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Der Weg zu einem grünen Produktportfolio

Insights

Wie andere verantwortungsbewusste Unternehmen auf der ganzen Welt ist auch G+D auf dem Weg, sein umfassendes Produktportfolio für eine nachhaltige Zukunft weiterzuentwickeln. Aber wie reduziert man die Umweltauswirkungen von Produkten effektiv und verantwortungsvoll? Wir haben mit zwei G+D-Nachhaltigkeitsexperten gesprochen, die uns von ihren Erfahrungen und Erkenntnissen berichtet haben.

Das Thema Nachhaltigkeit steht heutzutage auf jeder Unternehmensagenda ganz oben. Will man als verantwortungsbewusste Organisation die ökologischen Auswirkungen seiner Geschäftstätigkeit reduzieren, hat das mitunter weitreichende Veränderungen zur Folge.

Die Gründe für den Wandel sind vielfältig: Intern wird er von Führungskräften, Managementteams, Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern vorangetrieben, die ihre Ressourcen und Energien einsetzen, um das Unternehmen auf „Net Zero“ auszurichten. Und auch Kunden und Geschäftspartner, lokale Gemeinschaften, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Gesetzgeber, Aktionäre und Investoren forcieren Veränderungen. Die jeweiligen Nachhaltigkeitsziele sind oft so vielfältig wie die Akteurinnen und Akteure selbst.

Der Ruf nach mehr Nachhaltigkeit zeugt von einem neuen Bewusstsein für die großen gesellschaftlichen Herausforderungen und dem Wunsch, Teil der Lösung zu sein. Dabei ist die gesamte Wirtschaft gefordert. „In diesem Jahrzehnt ist aktives Handeln gefragt und es ist unerlässlich, dass sich jedes Unternehmen mit seinen Auswirkungen auf den Klimawandel auseinandersetzt“, betont John Revess, Vizepräsident des World Business Council for Sustainable Development, in dem mehr als 200 multinationale Unternehmen Mitglied sind.1 Gavin Patterson, ehemaliger CEO von BT und Chairman von Salesforce, hat die Klimakrise als „die Herausforderung – und die Chance – unseres Lebens“ bezeichnet, „die von uns allen verlangt, uns ehrgeizige Ziele zu setzen und für den Aufbau einer besseren Gesellschaft zusammenzuarbeiten“.2

Eine verantwortungsvolle Aufgabe, die für G+D Ansporn für Veränderungen und Innovation ist. Im Rahmen eines breit angelegten Programms von ESG-Zielen gestaltet das Unternehmen sein Produktportfolio noch nachhaltiger – ein Prozess, der, wie bei anderen Unternehmen auch, mehrere Jahre in Anspruch nehmen wird. Eines der wichtigsten Ziele lautet, bis 2040 75 Prozent des Umsatzes mit grünen Produkten zu erwirtschaften. Und natürlich müssen auch ambitionierte Nachhaltigkeitsziele messbar und überprüfbar sein. Das sieht auch der Gesetzgeber so und verpflichtet Unternehmen, ihre Umweltaussagen künftig zu belegen3.

Doch wie lässt sich ein Produktportfolio umweltfreundlicher gestalten? Wir haben Andreas Lamina, Leiter der Abteilung Corporate Sustainability, und Frank Krüger, Director der Abteilung Corporate Sustainability bei G+D, gefragt, wie der Weg zu nachhaltigen Produkten aussieht und welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben. Im Folgenden haben wir sieben ihrer Erkenntnisse zusammengestellt:

 

1. Klar definieren, was man unter „grün“ versteht

„Die grüne Produktagenda eines Unternehmens sollte damit beginnen, dass man sich intern darüber klar wird, was am Ende erreicht werden soll“, sagt Andreas Lamina. „Für G+D ist das Ziel eindeutig: Wir möchten einen Beitrag zum Schutz der Umwelt leisten. Deshalb konzentrieren wir uns auf die Faktoren, mit denen wir den ökologischen Fußabdruck unserer Produkte verringern. Anders als einige andere Unternehmen, die teilweise eher ,Greenwashing‘ zu betreiben scheinen, arbeiten wir an ESG-Lösungen, die authentisch und überprüfbar sind.“

Die Idee dahinter ist jedoch folgende: Statt zu warten, bis die G+D-Teams eine perfekte Lösung – sprich ein zu 100 Prozent grünes Produkt – entwickelt haben, sollen die Produkte schrittweise grüner werden.

