Veröffentlicht: 27.06.2024
Kartenausgabe auslagern, Effizienz steigern
Mit ihrem agilen und digitalen Ansatz haben neue Servicemodelle die Bezahlbranche in den letzten zehn Jahren auf den Kopf gestellt. Im Mittelpunkt ihres Geschäftsmodells stehen sogenannte As-a-Service-Lösungen, die mehr Effizienz und Skalierbarkeit ermöglichen. Was können traditionelle Banken davon lernen?
Um in der heutigen digitalen Welt effektiv und effizient arbeiten zu können, sind Unternehmen und andere Organisationen auf eine Vielzahl von Dienstleistungen angewiesen. E-Commerce-Händler beispielsweise arbeiten nicht nur mit Lieferanten und Herstellern zusammen: Sie benötigen auch einen Website-Provider, einen Zahlungsabwickler für Transaktionen, Analysetools zur Steuerung von Vertriebs- und Marketingkampagnen und vieles mehr. Moderne Banken sollten auch mehr zu bieten haben als nur stationäre Filialen. Sie müssen unter anderem digitale Anwendungen und Online-Banking-Plattformen entwickeln und pflegen, Tools für das Kundenbeziehungsmanagement bereitstellen, für Sicherheit und Compliance sorgen – und gleichzeitig mit den sich wandelnden Bedürfnissen und Erwartungen ihrer Kundinnen und Kunden Schritt halten.
All diese Funktionen im eigenen Haus zu entwickeln und zu pflegen, ist kostspielig, ineffizient und bindet Ressourcen, die für andere wichtige Aufgaben im Unternehmen fehlen. Die wenigsten Firmen und Institutionen haben die Kapazität, alles selbst zu verwalten. Und selbst die, die es tun, finden es nicht praktikabel. Die effizientere Lösung besteht darin, diese Themen an As-a-Service-Anbieter auszulagern, die spezialisierte Dienstleistungen bedarfsgerecht erbringen.
Die Entstehung von As-a-Service-Modellen
Ein As-a-Service-Modell lässt sich am einfachsten wie folgt beschreiben: Eine Dienstleistung oder ein Produkt wird nicht durch eine einmalige Zahlung erworben, sondern auf der Grundlage eines Abonnements oder einer Zahlung pro Nutzung bereitgestellt. Der Siegeszug des As-a-Service-Modells lässt sich auf das Aufkommen von Software-as-a-Service (SaaS)-Lösungen in den frühen 2000er-Jahren zurückführen. Sie sind heute in den meisten modernen Unternehmen gang und gäbe, wie beispielsweise Microsoft Office 365 oder Google Workspace. Für das Jahr 2024 wird der Wert der SaaS-Branche auf 317 Milliarden Dollar geschätzt, bis 2032 soll er auf 1,2 Billionen Dollar ansteigen.1 Neben SaaS gibt es noch weitere As-a-Service-Angebote. Andere bekannte Beispiele sind Infrastructure-as-a-Service (IaaS) wie Amazon Web Services (AWS) oder sogar Payment-as-a-Service (PaaS) wie PayPal oder Stripe.
Unabhängig von der Art des Dienstes oder der Branche sind die wesentlichen Vorteile für Unternehmen in der Regel dieselben: höhere Kosten- und Zeiteffizienz durch den Zugang zu den neuesten Tools und Diensten, je nach Bedarf und ohne den Aufwand, diese intern entwickeln und pflegen zu müssen. Dies setzt wertvolle Ressourcen frei und ermöglicht es Unternehmen, sich um ihr Kerngeschäft zu kümmern, während sie gleichzeitig die nötige Flexibilität für Skalierung und Anpassung erhalten. Für E-Commerce-Händler bedeutet dies, dass sie ihre Aufmerksamkeit auf Marketing und Vertrieb richten können, ohne sich Sorgen um die Zahlungsinfrastruktur machen zu müssen. Banken können ihren Fokus auf einen exzellenten Kundenservice richten und das ganz ohne den Entwicklungs- und Wartungsaufwand komplexer Softwaresysteme.
