertrauen – Mechanismen, die das Vertrauen in den Emittenten sicherstellen, können Stablecoins in Zukunft wettbewerbsfähig machen, während dieses Vertrauen bei CBDCs von vornherein da ist.“

Zentralbanken, die eine digitale Währung für den Endnutzer entwickeln wollen, beobachten die Entwicklung von Stablecoins sicherlich genau. Es ist durchaus möglich, dass CBDCs und Stablecoins in Zukunft nebeneinander existieren können, da beide sehr unterschiedliche Leistungsversprechen haben, wobei sich CBDCs auf den täglichen Gebrauch der Endkunden und Endkundinnen konzentrieren. Wenn CBDCs großflächig auf den Markt kommen, werden wir sehen, ob beide auf lange Sicht als neues Zahlungsmittel nebeneinander bestehen können.

  1. Going For Broke in Cryptoland, New York Times, 2021

  2. Stablecoins, The Block, 2022

  3. Novera Capital, Financial Stability Board, 2020

Veröffentlicht: 17.03.2022

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