Damit das gelingt, sollte ein Unternehmen zunächst genau wissen, was es unter „grün“ versteht, so Lamina. „Selbst wenn es bisher noch keine eindeutige Definition für ,grüne Produkte‘ durch ein unabhängiges Gremium gibt, muss im Unternehmen selbst ein Verständnis dafür vorhanden sein – oder zumindest ein Rahmen, an dem man sich orientieren kann.“ Für G+D haben sich diese fünf Kriterien bewährt:

  • Ein grünes Produkt sollte auf erneuerbaren und/oder wiederverwertbaren Rohstoffen basieren.
  • Bei der Herstellung sollte nachhaltige Energie verwendet worden sein.
  • Die Herstellungsprozesse von grünen Produkten sollten effizient sein und die Umwelt nicht durch unnötig verbrauchte Energie oder Rohstoffe belasten.
  • Ein Produkt sollte so konzipiert sein, dass es eine möglichst lange Lebensdauer besitzt, sprich sehr langlebig ist.
  • Ein Produkt muss so gestaltet sein, dass es auch am Ende seiner Lebensdauer nachhaltig ist (selbst wenn das Unternehmen, das es hergestellt hat, das Produkt nach dem Verkauf nie wieder sieht).

Die „Green Banknote Initiative“ von G+D ist für einen solchen ganzheitlichen Ansatz ein gutes Beispiel: Ihr Ziel ist es, eine Banknote mit dem kleinstmöglichen CO2-Fußabdruck zu entwickeln, ohne Kompromisse bei der Haltbarkeit oder der Sicherheit einzugehen. Die daraus resultierenden Hybrid ADDvance® der G+D-Tochter Louisenthal zum Beispiel senken den ökologischen Fußabdruck, der bei der Herstellung und Nutzung von Banknoten im Bargeldkreislauf entsteht, um 29 Prozent.4

Dieses Ergebnis wurde auch von unabhängiger Seite gewürdigt: Die International Association of Currency Affairs zeichnete die „Green Banknote Initiative“ mit dem Best New Environmental Sustainability Project For Currency Award für das Jahr 2023 aus.

2. Grünere Produkte für alle Geschäftsbereiche

Will man ein Produktportfolio umweltfreundlicher gestalten, darf man nicht selektiv vorgehen, sondern muss das gesamte Unternehmen einbeziehen.

Bei G+D arbeiten daher alle zentralen Geschäftsbereiche an umweltfreundlichen Produkten, wenn auch mit unterschiedlichem Reifegrad – das gilt für die Währungstechnologie ebenso wie für Finanzplattformen und die digitale Sicherheit. Insbesondere der Bezahlkartensektor hat eine Vielzahl umweltfreundlicher Lösungen für Ausgeber von Bezahlkarten im Banken- und Fintech-Sektor entwickelt.

In den meisten Ländern gehört eine Bezahlkarte in der Geldbörse heute zum Standard. Und je alltäglicher die Kartenzahlung wird, desto stärker entwickelt sich der Trend zur Personalisierung und zu umweltfreundlichen Karten. Die Kartenausgeber reagieren auf diesen Wunsch der Verbraucherinnen und Verbraucher und bieten Bezahlkarten aus recyceltem Kunststoff (einschließlich recyceltem Meeresplastik), Holz und anderen wiederverwertbaren und biologisch abbaubaren Materialien an. Mit der Zunahme solch innovativer Karten werden immer mehr Menschen ihren nachhaltigen Lebensstil auch durch die Wahl der Bezahlkarte zum Ausdruck bringen wollen.