As-a-Service im Bankensektor
Dieses Servicemodell ist charakteristisch für Neobanken und Fintechs: Sie nutzen erfolgreich Banking-as-a-Service-Angebote (BaaS), um kundenorientierte digitale Bankdienstleistungen zu erbringen, ohne sich um die Komplexität des Backends kümmern zu müssen. Stattdessen arbeiten sie mit lizenzierten Finanzinstituten und Unternehmen für „White Label“-Bankensoftware zusammen, um technische, sicherheitsrelevante sowie Compliance-Prozesse zu überwachen. Das erlaubt ihnen, sich auf den Markenaufbau und das Kundenerlebnis zu konzentrieren.
Etablierte Banken stehen zunehmend unter Druck, effizienter zu werden und wettbewerbsfähig zu bleiben. Denn die Erwartungen der Verbraucherinnen und Verbraucher ändern sich, immer mehr Menschen wenden sich digitalen Lösungen zu und legen Wert auf Themen wie Nachhaltigkeit und Barrierefreiheit. Traditionelle Banken sind jedoch oft durch komplexe Prozesse und Strukturen eingeschränkt oder verfügen nicht über das technische Know-how, um sich solchen raschen Veränderungen anpassen zu können. Neobanken hingegen können aufgrund ihrer schlanken Organisation schneller reagieren.
„Um wettbewerbsfähig zu bleiben und den Forderungen der Verbraucherinnen und Verbraucher nach Schnelligkeit, Bequemlichkeit und Nachhaltigkeit gerecht zu werden, müssen Banken flexibler werden“, sagt Eric Megret-Dorne, Head of Card Issuance Services bei G+D. „Die Auslagerung bestimmter Prozesse an As-a-Service-Anbieter würde den Banken mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit in einem sich ständig verändernden Markt bieten.“
Ein Beispiel ist die Ausgabe von Bezahlkarten. Auf den ersten Blick war es noch nie so einfach wie heute, eine neue Bankkarte zu erhalten. Mit wenigen Klicks können die Verbraucherinnen und Verbraucher in ihrer mobilen Banking-App eine neue Karte beantragen und bis zur Auslieferung ein elektronisches Pendant der Karte in ihrer digitalen Wallet nutzen. Oder sie gehen direkt zur Bank, um die neue Karte an einem Self-Service-Kiosk abzuholen und sofort zu aktivieren. Für den Endkunden oder die Endkundin ist der Prozess so einfach wie möglich gestaltet, doch hinter den Kulissen ist dies nicht immer der Fall.
An der Kartenausgabe sind viele Akteure beteiligt, von Kreditkartenorganisationen und Banken über Zahlungsabwickler bis hin zu Druck- und Ausgabedienstleistern und auch die unterschiedlichen Standards und gesetzlichen Anforderungen in den einzelnen Ländern tragen zu einem fragmentierten Ökosystem der Kartenausgabe bei.
Da jedoch jeder Kontaktpunkt, ob physisch oder digital, eine Gelegenheit bietet, die Kundenbindung zu stärken, können sich Banken solche Ineffizienzen kaum leisten.
Dieser Prozess eignet sich hervorragend für ein As-a-Service-Modell. Durch die Zusammenarbeit mit einem auf die Kartenausgabe spezialisierten Anbieter kann jeder Schritt der Kartenausgabe rationalisiert und zentral verwaltet werden – von der Kartenherstellung und -personalisierung bis hin zur Anpassung von Kartenpaketen und zu Aktivierungsoptionen.
Banken können sich auf die Kundengewinnung und -bindung konzentrieren, ohne sich um Logistik, Compliance und technologische Upgrades kümmern zu müssen. Das führt nicht nur zu einer Senkung der Betriebskosten, sondern auch zu mehr Flexibilität und Anpassungsfähigkeit der Banken an sich ändernde Marktanforderungen.
