Retail-CBDCs: Was, wer, wann, wo?
In vielen Ländern sind die Erwartungen an eine baldige Ausgabe von CBDCs hoch. Fast ein Viertel der Zentralbanken hat bereits ein Pilotprojekt für eine Retail-CBDC1 durchgeführt. Es wird erwartet, dass die Institutionen hinter großen Währungen, wie die Europäische Zentralbank, gegen Ende des Jahrzehnts digitale Währungen für den allgemeinen Gebrauch einführen.
Mit der Einführung einer Retail-CBDC profitieren die Menschen von einem digitalen Bargeldäquivalent, das von der Zentralbank gestützt wird und das ihren immer digitaleren Zahlungsgewohnheiten entgegenkommt.
Es gibt jedoch noch weitere Gründe, die für Retail-CBDCs sprechen,
z. B. die Möglichkeit für Zentralbanken, eine größere Finanzstabilität aufrechtzuerhalten, Innovationen zu fördern und den Wettbewerb im Zahlungssektor zu stärken, die Effizienz im Zahlungsverkehr zu steigern und das digitale Zahlungs-Ökosystem inklusiver zu gestalten.
Insbesondere die finanzielle Teilhabe ist ein wichtiges politisches Ziel der Zentralbanken. Durch die Einführung benutzerfreundlicher CBDC-Wallets wie beispielweise Smartcards erhalten Menschen, die keinen oder nur einen eingeschränkten Zugang zum Finanzsystem haben, die Möglichkeit, digital zu bezahlen, ohne ein Bankkonto eröffnen zu müssen. Die CBDC kann dann als Einstieg in das Finanzsystem dienen und dabei helfen, eine individuelle Bonitätshistorie und Kreditwürdigkeit aufzubauen.2
Ein wesentliches Merkmal für eine barrierefreie CBDC ist die Offline-Fähigkeit. Viele Menschen haben keinen verlässlichen Zugang zum Internet, zu mobilen Netzwerken oder zu Elektrizität. Eine CBDC, die Transaktionen in jeder Lebenslage ermöglicht, ist daher unabdingbar. Das umfasst auch Situationen, in denen sowohl der Zahler als auch der Zahlungsempfänger offline ist, sogenannte duale Offline-Transaktionen. Zusätzlich sollte die Möglichkeit bestehen, offline erhaltene Beträge auszugeben, während man noch offline ist (consecutive offline transactions). Beides sind Kernfunktionen der CBDC-Lösung Filia® von G+D.
Während die Ausgabe von Retail-CBDCs über eine Zentralbank oder Währungsbehörde erfolgt, übernehmen Geschäftsbanken, Finanzdienstleister und Einzelhändler die Distribution – genau wie beim Bargeld. Das Zweistufenmodell soll die Finanzstabilität sowie die Stabilität des inländischen Zahlungssystems und seiner Akteure wahren. Wie eng die Zusammenarbeit zwischen öffentlichem und privatem Sektor sein wird, zeigt die Tatsache, dass neun von zehn Zentralbanken angeben, bereits mit externen Akteuren bei der Entwicklung von Machbarkeitsstudien und Pilotprojekten für ihre CBDCs zu kooperieren.1
Dafür gibt es ein aktuelles Beispiel: das Pilotprogramm der Hong Kong Monetary Authority für einen e-HKD (e-Hongkong Dollar), bei dem die Standard Chartered Bank Hong Kong mit G+D zusammenarbeitete. Um die möglichen Vorteile des hypothetischen e-HKD zu untersuchen, spielte das Team eine Reihe praxisnaher Szenarien in öffentlichen Verkehrsmitteln, Restaurants, bei Einzelhändlern und auf dem Universitätscampus durch. Das Projekt bewies, dass eine digitale Währung auch ohne Internetanschluss funktionieren kann und dennoch sichere aufeinanderfolgende Offline-Zahlungen in Echtzeit ermöglicht.