Als Reaktion auf diese Nachfrage hat sich G+D als erster großer Bezahlkartenhersteller verpflichtet, bis zum Ende des Jahrzehnts alle neuen Kunststoffe in seinem Bezahlkarten-Sortiment zu ersetzen – eine von vielen Initiativen, die zeigen, dass G+D sowohl bei der unternehmerischen Verantwortung als auch bei den gesellschaftlichen Bemühungen um Nachhaltigkeit eine führende Rolle einnehmen will.

Die Umstellung ist bereits in vollem Gang. Das Convego® Beyond Portfolio von G+D unterstützt mehrere große Banken dabei, eine Vielzahl nachhaltiger Produkte und Dienstleistungen anzubieten. So führt die Rabobank in den Niederlanden mit Convego® Recycled Cards von G+D Plastikkarten ein, deren Körper zu 100 Prozent aus recyceltem PVC besteht. In Deutschland bietet die HypoVereinsbank der UniCredit ihren Kunden umweltfreundliche, plastikfreie Debitkarten auf Basis der Convego® Natural Payment Card von G+D an. Deren Material besteht zu 100 Prozent aus Polymilchsäure (PLA), einem Biokunststoff, der aus nachwachsenden Rohstoffen wie Maisstärke hergestellt wird.

Umweltfreundliche Karten sind nur ein Beispiel: G+D hat zahlreiche weitere grüne Initiativen für digitale Infrastrukturen, Reisepässe, Personalausweise und vieles mehr (siehe unten).

Eine grüne Bankkarte liegt auf einer Tastatur.

3. Von den Vorteilen grüner Produkte profitieren

Ist die Entscheidung einmal gefallen, das Unternehmen umweltfreundlicher auszurichten, kann man sich darauf konzentrieren, das Tagesgeschäft nachhaltiger zu gestalten, etwa den Energieverbrauch, die Logistik oder die Auslandsreisen. All diese Prozesse tragen durchaus dazu bei, den Kohlenstoffausstoß zu reduzieren – doch nur bis zu einem gewissen Grad. „Wenn man jedoch nicht auch bei den Grundlagen des Designs sowie der Produktion von Gütern und Dienstleistungen ansetzt, wird man das endgültige Nachhaltigkeitsziel nicht erreichen“, sagt Frank Krüger.

Sich auf die Produkte selbst zu konzentrieren, zahlt sich in mehrfacher Hinsicht aus: Umweltfreundlichere Produkte unterstützen die grüne Agenda der Kunden, sind gut für das eigene Unternehmen und den Umweltschutz.

„Falls sie es nicht bereits tun, werden Ihre Kunden schon bald auch nach den Umweltauswirkungen Ihrer Produkte fragen – und zwar im Detail und mit der Forderung nach einem Beleg dieser Umweltfreundlichkeit“, so Andreas Lamina. Ein wesentlicher Grund dafür seien wiederum die eigenen Ziele. „Ihre B2B-Kunden stehen unter dem Druck, die eigenen individuellen Anforderungen für ein grüneres Unternehmen zu erfüllen, indem sie nachhaltige Komponenten für ihre Produkte und Dienstleistungen verwenden.“

Und, so Lamina weiter: „Die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Produkten wird in Zukunft noch stärker von den Kundinnen und Kunden bestimmt, sowohl auf der B2B- als auch auf der Verbraucherseite, da alle Unternehmen sich auf ihre eigenen Nachhaltigkeitsziele und -verpflichtungen konzentrieren werden.“