Darüber hinaus gewährleistet der dynamische Charakter des As-a-Service-Modells einen kontinuierlichen Zugang der Banken (und ihrer Kundinnen und Kunden) zu den neuesten Kartentechnologien und Sicherheitsfunktionen. In einem Branchenumfeld, in dem die Kundinnen und Kunden nicht zögern, die Bank zu wechseln, wenn ihre Bedürfnisse nicht erfüllt werden, ist dies ein nicht zu unterschätzender Vorteil.
Marktplatz für Kartenausgabedienste
G+D bietet seinen Bankkunden und -kundinnen ein umfangreiches Portfolio an Convego® Kartenprodukten und Dienstleistungen rund um die Kartenausgabe. Ab sofort werden alle diese Services in einem gemeinsamen Portal gebündelt – dem Convego® Service Market. Damit steht sowohl den traditionellen Banken als auch den Neobanken eine komfortable One-Stop-Shop-Lösung zur Verfügung. Die Erstellung und die Verwaltung der Kartenausgabe erfolgen sicher, effizient und benutzerfreundlich und lassen sich individuell an die Bedürfnisse der Kundinnen und Kunden anpassen. Der Service ist über einfach zu integrierende APIs oder schnell zu implementierende Portalanwendungen verfügbar.
„Mit dem Convego® Service Market können Banken über ein einziges Portal vielfältige Kundenerlebnisse schaffen“, sagt Mehdi Heidari, Head of Product Management Digital Issuance in Financial Platforms bei G+D. „Ob umweltfreundliche digitale Zahlungsprozesse für die umweltbewusste Generation Z oder hochwertig personalisierte Bezahlkarten für anspruchsvolle VIP-Kundinnen und
-Kunden – die Möglichkeiten sind unbegrenzt.“
Ein Beispiel: Alexandra ist Leiterin der Abteilung Vielfalt und Inklusion bei einer Regionalbank. Mit dem Convego® Service Market kann sie neue Karten mit barrierefreien Merkmalen wie Einkerbungen erstellen oder einen Kartenträger mit QR-Codes entwerfen, die mit Audioguides für eine unterstützte Aktivierung verknüpft sind. Außerdem hat sie die Möglichkeit, eine passwortlose Authentifizierung zu aktivieren, um sicherzustellen, dass Transaktionen sowohl sicher als auch praktisch für Nutzerinnen und Nutzer sind, denen es schwerfällt, ein Passwort einzugeben. Mit nur wenigen Klicks hat sie einen barrierefreien Zahlungsweg geschaffen.
Ein solcher Prozess, der bei Bedarf wiederholt werden kann, um unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen gerecht zu werden, macht Banken flexibel und hilft ihnen, in einem zunehmend wettbewerbsorientierten Markt konkurrenzfähig und erfolgreich zu bleiben.
Durch die Nutzung eines As-a-Service-Angebots wie des Convego® Service Markets profitieren Banken in zweifacher Hinsicht: Sie können ihre Betriebsabläufe effizienter gestalten, was ohne Outsourcing nicht möglich wäre. Zum anderen erhalten sie Zugang zu neuesten Technologien und Sicherheitsfunktionen. Beides trägt dazu bei, das Kundenerlebnis zu verbessern. Diese Strategie kann entscheidend sein, wenn es darum geht, die vielfältigen und wechselnden Erwartungen moderner Verbraucherinnen und Verbraucher zu erfüllen.
Key Takeaways
- Die Banken müssen flexibler sein, um sich an die veränderten Marktanforderungen und Verbrauchererwartungen anzupassen.
- Die Auslagerung an As-a-Service-Anbieter kann die betriebliche Effizienz steigern und den Banken helfen, ein besseres Kundenerlebnis zu schaffen.
- Die Kartenausgabe ist ein Beispiel für einen Prozess, der von einem As-a-Service-Modell profitieren könnte.
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Software as a Service (SaaS) Market Size, Fortune Business Insights, 2024
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