Viele Partner von G+D sind hier bereits aktiv geworden. So hat Mastercard im April seine Pläne bekräftigt, bis 2028 auf PVC-Kunststoffe in Bezahlkarten zu verzichten, die seine Zahlungsabwicklungsdienste nutzen. Alle Plastikkarten des Unternehmens werden künftig aus biobasierten oder wiederaufbereiteten Kunststoffen produziert, darunter auch recyceltes Meeresplastik. G+D ist einer der ersten Partner dieser Initiative und unterstützt die „Greener Payments Partnership“, die sich auf die Reduzierung des Einsatzes von PVC-Kunststoff bei der Herstellung von Bezahlkarten konzentriert.5

In enger Zusammenarbeit mit G+D und Mastercard arbeitet auch die Deutsche Bank daran, ihr gesamtes Bezahlkartenportfolio auf recycelte Materialien umzustellen. Bis Ende 2024 sollen 99 Prozent aller von der Bank neu ausgegebenen Bezahlkarten (einschließlich der Bezahlkarten ihrer Tochtergesellschaften Postbank und Norisbank) aus wiederaufbereitetem PVC hergestellt werden. Als wichtigster Bezahlkartenproduzent und Recyclingpartner der Bank geht G+D davon aus, dass Bezahlkarten aus Recycling-Kunststoff die CO2-Emissionen um rund 65 Prozent reduzieren werden.

4. Ein nachhaltiger Produktlebenszyklus

Viele Bereiche können dazu beitragen, Produkte über ihren gesamten Lebenszyklus hinweg umweltfreundlicher zu machen. Frank Krüger hebt drei hervor:

  • Nachhaltiges Produktdesign: Bei der Konzeption von Produkten sollte von Beginn an und in allen Phasen des Lebenszyklus auf Nachhaltigkeit geachtet werden – von der Herstellung über die Nutzung bis zur Entsorgung. Die Forschungs- und Entwicklungsprozesse von Produkten nachhaltigkeitsorientiert zu gestalten, lässt sich jedoch nicht immer von heute auf morgen bewerkstelligen, insbesondere bei technisch komplexen Produkten. „Unser Anspruch ist es, Produkte zu entwickeln, die von Anfang an nachhaltig sind“, so Krüger. „Dabei integrieren wir nach und nach immer mehr ökologische Aspekte in jede Entwicklung. Solche Anpassungen erfordern jedoch Zeit, sorgfältige Planung, neue Prozesse und Produktionslinien und manchmal auch erhebliche Investitionen.“
     
  • Nachhaltige Produktion: Ein weiterer Bereich, der sich beeinflussen lässt, ist die Produktion. G+D überprüft kontinuierlich die eingesetzten Materialien. So plant das Unternehmen derzeit, wichtige Teile der Pässe, die es über das Joint Venture Veridos herstellt, nicht mehr aus neuen, sondern aus recycelten Materialien zu fertigen.
    Auch bei der Herstellung von Banknoten hat G+D bereits einige Segmente umgestellt und damit die Umweltauswirkungen deutlich reduziert. Der Banknotenhersteller Louisenthal (ein Tochterunternehmen von G+D) erzeugt beispielsweise inzwischen 25 Prozent seines Strombedarfs mit Wasserkraft und hat durch Recyclingverfahren seinen Wasserverbrauch in den letzten neun Jahren um 40 Prozent reduziert.

    Bis zum Jahr 2030 will G+D konzernweit 85 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Quellen decken. Das gilt auch für den Betrieb der großen Rechenzentren. An Standorten in Griechenland und Indien wird bereits heute zu 100 Prozent Ökostrom aus Windkraftanlagen genutzt.
     

  • Nachhaltige Lieferketten: „Um den CO2-Ausstoß so gering wie möglich zu halten, müssen Unternehmen auch ihre gesamte Lieferkette im Blick haben, einschließlich der Produktionsprozesse ihrer Zulieferer“, sagt Lamina. „Bei G+D betrachten wir sämtliche Abläufe und prüfen, welche Bereiche wir am effektivsten beeinflussen können. Gemeinsam mit unseren Lieferanten suchen wir nach Wegen, wie auch sie ihre Produktion umweltfreundlicher gestalten können.“
    Hier zeigt sich, dass der Weg zu umweltfreundlicheren Produkten selten im Alleingang, sondern nur in enger Zusammenarbeit gelingen kann. Aus diesem Grund baut G+D gezielt ein Ökosystem von Nachhaltigkeitspartnern auf. Im Bereich Finanzdienstleistungen arbeitet G+D beispielsweise mit den digitalen Öko-Innovatoren Doconomy und Patch zusammen, damit die Herausgeber von Bezahlkarten ihren Kundinnen und Kunden die Überwachung und Reduzierung ihres persönlichen CO2-Fußabdrucks ermöglichen können.

    Doconomy bietet Kundinnen und Kunden bei der Nutzung ihrer Bezahlkarten einen Überblick über die mit jedem Einkauf verbundenen CO2-Emissionen an und unterstützt sie so dabei, ihr Ausgabeverhalten zu ändern. Die Technologie von Patch geht noch einen Schritt weiter und bietet die Möglichkeit an, Emissionsgutschriften zu erwerben, die den CO2-Fußabdruck der Einkäufe ausgleichen.

    Diese digitale Entwicklung zieht sich laut Frank Krüger durch alle Wirtschaftsbereiche: „Die Digitalisierung aller oder eines Teils der zuvor physischen Produkte ist ein Segment, das oft eine Quelle für reduzierte Emissionen darstellt“, sagt er. „Digitale Produkte kommen ohne Rohstofftransporte für die Produktion oder die physische Auslieferung fertiger Güter aus. Sie erfordern zwar eine größere Computerleistung im Backend, aber in der Praxis lässt sich die von solchen Rechenzentren verbrauchte Energie zu 100 Prozent aus nachhaltigen Quellen beziehen.“

5. Durch ESG-Engagement attraktiver werden

Der Umstieg auf umweltfreundlichere Produkte ist auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von großer Bedeutung. Laut Krüger ist es für Organisationen unerlässlich, eine gute Umweltbilanz vorweisen zu können. „Wer heute als Arbeitgeber erfolgreich sein und die besten Leute nicht nur gewinnen, sondern auch halten will, für den ist das eine wichtige Voraussetzung“, sagt er und fügt hinzu: „Künftige und aktuelle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wollen wissen, wofür das Unternehmen steht und welche Ziele es verfolgt. Eine Firma, die nicht in zahlreichen Bereichen der Nachhaltigkeit aktiv ist, wollen viele Menschen heute nicht mehr unterstützen.“

Nichtregierungsorganisationen (NGOs), die seit Jahren eine wichtige Rolle als Wächter der Unternehmen spielen, sind eine weitere treibende Kraft für grüne Produktstrategien. „Einige NGOs sind gut aufgestellt und in der Lage, Greenwashing und mangelndes Nachhaltigkeitsengagement aufzudecken. Das kann sich negativ auf die Marke, die Reputation und letztlich auf das Marktpotenzial eines Unternehmens auswirken“, so Krüger. Sein Rat: „Man sollte nicht mehr versprechen, als man halten kann.“

Wie nachhaltig ein Unternehmen agiert, wird auch von den Handelspartnern beurteilt. „Kauft ein Partner bei Ihnen ein, möchte er, dass Ihr Produkt nachhaltig ist, und das erhöht sein Bestreben, ebenfalls ein umweltfreundlicheres Unternehmen zu werden“, sagt Andreas Lamina. Tatsächlich verlangen heute viele Beschaffungsprozesse, dass Unternehmen eine bestimmte Nachhaltigkeitsquote erfüllen, andernfalls werden sie von einem Auftrag ausgeschlossen. Eine Bank, die ein nachhaltiges Design für ihre Zahlungskarten verlangt, ist ein gutes Beispiel für eine solche Qualifizierung von Lieferanten.

“Die Entwicklung umweltfreundlicherer Produkte ist der richtige Weg und die richtige Richtung. Über die Geschwindigkeit dabei lässt sich streiten, aber die Ökologisierung der Produkte steht nicht zur Disposition. Nur nachhaltige Unternehmen werden in Zukunft Bestand haben.“
Andreas Lamina
Leiter Corporate Sustainability, G+D

6. Herausforderungen messbar machen

Wichtig ist, dass die Effekte, die ein nachhaltigerer Produktmix mit sich bringt, messbar und nachweisbar sind. „Früher konnte man relativ einfach behaupten, mehrere Initiativen zu haben, um Produkte umweltfreundlicher zu gestalten“, so Krüger. „Einigen Stakeholdergruppen hat das genügt, aber heute müssen alle Unternehmen konkret nachweisen, was sie für die Umwelt tun.“

Lamina empfiehlt, für jedes Produkt fünf bis zehn Kriterien festzulegen, anhand derer sich der interne Fortschritt messen lässt. Die Nachhaltigkeit des gesamten Produkts wird anschließend von einer unabhängigen Zertifizierungsstelle bewertet. Diese Transparenz sei wichtig, damit die Kundinnen und Kunden die Produkte selbst beurteilen und vergleichen können. Es mag eine große Herausforderung sein, den Umwelteinfluss digitaler Produkte im Vergleich zu physischen Produkten zu messen, aber es ist nicht unmöglich.

Eine Frau bezahlt mit ihrem Smartphone für Einkäufe in einem Blumengeschäft.

Als Wegbereiter der „Embedded SIM“-Technologie (eSIM) ist G+D überzeugt, dass der Einsatz volldigitaler, programmierbarer eSIMs wesentlich umweltfreundlicher ist als der herkömmlicher SIM-Karten. Dennoch entschied man sich, diese Ansicht auf den Prüfstand zu stellen und empirische Belege dafür zu liefern.

Zu diesem Zweck gab G+D beim Fraunhofer IZM, dem renommierten Institut für angewandte und industrielle Auftragsforschung, eine Studie in Auftrag. Sie verglich die gesamten Umweltauswirkungen einer eSIM mit denen einer herkömmlichen SIM-Karte – und das über den kompletten Lebenszyklus hinweg. Berücksichtigt wurden dabei die eingesetzten Rohstoffe und Ressourcen, die Transporte der Vor- und Endprodukte, die Nutzungsdauer der Produkte sowie die zugehörigen Komponenten und Dienstleistungen, die zur Gewährleistung ihrer Funktionalität erforderlich sind. Das Ergebnis war eindeutig: Die Studie zeigt, dass die Nutzung einer eSIM über den gesamten Produktlebenszyklus 46 Prozent weniger CO2-Emissionen verursacht als die einer herkömmlichen SIM-Karte.

7. Bereit für Gesetzgebung und Zertifizierung

„Während die meisten Unternehmen mittlerweile Maßnahmen im Bereich der Nachhaltigkeit ergreifen, wird die Entwicklung umweltfreundlicherer Produkte auch durch ein sich rasch entwickelndes regulatorisches Umfeld vorangetrieben“, so Krüger. Besonders die europäischen Gesetzgeber haben bereits mehrere Richtlinien erarbeitet, die in der gesamten EU in Kraft treten sollen. Sie zielen darauf ab, mehr Transparenz, Rechenschaftspflicht und Vergleichbarkeit bei der Produktnachhaltigkeit zu gewährleisten.

Der Entwurf der Europäischen Kommission für eine Richtlinie für „Green Claims“, die im März 2023 veröffentlicht werden soll, zielt speziell auf „Greenwashing“ ab. Eine Studie unter EU-Unternehmen ergab, dass 53 Prozent ihrer Umweltaussagen auf vagen, irreführenden oder nicht fundierten Informationen basieren. Darüber hinaus wurde festgestellt, dass 40 Prozent der umweltbezogenen Angaben nicht belegt waren.3

Der Gesetzesvorschlag sieht vor, dass Unternehmen, die auf dem europäischen Markt tätig sind, ihre Umweltaussagen mit extern überprüfbaren Beweisen untermauern und diese Aussagen präzise kommunizieren müssen. Die Verwendung von Begriffen wie „Netto-Null“, „klimaneutral“ und „CO2-Ausgleich“ müsse künftig begründet werden.

Länderspezifische Gesetze stellen bereits formale Anforderungen an Unternehmen in diesem Bereich. Das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, das Anfang 2023 in Kraft getreten ist, verlangt von Unternehmen die Einhaltung von Umwelt-, Menschen- und Kinderrechten nicht nur für ihre eigenen Aktivitäten, sondern entlang ihrer gesamten Lieferkette.

Auch für die Verwendung von Materialien wie Kunststoffen gibt es spezifische Standards und Richtlinien, die von verschiedenen Industrie- und Regierungsgremien festgelegt wurden. Unabhängig von der Quelle müssen Unternehmen, wenn sie Prozessrisiken und Reputationsschäden vermeiden wollen, Mechanismen für das Management ihrer Umwelterklärungen, Initiativen und Produktkennzeichnungen sicherstellen.

„Wer künftig behauptet, sein Produkt sei umweltfreundlich, muss sehr genau beschreiben, was er damit meint, und die Umweltleistung nachweisen“, so Frank Krüger. „Das heißt, wir brauchen für jeden Produktbereich einen Zertifizierungsrahmen, der dem Markt ein klares Signal über die Nachhaltigkeitseigenschaften eines Produkts gibt.“

Das große Ganze im Blick behalten

Ein komplexes Produktportfolio nachhaltig zu gestalten, kann Jahre dauern. „Das übergeordnete Ziel, nämlich die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks, darf dabei nicht aus den Augen verloren werden“, so Lamina. „Auch nicht angesichts schwieriger wirtschaftlicher Bedingungen und einer sich schnell verändernden Gesetzeslandschaft.“

Entscheidend ist nicht nur, Kunden, Gesetzgeber und andere Interessengruppen zufriedenzustellen. Wie viele andere Unternehmen hat auch G+D das „Nachhaltigkeitsgen“ in seiner Unternehmens-DNA verankert. „Wir haben erkannt, dass die Herstellung umweltfreundlicherer Produkte aus Sicht der sozialen Verantwortung des Unternehmens unerlässlich ist“, sagt Andreas Lamina. „Es geht darum, das Richtige zu tun und die richtige Richtung einzuschlagen. Über die Geschwindigkeit dabei lässt sich streiten, aber die Ökologisierung der Produkte steht nicht zur Disposition. Nur nachhaltige Unternehmen werden in Zukunft Bestand haben.“

Key Takeaways

  • Unternehmen müssen Maßnahmen ergreifen, um die Umweltauswirkungen ihrer Produkte in allen Phasen des Produktlebenszyklus zu verringern.

  • Die Behauptung, ein Produkt sei nachhaltiger, muss für Kunden und Gesetzgeber glaubwürdig und messbar sein.

  • Ein umweltfreundlicheres Produktportfolio kann nicht nur für die Umwelt, sondern auch für die Wirtschaft von großem Nutzen sein, da es neue Märkte erschließt und dazu beiträgt, die besten Talente zu gewinnen.

  1. Reaching net zero—what will it take?, McKinsey & Co, 2022

  2. Business quotes on raising climate ambition for 2030, Cambridge University Corporate Leaders Group, 2019

  3. Proposal for a Directive on Green Claims, European Commission, 2023

  4. Sustainability at every level, Louisenthal, 2023

  5. Mastercard to eliminate first-use PVC plastics from payment cards by 2028, 2023

Veröffentlicht: 28.11.2023

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